Arbeitsmarktlage in Marokko
#1
Bei allem Verständnis für die "Coviddiskussion", rauf und runter, unterschiedliche Meinungen, sollten wir uns doch mit einem weiteren, schwerwiegenden Problem Marokkos beschäftigen. Dazu ein Link:

https://www.maghreb-post.de/wirtschaft/m...eitsmarkt/

Daraus geht hervor, dass die Lage in Marokko aus meiner Sicht äusserst ernst ist. Wie lange geht das noch gut? Schon die offiziellen Zahlen sind erschreckend. Fairerweise wird in dem Bericht angegeben, dass diese Zahlen sehr "optimistisch" sind, und dass die Wirklichkeit noch gravierender ist.
Wie kann Marokko aus dieser fatalen Situation herauskommen?
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#2
Hallo,
das dürfte Schwierig sein, weil die Marokkanische Wirtschaft sehr auf Tourismus ausgerichtet ist und davon ein sehr grosser Teil abhängig ist. Das betrifft ja nicht nur die Hotels sondern auch die Landwirtschaft, den Touristen konsumieren ja auch. Viele kleine Handwerksbetriebe die für den Tourismus Mitbringsel und ähnliches produzieren, leiden natürlich sehr unter der Situation. Aus dieser Situation raus zu kommen, wird selbst bei einer vollständigen Grenzöffnung mehr als schwierig. Den der Tourismus hängt ja auch von ab von den Herkunftsländern ab.

Eine neue Ausrichtung der Wirtschaft, wäre durchaus möglich aber würde auch viele Jahre in Anspruch nehmen. Wenn ich meine Erlebnisse der letzten Tage wieder sehe. Ist das Interesse der Angestellten nicht zwingend dem Unternehmen zu dienen woher die Löhne kommen. Ein weiteres Problem ist natürlich auch gerade für kleine Unternehmen die "Korruption" in den meisten Fällen ist schlicht und einfach eine Erpressung und Amtsmissbrauch. Lohnveredelung wäre in Marokko durchaus umsetzbar, gerade für kleinere Unternehmen die Kleinserien produzieren. Bei einer Anfrage eines Deutsches Schmuckherstellers, ist ein Freund von mir den ich seit Jahrzehnten kenne. Da ging es nicht darum ob und wie man hier bauen könnte, die ersten Verhandlungen beliefen sich über das "Schmiergeld". Das kein weiteres Interesse besteht aufgrund der Tatsache ist denke ich auch selbstredend.

Zum Beispiel wie man die letzten Wochen bei Bricoma sehen konnte. War das Interesse der Angestellten, die Kunden übern Tisch zu ziehen um die Prämie zu betrügen, die man dafür bekam wenn man Bosch Professional Geräte gekauft hatte.

Heute war ich bei Bricolage, es hat doch tatsächlich 20 Minuten gedauert bis man einen Berater/Verkäufer gefunden hat. Gut das was ich wollte habe ich zwar nicht bekommen, wurde aber von Berater/Verkäufer aus dem Laden geführt. Die haben doch Tatsächlich noch "Lager" wo man dann praktisch "günstige Ware" angeboten bekommt.

Kitea hat bei mir Möbel aufgebaut. Die Monteure habe ich darauf hingewiesen das ich die Schäden nicht akzeptieren werde. Das war nach der 4. Tür bei den Schränken. Schäden die man ohne Probleme vermeiden hätte können. Die Monteure haben das zur Kenntnis genommen und letztendlich genau so weiter gemacht wie vorher. Insgesamt sind nun 16 Türen beschädigt... die bekommen ihren Lohn ob die ordentliche Arbeit leisten oder nicht.

Carrier Klimaanlagen, da sieht es schon völlig anders aus. Die Montage der Klimaanlagen lief absolut reibungslos ab. Kein zu spät kommen, keine Pausen, da sass jeder Handgriff und jeder der Monteure wusste genau was er wann zu tun hat. Natürlich gibt es auch diese Seite.

Vor kurzen hatte ich auch Installateur bei mir wegen Wasseranschluss, der meinte nur er kommt morgen. Als ich am nächsten Tag am Vormittag gekommen bin, war es bereits erledigt. Ich habe ihn angerufen und gefragt wann er das gemacht hätte. Er wäre am gestrigen Abend noch in der Nähe gewesen und hätte das gleich erledigt. (Aussen an der Wasseruhr). Die Bezahlung erfolgte auch nicht im Voraus!

Ebenso hatte ich einen Maler, der wusste auch genau was er machte. Sauber abgeklebt, der Boden wurde partiell abgedeckt. und letztendlich gab es keine Verschmutzungen oder ähnliches. Keine Pausen, da wurde nicht geplaudert. Die drei Räume wurde an einem Tag neu gestrichen. Das ist eine kleine Firma die davon lebt mit Mundpropaganda neue Aufträge zu bekommen.

Maroc Telecom, hat auch einen Wandel gemacht. Also die letzten Anschlüsse die ich bekam wurde immer Ad hoc installiert und funktionierten auch reibungslos. Das liegt wohl auch mitunter daran, das man mittlerweile Konkurrenz hat und durchaus auch um Kunden kämpfen muss. Das ist ja auch kein Nachteil wenn man mittlerweile schnell und zügig seinen Anschluss bekommt.

Es gibt durchaus wenige fleissige Leute und fähige Leute in Marokko, leider sind die allerdings in der Unterzahl.

Wenn man dann auch sieht das selbst grosse Unternehmen geplagt sind von der einheimisches Mentalität, siehe Renault Diebstähle in Millionenhöhe aus dem Werk. Die Qualitätsprobleme mit denen grössere Unternehmen in Marokko kämpfen machen es nicht leicht ein Unternehmen dazu bewegen in Marokko zu investieren. Selbst bei den grossen Vorteilen bei Steuern und Zoll.

Leonie hat zum Beispiel den Bau eines weiteres Werkes in Marokko vor ungefähr 2 Jahren angekündigt. Wie ich bei meinen letzten Deutschlandbesuch erfahren habe ist das Werk derzeit im Bau, allerdings nicht in Marokko sondern in Tunesien. Sollte das Werk in Tunesien besser laufen als die Werke in Marokko, denke mal hier kann jeder seinen eigenen Schlüsse ziehen.
MfG

Marco Wensauer
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#3
Hallo Marc99,

dass Covid den Tourismus in Marokko schwer in Mitleidenschaft gezogen hat wundert nicht. Das gilt jedoch für alle wirtschaftlich vom Tourismus stark abhängige Länder (z.B. Spanien). Nun rächt es sich, dass Investoren, gleich ob nationale oder internationale, auf diese schnelle "Geldmaschine" gesetzt haben, ohne die möglicherweise eintreffenden Krisensituationen einzuplanen (weltweite Wirtschaftskrise, Pandemien uvam.) Schnelle Lösungen dieses Problems sind nicht in Sicht.
Ein weiteres großes Problem ist die stark defizitäre Landwirtschaft (dass Wasserproblem ist nur 1 Gesichtspunkt). Ca 40% der "arbeitenden" Bevölkerung sind dort "beschäftigt", ihr Beitrag zum BIP beträgt mal gerade 15%. Auch hier ist eine schnelle, tiefgreifende Lösung nicht in Sicht.
Wie Du schon schreibst, wird eine Lösung nur durch eine grundlegend neue und bessere Wirtschaftsordnung zu erreichen sein. Sie würde nur langfristig wirksam werden können, und mit vielen Opfern verbunden sein. Ob das die Verantwortlichen/Bevölkerung mitmachen ist fraglich. Dazu gehören:
- bessere, effektive Schulbildung
- Maßnahmen für eine geeignete Berufsausbildung mit Vermittlung von Arbeitsethik (Schluss mit der "Inschallahmentalität")
- Vehemente Bekämpfung der Korruption, gleich ob bei kleinen Staats/Angestellten, Walis, Ministern oder Justiz.
- Schluss mit den schon langanhaltenden politischen Staatsabenteuern. Das Geld muss nutzbringend im Land eingesetzt werden (und nicht in Guerguerate!).
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#4
Marokko bräuchte nur die Grenzen weit zu öffnen sowie den ganzen Covid-Maßnahmen Quark streichen, dann würde schon einiges an Geld (über Touristen, Auslandsmarokkaner) ins Land kommen. In MA kann imho das Gesundheitssystem nicht überlastet werden, da es quasi gar nicht existiert. Siehe Zentralafrika, z.B Tanzania: dort gibt es offiziell sogar gar kein Corona und das Leben geht völlig normal weiter. Bei den aktuellen globalen Restriktionen könnten sich einzelne Länder sehr einfach einen gewichtigen Vorteil erschaffen. Wettbewerb hilft manchmal. Ich wäre jedenfalls als Nettogeldimporteur mit dabei ;-)
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#5
(12.11.2020, 10:27)Otto Droege schrieb: wird eine Lösung nur durch eine grundlegend neue und bessere Wirtschaftsordnung zu erreichen sein. Sie würde nur langfristig wirksam werden können, und mit vielen Opfern verbunden sein. Ob das die Verantwortlichen/Bevölkerung mitmachen ist fraglich. Dazu gehören:
- bessere, effektive Schulbildung
- Maßnahmen für eine geeignete Berufsausbildung mit  Vermittlung von Arbeitsethik (Schluss mit der "Inschallahmentalität")
- Vehemente Bekämpfung der Korruption, gleich ob bei kleinen Staats/Angestellten, Walis, Ministern oder Justiz.
- Schluss mit den schon langanhaltenden politischen Staatsabenteuern. Das Geld muss nutzbringend im Land eingesetzt werden (und nicht in Guerguerate!).

Hallo, 
langfristig würde ich als 30 Jahre deuten und das wäre wohl auch realistisch. Ich denke mal selbst wenn die Regierung diesen Wege wählen würde, käme das zu Konflikten mit der Bevölkerung. Weil das schnell und "leicht" verdiente Geld nicht mehr fliesst. Man durchaus mal sagen wie es ist, ein Grossteil interessiert es nicht was sie machen, sondern nur wie viel Geld sie am Abend in der Tasche haben. Ob die ihre Arbeit gut oder schlecht machen, spielt keine Rolle, den der morgige Tag wird mir was neues bescheren. Im Hinblick auf Wasser, Wasser wird hier doch viel und gerne verschwendet und sich darüber beschwert das es Teuer ist. 

Das marokkanische Volk ist in einem gewissen Masse doch Überfluss gewohnt. Hungern braucht in Marokko bestimmt niemand! Es ist die Bequemlichkeit und die Faulheit die das Land daran hindert sich zu entwickeln. 

Einfaches Beispiel, ob man einen Job hat oder nicht, spielt so gut wie keine Rolle. Irgendjemand in der Familie verdient schon Geld und werde mich da durchfüttern lassen. Gerne sagen die Marokkaner immer wie wichtig die Familie sei und der Zusammenhalt sehr wichtig ist. In Wahrheit hält doch jeder das Band der Familie aufrecht um sich zur Not durchfüttern lassen zu können. Das die eigene Faulheit unterstützt wird und man sozusagen nicht arbeiten braucht. Es gibt in Marokko diesen Druck nicht so sehr Geld nach Hause zu schaffen wie das in anderen Ländern der Fall ist. 

Faulheit, Egoismus, Korruption sind doch irgendwo schon ein tiefer Bestandteil der marokkanischen Kultur und in den Köpfen tief verankert. Ich könnte jetzt hier einen guten Vergleich bringen, aber ich denke wenn ich das hier schreibe, werde ich gesteinigt. Big Grin  Das aus den Köpfen der Menschen zu kriegen dürfte länger als eine Generation dauern, den die Kindern lernen erst von den Eltern und deren Verhaltensweisen. 

Die letztendlich eigentliche und einzige Frage die sich stellt, wollen die Marokkaner überhaupt eine Änderung oder ihr Leben wie gehabt weiter leben.
MfG

Marco Wensauer
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#6
(12.11.2020, 15:34)Marc99 schrieb: Faulheit, Egoismus, Korruption sind doch irgendwo schon ein tiefer Bestandteil der marokkanischen Kultur und in den Köpfen tief verankert. 

Also dieses Statement finde ich jetzt wirklich ziemlich heftig und stark verallgemeinernd. 

Es gibt genauso fleißige, hilfsbereite und ehrliche Marokkaner und bestimmt ist die aktuelle Wirtschaftskrise nicht eine Mentalitätsfrage, die sich durch "Fleiß und ehrliche Arbeit" in ein Wirtschaftswunder umkehrt. Echt mal...
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#7
(12.11.2020, 15:34)Marc99 schrieb:
(12.11.2020, 10:27)Otto Droege schrieb: wird eine Lösung nur durch eine grundlegend neue und bessere Wirtschaftsordnung zu erreichen sein. Sie würde nur langfristig wirksam werden können, und mit vielen Opfern verbunden sein. Ob das die Verantwortlichen/Bevölkerung mitmachen ist fraglich. Dazu gehören:
- bessere, effektive Schulbildung
- Maßnahmen für eine geeignete Berufsausbildung mit  Vermittlung von Arbeitsethik (Schluss mit der "Inschallahmentalität")
- Vehemente Bekämpfung der Korruption, gleich ob bei kleinen Staats/Angestellten, Walis, Ministern oder Justiz.
- Schluss mit den schon langanhaltenden politischen Staatsabenteuern. Das Geld muss nutzbringend im Land eingesetzt werden (und nicht in Guerguerate!).

Hallo, 
langfristig würde ich als 30 Jahre deuten und das wäre wohl auch realistisch. Ich denke mal selbst wenn die Regierung diesen Wege wählen würde, käme das zu Konflikten mit der Bevölkerung. Weil das schnell und "leicht" verdiente Geld nicht mehr fliesst. Man durchaus mal sagen wie es ist, ein Grossteil interessiert es nicht was sie machen, sondern nur wie viel Geld sie am Abend in der Tasche haben. Ob die ihre Arbeit gut oder schlecht machen, spielt keine Rolle, den der morgige Tag wird mir was neues bescheren. Im Hinblick auf Wasser, Wasser wird hier doch viel und gerne verschwendet und sich darüber beschwert das es Teuer ist. 

Das marokkanische Volk ist in einem gewissen Masse doch Überfluss gewohnt. Hungern braucht in Marokko bestimmt niemand! Es ist die Bequemlichkeit und die Faulheit die das Land daran hindert sich zu entwickeln. 

Einfaches Beispiel, ob man einen Job hat oder nicht, spielt so gut wie keine Rolle. Irgendjemand in der Familie verdient schon Geld und werde mich da durchfüttern lassen. Gerne sagen die Marokkaner immer wie wichtig die Familie sei und der Zusammenhalt sehr wichtig ist. In Wahrheit hält doch jeder das Band der Familie aufrecht um sich zur Not durchfüttern lassen zu können. Das die eigene Faulheit unterstützt wird und man sozusagen nicht arbeiten braucht. Es gibt in Marokko diesen Druck nicht so sehr Geld nach Hause zu schaffen wie das in anderen Ländern der Fall ist. 

Faulheit, Egoismus, Korruption sind doch irgendwo schon ein tiefer Bestandteil der marokkanischen Kultur und in den Köpfen tief verankert. Ich könnte jetzt hier einen guten Vergleich bringen, aber ich denke wenn ich das hier schreibe, werde ich gesteinigt. Big Grin  Das aus den Köpfen der Menschen zu kriegen dürfte länger als eine Generation dauern, den die Kindern lernen erst von den Eltern und deren Verhaltensweisen. 

Die letztendlich eigentliche und einzige Frage die sich stellt, wollen die Marokkaner überhaupt eine Änderung oder ihr Leben wie gehabt weiter leben.

@ marc99:

Ich weiß, dass du Erfahrungen gemacht hast in Marokko. 
Es war und ist sicherlich nicht immer einfach, auch auf dem geschäftlichen Sektor. 

Aber ich kann nicht unkommentiert  stehen lassen, dass du ein ganzes Volk pauschal negativ beurteilst und auf‘s Heftigste beschimpfst. 

Das ist ein no go. Schließlich lebst du ja wohl noch immer dort und profitierst vermutlich auch. 

Sonst wärst du ja wieder retour in der Heimat, oder?
Und vergiss nicht, hier lesen ja auch MarokkanerInnen mit. 

Warum nimmst du dir das Recht, sie zu beleidigen?
Sollte jemand Deutschland und die Deutschen hier ebenso angehen, würde ich sicher nicht sachlich bleiben können und wollen. 

Es würde mich auch interessieren, wie deine marokkanischen Bekannten dazu stehen. 

Um nur auf  e i n e n Punkt deiner Vorwürfe einzugehen, Egoismus habe ich vor allem hier in unserer westlichen Ellenbogengesellschaft erlebt. 
Die MarokkanerInnen, die ich kenne, sind auf die Gruppe / Familie / ausgerichtet. Egoismus habe ich nicht persönlich gesehen. Das ist meine Meinung.
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#8
(12.11.2020, 17:15)bulbulla schrieb: Das ist ein no go. Schließlich lebst du ja wohl noch immer dort und profitierst vermutlich auch. 

Hallo, 
vermute mal einfach schön weiter... Ich habe derzeit über 100 Angestellte und davon 0 Marokkaner. Keine Angst ich beute garantiert keine Marokkaner aus.
MfG

Marco Wensauer
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#9
(12.11.2020, 17:15)bulbulla schrieb: Egoismus habe ich nicht persönlich gesehen. Das ist meine Meinung.

Mag sein... vielleicht jetzt. Das ist für die Fussgänger gedacht und darum ist auch ein Schild das Parken verboten ist für Zweiräder. Aber wer stellt schon gerne sein Moped in die Sonne und etwas weiter weg vom Eingang. Der kürzeste Weg muss es sein und wenn interessieren schon Fussgänger. 

Also wenn du noch keinen Egoismus in Marokko gesehen hast, jetzt siehst du ein Beispiel.


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MfG

Marco Wensauer
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#10
(12.11.2020, 18:59)Marc99 schrieb:
(12.11.2020, 17:15)bulbulla schrieb: Egoismus habe ich nicht persönlich gesehen. Das ist meine Meinung.

Mag sein... vielleicht jetzt. Das ist für die Fussgänger gedacht und darum ist auch ein Schild das Parken verboten ist für Zweiräder. Aber wer stellt schon gerne sein Moped in die Sonne und etwas weiter weg vom Eingang. Der kürzeste Weg muss es sein und wenn interessieren schon Fussgänger. 

Also wenn du noch keinen Egoismus in Marokko gesehen hast, jetzt siehst du ein Beispiel.

Marrakech?
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#11
(12.11.2020, 19:08)bulbulla schrieb: Marrakech?

Auch Marrakech liegt in Marokko. Ich könnte hier noch viele andere Beispiele aufzählen, was Egoismus betrifft.
MfG

Marco Wensauer
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#12
(12.11.2020, 19:13)Marc99 schrieb:
(12.11.2020, 19:08)bulbulla schrieb: Marrakech?

Auch Marrakech liegt in Marokko. Ich könnte hier noch viele andere Beispiele aufzählen, was Egoismus betrifft.

Wenn du Fotos schickst, bekomme ich Heimweh...
Und erzähl doch mal was Schönes, das du erlebt hast. 

Ich mach mal ein Bsp., schon ewig her:

Auf einer meiner Reisen ließ mein Begleiter eine Videokamera, damals noch ein riesiges Ding, unterm Stuhl stehen. 
Nach unserem Aufbruch kam uns rufend ein Mann hinterher - mit der Kamera!
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#13
(12.11.2020, 19:23)bulbulla schrieb: Und erzähl doch mal was Schönes, das du erlebt hast. 

Es geht hier eigentlich um die marokkanische Wirtschaft. Schöne Erlebnisse, das wäre eher was für Touristik und Reisen. 
Nennen wir es mal schöne Erlebnisse habe ich bereits weiter oben geschrieben, das war nur aus den letzten Tagen. 
 
Auch wenn man es als Verallgemeinernd sehen mag ist nun mal eine Tatsache, das die absolute Mehrheit und damit meine um die 80 % der Bevölkerung an Faulheit, Egoismus und Korruption ein  Bestandteil der hiesigen Kultur ist. Wenn man so manche Statistiken liest, zum Beispiel ein Pro Kopf Verbrauch von was auch immer, bedeutet noch lange nicht das tatsächlich jede Person so und so viel konsumiert hat. 

Das ist ein grosses Problem der marokkanischen Wirtschaft, das man sich mit der Arbeitseinstellung eben nicht weiter kommt. 

Nur mal so als Beispiel ich habe vor 2 Wochen jemanden getroffen, gut 9 Jahre nicht mehr gesehen. Der hat sich damals bereits darüber beklagt das er schlecht bezahlt wird. Jetzt kann ich sagen wo ich gesehen habe wie er arbeitet. Die Beschwerde ist absolut unbegründet, im Gegenteil ich würde sogar sagen wollen überbezahlt.
MfG

Marco Wensauer
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#14
(12.11.2020, 19:33)Marc99 schrieb:
(12.11.2020, 19:23)bulbulla schrieb: Und erzähl doch mal was Schönes, das du erlebt hast. 

Es geht hier eigentlich um die marokkanische Wirtschaft. Schöne Erlebnisse, das wäre eher was für Touristik und Reisen. 
Nennen wir es mal schöne Erlebnisse habe ich bereits weiter oben geschrieben, das war nur aus den letzten Tagen. 
 
Auch wenn man es als Verallgemeinernd sehen mag ist nun mal eine Tatsache, das die absolute Mehrheit und damit meine um die 80 % der Bevölkerung an Faulheit, Egoismus und Korruption ein  Bestandteil der hiesigen Kultur ist. Wenn man so manche Statistiken liest, zum Beispiel ein Pro Kopf Verbrauch von was auch immer, bedeutet noch lange nicht das tatsächlich jede Person so und so viel konsumiert hat. 

Das ist ein grosses Problem der marokkanischen Wirtschaft, das man sich mit der Arbeitseinstellung eben nicht weiter kommt. 

Nur mal so als Beispiel ich habe vor 2 Wochen jemanden getroffen, gut 9 Jahre nicht mehr gesehen. Der hat sich damals bereits darüber beklagt das er schlecht bezahlt wird. Jetzt kann ich sagen wo ich gesehen habe wie er arbeitet. Die Beschwerde ist absolut unbegründet, im Gegenteil ich würde sogar sagen wollen überbezahlt.


Ich bin halt die gnadenlose Optimistin Wink . 
Noch ein Bsp.:
In „unserem“ Hotel in Agadir (Wie mag es dort wohl allen ergehen?) gab es wunderbare Boxspringbetten. Für mich immer eine Wohltat nach dem Schlafen auf matelas am Boden und überhaupt nach der Wüste. 
Eines Sommers waren die Matratzen deutlich härter. Es stellte sich raus, sie waren erneuert worden. Die alten lagerten im Keller. 
Und jetzt kommt‘s:
Die Zimmermädchen schleppten mir meine gewohnte Matratze nach oben. Megaschwer! 

Und IMMER haben sie perfekt gearbeitet. Gebildete Frauen. Ich konnte mich mit einigen in fließendem Französisch unterhalten.
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#15
Leider gleitet das Thema ab. Es geht hier doch nicht darum, ob jemand 80% der Marokkaner für faul oder korrupt (oder beides) hält, oder ein Zimmermädchen Matratzen nach oben schleppt. All das sind subjektive Meinungen, durch nichts zu belegen, die jeder haben kann, ganz nach gusto.
Hier sollte es doch darum gehen, wie Marokko aus dieser schweren wirtschaftlichen Krise herauskommen kann, gleich on kurz-mittel- oder langfristig.
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#16
(12.11.2020, 20:49)Otto Droege schrieb: wie Marokko aus dieser schweren wirtschaftlichen Krise herauskommen kann, gleich on kurz-mittel- oder langfristig.

Kurzfristig einen Weg aus dieser aktuellen wirtschaftlichen Krise zu kommen, dürfte mehr als schwierig wenn nicht sogar unmöglich sein. Selbst wenn man eine kurzfristig die wirtschaftliche Ausrichtung des heimischen Marktes ändern wollte wären dazu erstmal Neubauten nötig. Man kann über Onlinehandel vielleicht die Auswirkungen leicht abmildern aber auch nur sehr gering. 

Mittelfristig wäre eine neue Ausrichtung vielleicht in 3 bis 5 Jahren möglich, wenn man kleine Produktionsstätten kreieren würde mit aktueller Technik um zum Beispiel den Markt der Kleinserienproduktion zu bedienen. Wo mir das Stichwort Lohnveredelung um genau zu sein passive Lohnveredelung. Das wäre in vielen verschiedenen Branchen möglich. Die Problematik bei solchen Aufträgen ist meist die Produktion mit fixen Lieferterminen verbunden sind. 

Meine persönliche Einschätzung der aktuellen Situation auch im Anbetracht des Wechselkurses der noch relativ gut zur Zeit. Es trifft derzeit sehr viele, der Verlust von Arbeitsplätzen und die ungewisse Zukunft. Meiner Meinung nach fängt die tatsächliche wirtschaftliche Krise erst noch an. Man sollte nicht vergessen, es gibt auch genügend Leute die Geld gespart haben, sich damit derzeit noch über Wasser halten können. Wenn die Ersparnisse aufgebraucht sind und die Situation sich merklich verbessert wird die wirtschaftliche Situation in Marokko sich verschärfen.
MfG

Marco Wensauer
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#17
Hallo Marc99
zugegeben, ein schwieriges Thema.
Hauptantreiber der jetzigen Krise ist der totale Zusammenbruch des Tourismus wg. Covid. Ob sich dieser nach Beendigung der Pandemie (wann?) wieder zu der früheren Bedeutung entwickelt, vermag ich nicht zu beurteilen. Zweifel sind jedoch angebracht. Es wäre nicht der erste Wirtschaftszweig, der sich nach einem Zusammenbruch völlig neu aufstellen muss. Es könnte also der Fall eintreten, dass die früheren Investitionen für die Finanziers/Angestellten als teure "Leichen" dastehen.
Ein schon etwas älteres Thema wäre die Landwirtschaft. In früheren Zeiten, mit geringen Lebensansprüchen, hoher Sterblichkeitsrate, uvam. genügten die Erträge, um eine Familie am Leben zu erhalten (wie auch immer). Diese Zeiten sind definitiv vorbei. Die Ansprüche sind gewaltig gestiegen (dank der vielfältigen Medien, die fast überall in Marokko zu empfangen sind). Die Folgen davon sind die Landflucht oder der Wunsch vieler junger Marokkaner das Land zu verlassen, weil sie Marokko nicht mehr vertrauen. Erschwerend kommt der Klimawandel mit dem Wassermangel/mißbrauch hinzu. Was wäre zu tun? a) Einführung einer Geburtenkontrolle um das ungebremste Bevölkerungswachstum auf dem Lande einzudämmen. b) Anpassung/Modernisierung der Landwirtschaft. Voraussetzung: die hierzu erforderliche Ausbildung bereitstellen. c) Schaffung neuer Arbeitsplätze, womit der Staat und marokkanische Investoren gefordert sind. Nur, der Staat verplempert haufenweise Geld seit Jahrzehnten in Sand/Geröllwüsten mit wenigen Bewohnern, große Gebiete mit höherer Einwohnerzahl bleiben links liegen (le Maroc non productif). Gleiches gilt für die wohlhabende/reiche marokkanische "Oberschicht". Was unternehmen die mit ihren Geldern? Investieren in Marokko? Ja, Grundstücke/Immobilien zwischen Tanger und Agadir morgens kaufen und möglichst nachmittags wieder mit Gewinn verkaufen, also das schnelle Geld! Unternehmen? Arbeitsplätze?......"pas notre affaire"....!
All das wird mindestens 1 Generation in Anspruch nehmen so das ernsthaft angepackt wird. Davon ist leider kaum etwas zu bemerken.
Auf Mentalitätsfragen werde ich nicht eingehen.
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#18
Hallo,
ich glaube mal das bis sich der Tourismus erholt mehrere Jahre vergehen werden und das es nicht nach ein oder zwei Jahren wieder auf den vorherigen Stand ist. Den die Wirtschaftkrise wird sich erst nach Corona erholen und das nimmt ebenso Jahre in Anspruch.

Die marokkanische Landwirtschaft ist ein Thema für sich, immer den schnellen Euro im Auge. Nachhaltig ist dort nichts, wenn man den Wasserexport betrachtet. Wasserexport im Sinne von Früchten und Gemüsen die sehr hohen Wasseranteil haben. Dazu kommt der Wassermangel der jedes Jahr mehr und mehr wird. Das liegt mitunter auch an den illegal gebohrten Brunnen und so weiter. Die Frage ist kann die marokkanische Landwirtschaft noch das Land selbst versorgen?

Strategisch wäre erstmal wichtig eine Wasserversorgung aufzubauen, was viele Jahre braucht und auch die nötigen Infrastruktur um das Wasser zuverlässig verteilt werden kann im ganzen Land. Wird auch viele Jahre in Anspruch nehmen mit Kosten die wohl in schwindelerregende Höhen sein werden. Letztendlich gibt es ja nur die Möglichkeit der Wasserentsalzung.

Eine Geburtenkontrolle halte ich für schwer bis gar nicht umsetzbar in Marokko, es gibt Schätzungen das nach wie vor es viele Geburten insbesondere auf dem Land gibt die nicht registriert werden.

Eine Schaffung neuer Arbeitsplätze erfordert eine neue Ausrichtung der Wirtschaft und die wäre dann auch im Gegensatz zu der aktuellen Wirtschaft die auf schnelle Devisen ausgelegt ist, schwer umzusetzen weil einfach die erforderliche Menge an Investitionsgeldern nicht vorhanden ist. Die Schaffung neuer Arbeitsplätze wäre durchaus möglich, erfordert aber auch Grundvoraussetzung wo eine Qualitätssicherung garantiert werden kann.

Der Staat "verschwendet" Milliarden an Geldern die sicherlich an anderen Stellen notwendiger gebraucht werden, aber aus politischen Gründen notwendig sind um Gebietsansprüche zu untermauern.

Die marokkanische Oberschicht ist durchaus bewusst, das Geld nur mit Handel zu verdienen ist, den es mangelt trotz hoher Arbeitslosenzahl an richtigen Arbeitskräften.

Wenn man all das berücksichtigt und was getan werden müsste, habe ich erhebliche Zweifel das es innerhalb einer Generation. Wenn man berücksichtigt das eine Generation 25 bis 30 Jahre sind.
MfG

Marco Wensauer
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#19
Hallo Marc99,
schade, dass sich zu diesem sehr marokkanischen Thema keine Marokkaner melden, sondern nur Ausländer die dort arbeiten/leben oder dies hinter sich haben.
Dass die marokkanische Landwirtschaft die Selbstversorgung des Landes bewältigen könnte halte ich für eine kalte Illusion. Das mag vor 100 Jahren vielleicht noch stattgefunden haben (wie möglicherweise in vielen Ländern), aber heute? Bei der Einwohnerzahl? Den heutigen Bedarfs/Preisansprüchen? 3 kleine Beispiele: den rasanten Brotbedarf kann die Getreideproduktion Marokkos nie und nimmer decken, weder von der Menge noch den Herstellkosten (deswegen wird der Brotpreis wacker subventioniert, damit keine Unruhen wie gehabt auftreten). Selbiges gilt für Milch und Milchprodukte. Tee für den rasanten Konsum muss zu 100% importiert werden. Vergiss das Ganze.
Hinsichtlich Wasserproduktion aus Entsalzungsanlagen sollte man sich auch keinen Illusionen hingeben. Das funktioniert zwar regional (in Meeresnähe) hat jedoch seinen Preis. Erstaunlicherweise zahlt der Marokkaner für 1m3 Wasser heute weniger als ein Bundesbürger, das Land muss also sehr wasserreich sein Wink. Mit Marktwirtschaft hat all das nichts mehr zu tun.
Die "Gebietsansprüche" Marokkos waren ein Politabenteuer König Hassan II. Nach 45 Jahren könnte man langsam zur Kenntnis nehmen, dass das nicht so richtig gelungen ist. Auch Marokko kann nicht mehr Geld ausgeben als es hat (oder sich pumpt, später jedoch zurückzahlen muss).
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#20
>>Erstaunlicherweise zahlt der Marokkaner für 1m3 Wasser heute weniger als ein Bundesbürger, das Land muss also sehr wasserreich sein<<

Otto
diesen Vergleich finde ich schwierig, denn in Marokko ist das Grundeinkommen ja deutlich niedriger als in Deutschland. Wasser ist in meinen Augen ein Menschenrecht. Deshalb muss es bezahlbar sein. Wichtiger fänd ich da Informations- und Aufklärungsmaßnahmen.

Ich finde es auch schade, dass hier keine Marokkaner mitschreiben. Aber dafür wird es Gründe geben ...
Du musst nicht immer alles glauben was du denkst.
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