Regionalisierung als wesentlicher Hebel für die Zukunft!
#19
(16.02.2020, 14:30)Otto Droege schrieb: ...
- die einzig fördernde Phosphatmine in der WS ist Bou Craa (schon seit spanischen Zeiten). 50% des Gewinns fließen nach Spanien (gemäß "Contrato Tripartito"). 
...

50% des Gewinns fließen nach Spanien?

Ich glaube du bist nicht auf dem Laufenden. 

1962 wurde das Unternehmen Empresa Nacional Minera del Sáhara SA (ENMINSA) gegründet, das die Phosphatvorkommen von Bou Craa auf bis zu 2000 Millionen Tonnen innerhalb einer Fläche von 1200 Quadratkilometern schätzte. Für die gesamte Region wurde die fünffache Menge geschätzt.
Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Bou_Craa#cite_ref-1

Die Grundsatzerklärung zwischen Spanien, Marokko und Mauretanien über die Westsahara, dem sogenannten "Madrider Abkommen" (Acuerdo tripartito de Madrid) vom 14.Nov.1975, beinhaltete eine geheime wirtschaftliche Rahmenvereinbarung zur Übertragung von 65% des Unternehmens zum 1. Januar 1976 an Marokko . Nach Angaben des spanischen Instituto Nacional de Industria (INI) wurden 65% der Anteile an das Office Chérifien de Phosphates (OCP) verkauft. Als Gegenleistung bekam Spanien dafür 20 Jahre lang Fischereirechte für 800 Schiffe.
Siehe: https://es.wikipedia.org/wiki/Acuerdo_Tr..._de_Madrid

Zwischen 1979 und 1986 wurde die Tätigkeit des Unternehmens aufgrund der Angriffe der Polisario-Front unterbrochen.

Im Jahr 1996 nahm die INI (später TENEO und später die State Industrial Participation Society SEPI) nicht an einer Kapitalerhöhung teil, sodass die spanische Beteiligung am Unternehmen von 35% auf 12% fiel.

Im Dezember 2002 genehmigte die außerordentliche Hauptversammlung der Gesellschaft die Herabsetzung des Grundkapitals auf Null und eine anschließende Verlängerung. Die SEPI übte das Bezugsrecht der Verlängerung nicht aus und verlor daher die seit 1976 bestehende spanische Beteiligung.
Siehe: https://es.wikipedia.org/wiki/Fos_Bucraa

Also zur Klarstellung:
Seit Ende 2002 hat Spanien keinen Anteil mehr an der Phosphatmine in Bou Craa und damit fließen keine Gewinne mehr nach Spanien.
Alles bleibt in Marokko.


(16.02.2020, 14:30)Otto Droege schrieb: ...
- Öl- und Gasvorkommen? In Marokko? In der WS? Da bekommt der Lagerstättenfachmann seit geraumer Zeit nur mehr Lachanfälle. "Alle Jahre wieder..." wird das geboten, das Resultat ist und bleibt: NULL
... 

Ich vertraue da mehr den Aussagen der Geologen, und die Regierung von Marokko sieht das wahrscheinlich auch so.

Terrestrische Ressourcenpotentiale der Republik Westsahara

Dipl.Geogr. Christoph M. Brenneisen, 1985 
http://www.angelfire.com/biz/cmbrenneise...matta.html

Westsahara verfügt über bedeutende Erzlagerstätten. So gibt es beachtliche Vorkommen an hochqualitativen Eisenerzen, Stahlveredlern, Uran und Kupfer. Die Existenz von Edelmetallvorkommen (Gold und Silber) und Manganlagerstätten ist wahrscheinlich. Die immensen Ressourcen der Phosphatlagerstätten ermöglichen Exporte von mehreren Millionen Jahrestonnen. 
Auch Erdöl, Ölschiefer, Erdgas und Kohle sind in der Westsahara in bedeutenden Dimensionen vorhanden. 

Bohraktivitäten im "offshore Bereich" (Lagerstätten im Meer) sowie im Raum des Beckens von El Aaiun und in Tarafaya …
Dort wurden 1981 rund zwei Milliarden Tonnen Ölschiefer und Bitumen entdeckt, die eine Ausbeute von etwa 80 Litern Öl pro Tonne ermöglichen. Damit garantiert allein diese Lagerstätte eine Reserve von rund 1 Milliarde Barrel Rohöl, dessen Inwertsetzung jedoch wegen des höheren technischen Aufwandes erst bei einem Rohölpreis von 40 Dollar pro Barrel lohnt.

Trotz des Mangels an konkretem Zahlenmaterial ist es offensichtlich, dass Westsahara über ein hohes Potential an Kohlenwasserstoffen verfügt, dessen Inwertsetzung jedoch stark von der politischen Lage und von der Entwicklung des Weltmarktpreises abzuhängen scheint. 


(16.02.2020, 14:30)Otto Droege schrieb: ...
- Fischreiche Meeresküste? Wie lange noch? Liest man entsprechende Fachartikel (ich verstehe davon nicht viel), lässt der Fischreichtum in der kühlen Meeresströmung um Nordafrika gewaltig nach, dank Klimawandel.
...

Aber noch ist es nicht so weit!


Marokko und die Europäische Union haben am 14.Jan.2019 das Fischereiabkommen neu in Brüssel unterzeichnet.

https://www.maroczone.de/forums/index.ph...hara-r152/

In der Vereinbarung werden die Fanggebiete und Zugangsbedingungen für EU-Schiffe festgelegt, entscheidend aber ist, dass Marokko von der EU neu 52,2 Millionen Euro (bisher 42 Millionen Euro) jährlich dafür erhalten soll, dass 128 Schiffe (bisher 126) aus europäischen Ländern in den Gewässern Marokkos fischen dürfen.

Die Gewässer der Westsahara zählen zu den fischreichsten der Erde. Laut einem Bericht des marokkanischen Wirtschafts-, Sozial- und Umweltrates (Cese) aus dem Jahr 2013 arbeiten 74.000 Menschen in der Fischerei, was ungefähr einem Drittel aller Beschäftigten in diesem Gebiet entspricht. 17 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Westsahara setzt sich aus der Fischerei zusammen, schätzungsweise 78 Prozent des gesamten marokkanischen Fischfangs kommt aus diesen Gewässern.


(16.02.2020, 14:30)Otto Droege schrieb: ...
- Agrikultur? Wenn die letzten großen Grundwasserreserven dort aufgebraucht sind, ist Schluss mit der Agrikultur. Dann werden auch Entsalzungsanlagen nicht viel weiterhelfen.
...

Noch ist es nicht soweit.
Weiterhin werden Tomaten in die EU exportiert, und die Liefermengen steigen. Kann auch im Internet nachgelesen werden.


(16.02.2020, 18:41)Otto Droege schrieb: Zur präziseren Darstellung der Phosphatlage in der WS:

https://www.jeuneafrique.com/mag/649289/...ccidental/

Daraus:
"..Mohammed Chehtane, martèle le message : « Nous réinvestissons tout sur place. Aucun des bénéfices, quand il y en a, ne remonte dans les caisses d’OCP. » À vrai dire, les bénéfices sont rares. Bien que d’excellente qualité (plus forte teneur en P2O5 parmi les sites d’OCP), la roche coûte ici 2,5 fois plus cher à extraire qu’à Khouribga."
Übersetzt:
Mohamed Chehtane (der GF von Bou Craa):" Wir reinvestieren alles vor Ort. Kein Gewinn, wenn es den gibt, fließt in die Kassen der OCP. Die Wahrheit: Gewinne sind selten. Trotz bester Qualität (stärkster P2O5-Gehalt unter den OCP Lagerstätten), ist der Abbau der Erze 2,5 mal teurer als in Khouribga."
Fachleuten ist diese Tatsache bekannt.
Soviel zu dem "riesigen wirtschaftlichen Potential" in der Region.

Re-investieren heißt, den erzielten Gewinn wieder in das Unternehmen stecken. 
Also haben sie Geld verdient, sonst könnten sie es nicht re-investieren.

Man steckt das Geld aber nicht in ein Unternehmen, um das Geld zu verpulvern, sondern um die Produktion zu verbessern, damit man daraufhin mehr Gewinn erzielen kann. 

Ein Unternehmer der re-investiert weiß, dass er durch diese Maßnahme noch mehr Gewinn erzielen kann.
Wenn er keinen Erfolg erwarten würde, würde er es nicht machen. Er ist ein Insider, er weiß was er macht.
So etwas ist ein positiver Wirtschaftsindikator.

Wenn der Abbau 2,5 Mal so teuer ist als bei einer anderen Lagerstätte, dann kann das verschieden Ursachen haben.
Vielleicht haben sie in den letzten Jahren nicht investiert und den Gewinn entnommen, und jetzt müssen die veralteten Anlagen erneuert werden.
Durch Modernisierung und Verbesserung der Technik kann man immer Kosten senken und den Gewinn steigern.


So, und nun werde ich nochmals für alle verständlich erläutern, warum die Region ein riesiges wirtschaftliches Potential hat.


Ohne Phosphor kann der Mensch nicht leben!

Doch schon bald droht der lebenswichtige Rohstoff knapp zu werden – und er lässt sich durch nichts ersetzen.
Siehe: https://www.welt.de/dieweltbewegen/artic...hheit.html

Phosphor ist eine wichtige Grundlage allen irdischen Lebens.
Ohne Phosphor funktioniert kein einziger biologischer Organismus, keine Zelle, keine Pflanze, kein Tier.
Ohne Phosphor droht einer schnell wachsenden Welt von heute mit schon mehr als sechs Milliarden Menschen eine dramatische Nahrungsmittelkrise.
Denn Phosphor ist ein Hauptbestandteil der Düngemittel.

Die Vorräte würden theoretisch etwa 100 Jahre reichen, wenn man beim heutigen Verbrauch bliebe.
Doch Phosphatdünger dürfte schon schneller, in rund 20 Jahren, knapp werden.

Mit der wachsenden Weltbevölkerung und dem steigenden Nahrungsbedarf wird die Nachfrage nach Phosphor steigen.

Bis vor wenigen Jahren war die Nachfrage nach Phosphor immer geringer als das Angebot. Im Januar 2007 drehte sich dann zum ersten Mal diese Situation um. Als Folge stiegen die Preise bis Ende des Jahres 2008 auf das Sechsfache. Sie fielen zwar wieder leicht nach einem Ausbau der Minen, sind aber inzwischen sogar doppelt so hoch wie Ende 2008.

Die Dramatik wird noch dadurch verschärft, dass die weltweiten Phosphatreserven sehr ungleich verteilt sind. Vier Länder besitzen rund 80 Prozent aller Vorkommen. Es sind Marokko und die Westsahara, China und, etwa gleich, Südafrika und Jordanien. Und derzeit teilen sich fünf Länder, China, USA, Marokko, Russland und Tunesien, rund drei Viertel der Förderung von Phosphatgestein.

Europa ist zu 90 Prozent abhängig von Importen aus diesen Ländern.
In Australien, der Nummer sieben bei der Produktion von Weizen auf der Welt, ist der Mangel an Phosphor im Boden bereits eklatant.
Auch in allen afrikanischen Ländern südlich der Sahara ist das Gedeihen der Nutzpflanzen stark durch den Phosphormangel gefährdet.
Für viele Länder berührt es die nationale Sicherheit, wenn eine kleine Gruppe von Ländern die Restbestände zahlreicher wertvoller, lebenswichtiger Ressourcen kontrolliert.


So, damit dürfte nun endlich klar sein, warum Marokko viel in diese Region investiert:
Weil sie strategisch und wirtschaftlich wichtige ist für die Gegenwart und die Zukunft.

LG. Gero
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RE: Regionalisierung als wesentlicher Hebel für die Zukunft! - von Gero - 18.02.2020, 06:44

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