Bauboom in Marokko
#1
Salam,
ich beobachte seit einigen Jahren schon, dass in Marokko wahnsinnig viel gebaut wird. Die Gebäude schießen überall wie Pilze aus dem Boden. Wo man vorbeifährt, sieht man nagelneue oder halbfertige Wohnblocks, teilweise komplette Stadtviertel. Und die meisten von diesen Wohnungen stehen (noch?) leer. Ich war bei jemandem in Fes, der in so einem Viertel wohnt. Die Wohnung ist echt schön. Bürgersteige noch nicht fertig, Straßen so halbwegs, wenige Nachbarn. Vorteil: kein Parkplatzproblem, ist ja fast alles leer. 
In einer anderen dieser neuen Siedlungen (Mohammedia) wohnen zwar schon Leute, aber es gibt noch keine Müllabfuhr. Die fahren dann den Müll mit dem Auto zu einer Stelle etwas außerhalb, und da türmt er sich, fliegt in der Gegend herum und wird evtl. irgendwann mal angezündet. Müllabfuhr soll es dann demnächst mal geben. 
Was ich mich frage, ist, wer diese ganzen leerstehenden Wohnungen eigentlich kaufen soll? Wie gesagt, es sind unglaublich viele, so jedenfalls mein Eindruck. 
Bedarf an Wohnraum gibt es ganz sicher, aber gibt es auch das nötige Geld? Sollen alle diese Immobilien die Leute, die in Europa arbeiten, als Zweitwohnungen kaufen? Oder verdient der Durchschnittsmarokkaner jetzt plötzlich so gut, um sich eine Neubauwohnung leisten zu können? Also bei den mir bekannten ist das jedenfalls nicht der Fall.
Kann das gutgehen oder wird das ein ganz großer Reinfall, wie schon vor ein paar Jahren in Spanien?
Mir ist auch aufgefallen, dass es im marokkanischen Fernsehen wahnsinnig viel Werbung von Bauunternehmen gibt.
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#2
(06.09.2018, 11:38)21merlina schrieb: Salam,
ich beobachte seit einigen Jahren schon, dass in Marokko wahnsinnig viel gebaut wird. Die Gebäude schießen überall wie Pilze aus dem Boden. Wo man vorbeifährt, sieht man nagelneue oder halbfertige Wohnblocks, teilweise komplette Stadtviertel. Und die meisten von diesen Wohnungen stehen (noch?) leer. Ich war bei jemandem in Fes, der in so einem Viertel wohnt. Die Wohnung ist echt schön. Bürgersteige noch nicht fertig, Straßen so halbwegs, wenige Nachbarn. Vorteil: kein Parkplatzproblem, ist ja fast alles leer.

Mit dem Bauboom Land auf Land ab kann ich dir nur beipflichten, Merlina, anders verhält es sich allerdings mit der Qualität. 
Verwandte konnten vor kurzem eine subventionierte Genossenschaftswohnung (ziemlich in der Mitte von Marokko gelegen) beziehen in einem Wohnquartier, das sehr schleppend während 5 Jahren auf dem Gelände eines alten Gewerbegebiets entstanden ist. Natürlich waren alle Wohnungen vergeben und die Genossen habe Jahre auf die Fertigstellung gewartet. Als wir dann den Einzug begleitet haben, hat mich fast der Schlag getroffen, das "neu gebaute Haus" hatte kurz nach der Bezugsfreigabe schon derartige Mängel aufzuweisen, dass man das Gefühl hatte, das Gebäude stamme aus dem letzten Jahrhundert, nicht aber eben erst fertiggestellt.
Im Gegensatz dazu hatte ich im Frühjahr die Gelegenheit einzelne Wohneinheiten im Norden (Al Jadida, Überbauung des alten Flugplatz) anzusehen, da waren Welten dazwischen. Allerdings dort war viel Leerstand.
Liegt wohl auch an regionalen Unterschieden. Die Landflucht (wie überall) ist eine Seite, die andere wird eine Investorenproblem sein. 
Wie überall in Marokko kommt das Geld von ausländischen Investoren und die investieren lieber in ein prestigeträchtiges Projekt in einer Atlantikstadt im Norden, als in einer mittleren Stadt am Rande der Atlasregion.
(Anm. des Verfassers: Ich würde auch lieber am Meer wohnen als in einer rustikal geprägten 100'000 Seelengemeinde)
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#3
Eine Freundin von mir hatte eine Wohnung in Tanger Malabata (mittlerweile wieder verkauft) Neubau, chic, aber Qualität unter aller S**. 
Wenn man die Klospülung betätigt hat, stand der Fußboden im Bad unter Wasser. Das wurde dann nach ewigen Hin und Her repariert. Danach gab es plötzlich einen riesigen Feuchtigkeitsfleck an der Wohnzimmerwand. Da sollte sie halt mit Spezialfarbe streichen, wurde ihr gesagt. Dann sind von den Küchenmöbeln die Türen abgefallen usw.
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