Marokko-Erfahren erneut auf Entdeckungsreise in Marokko
#59
Zweimal Tirnmatmat & Dreimal Taguenza

Bereits 2017 starteten wir den Versuch - motiviert durch die Beschreibung in einem Reiseführer - um die bei Tirnmatmat beschriebenen Gravuren zu suchen.
Von der P 1925 bogen wir auf eine Piste Richtung Tirnmatmat ab, folgten ihr nach der Karte aufwärts, ärgerten uns, da ein eine betonierten Piste in ein Dorf abbog, die wir links liegen lassen mussten. Wir quälten uns auf steiniger Piste Richtung Dorf, stellten das Auto irgendwann entnervt ab und wanderten zu Fuß weiter. Im Ort war niemand zusehen, den wir um Hilfe bitten konnten.Irgendwann erkannten wir, dass wir im falschen Ort gelandet waren, liefen nun zielstrebig in den Nachbarort, um dort zu suchen. Wieder waren wir erfolglos, brachen die Suche ab.

Viel später bei der Recherche für das Kartenblatt K 14 entwirrt sich der Knoten. Sowohl Google wie auch OSM siedeln den Ort an einer anderen, ca. 5 km entfernten Stelle an! Erschwerend verwenden sie verschiedene Ortsnamen. Da gibt es Thiremtmat, Tiyrmtmat und Tirnmatmat. Erst eine Beschreibung aus 2001, die uns in die Hände fällt, löst das Rätsel endgültig. Hier ist der Flussname erwähnt und man soll ca. 600 m flussabwärts suchen.
Fünf Jahre später steuern wir den richtigen Ort an, "dürfen" die Betonpiste benutzen und parken unweit des Flussbettes. Nach knapp 900 m flussabwärts jubeln wir über den ersten Fund. Rinder, sehr schön geritzt, weitere folgen. Eine gepunzte Figur entdecken wir auch. So einfach kann sich die Suche gestalten, wenn man an der richtigen Stelle unterwegs ist.

In Taguenza, einem weiteren Ort im Ammelntal soll es auch Gravuren geben. Angeblich von den Einwohnern zerstört, weil sie keine Touristen dort sehen möchten. Das wollen wir aber erst glauben, wenn wir es selber gesehen haben. Auf der Durchfahrt halten wir in einem Lebensmittelladen an der Straße, um uns gleich Hilfe zu holen. Ein Kunde, der dort sitzt, beschreibt uns den Weg durch das Flussbett sehr eindeutig. Wir machen den Fehler, ihn nicht einfach mitzunehmen, fahren allein los. Am Ortsende finden wir das Flussbett, steigen ratlos darin herum, um uns nur Geröll. Gravuren kennen wir nur in gewachsenem Gestein.
Deshalb fragen wir in einem nahegelegenen Haus drei Frauen um Rat. Die Jüngste ist bereit, uns zu führen, wir warten kurz, bis sie sich umgezogen hat. Zielstrebig geleitet sie uns ins Flussbett und fragt dann, in welche Richtung wir wandern möchten. Offensichtlich hat sie unser Anliegen nicht verstanden. Enttäuscht geben wir auf, hier hilft selbst unsere eigene Spürnase nicht mehr weiter.

Zwei Tage später besuchen wir eine Unterkunft im Ammelntal, sprechen die Besitzerin auf die Gravuren an. Ja, da sei sie auch schon dagewesen, hätte sich von Dorfbewohnern zu den schönen Gravuren führen lassen. Wir sollten direkt in Taguenza jemanden um Hilfe bitten.
Also wieder in den Ort, vor einem Hoftor schaufelt ein Arbeiter Erde, wir sprechen ihn an, er holt seinen Chef. Hilfsbereit führt auch er uns ins Flussbett und erklärt uns unten den Weg in den Nachbarort. Immerhin können wir ihm verdeutlichen, dass wir keinen Wanderweg, sondern Gravuren suchen. Er zückt sein Telefon, erreicht jemanden, der sich offenbar auskennt, aber momentan in Tafraoute unterwegs ist. Wir verabreden uns erneut, wollen um 17 Uhr wiederkommen. Einen kleinen Obulus als Dankeschön lehnt unser Helfer entschieden ab, im Gegenteil kommt er - während wir vor seiner Tür wenden mit einem Geschenk für uns zurück: jeder erhält zwei kleine Messingbecher. Verblüfft fahren wir ab, besorgen umgehend eine Platte Kekse, die wir ihm nachmittags überreichen wollen.


Pünktlich sind wir erneut vor Ort, unser Helfer erscheint am Tor, strahlend nimmt er die Kekse entgegen und telefoniert mit dem Guide, der kurze Zeit später eintrifft. Zügig eilt dieser vor uns her, verharrt an einigen Stellen, um den bequemsten Weg durch das Geröll im Flussbett zu suchen. Noch immer können wir uns kaum vorstellen, tatsächlich Gravuren zu finden, durchqueren aber tapfer das Flussbett, bis wir am Rand tatsächlich Felsen entdecken, auf denen wunderschöne Tiergravuren deutlich erkennbar sind.

   

Wir haben Zeit, in aller Ruhe zu staunen, zu fotografieren, bis wir wieder den Rückweg antreten. Der fällt diesmal etwas bequemer aus, wir folgen einem Pfad am Rand des Flusses. Plötzlich bleibt der Guide stehen, breitet schützend die Arme aus. Vor uns im Sand liegt eine Schlange. Erst lässt er uns Fotos schießen, dann erst wirft er einen Stein, um die Schlange zum Rückzug zu bewegen. Die mag sich aber gar nicht mehr bewegen, ist bereits tot. Erleichtert steigt der Guide darüber, wirft aber dennoch einen prüfenden Blick zurück - man kann ja nie wissen...

Unser Helfer wartet bereits am Tor, staunt, als er die Bilder sieht, was es in seiner Umgebung zu entdecken gibt... Dann verabschieden wir uns und sind im Nachhinein froh, dieser erst so hoffnungslos erscheinenden Suche drei Besuche gewidmet zu haben.
Barbara & Andreas
marokko-erfahren.de
marokko-erfahren ist eine unabhängige europaweite Privatinitiative zur Förderung von Beschäftigung und Kulturerhalt.
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RE: Marokko-Erfahren erneut auf Entdeckungsreise in Marokko - von marokko erfahren - 27.10.2022, 22:36

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