10.12.2022, 15:03
87 Tage Marokko erfahren im Herbst 2022
87 Tage unterwegs • fast 8000 Kilometer erfahren, viele weitere erlaufen • 17 Übernachtungsorte • zwischen 10°C in der Nacht und an die 40° am Tag • 260 Ziele kennengelernt oder erneut besucht • 2500 Fotos • alte Freunde besucht • viele neue Bekanntschaften • ungezählte Einladungen zum Tee • ein Musikfestival • einige Konzertbesuche • Fest zum Fußball-Sieg gegen Kanada
Wenig fahren – viel erfahren
8000 gefahrene Kilometer mögen viel klingen. Berücksichtigen wir unseren Luxus- und Genussabstecher zum Taragalte-Festival nicht, sind das nur 70 km je Tag.
Wir bleiben gern an einem Ort, leben uns ein und fühlen uns wohl, schwärmen aus in alle 4 Himmelsrichtungen um die Umgebung zu erkunden. Neugierige Bewohner gesellen sich oft zu uns, zeigen uns mit Freude ihre Umgebung, entdecken sie selbst durch unsere Aufmerksamkeit neu. Spannend!
An jedem unserer Ausgangsorte blieben wir mindestens 3 und maximal 14 Nächte - im Durchschnitt 5 Nächte/Quartier. Treiben ließen wir uns zuerst von der Anzahl von Zielen aus unserer Datenbank, die wir erkunden wollten aber auch von der Freundlichkeit, mit der wir empfangen wurden. In einigen Fällen hätte etwas mehr Komfort möglicherweise auch zu einer längeren Verweildauer geführt? Entscheidend war zudem die Temperatur, die uns in einem Fall zur Flucht veranlasste.
Unsere 17 Übernachtungsorte waren so vielfältig, wie Marokko eben ist: Von der Luxus-Suite, in die wir eingeladen wurden bis zu einfachsten Unterkünften war alles dabei.
Wir fühlten uns in riesigen Bungalows mit Baldachin-Bett, Sitzecke und Wohnbad genauso wohl wie in fensterlosen Zimmerchen, gerade so groß wie die Betten, mit Waschbecken auf dem Gang. In einem Fall wohnte im Zimmer nebenan die Ziege. Oft gab es keinen Haken an der Wand um etwas aufzuhängen, nicht immer einen Spiegel, der die bereits lange überfällige Nassrasur weiter verzögerte. Wiederholt versuchten wir, den Staub des Tages unter einzelnen Wasserstrahlen der nicht immer warmen Duschen auch ohne Duschkopf wegzuspülen. Mitgebuchtes WiFi suchten wir öfters. Das Frühstück war zwischen „zum nicht aufhören“ und ungenügend. Immer jedoch waren die Betten sauber, dafür manchmal zu kurz.
Das Preis/Leistungsverhältnis, was wir von Europa kennen ist hier nicht existent. Aus touristischer Sicht bleibt hier noch einiges zu tun.
Tatsache: In den einfachen Unterkünften wurden wir offener und herzlicher empfangen als in den Sterne-Hotels und fühlten uns deswegen auch hier wohl.
So saßen wir abends - oftmals bei spärlichster Beleuchtung - an Laptop und Tablet, um unsere Aufzeichnungen des Tages zu machen, Fotos zu sortieren und unsere Beiträge fürs Marokko-Forum vorzubereiten. Von unseren Erlebnissen zu berichten, hat Spaß gemacht, die Reaktionen haben uns erfreut. Vielen Dank!
Nur an 4 Tagen trübten Wolken und etwas Niederschlag den ansonsten blauen Himmel. Für die Bevölkerung ein Desaster; normalerweise beginnt in dieser Zeit die Regenperiode. Aber die letzte wirklich ausreichende ist lang, lang her.
3 Monate ohne Tagesschau, (fast) ohne Alkohol. Der blaue Himmel am Morgen in Verbindung mit Nos-Nos und frisch gepresstem Orangensaft ließ die Schwierigkeiten des Abends und der Nacht schnell vergessen machen.
Das ist unsere Art, zu reisen. So fühlen wir uns wohl. Nehmen uns Zeit, uns einzulassen auf Land und Leute. Und für den einen oder anderen Tee oder eine Tagine, die immer zusätzliche neue Erkenntnisse mit sich bringen. Neugierig biegen wir um die nächste Ecke, folgen neuen Straßen und Pisten, lassen uns gern überraschen, wohin sie uns verführen.
Seit 10 Jahren reisen wir so, anfangs hatten wir natürlich nur 2 oder 3 Wochen Zeit. Damals besuchten wir eben nur 3 Orte.
Erschüttert standen wir manchmal an Orten, die vielerorts beworben und touristisch vermarktet werden, welche jedoch nur in den Gedanken und Vorstellungen der marokkanischen oder internationalen Geldgeber existieren! Andererseits fanden wir liebevoll instandgesetzte Sehenswürdigkeiten, die an keiner Stelle erwähnt werden. All das gut erreichbar über herrliche, oftmals unbekannte asphaltierte Straßen oder zumindest für jedermann gut befahrbare Pisten.
Natürlich sind wir auch von Zeit zu Zeit genervt; von aggressiv werdenden Kindern, denen wir ohne Grund nichts schenken wollen, von Bettlern, die spontan - nur durch unser Auftauchen - zu solchen werden. Wir fragen uns, warum viele Marokkaner glauben, von Europäern immer etwas geschenkt bekommen zu müssen. Was haben wir, die Europäer falsch gemacht?
Aber wir bekommen auch überraschende Geschenke von den Bewohnern, selten materieller Art, ganz oft jedoch in Form von Zeit, die sie mit uns verbringen.
Wir haben viel gesehen und gelernt: In einer Salzmine Salz erhalten, Fels-Gravuren entdeckt, Kasbahs und Speicherburgen besichtigt, Werkzeug aus der Steinzeit und Fossilien gesucht und gefunden, den Sternenhimmel und Sternschnuppen am Rand der Sahara bewundert, fremder Musik gelauscht, in Höhlen geklettert, sind über schmale Seilbrücken gelaufen…
Viel fahren – wenig erfahren
Immer wieder kreuzen sich unsere Wege mit Reisegruppen, deren Teilnehmer daran glauben, dieses Land in 10 oder 14 Tagen durchqueren und dabei kennen lernen zu können.
Welch ein großer Irrtum! Sie fahren oftmals bis zu 300 km je Tag, schlafen jede Nacht in einem anderen Bett und bekommen das gezeigt, was „alle anderen“ auch bereits gesehen haben und was Marokko allenfalls am Rande ausmacht:
Ein paar für Touristen hergerichtete Ziele, ein für sie arrangiertes Fest… Danach sind sie sicher: Sie kennen nun Marokko.
Jedoch: All das hat wenig mit dem wahren Leben in Marokko zu tun. Farbig, freundlich, facettenreich und vor allem: Immer wieder überraschend.
Umso mehr freuen wir uns über die seltenen Begegnungen mit Gleichgesinnten: Radfahrern und manchmal auch Wohnmobilisten, die sich von ihrem Tempo treiben lassen, Land und Leute genießen.
Nicht nur in Marokko, auch in Deutschland bleibt einiges zu tun, was den Service angeht. Eingangs berichteten wir über unsere Erlebnisse beim damals noch notwendigen PCR-Test über das DRK in Meißen. Die Kommunikation blieb von Seiten des DRK unbeantwortet, der Kreisverband in Dresden reagierte nicht. Inzwischen suchten wir das Gespräch, erinnerten an den offenen Ausgang. Man befindet, dass alles gut gelaufen sei.
Die nächsten Wochen und Monate werden wir nun unsere Fahrt aufarbeiten und die gesehenen Ziele aufbereiten.
Wir freuen uns, wenn wir den einen oder anderen mit unseren Reiseführer-Landkarten animieren, ähnlich entschleunigt, entspannt und neugierig unterwegs zu sein oder ihn zumindest auf eine Gedankenreise mitnehmen können.
Wir glauben heute immer noch nicht, dass wir alles kennen gelernt haben – wir werden wieder kommen, vielleicht auch wieder hier berichten.
Wir sind sicher: Neue Überraschungen warten bereits auf uns.
In schā' Allāh – So Gott will
Wer Interesse an Informationen und Neuigkeiten zu unseren Reiseführer-Landkarten hat, schaut ab und an in dem Thread Marokkokarten: Vergessene Schätze und Urlaubsziele im Marokko-Forum
87 Tage unterwegs • fast 8000 Kilometer erfahren, viele weitere erlaufen • 17 Übernachtungsorte • zwischen 10°C in der Nacht und an die 40° am Tag • 260 Ziele kennengelernt oder erneut besucht • 2500 Fotos • alte Freunde besucht • viele neue Bekanntschaften • ungezählte Einladungen zum Tee • ein Musikfestival • einige Konzertbesuche • Fest zum Fußball-Sieg gegen Kanada
Wenig fahren – viel erfahren
8000 gefahrene Kilometer mögen viel klingen. Berücksichtigen wir unseren Luxus- und Genussabstecher zum Taragalte-Festival nicht, sind das nur 70 km je Tag.
Wir bleiben gern an einem Ort, leben uns ein und fühlen uns wohl, schwärmen aus in alle 4 Himmelsrichtungen um die Umgebung zu erkunden. Neugierige Bewohner gesellen sich oft zu uns, zeigen uns mit Freude ihre Umgebung, entdecken sie selbst durch unsere Aufmerksamkeit neu. Spannend!
An jedem unserer Ausgangsorte blieben wir mindestens 3 und maximal 14 Nächte - im Durchschnitt 5 Nächte/Quartier. Treiben ließen wir uns zuerst von der Anzahl von Zielen aus unserer Datenbank, die wir erkunden wollten aber auch von der Freundlichkeit, mit der wir empfangen wurden. In einigen Fällen hätte etwas mehr Komfort möglicherweise auch zu einer längeren Verweildauer geführt? Entscheidend war zudem die Temperatur, die uns in einem Fall zur Flucht veranlasste.
Unsere 17 Übernachtungsorte waren so vielfältig, wie Marokko eben ist: Von der Luxus-Suite, in die wir eingeladen wurden bis zu einfachsten Unterkünften war alles dabei.
Wir fühlten uns in riesigen Bungalows mit Baldachin-Bett, Sitzecke und Wohnbad genauso wohl wie in fensterlosen Zimmerchen, gerade so groß wie die Betten, mit Waschbecken auf dem Gang. In einem Fall wohnte im Zimmer nebenan die Ziege. Oft gab es keinen Haken an der Wand um etwas aufzuhängen, nicht immer einen Spiegel, der die bereits lange überfällige Nassrasur weiter verzögerte. Wiederholt versuchten wir, den Staub des Tages unter einzelnen Wasserstrahlen der nicht immer warmen Duschen auch ohne Duschkopf wegzuspülen. Mitgebuchtes WiFi suchten wir öfters. Das Frühstück war zwischen „zum nicht aufhören“ und ungenügend. Immer jedoch waren die Betten sauber, dafür manchmal zu kurz.
Das Preis/Leistungsverhältnis, was wir von Europa kennen ist hier nicht existent. Aus touristischer Sicht bleibt hier noch einiges zu tun.
Tatsache: In den einfachen Unterkünften wurden wir offener und herzlicher empfangen als in den Sterne-Hotels und fühlten uns deswegen auch hier wohl.
So saßen wir abends - oftmals bei spärlichster Beleuchtung - an Laptop und Tablet, um unsere Aufzeichnungen des Tages zu machen, Fotos zu sortieren und unsere Beiträge fürs Marokko-Forum vorzubereiten. Von unseren Erlebnissen zu berichten, hat Spaß gemacht, die Reaktionen haben uns erfreut. Vielen Dank!
Nur an 4 Tagen trübten Wolken und etwas Niederschlag den ansonsten blauen Himmel. Für die Bevölkerung ein Desaster; normalerweise beginnt in dieser Zeit die Regenperiode. Aber die letzte wirklich ausreichende ist lang, lang her.
3 Monate ohne Tagesschau, (fast) ohne Alkohol. Der blaue Himmel am Morgen in Verbindung mit Nos-Nos und frisch gepresstem Orangensaft ließ die Schwierigkeiten des Abends und der Nacht schnell vergessen machen.
Das ist unsere Art, zu reisen. So fühlen wir uns wohl. Nehmen uns Zeit, uns einzulassen auf Land und Leute. Und für den einen oder anderen Tee oder eine Tagine, die immer zusätzliche neue Erkenntnisse mit sich bringen. Neugierig biegen wir um die nächste Ecke, folgen neuen Straßen und Pisten, lassen uns gern überraschen, wohin sie uns verführen.
Seit 10 Jahren reisen wir so, anfangs hatten wir natürlich nur 2 oder 3 Wochen Zeit. Damals besuchten wir eben nur 3 Orte.
Erschüttert standen wir manchmal an Orten, die vielerorts beworben und touristisch vermarktet werden, welche jedoch nur in den Gedanken und Vorstellungen der marokkanischen oder internationalen Geldgeber existieren! Andererseits fanden wir liebevoll instandgesetzte Sehenswürdigkeiten, die an keiner Stelle erwähnt werden. All das gut erreichbar über herrliche, oftmals unbekannte asphaltierte Straßen oder zumindest für jedermann gut befahrbare Pisten.
Natürlich sind wir auch von Zeit zu Zeit genervt; von aggressiv werdenden Kindern, denen wir ohne Grund nichts schenken wollen, von Bettlern, die spontan - nur durch unser Auftauchen - zu solchen werden. Wir fragen uns, warum viele Marokkaner glauben, von Europäern immer etwas geschenkt bekommen zu müssen. Was haben wir, die Europäer falsch gemacht?
Aber wir bekommen auch überraschende Geschenke von den Bewohnern, selten materieller Art, ganz oft jedoch in Form von Zeit, die sie mit uns verbringen.
Wir haben viel gesehen und gelernt: In einer Salzmine Salz erhalten, Fels-Gravuren entdeckt, Kasbahs und Speicherburgen besichtigt, Werkzeug aus der Steinzeit und Fossilien gesucht und gefunden, den Sternenhimmel und Sternschnuppen am Rand der Sahara bewundert, fremder Musik gelauscht, in Höhlen geklettert, sind über schmale Seilbrücken gelaufen…
Viel fahren – wenig erfahren
Immer wieder kreuzen sich unsere Wege mit Reisegruppen, deren Teilnehmer daran glauben, dieses Land in 10 oder 14 Tagen durchqueren und dabei kennen lernen zu können.
Welch ein großer Irrtum! Sie fahren oftmals bis zu 300 km je Tag, schlafen jede Nacht in einem anderen Bett und bekommen das gezeigt, was „alle anderen“ auch bereits gesehen haben und was Marokko allenfalls am Rande ausmacht:
Ein paar für Touristen hergerichtete Ziele, ein für sie arrangiertes Fest… Danach sind sie sicher: Sie kennen nun Marokko.
Jedoch: All das hat wenig mit dem wahren Leben in Marokko zu tun. Farbig, freundlich, facettenreich und vor allem: Immer wieder überraschend.
Umso mehr freuen wir uns über die seltenen Begegnungen mit Gleichgesinnten: Radfahrern und manchmal auch Wohnmobilisten, die sich von ihrem Tempo treiben lassen, Land und Leute genießen.
Nicht nur in Marokko, auch in Deutschland bleibt einiges zu tun, was den Service angeht. Eingangs berichteten wir über unsere Erlebnisse beim damals noch notwendigen PCR-Test über das DRK in Meißen. Die Kommunikation blieb von Seiten des DRK unbeantwortet, der Kreisverband in Dresden reagierte nicht. Inzwischen suchten wir das Gespräch, erinnerten an den offenen Ausgang. Man befindet, dass alles gut gelaufen sei.
Die nächsten Wochen und Monate werden wir nun unsere Fahrt aufarbeiten und die gesehenen Ziele aufbereiten.
Wir freuen uns, wenn wir den einen oder anderen mit unseren Reiseführer-Landkarten animieren, ähnlich entschleunigt, entspannt und neugierig unterwegs zu sein oder ihn zumindest auf eine Gedankenreise mitnehmen können.
Wir glauben heute immer noch nicht, dass wir alles kennen gelernt haben – wir werden wieder kommen, vielleicht auch wieder hier berichten.
Wir sind sicher: Neue Überraschungen warten bereits auf uns.
In schā' Allāh – So Gott will
Wer Interesse an Informationen und Neuigkeiten zu unseren Reiseführer-Landkarten hat, schaut ab und an in dem Thread Marokkokarten: Vergessene Schätze und Urlaubsziele im Marokko-Forum
Barbara & Andreas
marokko-erfahren.de
marokko-erfahren ist eine unabhängige europaweite Privatinitiative zur Förderung von Beschäftigung und Kulturerhalt.
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