Marokkanischer Führerschein machen
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(29.08.2023, 20:30)Butterblume schrieb: Hallo zusammen,

seit einigen Wochen arbeite ich auf den marokkanischen Führerschein hin und besuche auch eine Fahrschule.

Gestern habe die schriftliche Prüfung nicht beenden können. Schlimmer noch - ich wurde disqualifiziert/suspendiert. Die Fragen waren absolut nicht die gleichen wie in der französischsprachigen App der Fahrschule. Ich habe mir erlaubt, während der Prüfung Fotos zu machen, um der Fahrschule hinterher zu sagen, dass sie recherchieren und diese Fragen unterrichten sollten, damit die anderen Schüler nicht verwirrt und gut vorbereitet sind und bestehen können. ABER eine Dame an der Rezeption des Prüfungsraumes sah das, kam zu mir rüber, schaltete den Bildschirm aus, nahm mir mein Telefon weg, schloss es in den Schrank ein und liess den Direktor des Service des Mines kommen. Ich sass immer noch an meinem Platz. Der Direktor schrie mich vor allen Menschen an, dass er wegen Betrugs von mir die Polizei rufen werde und dass ich mein Telefon vom Gericht wiederbekommen könne. Ich entschuldigte mich mehrfach, da ich mir nicht bewusst gewesen war, dass das Ablichten verboten sei und das Telefon ohne Verbindung (Flugmodus) sei. Ich bat um mein Handy, um meinen Anwalt anrufen zu können, wenn das Gericht involviert werde. Der Direktor weigerte sich, mir das Handy für den Anruf auszuhändigen und sagte, dass er den Staatsanwalt (Procureur du Roi) anrufen werde, wenn ich meinen Anwalt sprechen wolle. Er schrie im Empfangsraum vor den wartenden Kandidaten, dass ich einen Anwalt wolle für meinen Betrug. Er drohte mir, dass er mich anklagen werde, wenn ich nicht augenblicklich das Gebäude verlasse, weil ich die Verwaltung an der Arbeit hindern würde. Ich hätte hier nichts mehr zu suchen. Meine Prüfung und die sonst übliche Wiederholung (2. Versuch) in zwei Wochen seien nicht mehr möglich. Ferner liess er den Leiter meiner Fahrschule kommen, der übersetzte und zu vermitteln versuchte. Ich bat den Direktor, mit mir zu sprechen und mich wenigstens anzuschauen, aber er weigerte sich. Der Direktor meinte, an der Türe habe gestanden, dass Telefone verboten sind. Wir überprüften dies und es stand ohne Symbole ausschliesslich in arabischen Schriftzeichen. Der Direktor verlangte von mir nach 2h Wartezeit im Gebäude, wo sein Büro war, eine eidesstattliche Erklärung zu schreiben, dass ich einen Fehler gemacht habe, dass ich mich entschuldige und um Vergebung bitte. Das habe ich dann getan. In seinem Büro sass ein 40jähriger Mann, der angeblich sein Vorgesetzter sei (wurde mir nicht vorgestellt, würdigte mich keines Blickes und grüsste auch nicht) und lass mit ihm zusammen mein Schreiben. Ich musste mein Handy entsperren und die Dame, die mir das Handy wegnahm, scrollte sich durch meine Privatphotos. Schliesslich löschte sie die gemachten Bilder der Prüfungsfragen und ein Privatphoto, das mich und den Kollegen zeigte, mit dem zusammen ich die Fahrschule besuchte.
Einen 2. Versuch, den man normalerweise hat, den Führerschein 2 Wochen später erneut zu machen, wurde mir verwehrt.

Jetzt kann ich wieder von vorne anfangen, den Führerschein zu machen. Fotos, Augenarztbesuch, Kopien der Aufenthaltsgenehmigung - natürlich beglaubigt ... dass das Legalisieren von Dokumenten nicht mehr nötig ist, akzeptiert das Service des Mines nicht, und erneute Kosten für die Fahrschule.

Bis hierher war nur Einleitung und - bitte - ich brauche auch keine einschlägigen Kommentare, da ich weiss, dass es ein Fehler war, Fotos zu machen. Danke.

Heute in der Fahrschule traf ich die uns unterrichtende junge Dame an, wie sie genau jene Fragen übte, die wir nie gesehen hatten (sie hat nächste Woche Prüfung für's Motorrad). Diese Prüfungsfragen existieren ausschliesslich auf Arabisch (Derija) und es gibt die App auch nur in dieser Sprache.

Ich lerne zwar gerade Derija, allerdings nur die gesprochene Sprache und nicht die arabischen Schriftzeichen.

Die arabische Prüfungsapp heisst Siya9ati. Es gibt 5 Videos auf Youtube, wo unter anderem Namen (Code Abdessamat und Code Mouhib) Bruchteile auf Französisch vorgestellt werden, aber bei weitem nicht alle 500 Fragen.

Ich werde mich ab morgen in der Fahrschule um die Übersetzung bemühen und halte alles in meinem Laptop fest. Die Begeisterung der Lehrerin hielt sich in Grenzen ... sie würde lieber die Zeit für ihre Fahrprüfung A verwenden.

Meine Frage: Kennt Ihr eine App oder eine Quelle, wo Fragen mit Antworten und Bebilderung in Französisch, oder Englisch verfügbar sind, gerne auch PDF? Diese Dreierkombination ist deshalb für mich wichtig, da Verkehrsregeln nicht immer logisch stringent Anwendung finden und etliche Fragen optisch eingeprägt schlicht auswendig gelernt bzw. memorisiert werden müssen.

Und noch abschliessend: ein Eintauschen meines Schweizerischen Führerscheins ist nicht möglich, da ich Deutsche sei und es laut Service des Mines dafür keine Konvention gäbe. Ich hatte vor 1 Jahr den Antrag gestellt und sie haben meinen Führerschein einfach 6 Monate in der Schublade liegen lassen. Dann teilten sie mir mit, dass die Schweiz den Eintausch verwehre. Ich setzte mich mit dem Straßenverkehrsamt in Zürich in Verbindung und diese schrieben mir 10 Minuten später, dass es nie eine Anfrage seitens Marokko bei Ihnen gab, dass alles in Ordnung sei und der Führerschein eingetauscht werden könnte. Mit dieser Mail begab ich mich zum Service des Mines und bekam dann obige Antwort.

Meine Freunde in Europa rieten mir gestern, über ein Verlassen Marokkos nachzudenken, aber an diesem Punkt bin ich noch nicht ganz angekommen.

Schöne Abendgrüsse und besten Dank schon mal im Voraus
die Butterblume

(30.08.2023, 08:47)Butterblume schrieb: Hallo Marco,

Auch dir vielen Dank für deine Antwort und Mühen. Ja die Schweiz hat einen Honorarkonsul in Marrakech, Max Rosari. Ich bin mit ihm und seiner Frau befreundet und auch Teil des Cercle Suisse.

Deine Angaben der rechtlichen Artikel schätze ich sehr. Der Service des Mines hat mir schriftlich bestätigt (ich habe zu meiner Absicherung darum gebeten, weil ich dachte, dass damit alles geregelt sei und erst später erfahren, dass die Thematik der Nichtabdeckung bei selbstverschuldetem Unfall besteht) dass der Eintausch meines CH-Führerscheins keine Anwendung findet, da es keine Konvention zwischen Deutschland und Marokko für den Eintausch des CH Führerschein gäbe.

Auch wenn ich im Recht sein sollte, so lasse ich mich nicht auf diese langen Auseinandersetzungen ein. Das kostet sehr viel Kraft und Energie, die ich besser anderweitig einbringe. Kämpfe gegen Behörden sind zäh, zeitraubend und man wird hier - freundlich ausgedrückt - nicht auf Augenhöhe behandelt. Selbst wenn ich gewinnen sollte, so sind die Leute hier so vernetzt, dass sie mir an anderer Stelle Probleme bereiten können. Ich bin nur Gast, Ausländerin und eine alleinstehende Frau. Keine gute Kombi in diesem Land.

In den 10 Jahren, die ich Marokko besuchte, bzw. Residentin bin, habe ich noch nie Bakschisch bezahlt. Ich möchte mir und meinen Werten treu bleiben und nicht in dieses System eintreten. Ich weiss, dass das Leben an der einen oder anderen Stelle dann beschwerlichen wird, aber ich handele nicht gegen meine Werte. Mir ist bewusst, dass ich hier nicht die nötige Elastizität biete, um "angemessen" zu sein. Und ich musste hier auch öfters tief Luft holen und an der einen oder anderen Begebenheit ziemlich knabbern.

Ich danke dir, Marco,
Die Butterblume

Hallo Butterblume,

es tut mir aufrichtig leid, dass du solche Aufregung hast!
Trotzdem erlaube ich mir nun meine ganz persönliche Stellungnahme.
Du wünschst zwar offensichtlich keine Antworten in dieser Richtung (s. Prämisse),
jedoch wage ich das trotzdem:

Natürlich hast du einen groben Fehler bei der Handynutzung in der Prüfung begangen - und dich noch dabei erwischen lassen!
Letzterer Nachsatz ist von mir quasi „marokkanisch“ formuliert - man möge mir verzeihen. 
Ich habe öfter Prüfungen abgenommen und VORHER die Handies eingesammelt. 

Eine wenn auch nur versuchte Nutzung hätte ZUM SOFORTIGEN DURCHFALLEN geführt. 
Punkt. 

Die aufgeregten Reaktionen beider Seiten sind quasi filmreif….(Staatsanwalt etc. anrufen??)
Der lacht da…..

Nun, und die Freunde, die DESWEGEN zum Verlassen Marokkos raten, sind….. desinformiert. 

Ich persönlich würde mich gar nicht um den marokk. permis bemühen. 
Dass man ohne diesen im Falle eines Unfalles (mai marlina mardouda oder wie immer man das schreibt) nicht abgedeckt wäre, bleibt zu überprüfen.

Und „Bakschisch“ würde ich auch nicht berappen!

Wünsche dir alles Gute & gute Nerven. 
Marokko ist toll & gaanz anders als wir…..

Gruß,
Maria
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RE: Marokkanischer Führerschein machen - von bulbulla - 30.08.2023, 09:46

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