Marokko-Erfahren erneut auf Entdeckungsreise in Marokko
Auf bekannten Spuren

Ankunft in Tata - zwei Tage Pause in der Wärme, nachdem es uns in Taznakht zu kalt war. Auf lange Hosen und Strümpfe bereits am Nachmittag haben wir Ende Oktober in Marokko einfach noch keine Lust. So fahren wir im La Renaissance vor und werden gleich an der Rezeption freudig begrüßt. Alter Tradition folgend gönnen wir uns nach zwei Monaten das erste Bier. Mit dem Erfolg, dass wir bereits am späten Nachmittag extrem müde werden... Aber der Hunger treibt uns auf Nahrungssuche. Das Restaurant, in dem wir letztes Jahr immer unsere Sonderwünsche erfüllt bekamen, sieht heute anders aus, ist offensichtlich vergrößert. Trotzdem lassen wir uns nieder, geben bei einem neuen Koch unsere Bestellung auf. Plötzlich taucht der Inhaber auf, der uns immer mit "thank you" bedient hatte, erkundigt sich wortreich nach unserem Wohlergehen und serviert anschließend mit dem wohlbekannten "thank you" das Essen. Also alles beim Alten!

Nach einem Tag Nichtstun - wir fühlen uns wie im Urlaub - geht die Fahrt weiter nach Icht. Wüstenfeeling fehlt bislang in unserem Programm. Als wir uns Akka nähern, beschließen wir spontan, unseren Wirt vom letzten Jahr zu begrüßen, wohl wissend, dass er kein Französisch spricht, es also mit der Verständigung schwierig wird. Er freut sich riesig, uns wieder zu sehen, führt uns sofort in den Salon und beginnt, Tee zu kochen. Ein weiterer Mann kommt offensichtlich nach seinem Freitagsgebet vorbei, der Tisch wird gedeckt. Und ehe wir uns versehen, sitzen wir nach dem obligatorischen Händewaschen zu viert vor einer großen Couscousschüssel. Auch ohne viele Worte ist es eine angenehme Atmosphäre. Gesättigt und mit zwei Gläsern Tee im Bauch verabschieden wir uns mit den Worten, dass wir dieses Jahr längere Station in Icht machen werden. Das versteht unser Gastgeber und winkt unserem Auto aus der ersten Etage nach.

In Icht hatten wir bereits letztes Jahr im Maison Amerdoul unterkommen wollen, standen aber vor verschlossenem Tor. Omar, der Inhaber erklärte uns damals, er hätte seit Corona keine Konzession mehr. Wir starten dieses Jahr einen erneuten Versuch, müssen aber am Telefon erfahren, dass erst ab November geöffnet ist. Nun bemühe ich mich so lange, ihn zu überreden, uns dennoch eher aufzunehmen, bis er nachgibt. Allerdings, so müssen wir erfahren, sei die Küche noch nicht aktiviert. Der Not nachtgebend, stimmen wir zu, wohl wissend, dass eine Verpflegung weder im Dorf Icht noch in der Umgebung leicht sein wird. Aber das Glück ist mal wieder auf unserer Seite. Als wir gerade in Tata starten, erreicht uns ein Anruf von Omar, der uns mitteilt, er hätte einen Koch engagiert! Glücklicherweise schneien während unserer Anwesenheit in Icht noch ein paar andere Gäste auf der Durchreise herein, so dass der Koch tatsächlich mehr zu tun hat, als nur uns zu verpflegen.

Nach Icht lockt uns die R 107 auf der Weiterfahrt nach Tafraoute. Obwohl wir sie bereits gefahren sind, fasziniert diese Strecke durch das Gebirge und entlang des Assif Smougen immer wieder. Bereits in Tamanart lohnt die erste Unterbrechung, um sich die Festung mit dem Haus des Caid Tamanatri anzusehen. Etwas weiter flussaufwärts befinden sich auf einer Hochebene die rätselhaften Ruinen eines Großdorfes, auf halber Höhe thront ein Marabout über dem Fluss, an dem auch Gravuren zu finden sind.

Später verengt sich das Tal, die Straße windet sich durch eine bizarre Felslandschaft. Eigentlich möchte man an jeder Kurve anhalten, um den Ausblick zu genießen. Erreicht man die Hochebene, verlässt die Straße den Assif Smougen, man kommt etwas zügiger voran. 
Der Abstecher nach Aoukerda ist ein Muss, auch wenn er die Route nach Tafraoute verlängert. Nach einigen Kilometern bietet sich ein fantastischer Blick auf die tief in die Felsen geschnittene Schlucht des Smougen. 

   

Talabwärts  führt der Weg vorbei an einem Imi n'Ifri - einer Naturbrücke, bevor der Asphalt vor Aoukerda endet. Im Dorf lohnt es sich, den Felsdurchbruch zu suchen, um von dort ins Flussbett hinabzusteigen. Hoch über Aoukerda sind noch die Reste des ehemaligen Speichers zu erkennen. Bei ausreichend Zeit sind hier der Wanderlust keine Grenzen gesetzt.

Gesättigt mit herrlichen Landschaftsimpressionen rollen wir auf der R107 weiter nach Tafraoute. Erstaunlicherweise ist der Übergang von der Provinz Tata in die Provinz Tiznit am deutlich schlechteren Zustand der Straße erkennbar. Wir meistern auch diese Herausforderung voller Vorfreude auf Tafraoute. Der krönende Abschluss dieses Tages ist dann unser obligatorisches Bier im Salon des Hotel Amandiers. Die Kellner begrüßen uns mittlerweile per Handschlag.Vor elf Jahren verbrachten wir hier einen zweiwöchigen Urlaub, der dazu führte, dass Tafraoute seitdem mein Lieblingsort geblieben ist.
Barbara & Andreas
marokko-erfahren.de
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RE: Marokko-Erfahren erneut auf Entdeckungsreise in Marokko - von marokko erfahren - 06.11.2023, 21:16

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