Marokko-Erfahren erneut auf Entdeckungsreise in Marokko
Zaubern mit Thuja

   

ungeschliffene Holzplatte mit Intarsien, Arbeitsmaterial


Der Eingang zum Geschäft in einer belebten Einkaufsgasse in Essaouira: eher bescheiden und klein.

Die Werkstatt: ein liebevolles Chaos, Werkzeuge und angefangene Arbeiten in raumhohen Regalen, es duftet nach Holz. Maschinen sind nirgends zu sehen.

Die Ausstellung: untergebracht in einem riesigen Raum. Hier findet sich - fast - alles aus Thuja-, Walnuss- oder Kiefernholz, was das Herz begehrt: kleine Möbelstücke, Gebrauchsgegenstände wie Teller, Schüsseln, Platten, Becher, Schatullen in allen Größen, allerlei Dekorationsstücke bis hin zum Spielzeug. Ungefähr 35 Handwerker aus Essaouira sind extra mit den Anfertigungen für den Verkaufsraum beschäftigt. Die Augen werden nicht fertig mit Schauen, plötzlich wird einem bewusst, was man alles brauchen könnte...

Die Herstellung der kunstvollen Möbel mit Intarsien interessiert uns. Schnell findet sich ein freundlicher Handwerker, der uns auf Englisch Rede und Antwort steht. Am Beispiel eines runden Tisches - eine Auftragsanfertigung für einen portugiesischen Kunden - erfahren wir den langen Produktionsweg.

Die kunsthandwerklichen Möbelstücke werden aus dem Edelholz des Sandarakbaumes - den unterirdisch wachsenden Maserknollen - gefertigt. Afrikanischer Sandarak, auch Berberthuja genannt, wächst zwischen Essaouira und Agadir an den Ausläufern des Hohen Atlas. Weite Transportwege bis in die Werkstatt entfallen also. Einzig zum Schneiden des Holzes zu Platten wird eine Maschine verwendet, alle weiteren Schritte sind reine Handarbeit.

Die verschiedenen Holzfarben stammen vom Zitronenholz (geölt, gelbe Farbe), Akazie (dunkelbraune Farbe) und dem aus Senegal eingeführten Ebenholz (schwarze Farbe). Mit Perlmuttintarsien zaubern die Handwerker den unvergleichlichen Schimmer, Aluminiumstreifen werden für geschwungene Linien verwendet.

Mit Hilfe eines Stanzeisens werden die Formen ausgeschlagen. Aus Akazien- und Zitronenholzleisten schneiden Handwerker die einzulegenden Formen, die dann in dünne Scheiben gesägt und mit etwas Leim in die ausgestanzten Lücken eingepasst werden. Ist die Platte mit Intarsien gefüllt, wird sie mittels Sandpapier grob geglättet, erst danach beginnt die langwierige Prozedur des Polierens.
 
Schellack und Polierballen (Baumwolle, über einen Holzgriff gezogen) sorgen so abschließend für den Schutz des Holzes und eine Repräsentanz des Möbelstücks. In Essaouira wird bevorzugt Schellack von Mimosen vewendet. Dabei handelt es sich um ein organisches Produkt von Lackschildläusen. Diese ernähren sich vom Pflanzensaft der Mimosen und scheiden an ihren Ästen  eine harzartige Substanz aus. Von den Ästen entfernt wird dieser zu feinen Blättchen zerrieben und bildet mit Alkohol vermischt eine ideale Polierpaste, um den edlen Möbelstücken das unverwechselbare Aussehen zu verleihen.

Der wunderbare Tisch, an dem uns die einzelnen Arbeitsschritte erklärt werden, ist ein Produkt zweijähriger Arbeit. Dafür zahlt der Kunde bei Lieferung bis zur Haustür 3000 Euro - ein Preis, bei dem kein europäischer Handwerker für zwei Arbeitsjahre mithalten könnte!
Barbara & Andreas
marokko-erfahren.de
marokko-erfahren ist eine unabhängige europaweite Privatinitiative zur Förderung von Beschäftigung und Kulturerhalt.
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RE: Marokko-Erfahren erneut auf Entdeckungsreise in Marokko - von marokko erfahren - 04.09.2024, 22:22

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