13.11.2024, 20:30
Akka IST anders!
Vor einem Jahr haben wir diese Erfahrung bereits gemacht, schließen nahtlos daran an.
Unsere Ankunft von Taliouine kommend nach 220 km über teils regenbedingt katastrophale Straßenverhältnisse verläuft langsam, aber gut. Zufrieden erreichen wir Akka, sind einfach nur müde.
Während wir in der Unterkunft "Complexe touristique" ein Abendessen nach Wunsch serviert bekommen, treffen einige Männer ein, lassen sich am Nachbartisch nieder. Nach einer Weile kommt einer von ihnen zu uns herüber, es ist Omar, der Präsident der Region, den wir schon vom letzten Jahr kennen. Die Freude ist groß, an zeitiges Schlafengehen ist natürlich nicht mehr zu denken...
Wir kommen auf unseren ersten Besuch 1991 in Akka zu sprechen und zeigen ihm den Namen unseres damaligen Gastgebers. Ja, bestätigt Omar uns, Mouloud lebt in der Nähe und kommt regelmäßig zum Kaffeetrinken her.
Und tatsächlich, als wir am nächsten Morgen zum Frühstück gehen, sitzt dort jemand, der uns anstrahlt. Es ist Mouloud, der sich wirklich noch an uns erinnert, sogar einen Zettel aus der Tasche zieht, auf dem er sich damals unsere Namen notiert hat! Die Wiedersehensfreude ist auf beiden Seiten groß.
1991 buchten wir eine Pauschalreise nach Agadir, schnell fiel uns dort die Decke auf den Kopf, so dass wir ein Auto mieteten um das Land zu erkunden. Aus heutiger Sicht völlig blauäugig fuhren wir in einem R4 ohne Ersatzbenzin, ohne Wasser und mit einer Marokkokarte, Maßstab 1:1.000000 drauflos, landeten in Akka und fragten in einem Café nach einem Hotel. Unverständnis und Lachen war die Reaktion auf unsere Frage, wir erhielten die ernüchternde Antwort: hier gibt es kein Hotel! Es war Mouloud, der unsere Not erkannte und uns einlud, bei ihm zu übernachten. Dankbar nahmen wir das Angebot an, er fuhr mit seinem Fahrrad voraus, uns im Schlepptau. An seinem Haus in Oum El Laaleg angekommen, parkte Mouloud sein Fahrrad, stieg zu uns ins Auto und zeigte uns unsere ersten Felsgravuren, führte uns anschließend zu seinen Gärten und wir konnten in einem plätschernden Wasserlauf baden. Die Nacht, in der wir es vorzogen, im Hof unter dem Sternenhimmel zu verbringen, statt in seinem Haus, haben wir nie vergessen.
Heute hat Mouloud den ganzen Tag Zeit für uns, wir erzählen viel, später bitten wir ihn, uns noch einmal sein Haus im ca.5 km von Akka entfernten Oum El Laaleg zu zeigen. Er wohnt heute nicht mehr dort, lebt mit seiner Frau und den 5 Kindern in Tizounine. Deshalb, so erklärt er uns, ist das Haus mittlerweile recht verfallen. Aber seine jüngste Schwester, verheiratet mit einem Mann aus Laâyouene hat sich in dem alten Haus ein Zimmer zurechtgemacht. Gerade ist sie zu Besuch, um mit Freundinnen das Moussem in Akka zu genießen. Sie lädt zum Tee ein, wir passen mit Mühe zu viert in den kleinen Raum. Dann zeigt uns Mouloud noch unsere ehemalige Badestelle, leider hat sich alles so verändert, dass wir nichts mehr wiedererkennen.
Unsere ehemalige Badestelle, damals gab es das Becken noch nicht, die Palmen waren alle grün...
Weiter geht es zu einer Bekannten, wir bekommen Couscous im Garten serviert. Dann werden wir gebeten, einen Transport zu fahren. Zwei prall gefüllte Säcke wandern in den Kofferraum, Andreas muss fahren, Mouloud ist Beifahrer und ich finde auf der Rückbank neben zwei voluminösen Frauen und einem Kind gerade noch ein Eckchen Platz. Irgendwo im Dorf werden die Säcke ausgeladen, weiter geht es nach Akka. Da aufgrund der Festivitäten viel Polizei unterwegs ist und unser Auto hoffnungslos überfüllt ist, steigen Andreas und Mouloud an unserer Unterkunft aus, ich fahre die Damen bis ins Zentrum von Akka, sie möchten den Souk besuchen.
Wieder an der Unterkunft angekommen, ist nicht nur Mouloud müde, auch wir sehnen uns nach Ruhe. Vorher aber bittet Mouloud uns noch, ihn in seinen 20 km entfernten Wohnort Tizounine zu bringen. Dort besichtigen wir gemeinsam ein sehr schönes altes Wohnhaus des ehemaligen Caïd Belaïd al Mrabti Nouhi, erbaut 1886. Dann verabschieden wir uns vor seiner Haustür und erhalten eine Einladung zum Couscous-Essen für den nächsten Abend.
Pünktlich um 17 Uhr fahren wir bei Mouloud vor, haben als Gastgeschenk eine Platte Kekse und zwei Flaschen Cola dabei, beides kommt gut an. Moulouds Frau, die leider kein französisch spricht, sitzt neben mir, steht plötzlich auf und kommt mit einem großen weißen Schal, den ihre Tochter mit bunten Symbolen bestickt hat, zurück. Sie schlingt ihn mir um den Kopf, tritt prüfend zurück und nickt dann zufrieden. Mouloud übersetzt, es sei ein Geschenk für mich. Als ich dann noch einen sehr schönen Silberring an den Finger gesteckt bekomme, sind wir restlos platt über diese Gastfreundschaft. Nachdem wir uns alle am leckeren Couscous satt gegessen haben, bittet Mouloud uns, seinen Sohn zum Moussem nach Akka mitzunehmen. Der Bitte kommen wir gern nach, tauschen noch Adressen aus und verabschieden uns voneinander. 33 Jahre wird es hoffentlich nicht wieder dauern, bis zum nächsten Wiedersehen....
Eins haben wir in Akka schnell gelernt: keine Pläne zu schmieden - weder für die nächsten Stunden, geschweige denn für den nächsten Tag. Es kommt immer anders, als man denkt...
Vor einem Jahr haben wir diese Erfahrung bereits gemacht, schließen nahtlos daran an.
Unsere Ankunft von Taliouine kommend nach 220 km über teils regenbedingt katastrophale Straßenverhältnisse verläuft langsam, aber gut. Zufrieden erreichen wir Akka, sind einfach nur müde.
Während wir in der Unterkunft "Complexe touristique" ein Abendessen nach Wunsch serviert bekommen, treffen einige Männer ein, lassen sich am Nachbartisch nieder. Nach einer Weile kommt einer von ihnen zu uns herüber, es ist Omar, der Präsident der Region, den wir schon vom letzten Jahr kennen. Die Freude ist groß, an zeitiges Schlafengehen ist natürlich nicht mehr zu denken...
Wir kommen auf unseren ersten Besuch 1991 in Akka zu sprechen und zeigen ihm den Namen unseres damaligen Gastgebers. Ja, bestätigt Omar uns, Mouloud lebt in der Nähe und kommt regelmäßig zum Kaffeetrinken her.
Und tatsächlich, als wir am nächsten Morgen zum Frühstück gehen, sitzt dort jemand, der uns anstrahlt. Es ist Mouloud, der sich wirklich noch an uns erinnert, sogar einen Zettel aus der Tasche zieht, auf dem er sich damals unsere Namen notiert hat! Die Wiedersehensfreude ist auf beiden Seiten groß.
1991 buchten wir eine Pauschalreise nach Agadir, schnell fiel uns dort die Decke auf den Kopf, so dass wir ein Auto mieteten um das Land zu erkunden. Aus heutiger Sicht völlig blauäugig fuhren wir in einem R4 ohne Ersatzbenzin, ohne Wasser und mit einer Marokkokarte, Maßstab 1:1.000000 drauflos, landeten in Akka und fragten in einem Café nach einem Hotel. Unverständnis und Lachen war die Reaktion auf unsere Frage, wir erhielten die ernüchternde Antwort: hier gibt es kein Hotel! Es war Mouloud, der unsere Not erkannte und uns einlud, bei ihm zu übernachten. Dankbar nahmen wir das Angebot an, er fuhr mit seinem Fahrrad voraus, uns im Schlepptau. An seinem Haus in Oum El Laaleg angekommen, parkte Mouloud sein Fahrrad, stieg zu uns ins Auto und zeigte uns unsere ersten Felsgravuren, führte uns anschließend zu seinen Gärten und wir konnten in einem plätschernden Wasserlauf baden. Die Nacht, in der wir es vorzogen, im Hof unter dem Sternenhimmel zu verbringen, statt in seinem Haus, haben wir nie vergessen.
Heute hat Mouloud den ganzen Tag Zeit für uns, wir erzählen viel, später bitten wir ihn, uns noch einmal sein Haus im ca.5 km von Akka entfernten Oum El Laaleg zu zeigen. Er wohnt heute nicht mehr dort, lebt mit seiner Frau und den 5 Kindern in Tizounine. Deshalb, so erklärt er uns, ist das Haus mittlerweile recht verfallen. Aber seine jüngste Schwester, verheiratet mit einem Mann aus Laâyouene hat sich in dem alten Haus ein Zimmer zurechtgemacht. Gerade ist sie zu Besuch, um mit Freundinnen das Moussem in Akka zu genießen. Sie lädt zum Tee ein, wir passen mit Mühe zu viert in den kleinen Raum. Dann zeigt uns Mouloud noch unsere ehemalige Badestelle, leider hat sich alles so verändert, dass wir nichts mehr wiedererkennen.
Unsere ehemalige Badestelle, damals gab es das Becken noch nicht, die Palmen waren alle grün...
Weiter geht es zu einer Bekannten, wir bekommen Couscous im Garten serviert. Dann werden wir gebeten, einen Transport zu fahren. Zwei prall gefüllte Säcke wandern in den Kofferraum, Andreas muss fahren, Mouloud ist Beifahrer und ich finde auf der Rückbank neben zwei voluminösen Frauen und einem Kind gerade noch ein Eckchen Platz. Irgendwo im Dorf werden die Säcke ausgeladen, weiter geht es nach Akka. Da aufgrund der Festivitäten viel Polizei unterwegs ist und unser Auto hoffnungslos überfüllt ist, steigen Andreas und Mouloud an unserer Unterkunft aus, ich fahre die Damen bis ins Zentrum von Akka, sie möchten den Souk besuchen.
Wieder an der Unterkunft angekommen, ist nicht nur Mouloud müde, auch wir sehnen uns nach Ruhe. Vorher aber bittet Mouloud uns noch, ihn in seinen 20 km entfernten Wohnort Tizounine zu bringen. Dort besichtigen wir gemeinsam ein sehr schönes altes Wohnhaus des ehemaligen Caïd Belaïd al Mrabti Nouhi, erbaut 1886. Dann verabschieden wir uns vor seiner Haustür und erhalten eine Einladung zum Couscous-Essen für den nächsten Abend.
Pünktlich um 17 Uhr fahren wir bei Mouloud vor, haben als Gastgeschenk eine Platte Kekse und zwei Flaschen Cola dabei, beides kommt gut an. Moulouds Frau, die leider kein französisch spricht, sitzt neben mir, steht plötzlich auf und kommt mit einem großen weißen Schal, den ihre Tochter mit bunten Symbolen bestickt hat, zurück. Sie schlingt ihn mir um den Kopf, tritt prüfend zurück und nickt dann zufrieden. Mouloud übersetzt, es sei ein Geschenk für mich. Als ich dann noch einen sehr schönen Silberring an den Finger gesteckt bekomme, sind wir restlos platt über diese Gastfreundschaft. Nachdem wir uns alle am leckeren Couscous satt gegessen haben, bittet Mouloud uns, seinen Sohn zum Moussem nach Akka mitzunehmen. Der Bitte kommen wir gern nach, tauschen noch Adressen aus und verabschieden uns voneinander. 33 Jahre wird es hoffentlich nicht wieder dauern, bis zum nächsten Wiedersehen....
Eins haben wir in Akka schnell gelernt: keine Pläne zu schmieden - weder für die nächsten Stunden, geschweige denn für den nächsten Tag. Es kommt immer anders, als man denkt...
Barbara & Andreas
marokko-erfahren.de
marokko-erfahren ist eine unabhängige europaweite Privatinitiative zur Förderung von Beschäftigung und Kulturerhalt.
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