Marokko-Erfahren erneut auf Entdeckungsreise in Marokko
Nie ist man allein...

Unterwegs auf einer neu entdeckten Asphaltstraße in der Nähe von Agadir Melloul. Der Kaffee unserer letzten Pause drückt und wir sind schon lange allein gefahren. Plötzlich ist der Asphalt zu Ende, ein Baufahrzeug arbeitet an der Piste, der Fahrer winkt uns vorbei. Noch sieht die Piste sehr gut aus, neugierig fahren wir weiter. Als wir aus seinem Sichtfeld sind, beschließen wir dem Druck nachzugeben und halten an. Wir sind kaum ausgestiegen, als sich ein Auto nähert. Also noch etwas warten...

Das Auto hält an, wir winken freundlich und vermuten, die Insassen wollten sich nur vergewissern, dass bei uns alles okay ist. Falsche Vermutung! Der Fahrer, seine Frau, ein Kind und ein Hund steigen aus, packen Werkzeug aus, die Frau kramt im Auto. Dann kommt sie zu uns, drückt uns frische Mandarinen in die Hand und der Mann erklärt, dass sie in der Nähe einen Garten haben, in dem sie arbeiten wollen. Fast nebenbei berichtet er, dass diese Piste Richtung Taliouine führt. Auf die Frage, ob das mit unserem Auto möglich sei, nickt er bekräftigend und verschwindet mit Frau, Kind und Hund. Wir warten noch eine Weile, bevor wir uns in die Büsche verziehen...

   

... wie gut, dass wir die Information über die Fahrtrichtung bereits mündlich erhalten haben...

Mutig versuchen wir, diesen uns völlig unbekannten Weg zu wagen - 14 km Piste liegen vor uns, bevor wir wieder auf Asphalt treffen werden - getreu dem Motto: wenn gar nichts mehr geht, müssen wir eben umdrehen. Durch eine herrliche unberührte Bergwelt rollen wir, einige Flussquerungen werden zur Herausforderung, zwingen aber nicht zum Umdrehen. Nach reichlich 8 km stoßen wir auf ein Bauschild: Fertigstellung in 16 Monaten, nur ein Beginn der Arbeiten ist nicht vermerkt.

Von da an wird die Piste schmaler, schwieriger zu fahren, aber wir haben uns festgebissen, wollen es schaffen. Irgendwann sehen wir Menschen auf den Feldern arbeiten, Esel warten geduldig daneben. Das Gefühl, dass jemand in der Nähe ist, der im Extremfall helfen könnte, beruhigt...

Dann kommt ein Dorf in Sicht, kurz davor ist nichts mehr von Piste zu sehen, wir fahren in einem steinigen Flussbett. Fahrspuren sind noch zu erahnen, einige Frauen queren sie, tragen das Futter für ihre Tiere in großen Bündeln auf dem Rücken. Da uns niemand fassungslos anschaut, mühen wir uns tapfer weiter. Im Dorf führt die Piste aus dem Flussbett heraus, das war fast zu viel für unser Auto. Nun liegen noch 5 km vor uns, die wir schaffen werden?

Langsam werden wir müde, holpern trotzdem unbeirrt weiter - über eine Stunde sind wir nun schon im Schritttempo unterwegs. Andreas macht mir Mut, auf der gegenüberliegenden Flussseite ist bereits der Asphalt zu sehen. Wir folgen der Piste, die parallel am Fluss entlangführt, als uns plötzlich mehrere Autos entgegenkommen. Die ersten seit fast 14 km! Gern fahre ich an die Seite, lasse sie vorbei. Als ich losfahren will, schiebt sich ein weiteres Auto durch das Flussbett, auf das ich auch warte. Gespannt beobachten wir die zuerst vergeblichen Versuche des Fahrers, die Piste zu erreichen. Sollten wir jetzt so kurz vor dem Ziel scheitern? Sein Beifahrer steigt aus, gibt die Richtung vor und dann holpert der Wagen auf die Piste. Wir starten langsam und zum Glück geht es hinab ins Flussbett deutlich leichter, wir durchqueren es und erreichen den Asphalt. 
Sicher werden wir nächstes Jahr noch einmal hier unterwegs sein, voller Spannung, welchen Fortschritt der Straßenbau genommen hat.
 
Barbara & Andreas
marokko-erfahren.de
marokko-erfahren ist eine unabhängige europaweite Privatinitiative zur Förderung von Beschäftigung und Kulturerhalt.
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RE: Marokko-Erfahren erneut auf Entdeckungsreise in Marokko - von marokko erfahren - 24.11.2024, 12:41

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