29.11.2024, 19:25
(28.11.2024, 21:26)latinoo schrieb: Habe kürzlich in einem Cafe in der Innenstadt für einen Cafe leicht überteuert, 15 Dirham bezahlt und dem Serveur 1 Dirham als Trinkgeld geben wollen. Dieser wies den Dirham etwas abschätzig zurück und meinte für 1 Dirham könne man in Marokko nichts mehr kaufen. Als er dann noch bemerkte, dass ich dem freundlichen Schuhputzer 8 Dirham für seine Klassearbeit gab, meinte der eingebildete und oberfreche Serveur, dem Schuhputzer gebe ich 8 Dh und ihm 1 Dh., ob ich das gut finde? Arroganter, dümmer und frecher geht nicht mehr.
Ich werde morgen mit dem Patron denn ich kenne sprechen und ihm mitteilen was für einen Vollidioten er im Betrieb hat. So einer gehört rausgeschmissen.
1Dh ist aber auch für marokkanische Verhältnisse schäbig. Wenn der Service schlecht war, würde ich eher gar kein Trinkgeld geben und eine entsprechende Bewertung auf Tripadvisor etc. schreiben.
Unfreundliches bis betrügerisches Personal habe ich aber auch schon in Deutschland erfahren (Wechselgeld „ vergessen“ herauszugeben).
Allerdings ist es in Marokko mit dem für eine Dienstleistung erwarteten Entgelt doch etwas anders als in Europa. Ein Beispiel von meiner ersten Reise, inzwischen fast 25 Jahre her:
Ich wollte vor dem Bahnhof in Rabat die Dienste eines Schuhputzers in Anspruch nehmen. Natürlich hat keiner ein Preisschild vor sich stehen. Also beobachtete ich unauffällig, was die Kunden so für die Reinigung der Fußbekleidung bezahlten. Manche gaben 2, manche 3 Dirham. Also gab ich meinem „cireur“ nach getaner Arbeit 3 Dh, worauf er sich lautstark beschwerte und 5 Dh verlangte. Ich dachte zuerst, dass er versucht zu handeln und gab noch 1 Dh dazu. Damit war er aber nicht zufrieden und warf mir noch einige Schimpfwörter nach.
Erstaunt war ich dann am Abend als ich meinen marokkanischen Gastgebern davon erzählte. Die meinten unisono, ich hätte ihm doch 5 Dh geben sollen. Ich als Europäer, der sich eine Reise nach Marokko leisten könne, wäre moralisch verpflichtet, dem armen Mann entsprechend mehr zu geben. Die Bezahlung wurde nicht als Gegenleistung für die Dienstleistung sondern als wohltätige Spende gesehen, die der Wohlhabende an den Benachteiligten zu geben verpflichtet ist. Dass er mir dazu noch die Schuhe geputzt habe, sei eine Nettigkeit, zu der er nicht verpflichtet sei.
Mein Einwand, dass ich damals als Student nicht geradezu im finanziellen Wohlstand schwelgte, wurde nicht akzeptiert. Schließlich würde ich bald einen guten Job haben, während der Schuhputzer sich den Rest seines Lebens mit seiner schlecht bezahlten Tätigkeit herumschlagen müsse.
Ich habe lange gebraucht, um diese Verständnis von Arbeit und Lohn zu akzeptieren.