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Wiederbelebung der Bauindustrie, 1 Million Arbeitsplätze sind gefährdet
06. Mai 2020


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Amine Nejjar, Vizepräsident und Immobilienexperte von der „Alliance des Economistes Istiqlaliens (AEI)“, leitete die Kommission zur Ausarbeitung eines Notfallplans für die Wiederbelebung des Immobiliensektors. Im Folgenden erläutert er die Grundlagen dieses Plans.

 
Ist in einem nationalen und internationalen Umfeld, das von der Rezession und dem mangelnden Vertrauen der Bevölkerung geprägt ist, die Wiederbelebung des Immobiliensektors wirklich eine Priorität und als Ziel erreichbar?
 
Die derzeitige Situation im Baugewerbe, das 14% des BIP ausmacht, mehr als eine Million Arbeitsplätze schafft und fast 30% der Bankverpflichtungen auf sich konzentriert, weist Schwächen und Unsicherheiten auf. Die Stilllegung von 90% der Baustellen erhöht das Risiko für die Zukunft des Sektors und der Menschen, die davon leben. Die AEI forderte die Regierung in ihrer Pressemitteilung auf, Sofortmaßnahmen zum Schutz dieses Sektors zu ergreifen, der Arbeitsplätze schafft und lokale Materialien nutzt. Dieser Sektor kann schnell wieder in Gang kommen, wenn alle solidarisch handeln, um die Nachfrage und die Bautätigkeit anzukurbeln und spezifische Maßnahmen für den wirtschaftlichen und sozialen Wohnungsbau ergreifen. Die AEI bestand in ihren Vorschlägen auf der Notwendigkeit, die finanzielle Leistungsfähigkeit künftiger Käufer zu verbessern, deren Kaufkraft heute aufgrund der Covid-19-Pandemie leidet.
 
Unter den von der AEI empfohlenen Maßnahmen finden wir keine Hinweise auf die Notwendigkeit, den von der Bank Al Maghreb (BAM) angewandten Leitzins zu senken, was ein erheblicher Hebel zur Steigerung der Nachfrage wäre?
 
Die AEI hat sich in ihren früheren Überlegungen bereits mit diesem Thema der BAM zum Leitzins befasst und ihre Empfehlungen zur Umsetzung einer weniger konservativen Geldpolitik abgegeben, um neue wirtschaftliche Impulse zu setzen. Auf der Ebene der Immobilienprovision haben wir nach Maßnahmen gesucht, die eine schnelle Rückkehr des Vertrauens in den Immobilienmarkt zwischen Käufern und Verkäufern ermöglichen. Der aktuelle Kontext spiegelt sich in einem Rückgang der Zinssätze für Hypothekendarlehen wider, der voraussichtlich anhalten oder sich sogar weiter verstärkt. Wir empfehlen einen zusätzlichen Schritt der Banken in Richtung Erstkäufer mit einer zusätzlichen Minderung von mindestens 50 Basispunkten auf die für Kunden geltenden Sätze und einer Befreiung von den Antragsgebühren.
 
Glauben Sie nicht, dass es an der Zeit ist, die Werte und Paradigmen im Immobiliensektor in Marokko vollständig zu ändern? Es ist doch unrealistisch, wenn man die Realitäten des lokalen Marktes betrachtet, siehe insbesondere die geringe Kaufkraft.
 
Das jahrelange Fortbestehen der Krise im Immobiliensektor erklärt sich sicherlich aus einem ungünstigen wirtschaftlichen Kontext, aber auch aus der Schüchternheit der seit 2012 ergriffenen staatlichen Maßnahmen, um diesen Sektor aus seiner Lethargie zu befreien. Wir müssen in der Lage sein, die Erwartungen der Bürger zu erfüllen, Wohnraum zu einem erschwinglichen Preis und im gesamten Königreich verfügbar zu machen mit einem hohen Qualitätsanspruch, attraktives Umfeld inbegriffen. Alle in diesem Sektor zu planenden Maßnahmen (Land, Vorschriften, städtebauliche Standards, Bauunternehmen) müssen miteinbezogen werden. Besondere Aufmerksamkeit sollte kleinen Immobilienunternehmen gewidmet werden, die sich leicht an neuen Realitäten anpassen können.
 
Sollte der Immobiliensektor, in dem mehr als eine Million Marokkaner beschäftigt sind, in dieser Zeit der Verwundbarkeit nicht einer Überarbeitung seiner sozialen Spezifikationen unterzogen werden, insbesondere im Hinblick auf die Sicherheit des Standorts?
 
Wir befürworteten für diesen bestimmten Zeitraum die Festlegung spezifischer Maßnahmen von Fachleuten (Bau und Gesundheit) zur Gewährleistung der Gesundheitssicherheit auf Baustellen mit dem Leitfaden für bewährte Verfahren (Siehe insbesondere die Broschüre zur Gesundheitssicherheit, ein wichtiges Dokument, das die Einhaltung der Hygiene- und Gesundheitsvorschriften auf Baustellen gewährleistet).
 
Die Professionalisierung der Bauunternehmer, die länger dauern wird, erfordert die Einführung eines Fördergesetzes, die Überwachung aller am Baugesetz Beteiligten, die Regulierung bestimmter Gewerke (technische Kontrolle, Sicherheit) und die Strukturierung des Eigenheimbaus sowie die Vergabe von Unteraufträgen. Diese Maßnahme wird zwangsläufig zu einer Überarbeitung der Spezifikationen des Sektors in Sachen Ökosysteme führen.
 
Ist die derzeitige Situation angesichts der Zunahme von Immobilienskandalen, die das Vertrauen der Marokkaner in diesen Sektor weitgehend geschädigt haben, nicht förderlich für die Einführung eines strengeren und genaueren „Netzwerkes“ zum Nutzen des Endkunden?
 
Auch hier erfordert die Umsetzung solcher Maßnahmen zum Schutz der Kunden einheitliche und geltende Vorschriften vor Ort. Darüber hinaus müssen wir ernsthaft und sehr schnell über eine Neufassung dieses Gesetzes nachdenken, indem wir alle betroffenen Ministerien, Banken, Versicherungen, Landschutz, Notare und Fachleute des Sektors in die Beratung miteinbeziehen. Nur eine gemeinschaftliche Arbeit, die die Nachvollziehbarkeit des Prozesses gewährleistet, wird den Entwurf eines VEFA-Gesetzes (Verkauf von noch zu bauenden Immobilien. Der VEFA-Vertrag wird in der Regel "Verkauf nach Plan" bezeichnet, da zum Zeitpunkt seiner Unterzeichnung der Baubeginn noch nicht stattgefunden hat.) ermöglichen, das Transaktionen in diesem Sektor glaubwürdiger macht.
 
Erfordert die Wiederbelebung des Marktes für neue Immobilien nicht auch die Wiederbelebung des Verkaufs alter Immobilien? Also auch hier steuerliche Anreize für Transaktionen und damit für einen Geldumlauf schaffen?
 
Theoretisch würde die Idee, Haushalten die Möglichkeit zu geben, neuen Wohnraum zu planen, der ihren neuen Anforderungen entspricht, sicherlich dem Bau von Wohnraum förderlich sein. Es wäre heute schwierig, zusätzliche steuerliche Anreize für diese Art von Transaktionen zu verlangen. Entgegen der landläufigen Meinung war der Markt für erstere in Marokko immer dynamisch.
 
Welche Maßnahmen sollten zur Unterstützung des Baustoffsektors ergriffen werden, der die Aussetzung von Einfuhren zur Unterstützung der heimischen Industrie befürwortet?
 
Im aktuellen Kontext der Pandemie forderte die AEI in ihrer Pressemitteilung die Bauunternehmen und Förderer auf, lokale Baumaterialien zur Unterstützung der nationalen Industrie zu verwenden. Darüber hinaus sei hier an den AEI-Vorschlag von Mai 2019 erinnert, in dem es um die Wiederbelebung des Wachstums durch Wohnraum geht: Verwendung lokaler Baumaterialien unter der Bedingung, dass das neu zu integrierende Konzept (Sozialwohnungsvereinbarungen nach 2020) auf einem regionalen Ansatz und der Festlegung von Zielen für die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie dem Einsatz lokaler Bauunternehmen beruht.
 
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Amine Nejjar
 
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