27.06.2018, 18:38
JasminH
Das Rätsel dieser Welt
Das Rätsel dieser Welt löst weder du noch ich,
Jene geheime Schrift liest weder du noch ich.
Wir wüssten beide gern, was jener Schleier birgt,
Doch wenn der Schleier fällt, bist weder du noch ich.
von Omar Chayyam
whatshername61
Registriert: 14/08/2011
Christian Morgenstern, 1871-1914
Blödem Volke unverständlich
treiben wir des Lebens Spiel.
Gerade das, was unabwendlich,
fruchtet unserem Spott als Ziel.
Magst es Kinder-Rache nennen
an des Daseins tiefem Ernst;
wirst das Leben besser kennen,
wenn du uns verstehen lernst.
habe gerade bei einer recherche dieses gedicht entdeckt
Zwei Weise werden stets in Frieden bleiben,
Ein Kluger wird sich nie am Toren reiben,
Und wenn der Tor mit finsterm Grolle spricht,
Erheitert sanft der Weise sein Gesicht.
Bei zwei Verständ'gen wird kein Härchen brechen,
Auch nicht, wo sanfter Mann und Starrkopf sprechen;
Doch wenn auf beiden Seiten Toren stehn,
Muß auch die Kette selbst in Stücken gehn.
(Scheich Sadi, Rosengarten, 13.Jh.)
Ein zweites Mal
Könnte ich mein Leben noch einmal von vorn beginnen, würde ich versuchen, mehr Fehler zu machen.
Ich würde alberner sein, würde ganz locker werden, nur noch ganz wenige Dinge ernstnehmen.
Ich würde entschieden verrückter sein und weniger reinlich.
Ich würde mehr Gelegenheiten beim Schopf ergreifen
und öfters auf Reisen gehn.
Ich würde mehr Berge ersteigen,
mehr Flüsse durchschwimmen und
mehr Sonnenaufgänge auf mich wirken lassen.
Ich würde mehr Schuhsohlen durchlaufen,
mehr Eis und weniger Bohnen essen.
Ich würde mehr echte Probleme und
weniger eingebildete Nöte haben.
Nun, ich habe meine verrückten Augenblicke,
aber wenn ich noch einmal von vorn anfangen könnte,
würde ich mehr verrückte Augenblicke haben - genau gesagt:
Augenblicke, einen nach dem anderen,
und nichts mehr von Plänen zehn Jahre voraus.
Jorge Luis Borges
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Das Rätsel dieser Welt
Das Rätsel dieser Welt löst weder du noch ich,
Jene geheime Schrift liest weder du noch ich.
Wir wüssten beide gern, was jener Schleier birgt,
Doch wenn der Schleier fällt, bist weder du noch ich.
von Omar Chayyam
whatshername61
Registriert: 14/08/2011
Christian Morgenstern, 1871-1914
Blödem Volke unverständlich
treiben wir des Lebens Spiel.
Gerade das, was unabwendlich,
fruchtet unserem Spott als Ziel.
Magst es Kinder-Rache nennen
an des Daseins tiefem Ernst;
wirst das Leben besser kennen,
wenn du uns verstehen lernst.
habe gerade bei einer recherche dieses gedicht entdeckt
Zwei Weise werden stets in Frieden bleiben,
Ein Kluger wird sich nie am Toren reiben,
Und wenn der Tor mit finsterm Grolle spricht,
Erheitert sanft der Weise sein Gesicht.
Bei zwei Verständ'gen wird kein Härchen brechen,
Auch nicht, wo sanfter Mann und Starrkopf sprechen;
Doch wenn auf beiden Seiten Toren stehn,
Muß auch die Kette selbst in Stücken gehn.
(Scheich Sadi, Rosengarten, 13.Jh.)
Ein zweites Mal
Könnte ich mein Leben noch einmal von vorn beginnen, würde ich versuchen, mehr Fehler zu machen.
Ich würde alberner sein, würde ganz locker werden, nur noch ganz wenige Dinge ernstnehmen.
Ich würde entschieden verrückter sein und weniger reinlich.
Ich würde mehr Gelegenheiten beim Schopf ergreifen
und öfters auf Reisen gehn.
Ich würde mehr Berge ersteigen,
mehr Flüsse durchschwimmen und
mehr Sonnenaufgänge auf mich wirken lassen.
Ich würde mehr Schuhsohlen durchlaufen,
mehr Eis und weniger Bohnen essen.
Ich würde mehr echte Probleme und
weniger eingebildete Nöte haben.
Nun, ich habe meine verrückten Augenblicke,
aber wenn ich noch einmal von vorn anfangen könnte,
würde ich mehr verrückte Augenblicke haben - genau gesagt:
Augenblicke, einen nach dem anderen,
und nichts mehr von Plänen zehn Jahre voraus.
Jorge Luis Borges
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