Marokko-Erfahren erneut auf Entdeckungsreise in Marokko
#13
Museen in Marrakech

Durch die Gassen und Souks von Marrakech zu wandeln ist ein Augenschmaus. Eng aneinander reihen sich die kleinen Verkaufsstände mit mannigfaltigen Angeboten. Aber es ist auch anstrengend, denn sobald man den Schritt nur verzögert, gar stehen bleibt, wird man angesprochen, beinahe zum Kauf oder Restaurantbesuch genötigt. Deshalb genießen wir Museumstage, die mindestens genauso viel Abwechslung zu bieten haben.

   
Foto: Medersa Ben Youssef

Auf dem Weg Richtung Synagoge durchstreifen wir die Mellah und staunen darüber, plötzlich die einzigen Touristen zu sein. Im Gebäude angekommen führt der Weg zur Synagoge über einen kleinen Innenhof, von dem mehrere Türen abzweigen. In jedem der Räume befindet sich eine schön gestaltete Ausstellung zur jüdischen Geschichte und Kultur. Uns fasziniert eine Tafel mit der spialförmig dargestellten jüdischen Geschichte Marokkos einschließlich entscheidender Weltereignisse. Auch die Synagoge selbst darf mit der entsprechend bereitliegenden Kopfbedeckung betreten werden.
Von da aus ist es ein Katzensprung zum jüdischen Friedhof. Ergriffen steht man auf einem 7 ha großen, nahezu baumlosen Gelände, gefüllt mit weißen Grabsteinen. Einige enthalten Namen und Alter der Verstorbenen, die meisten sind nur weiß. Ein Ort der Stille im sonst so quirligen Marrakech.

Das Museum Tiskiwin, eine in einem Riad untergebrachte Ausstellung einer Afrika-Rundreise bietet eine Bandbreite an Alltags- und Kunstgegenständen, die ab und zu an der Wahrnehmung der Künstler zweifeln lassen. Als angenehm in diesen kleinen Museen empfinden wir es immer wieder, fast allein zu sein.

Drei Etagen mit Fotos zum Staunen finden sich im Maison der la Photographie. Unglaubliche Porträtaufnahmen, Alltagsgeschehen, Gebäude sind z. T. vor knapp 100 Jahren fotografiert. Und für die, die etwas von Aufnahmetechnik verstehen, sind Infotafeln neben jedem Foto angebracht. Absolut lohnenswert, um einen kleinen Eindruck zu gewinnen, wie sich das Leben in und um Marrakech einst abgespielt hat.

Auch das Musée Patrimoine, auch Heritage genannt, ist in einem Riad untergebracht, dessen Besuch schon allein lohnt. Verwinkelt, kleine Treppen, ein Übergang in das daneben liegende Riad - und überall gibt es etwas zu entdecken. Eine kunterbunte Reihenfolge der gesammelten Werke erwartet den Besucher, nach einer chronologischen Ordnung sucht man vergeblich. Das tut dem Besuch aber keinen Abbruch, die gepflegte Ausstellung bietet an jeder Ecke Überraschungen. Und zum Abschluss bekommen wir auf der Dachterrasse einen Tee serviert - ein entspannender Gegensatz zum Trubel auf der Straße.

Ein staatliches Museum erwartet einen im ehemaligen Glaoui- Palast Dar El Bacha, allerdings auch mit dem stolzen Eintrittspreis von 60 DH pro Person. Nicht schlecht staunen wir, als die Dame im Eingangsbereich 12 Eintrittskarten zu je 10 DH abreißt, sie zusammentackert und uns übergibt! Die Räume sind - wie man es von Thami El Glaoui kennt, ausgesprochen prunkvoll gestaltet. Die Ausstellungsgegenstände dagegen verlieren sich ein wenig darin. Ob man drin gewesen sein muss, fragen wir uns im Nachhinein. Auf jeden Fall passen hier Preis- Leistungsverhältnis nicht ganz zusammen.

Erst im Februar 2022 öffnet nach dreijähriger Renovierung die Medersa Ben Youssef ihre Türen wieder für Besucher. Die schönste Koranschule des Landes - diesen Namen führt sie nicht zu Unrecht. Überwältigt stehen wir im Innenhof, dürfen durch alle Räume schlendern und uns in vergangene Zeiten zurückgesetzt fühlen. Ein großartiges Erlebnis, selbst als einer von hunderten von Besuchern.

Außerhalb der Stadtmauer ist das in einem großen Neubau untergebrachte Musée Mohamed VI. pour la Civilisation de l’eau au Maroc, das Wassermuseum. Eine aufwändig gestaltete Ausstellung über drei Etagen mit Lasershow, Filmen, Modellen, Bildern und Informationstafeln rund um das Wasser. Spätestens hier wird jedem bewusst, welche Bedeutung Wasser im Leben des Menschen hat. Leider fehlen Hinweise zu den Orten, an denen man sich in der Umgebung von Marrakech die dargestellten Modelle direkt ansehen könnte.

Wer Marrakech nicht nur als shoppender Tourist besuchen möchte, kann sich unter diesen und zahlreichen weiteren Museen (Frauenmuseum, Kochmuseum, Parfummuseum, Musikmuseum, ...) ganz nach Interessenlage den ein oder anderen Tag spannend gestalten.
Barbara & Andreas
marokko-erfahren.de
marokko-erfahren ist eine unabhängige europaweite Privatinitiative zur Förderung von Beschäftigung und Kulturerhalt.
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RE: Marokko-Erfahren erneut auf Entdeckungsreise in Marokko - von marokko erfahren - 24.09.2022, 20:28

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