30.09.2022, 20:14
Die andere Seite von Tioute
Der Oasenort Tioute, oder Touit, wie es am Hinweisschild an der R 109 Taroudant Richtung Igherm geschrieben steht, ist ein idyllisches Plätzchen mit einem großen Palmenhain. Nahezu jeder Tourist, der in Taroudant Station macht, besucht ihn, um einen ausgedehnten Spaziergang im Schatten der Palmen zu genießen. An die leider ruinöse Kasbah, die auf einem Hügel hoch über den Palmen liegt, hat man ein Hotel mit einer großen Terrasse angebaut, auf der man nach dem Spaziergang mit Blick über die Baumwipfel eine Stärkung zu sich nehmen kann.
Wir fahren diesmal unterhalb vorbei durch ein Flussbett, um uns auf Suche nach einer besonders langen Khettara zu begeben.
Beim Blick zurück auf den Ort halten wir spontan an, ganz begeistert über den völlig neuen Blickwinkel auf die Kasbah. Von dieser Seite ist der Anbau nicht zu sehen, sondern man bekommt einen interessanten Eindruck von dem ehemals großen Bauwerk. Dass vieles halb eingestürzt ist, fällt nicht vordergründig ins Auge, die Kasbah gewinnt deutlich. Vielleicht ein "Insidertipp" für Besucher, diesen Weg einmal selbst auszuprobieren?
Dann rumpeln wir weiter, entscheiden uns aber bald, das Auto abzustellen, um trotz der 35°C zu Fuß weiter zu wandern. Ausreichend Wasser nehmen wir im Rucksack mit und fühlen uns gewappnet. Wir passieren einige Farmgebäude, durchqueren eine kleine Ansiedlung, laufen an üppig grünen Feldern vorbei. Dank der Bewässerung steht der Mais hier kräftig und grün, kein Vergleich zu den doch jämmerlich vertrockneten Feldern, die wir im Elbtal zwischen Meißen und Dresden gesehen haben.
An einem Garten lädt ein Mann Eselsdung von seinem Karren ab, der als Dünger verwendet wird. Noch während er uns freundlich grüßt, kommt ein weiterer Eselskarren, beladen mit Grünfutter einen Hügel hinauf. Wir bedauern den kleinen Esel, der in der Hitze eine sicher nicht unbeträchtliche Last ziehen muss. Netterweise läuft der Mann neben dem Karren her.
Als er unserer ansichtig wird, ruft er nach der Begrüßung: "Monsieur, Monsieur", hält seinen Esel an, kramt in einem Sack, der zwischen dem Grünfutter liegt. Daraus fördert er zwei Granatäpfel in einer Größe hervor, wie wir sie noch nie gesehen haben. Strahlend überreicht er sie uns und nach einem "hirr" setzt sich der Esel wieder in Bewegung. Wir bedanken uns überschwänglich und unterhalten uns noch lange über diese so unerwartete und freundliche Geste. Später wiegen wir die Prachtexemplare, einer bringt stolze 710 g, der andere 650 g auf die Waage. Zu allem Überfluss werden sie uns abends in der Unterkunft sogar noch geschält, wir bekommen eine große Schale wohlschmeckender Kerne hingestellt, können auch andere Gäste noch an diesem Genuss teilhaben lassen.
Noch haben wir aber unser Ziel nicht erreicht, setzen den Weg fort, bis wir nach unserer Recherche den Anfang der gesuchten Khettara erreicht haben müssten. Und richtig, einige Meter vom Weg entfernt entdecken wir den ersten Hügel, der den Aushub der unterirdischen Wasserleitung anzeigt. Wir blicken in ein tiefes Loch, dessen Grund nicht auszumachen ist, deshalb werfen wir ein Steinchen hinab. Es dauert, bis wir das Auftreffen auf dem Boden hören. Wasser fließt heute nicht mehr in dieser Khettara, die Bewässerungspumpen der umliegenden Gärten haben den Grundwasserspiegel extrem absinken lassen.
Ursprünglich war die Khettara gebaut, um Zuckerrohrplantagen zu bewässern, die die Saadier im 16. Jahrhundert im Souss-Tal angelegt hatten. Zucker war bereits damals ein kostbares und beliebtes Gut, der Import aus den Antillen noch zu kostspielig. Und da Klima sowie Bodenbeschaffenheit hier ideal waren, Wasser herangeführt werden konnte, bot sich dieser Standort für den Vorläufer der industriellen Zuckerproduktion an.
Beeindruckend, wenn man vor den in mühevoller Handarbeit vor reichlich 500 Jahren geschachteten Löchern dieser Wasserleitung steht. Wir verlassen Tioute mit dem Wissen, dass es hier weit mehr als nur einen großen Palmengarten zu bestaunen gibt.
Der Oasenort Tioute, oder Touit, wie es am Hinweisschild an der R 109 Taroudant Richtung Igherm geschrieben steht, ist ein idyllisches Plätzchen mit einem großen Palmenhain. Nahezu jeder Tourist, der in Taroudant Station macht, besucht ihn, um einen ausgedehnten Spaziergang im Schatten der Palmen zu genießen. An die leider ruinöse Kasbah, die auf einem Hügel hoch über den Palmen liegt, hat man ein Hotel mit einer großen Terrasse angebaut, auf der man nach dem Spaziergang mit Blick über die Baumwipfel eine Stärkung zu sich nehmen kann.
Wir fahren diesmal unterhalb vorbei durch ein Flussbett, um uns auf Suche nach einer besonders langen Khettara zu begeben.
Beim Blick zurück auf den Ort halten wir spontan an, ganz begeistert über den völlig neuen Blickwinkel auf die Kasbah. Von dieser Seite ist der Anbau nicht zu sehen, sondern man bekommt einen interessanten Eindruck von dem ehemals großen Bauwerk. Dass vieles halb eingestürzt ist, fällt nicht vordergründig ins Auge, die Kasbah gewinnt deutlich. Vielleicht ein "Insidertipp" für Besucher, diesen Weg einmal selbst auszuprobieren?
Dann rumpeln wir weiter, entscheiden uns aber bald, das Auto abzustellen, um trotz der 35°C zu Fuß weiter zu wandern. Ausreichend Wasser nehmen wir im Rucksack mit und fühlen uns gewappnet. Wir passieren einige Farmgebäude, durchqueren eine kleine Ansiedlung, laufen an üppig grünen Feldern vorbei. Dank der Bewässerung steht der Mais hier kräftig und grün, kein Vergleich zu den doch jämmerlich vertrockneten Feldern, die wir im Elbtal zwischen Meißen und Dresden gesehen haben.
An einem Garten lädt ein Mann Eselsdung von seinem Karren ab, der als Dünger verwendet wird. Noch während er uns freundlich grüßt, kommt ein weiterer Eselskarren, beladen mit Grünfutter einen Hügel hinauf. Wir bedauern den kleinen Esel, der in der Hitze eine sicher nicht unbeträchtliche Last ziehen muss. Netterweise läuft der Mann neben dem Karren her.
Als er unserer ansichtig wird, ruft er nach der Begrüßung: "Monsieur, Monsieur", hält seinen Esel an, kramt in einem Sack, der zwischen dem Grünfutter liegt. Daraus fördert er zwei Granatäpfel in einer Größe hervor, wie wir sie noch nie gesehen haben. Strahlend überreicht er sie uns und nach einem "hirr" setzt sich der Esel wieder in Bewegung. Wir bedanken uns überschwänglich und unterhalten uns noch lange über diese so unerwartete und freundliche Geste. Später wiegen wir die Prachtexemplare, einer bringt stolze 710 g, der andere 650 g auf die Waage. Zu allem Überfluss werden sie uns abends in der Unterkunft sogar noch geschält, wir bekommen eine große Schale wohlschmeckender Kerne hingestellt, können auch andere Gäste noch an diesem Genuss teilhaben lassen.
Noch haben wir aber unser Ziel nicht erreicht, setzen den Weg fort, bis wir nach unserer Recherche den Anfang der gesuchten Khettara erreicht haben müssten. Und richtig, einige Meter vom Weg entfernt entdecken wir den ersten Hügel, der den Aushub der unterirdischen Wasserleitung anzeigt. Wir blicken in ein tiefes Loch, dessen Grund nicht auszumachen ist, deshalb werfen wir ein Steinchen hinab. Es dauert, bis wir das Auftreffen auf dem Boden hören. Wasser fließt heute nicht mehr in dieser Khettara, die Bewässerungspumpen der umliegenden Gärten haben den Grundwasserspiegel extrem absinken lassen.
Ursprünglich war die Khettara gebaut, um Zuckerrohrplantagen zu bewässern, die die Saadier im 16. Jahrhundert im Souss-Tal angelegt hatten. Zucker war bereits damals ein kostbares und beliebtes Gut, der Import aus den Antillen noch zu kostspielig. Und da Klima sowie Bodenbeschaffenheit hier ideal waren, Wasser herangeführt werden konnte, bot sich dieser Standort für den Vorläufer der industriellen Zuckerproduktion an.
Beeindruckend, wenn man vor den in mühevoller Handarbeit vor reichlich 500 Jahren geschachteten Löchern dieser Wasserleitung steht. Wir verlassen Tioute mit dem Wissen, dass es hier weit mehr als nur einen großen Palmengarten zu bestaunen gibt.
Barbara & Andreas
marokko-erfahren.de
marokko-erfahren ist eine unabhängige europaweite Privatinitiative zur Förderung von Beschäftigung und Kulturerhalt.
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