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Update zu unserem ersten Beitrag vom 15.09.22
Reisevorbereitung – PCR-Test
Wohl wissend, dass man inzwischen keinen Test für Marokko mehr benötigt, hätten wir inzwischen gern über die Aufarbeitung unserer negativen Erlebnisse durch das DRK berichtet.
Leider gibt es 4 Wochen später nur Anlass für das Gegenteil:
Der Leiter des zuständigen DRK in Meißen sagte eine Stellungnahme bis zum 23.09.22 zu.
Am 24.09.22 erinnerten wir an die ausstehenden Stellungnahmen und informierten zeitgleich den Landesverband Sachsen e.V., die übergeordnete Dienststelle des DRK in Dresden sowie das DRK- Beschwerdemanagement in Berlin.
Aus Meißen bat man am 28.09.22 um einen Gesprächstermin, den wir abgelehnt haben. Wir wiederholten unsere Bitte um Stellungnahme.
Vom Landesverband aus Dresden gab es bis heute keinerlei Reaktion.
Aus Berlin teilt man mit, das Beschwerdemanagement des DRK-Generalsekretariat in Berlin sei in der Hauptsache mit Auslandshilfen beschäftigt und nicht zuständig.
Es scheint so, dass das DRK überfordert ist?
Zum Glück wird es für Marokko-Reisen nicht mehr benötigt!
Wir berichten weiter.
Barbara & Andreas
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Aguinane
Ein uns noch gänzlich unbekannter Ort, östlich von Agadir Melloul in den Bergen gelegen, gehört auf unsere Reiseroute. Von der einzigen Unterkunft im Ort haben wir nur eine Telefonnummer, melden uns vorsichtshalber dort an, um nicht vor verschlossener Tür zu stehen.
Von Taroudant wählen wir selbstverständlich nicht den kürzesten Weg, uns reizen ein paar neue Straßen. Wir biegen von der P 1706 ab in die Berge, erreichen nach einer landschaftlich herrlichen Strecke den Speicher Tazrout, fahren an Igiliz vorbei wieder talabwärts, bis wir die P 1712 erreichen. Nach einer Pause in Taliouine erkunden wir hinter Agadir Melloul eine weitere neue Asphaltstraße, bis wir das Hinweisschild "Auberge Paradies d'Aguinane" an einer Piste entdecken. Erleichtert biegen wir ab, reichlich 200 km liegen hinter uns, wir freuen uns auf die letzten Pistenkilometer, bevor nicht nur das Auto zur Nachtruhe kommen darf.
Aber mit so einer Piste zum Abschluss hatte ich nicht gerechnet. Zuerst schlängelt sie sich harmlos am Berg entlang, der einsetzende Nieselregen stört nicht. Doch plötzlich fällt der Blick ins Tal, reichlich 200 Höhenmeter tiefer sind die ersten Häuser zu sehen, in steilen Kurven geht es abwärts. Diese Kilometer fordern meine Nerven kollosal, ich flehe still, dass es auf der schmalen Piste keinen Gegenverkehr gibt. Wohin sollte ich auch ausweichen?
Dann endlich sind die ersten Häuser erreicht, wir schlängeln uns zwischen ihnen hindurch und werden schon in der Unterkunft erwartet. Nie wieder werde ich diese Piste fahren! Erst als Andreas den Vorschlag macht, dass wir uns am nächsten Tag von unserem Gastgeber nach oben fahren lassen, um in den umliegenden Dörfern einige Ziele anzusehen, kann ich mich entspannen.
Die Unterkunft hat das Flair einer Jugendherberge, aber es gibt keine Alternative... Trotz des nebligen Wetters nach dem nächtlichen Regen erkennen wir die wilde Schönheit des Tals und besuchen nach einer (als Beifahrer) gar nicht so schrecklichen Pistenfahrt die beiden Dörfer Lemdint und Asrargh, bevor wir wieder talwärts wandern.
Was gibt es auf dieser Piste alles zu entdecken, wenn man Zeit zum Schauen hat! Ein alter Wachturm, ein gigantischer (momentan trockener) Wasserfall, verschiedene wassergefüllte Becken zwischen den sattgrünen Palmen, dazwischen ein Marabout, bizarre Felsen an denen sich schmale Pfade entlang winden.
Als wir nach zwei Nächten Richtung Tata weiterreisen, kommen wir kaum aus dem Tal heraus, in jedem der folgenden Dörfer bieten sich malerisch gelegene Ruinen als Fotomotiv an.
Aguinane muss man gesehen haben und wir wünschen jedem einen Aufenthalt ohne Nebel, um die Bergwelt in voller Pracht genießen zu können.
Barbara & Andreas
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Touristen - nein danke?
Vor drei Jahren trafen wir Salima Naji, eine bekannte marokkanische Architektin zufällig in Tata.
Sie war auf dem Weg zu ihrem aktuellen Projekt - der Restaurierung von Ksar Adkhss, nord-östlich von Akka Ighane gelegen. Hilfsbereit skiziierte sie uns den Weg auf einem Blatt Papier und meinte, wenn wir in der Nähe sind, sollten wir es uns unbedingt ansehen.
Heute sollte es soweit sein, wir planen das Ziel auf unserer Fahrt von Aguinane nach Tata ein. Nach einer Flussquerung liegt das Dorf vor uns, wir stellen das Auto ab, den Weg zum Ksar finden wir relativ schnell, obwohl nichts ausgeschildert ist. Die Außenmauer sieht fantastisch aus, alles komplett restauriert, kein Vergleich zu dem ruinösen Zustand, den wir auf zahlreichen Fotos gesehen haben.
Schon allein die Ruine hatte uns mächtig gereizt, umso mehr freuen wir uns nun auf eine Besichtigung des restaurierten Ksars.
Mehr als nur etwas verwundert registrieren wir, dass der Weg zum Eingang des Ksars von den Dorfbewohnern offensichtlich als Toilette genutzt wird. Tapfer übersteigen wir die zahlreichen Haufen, um vor einem verschlossenen Portal zu stehen. Im nebenan liegenden Moscheegebäude machen wir uns bemerkbar, werden zunächst barsch abgewiesen, bis ein weiterer Mann auftaucht und uns bedeutet, wir sollen warten, er kümmert sich um den Schlüssel. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt er zurück mit der Information, wir möchten ca. 2-3 Stunden warten, der Schlüsselbesitzer ist momentan auf dem Markt in Akka Ighane.
Der Webseite globalheritagefund.org, die Geld für die Restaurierung zur Verfügung gestellt und Mitarbeiter geschult hat, können wir entnehmen, dass das Ksar als vielversprechende Touristenattraktion gilt, um an der bekannten Reiseroute zwischen Wüste und Siroua- Gebirge Touristen anzulocken und das Wirtschaftswachstum zu fördern.
Enttäuscht und fassungslos verlassen wir nach unserem Erlebnis das Dorf, in dem man offensichtlich als Tourist nicht willkommen ist. Das Interesse an Fremden, das wir sonst nahezu überall erleben, fehlt. Niemand zeigt sich, keine Kinder laufen mit uns mit, kein Erwachsener lässt sich blicken. Wir spüren Ablehnung und fragen uns, ob es so wohl gelingen wird, die Region touristisch aufzuwerten?
Barbara & Andreas
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Hallo Barbara,
hallo Andreas.
Auch wenn ich nicht jeden Beitrag von Euch kommentiere, so lese ich alles mit und finde toll, was Ihr macht und dass Ihr Ausschnitte davon hier in dieses Forum stellt!
So geht es sicherlich nicht nur mir, denn es gibt zahlreiche stille Leser bei uns im Forum.
Auf Euren Karten sind diese Dinge alle sehr gut wiedergegeben, so dass Eure Recherchen vielen Marokkointeressierten zugute kommen können.
Zum Ksar Adkhss:
Ja, es gibt sie noch, die absolut untouristischen Orte in Marokko, wo man als Fremder nicht mit nicht uneigennützigen Teeeinladungen oder von einer Horde Kinder begrüßt wird, sondern eher störend wirkt und mißtrauisch beäugt wird.
Ich kenne so etwas auch.
Wenn erst einmal jene Touristen dort Einkehr gehalten haben, die nicht nur Bonbons und Kugelschreiber sondern Handys und Fahrräder an die Einheimischen verschenkt haben, wird sich die Missachtung der Touristen schnell ändern.
Es ist (für beide Seiten) nicht immer einfach den Mittelweg zu finden, denn jeder erwartet von der anderen Seite oft das, womit er nicht dienen kann.
.
Mit besten Grüßen aus Errachidia,
Thomas
In Marokko ist alles möglich nur nichts schnell.
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(14.10.2022, 22:58)marokko erfahren schrieb: Mehr als nur etwas verwundert registrieren wir, dass der Weg zum Eingang des Ksars von den Dorfbewohnern offensichtlich als Toilette genutzt wird. Tapfer übersteigen wir die zahlreichen Haufen, um vor einem verschlossenen Portal zu stehen. Im nebenan liegenden Moscheegebäude machen wir uns bemerkbar, werden zunächst barsch abgewiesen, bis ein weiterer Mann auftaucht und uns bedeutet, wir sollen warten, er kümmert sich um den Schlüssel. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt er zurück mit der Information, wir möchten ca. 2-3 Stunden warten, der Schlüsselbesitzer ist momentan auf dem Markt in Akka Ighane.
Enttäuscht und fassungslos verlassen wir nach unserem Erlebnis das Dorf, in dem man offensichtlich als Tourist nicht willkommen ist. Das Interesse an Fremden, das wir sonst nahezu überall erleben, fehlt. Niemand zeigt sich, keine Kinder laufen mit uns mit, kein Erwachsener lässt sich blicken. Wir spüren Ablehnung und fragen uns, ob es so wohl gelingen wird, die Region touristisch aufzuwerten?
Hallo,
das ein Weg oder Zugang als Toilette genutzt wird, ist gar nicht mal so unüblich. Als Tourist sieht man das eher selten und selbst in der Stadt, einen Dank an die Reinigungkräfte die oft schon früh morgens die Hinterlassenschaften entfernen. Als Tourist sieht sowas eher ganz selten und noch weniger in diesem Ausmass. Das ist sogar völlig normal in Regionen wo es kaum eine Abwasserkanalisation gibt.
Enttäuscht und fassunglos, verstehe ich nicht, eigentlich konntest du etwas beobachten das nur selten der Fall ist, du hast die Einheimische Bevölkerung in seinen natürlichen Habitat beobachten können und sollte eher ein erfreuliches Erlebnis sein, statt das übliche geheuchel das man Touristen Willkommen heisst. Hier drängen sich ja üblicherweise Freundschaften auf, man wird oft mit "mein Freund" angesprochen.
Ich freue mich über weitere Berichte und Auszüger der Reise durch Marokko.
MfG
Marco Wensauer
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(15.10.2022, 06:58)Thomas Friedrich schrieb: Hallo Barbara,
hallo Andreas.
Auch wenn ich nicht jeden Beitrag von Euch kommentiere, so lese ich alles mit und finde toll, was Ihr macht und dass Ihr Ausschnitte davon hier in dieses Forum stellt!
So geht es sicherlich nicht nur mir, denn es gibt zahlreiche stille Leser bei uns im Forum.
Auf Euren Karten sind diese Dinge alle sehr gut wiedergegeben, so dass Eure Recherchen vielen Marokkointeressierten zugute kommen können. Richtig Thomas,
so eine stille Leserin bin ich!
@marokko erfahren
Eure Beiträge lese ich mit großem Vergnügen. Die wunderschönen Aufnahmen führen mich, zumindest virtuell, wieder zurück in das Land, in dem ich immer wieder wunderbare Wochen verbringen durfte! Danke und bitte mehr davon!
Lieben Gruß a´isha
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Das Brot kommt mit dem Fernbus
Unser Weg von Tata nach Tafraoute soll diesmal über uns noch unbekannte Pisten führen. Da wird es kein Café oder keine Bude mit Lebensmitteln geben, Proviant für unterwegs ist also wichtig.
Wir genießen am Vorabend noch eine umfangreiche Couscous-Mahlzeit in Tata und sind danach zu satt, um etwas einzukaufen. Bestimmt führt der Weg am nächsten Morgen noch an einem Shop mit Lebensmitteln vorbei...
Auf der Fahrt Richtung Imitek erinnern wir uns: bereits letztes Jahr hielten wir dort mit dem geleichen Proviantwunsch an.
In einem kleinen Laden mit drei Kühlschränken - bei einem ging die Tür nicht mehr zu, der zweite war aus und der dritte schien wenig vertrauenswürdig zu sein - fragten wir nach Brot.
Die Antwort war heftiges Kopfschütteln. Ein im Laden anwesender Kunde ergriff mich jedoch am Arm, führte mich in eine Nebengasse und klopfte an einem Haus. Eine Frau öffnete, er trug ihr wohl unser Anliegen vor und umgehend erhielt ich für 2 DH ein ofenheißes Brot.
Die Ausstattung im Laden ist heute noch die gleiche, als wir wieder in Imitek anhalten, immerhin sind nun Äpfel und Tomaten zusätzlich im Angebot.
Auf die Frage nach Brot greift der Ladeninhaber zum Telefon und zeigt uns dann, dass wir 5 Minuten warten möchten. Zwei weitere Frauen sitzen auch da, offenbar ins Gespräch vertieft.
Eine hat einen Plastikbeutel mit Datteln auf dem Schoß, nascht ab und zu eine. Entschlossen eilt der Ladenbesitzer zu ihr, nimmt ihr die Tüte weg und bietet mir Datteln zum Kosten an. Als er erkennt, dass sie mir schmecken, schenkt er sie mir alle, gleichmütig schaut die Vorbesitzerin zu.
Es werden lange 5 Minuten in denen der Ladenbesitzer immer wieder auf die Straße blickt, dabei telefoniert. Plötzlich nähert sich ein Fernbus voller Menschen, die Tür geht auf und ein Mann reicht zwei prall mit Brot gefüllte Beutel aus dem rollenden Bus.
Sofort eilen die wartenden Frauen heran, prüfen die Ware, packen Brote ein und gehen davon.
Offensichtlich haben sie aus dem gleichen Grund gewartet, wie wir.
Uns reichen zwei runde, frische Brote, dazu ein Beutel Äpfel und wir starten gut ausgerüstet.
Barbara & Andreas
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(17.10.2022, 22:09)marokko erfahren schrieb: Das Brot kommt mit dem Fernbus
Unser Weg von Tata nach Tafraoute soll diesmal über uns noch unbekannte Pisten führen. Da wird es kein Café oder keine Bude mit Lebensmitteln geben, Proviant für unterwegs ist also wichtig.
Wir genießen am Vorabend noch eine umfangreiche Couscous-Mahlzeit in Tata und sind danach zu satt, um etwas einzukaufen. Bestimmt führt der Weg am nächsten Morgen noch an einem Shop mit Lebensmitteln vorbei...
Ich bin Mal wieder begeistert.
Danke und bitte weiter so.
Ich könnte mir vorstellen, dass diese Beiträge als "Briefe an unsere Freunde oder ähnlich" als Buch veröffentlicht werden könnten?
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Ein wunderbarer Bericht!
Zeigt er doch die Hilfsbereitschaft & Gastfreundschaft der Marokkaner sowie das Talent zum Improvisieren & Organisieren!
Hier in D hätte es vermutlich geheißen: „Brot ist alle!“
Pech gehabt.
Datteln etc. werden in Marokko eben immer, auch mit Fremden, geteilt.
Man isst einfach nicht alleine & lässt andere dabei zuschauen.
Danke euch & DANKE MAROKKO!
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In 3 Stunden von Tata nach Tafraoute
Wir erkunden immer gern neue Wege, abseits der bekannten National-, Regional- und Provinzial-Straßen.
Dabei können wir unsere neuen Erkenntnisse, die wir im Zusammenhang mit der Erarbeitung unserer Reiseführer-Landkarten zu Hause am Schreibtisch erhalten, in der Praxis überprüfen.
Marokko scheint Weltmeister im Straßenbau zu sein, manchmal „über Nacht“ entstehen hervorragende Pisten, die oftmals Jahre später still und heimlich asphaltiert werden. All diese Informationen scheinen an unseren Navigationssystemen vorbei zu gehen. Lediglich die Anwohner wissen davon und nutzen sie.
Da kommt unser derzeitiger Testlauf der Anwendung unserer Landkarten in einer Navi-App gerade recht.
Waren wir vor einigen Tagen bereits zwischen Taroudant und Taliouine auf asphaltierten Straßen unterwegs, die im konventionellen Navi nicht einmal als Pfad verzeichnet waren, gibt es heute zwischen Tata und Tafraoute eine noch größere Überraschung.
Mit bis zu 70 km/h sind wir nahezu allein auf einer ca. 50 km langen Piste unterwegs, die die N7 mit dem Tagragra-Plateau verbindet. Glatter und breiter als manch eine Asphalt-Straße fahren wir durch nahezu vegetationsloses, kaum hügeliges und vom Bergbau geprägtes Gelände. An der Goldmine Akka stößt sie auf Asphalt, der schnellste Weg nach Tafraoute führt dann weiter über Aït Mansour.
Aber natürlich nutzen wir die Gelegenheit, in uns unbekanntem Terrain unterwegs zu sein und machen einen kleinen Abstecher in ein Seitental, in dem wir eine verlassene Speicherburg wissen. Wir gehen zu Fuß durch den Ort. Eine Handvoll Häuser scheint noch bewohnt. Im Verlauf eines trockenen Flussbettes, das wir zu queren haben, stehen vereinzelt fast vertrocknet scheinende Bäume. Reste von terrassierten Feldern sind erkennbar. Es gibt nur noch wenig Grün. Im Flussbett werden wir gebremst, hier sehen wir im Vorübergehen Felsgravuren! Auf den Steinplatten sind zahlreiche Fußstapfen eingeritzt.
Um keinem Fake aufzusitzen konsultieren wir bei derartigen Funden Alain Rodrigue in Frankreich, der sich als Professor für Archäologie ausschließlich mit der Felskunst Marokkos beschäftigt und der seit Jahren damit beschäftigt ist, alle bekannten Fundstellen zu erfassen und zu inventarisieren. Er attestiert die Echtheit und bisherige Unbekanntheit der Fundstelle.
Sicher sind es nicht die schönsten Gravuren, die wir gefunden haben. Aber diese Bilder zeugen von dauerhafter Besiedlung vor einigen tausend Jahren.
Nicht zuletzt auch die Ruine der Speicherburg beweist, dass sich hier sicher noch vor 100 oder 200 Jahren Menschen ernähren und somit dauerhaft leben konnten.
An der ehemaligen Goldmine in der Nähe von Afella Ighir stoßen wir wieder auf bekannten Asphalt. Unsere guten Erfahrungen auf der bisherigen Tour machen uns Mut, nicht auf bekannten Wegen sondern weiter auf Pisten gen Tafraoute weiter zu rollen, wo wir dann zwar nicht nach möglichen 3 sondern nach 5 Stunden pünktlich zum Nachmittags-Tee eintreffen.
Bis unsere Karten tatsächlich in der App funktionieren, bleibt noch viel zu tun. Gewachsen ist nach unserem Erlebnis die Hoffnung, vielen Nutzern, die so wie wir mit einem normalen PKW und nicht mit einem 4x4 unterwegs sind, das entschleunigte und intensive marokko erfahren zu ermöglichen.
Barbara & Andreas
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Fußabdruck mit sieben Zehen, 2m langes Grab: Besuch in Tamsa
Endlich passt es - Youssef, ein Guide aus Agadir und guter Freund von uns, lädt uns in seinen Heimatort Tamsa ein. Wir fahren in das kleine Bergdorf zwischen Tafraoute und Tanalt.
Im Nebengebäude der Moschee erwartet er uns mit drei weiteren Freunden, eine große Kanne Tee steht bereits auf dem Tisch. Wir freuen uns über das Wiedersehen, dann planen wir den Tag.
Eine alte Ölmühle und Gravuren hat der mit 36 Häusern doch recht übersichtliche Ort zu bieten. Geistesgegenwärtig schnappe ich noch eine Flasche Wasser aus dem Auto, wie es sich im Nachhinein herausstellt, wird sie die einzige Verpflegung für vier Personen auf einer knapp fünfstündigen Wanderung sein!
In angenehmem Wandertempo ziehen wir bergauf in eine herrliche Felslandschaft. Schnell bleibt einer der vier Marokkaner zurück, niemand außer uns scheint es zu bemerken. Youssef meint dazu: ...vielleicht hat er keine Lust mehr ...!
Nach einer halbstündigen Wanderung bleibt Said plötzlich vor einer Felsplatte stehen und zeigt auf Gravuren. Wir staunen, sie an dieser Stelle zu sehen, es sind Fußabdrücke, ein Paar zeigt eindeutig sieben Zehen! Weitere Zeichnungen sind für uns als Laien schwer zu deuten.
Als Youssef dann auf einen naheliegenden Berggipfel zeigt und von einem alten Friedhof dort oben erzählt, bin ich sofort Feuer und Flamme. Samir steigt aus, begibt sich auf den Rückweg, da waren es nur noch vier...
Über einen kleinen Sattel führt der mit Steinpyramiden "markierte" Pfad dann stetig aufwärts. Die Luft ist erfüllt vom Duft nach wildem Thymian und Rosmarin, die Aussicht auf die Felsen ringsum grandios. Was uns oben erwartet, ist außer dem Blick ins Tal nicht so umwerfend. Eine Steinhütte, in der sich ein überdimensional großes Grab befindet. Derjenige, der dort seine ewige Ruhe gefunden hat muss ein Riese von mindestens zwei Metern Länge gewesen sein, seinen Namen kennt heute niemand mehr. Einmal pro Jahr nehmen die Dorfbewohner aus Tamsa den beschwerlichen Aufstieg in Kauf, um oben ein Moussem zu feiern. Essen, Getränke, Geschirr, Teppiche zum Sitzen bis hin zum Feuerholz - alles muss mühsam bergauf getragen werden!
Nach einer ausgiebigen Pause auf dem Berg entscheiden Youssef und Said, beide mit Babouches an den Füßen den "kurzen" Abstieg zu wählen. In einem Einschnitt zwischen zwei steil aufragenden Felswänden springen sie leichtfüßig abwärts, während wir zwischen Felsbrocken, losem Geröll und Kameldorn (sehr böse Stacheln!) mühsam abwärts klettern. Nach einer gefühlten Ewigkeit und zerkratzten Beinen erreichen wir den Pfad Richtung Dorf.
Hungrig und durstig haben wir jedoch nicht mit der Ausdauer unserer Begleiter gerechnet, die uns im Dorf erst noch zu einer alten Ölmühle führen und anschließend ein verlassenes Haus aufschließen, damit wir einen Eindruck bekommen, wie man früher im Dorf lebte.
Dann, endlich dürfen wir in den Salon neben der Moschee, eine große Tajine wird aufgetischt, der nebenan wohnende Imam wird dazugebeten. Auch die fordernd maunzenden Katzen bekommen ihren Anteil. Wie gut schmeckt das nach der Anstrengung! Die Tajine ist leer, der Tisch wird beiseite gerollt und getauscht gegen den "Teetisch", frischer Pfefferminztee rundet die Mahlzeit ab. Danach fällt es richtig schwer, die weichen Polster zu verlassen.
Zurück in Tafraoute lesen wir verblüfft die Logger-Datei aus: der "Spaziergang" war gut 10 km lang, wir haben dabei 650 Höhenmeter bewältigt. Davon entfielen 1,5 km und ein Höhenunterschied von 225 m allein auf den Abstieg. Da dürfen wir getrost unsere Beine spüren, als wir müde ins Bett fallen!
Barbara & Andreas
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Im Frauengemach
Feiern jeglicher Art finden in Marokko grundsätzlich getrennt statt. Lediglich Musik und Tanz werden gemeinsam gestaltet, danach ziehen sich Männer und Frauen in ihre eigenen Räume zurück. Eine Ausnahme wird bei Ausländern gemacht. So durfte ich bei einem Moussem im vergangenen Jahr als einzige Frau zwischen lauter Männern sitzen.
Eingeladen hatte uns diesmal Hāddsch Lahcen, Bürgermeister von Tanalt. In einem kleinen Dorf weit unterhalb von Tanalt wurde der Geburtstag des Propheten ganz groß gefeiert. Am Vorabend musizierte man dort bereits gemeinsam, gern wären wir auch dabei gewesen, scheuen uns aber nach wie vor, in der Dunkelheit Auto zu fahren.
Also tauchen wir in Begleitung von Samir und Said am nächsten Vormittag auf. Hāddsch, der unsere Leidenschaft für die Umgebung kennt, empfiehlt einen Spaziergang zu einer heißen Quelle. Wir bekommen eine Stunde "Ausgang", bevor wir zum Lunch zurück sein sollen. Zielstrebig führt Said uns begab, im Tal erkennen wir Wasserbecken von üppigem Grün umgeben. An mehreren Stellen sickert warmes Wasser aus dem Boden, wird in einem Speicherhaus gesammelt. Ist das Becken voll, strömt auf der Rückseite des Gebäudes aus zwei Rohren das Wasser heraus, hier kann man eine warme Dusche nehmen! Darauf verzichten wir diesmal, steigen wieder aufwärts, um pünktlich bei Hāddsch zu sein.
Beim Eintreten in sein Haus werde ich gefragt, ob ich mich zu den Männern oder zu den Frauen gesellen möchte. Welche Frage! Man führt mich in einen Raum, in dem acht Frauen, in Festtagsgewänder gehüllt um einen üppig gedeckten Tisch sitzen und schnattern. Freudig rücken sie zusammen, machen mir Platz und umgehend stehen Brot, Amlou und Honig vor mir.
Begeistert registrieren sie, dass ich Datteln gern esse. Ein Glas marokkanischer Sekt (Cola) wird vor mich hingestellt. Auch die Platte mit mehreren gebratenen Hühnchen rückt näher zu mir. Als ich den angebotenen Teller nebst Besteck ablehne und meine, dass ich wie ein Marokkaner mit der Hand essen kann, sind sie restlos aus dem Häuschen. Trotz all der Leckereien und meinem knurrenden Magen komme ich kaum zum Essen. Neben mir sitzt eine Frau, die französisch spricht. Sie übersetzt mir die Fragen der Frauen und übermittelt meine Antworten. Es wird viel gelacht, als eine mein Shirt prüft und erklärt, dass sie mit mir tauschen möchte.
Die Stimmung steigt auf den Höhepunkt, als ich erzähle, dass ich zu Hause nur mit dem Fahrrad unterwegs bin. Da bekommt eine Frau so einen Lachanfall, dass sie sich kaum beruhigen kann.
Nun werde ich gefragt, ob ich mich für ein Foto in traditionelle Gewänder kleiden lassen möchte. Notgedrungen stimme ich zu, will kein Spaßverderber sein. Sie führen mich in ein luxuriös eingerichtetes Schlafzimmer mit üppigem Ankleideraum. Flugs holen die Frauen ein rotes Kleid mit Stickerei und einen langen schwarzen Rock hervor. Während ich mich in die Sachen zwänge (bereits da tritt mir der Schweiß auf die Stirn...), liegen ein Tuch für meine Haare, eine üppige Kette und Armreifen bereit. Alle Haare werden sorgsam unter dem Tuch verborgen, sie biegen mir eine Krone zurecht und drapieren schließlich einen weißen Schleier über meinem Kopf. Selbst in bestickte Pantoffeln, die FAST meine richtige Größe haben, zwänge ich mich. Jetzt werde ich den Frauen vorgeführt, ernte Applaus, fühle mich selber aber behäbig und unwohl.
Zur Fotosession werde ich vor die Tür geführt, Andreas wird gerufen, darf seine verkleidete Frau fotografieren und sich dann wieder zu den Männern zurückziehen.
Dann wird mir der Schleier komplett vor das Gesicht gezogen, meine Begleiterin möchte mich jemandem als "Überraschungsbesuch" präsentieren. Ich stolpere in meinen zu kleinen Pantoffeln und dem engen Rock schwitzend hinter ihr her. Sie öffnet eine Tür, spricht mit jemandem, ich sehe nichts. Dann zieht sie mir den Schleier vom Gesicht und stellt mich lachend ihrer Mutter vor. Nun muss ich auf eine Dachterrasse, zahlreiche Frauen kommen mit Handys hinzu, schieben mich hierhin und dorthin, um mich vor dem besten Hintergrund zu fotografieren. Tapfer lächele ich weiter, obwohl meine Geduld langsam zu Ende ist.
Wieder im Haus wird mir die Tür zu einem weiteren Salon geöffnet, ich überschlage, dass mich etwa zwanzig Augenpaare fixieren. Artig winke ich hinein, lehne jedoch eine Einladung zum Couscous ab und bitte darum, wieder meinem Mann "zugeführt" zu werden. Dem Wunsch kommt meine Begleiterin nach, hilft mir beim Entkleiden, lässt sich noch meine Mail-Adresse geben, um mir Fotos zu schicken (inschallah...) und verabschiedet sich freundlich.
Ich betone, wie gut es mir gefallen hat und betrete scheu den Männerraum. Hier ruhen nicht nur wohlwollende Blicke auf mir, ich werde aber als Gast von Hāddsch toleriert. Nachdem Tee und Kekse angeboten werden, brechen wir mit Samir und Said wieder Richtung Tanalt auf. Hāddsch folgt uns mit seinem Auto, zeigt uns auf halber Höhe nach Tanalt noch Felsgravuren, die uns interessieren.
Wieder in Tanalt verabschieden wir uns von unseren Begleitern, bedanken uns für den erlebnisreichen Tag und fahren erschöpft nach Tafraoute zurück.
Ausflüge mit Marokkanern laufen immer anders, als geplant - nein planen kann man sie gar nicht, sich einfach auf das einlassen, was kommt, ist der beste Weg!
Barbara & Andreas
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Deine Anstrengung kann ich gut nachfühlen, aber du siehst wunderschön in dem Gewand mit dem wunderschönen Schmuck aus.
Wieder ein herzliches Dankeschön für das Teilhabenlassen !!
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Gastfreundschaft
Offensichtlich ist ein marokkanischer Haushalt jederzeit auf spontane G äste eingerichtet. Das d ürfen wir auch in Agadir n'Tighiwart, einem Wehrdorf in der N ähe von Anezi erleben.
Unser Interesse am alten Dorf bringt einige an einer Wasserleitung arbeitenden Männer dazu, ihre Arbeit niederzulegen, um uns den bequemsten Weg nach oben zu zeigen. Einer der Männer eilt in seinen Neubau, um einen Schlüssel zu holen - wir erfahren im Gespräch, dass er uns sein Geburtshaus zeigt, in dem er bis zu seinem 25. Lebensjahr gelebt hat.
Ein typisches Haus der Imazighen der Berge mit kleinem Lichthof, einer Küche sowie zwei Salons in der ersten Etage, den Schlafzimmern in der zweiten Etage. Von der Dachterrasse erkennen wir, dass das Dorf aus ehemals drei Häusern bestand, malerisch auf einer Bergspitze gelegen mit fantastischem Ausblick.
Mittlerweile ist der Ort um zahlreiche Betonneubauten erweitert, obwohl die meisten Menschen hier nicht mehr dauerhaft wohnen. Die Arbeitssuche treibt sie, wie wir es in vielen Dörfern erleben, nach Agadir, Casablanca oder Rabat. Lediglich in den Sommermonaten oder zu besonderen Festlichkeiten kehren alle in ihre Heimat zurück.
Nachdem der Hausherr des alten Dorfes uns alles gezeigt und erklärt hat, führt er uns nicht ohne Stolz in sein neues Haus, ordert Tee und bewirtet uns in seinem Salon. Auf einem Tablett stehen Amlou, Honig, Butter und Olivenöl bereit neben einer Platte mit Keksen und Nüssen. Mit dem Tee serviert er frisches Fladenbrot, nötigt uns fast zum Zugreifen. Mir fehlen die sprachlichen Kenntnisse, um ihm zu sagen, dass man in Deutschland in den seltensten Fällen so perfekt auf unvorbereitete Besucher eingerichtet sei.
Und das war nicht unser erstes Erlebnis dieser Art. Hätten wir jeder - immer ehrlich gemeinten Einladung zum Tee oder Couscous nachgegeben, hätten wir sicher bis heute nur die Hälfte unserer Ziele erreicht.
Auf der anderen Seite genie ßen wir es nat ürlich auch, die Zeit f ür solche Einladungen zu haben. Es sind immer wieder menschlich bereichernde Erfahrungen, auch wenn wir oft keine gemeinsame Sprache sprechen.
Barbara & Andreas
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Diese Erfahrungen teile ich. So eine herzliche Gastfreundschaft !
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Agadir Ighir Ouriz
Ein Speicher der ganz besonderen Art, aber davor gilt: ohne Schwei ß kein Preis. Zuerst war es ja noch ganz einfach. Aus Tafraoute nur wenige Kilometer die R 105 gefahren bis eine Piste nach rechts zum Dorf Ighir Ouriz abzweigt. Gut befahrbar und breit, nur die letzten Meter hinunter zum Dorf sind etwas holprig. Wir wollen zum nur noch zu Fu ß erreichbaren alten Ort Agadir Ighir Ouriz.
Mit Interesse wird unsere Ankunft beobachtet, wir bekommen den Tipp, unsere Sandalen gegen festes Schuhwerk zu tauschen. Dann erkundigen sich die offensichtlich auf Gasflaschenlieferung wartenden Männer noch, ob wir Essen und Trinken mitführen, da uns ein langer Fußmarsch bevorsteht Etwas unsicher schauen wir in die vegetationslose Umgebung, um den richtigen Weg zum alten Dorf zu finden, als sich schon ein Mann zu uns gesellt und bedeutet, wir sollen ihm folgen. Wenige Meter hinter dem Dorf zeichnet sich deutlich ein Pfad ab und wir versuchen unserem Begleiter zu erklären, dass wir nun allein zurechtkommen werden. Das lehnt er ab, erklärt, dass das Ziel 7 km entfernt ist und läuft in angenehmem Tempo vor uns her. Wenn wir pausieren möchten, setzt auch er sich hin. Um uns nur Geröll, ab und an schiebt sich ein Büschel Rosmarin oder weiß blühender Kümmel durch die Steine. Ob diese Pflanzen wohl gänzlich ohne Wasser leben können?
Dann erreichen wir einen Felsblock, entdecken unter uns Ruinen eines verlassenen Dorfes, ein betonierter schmaler Weg f ührt aufw ärts. Neugierig steigen wir ihn hoch und stehen unvermittelt vor einem h ölzernen Eingangstor. Mit einem "bismillah" betritt unser Guide den Speicher, wir folgen. Unter den Felsen gebaut schmiegt sich eine Speicherburg, deren Kammern tief in den gewachsenen Felsen hineingehen. Die senkrechten Fronten sind gekalkt, einerseits um die Hitze abzuhalten, aber wohl auch, um b öse Geister zu vertreiben?
Beim Durchstreifen zählen wir 42 Kammern, sie sind auf verschiedenen Ebenen angeordnet, alle über den außen umlaufenden Gang begehbar. Manche erreicht man über Trittsteine oder kleine, in den Felsen gehauene Treppen. Groß sind die Kammern im Inneren, haben vier bis fünf Abteile, gut belüftet durch kleine Öffnungen. Wir entdecken viele große Tonkrüge, Körbe mit alten Holzdokumenten, verzierte Türen, Reste alter Holzschlösser. Eine Schatzsuche ist nichts dagegen!
Ergriffen von so einer Pracht machen wir im Außengang ein kleines Picknick, um dann gestärkt weiter zu stöbern. Wie klein müssen die Menschen gewesen sein, die den Speicher gebaut haben. Die Eingangspforte war bereits sehr niedrig, durch manch eine Kammertür kann ich nur krabbeln. Und damals wurden Lasten hierhergeschleppt: Säcke mit Getreide, Gemüse, Krüge mit Öl, Honig oder Butter gefüllt. Das war bestimmt ein hartes Leben.
Fast möchte man diesen zauberhaften Ort nicht verlassen. Mir fallen bei den unzähligen von uns besichtigten Speicherburg nur zwei ein, die eine ähnlich faszinierende Ausstrahlung auf mich ausübten, wie Ighir Ouriz: Agadir Aguelloui bei Amtoudi und Agadir Tasguent.
Bevor wir uns wieder auf den Abstieg begeben, lassen wir den Blick noch über das Ruinendorf und das heute trockene Flussbett wandern. Doch halt, was ist das?
Ein aus Lesesteinen gebautes Aquädukt überspannte einst den Fluss, heute existieren auf der einen Seite noch zwei intakte Bögen, auf der anderen Seite einer. Sicher die alte Wasserzufuhr für das Dorf. Jedenfalls ein Wunder an Baukunst - schließlich hat man es zur damaligen Zeit im sicher nicht gerade wasserarmen Fluss gebaut, auch muss die Fließgeschwindigkeit genau berechnet worden sein. Und das alles war ohne die uns heute so geläufige Technik möglich.
Aber unser Guide hat vor dem langen Rückweg noch ein As im Ärmel, führt uns zielstrebig durch das zerfallene Dorf, bis wir an einer Holztür ankommen. Er öffnet sie, vorsichtig tasten wir uns im Halbdunkel einige Stufen abwärts.
Langsam gewöhnen sich unsere Augen an das Dämmerlicht, wir registrieren, dass wir uns in der alten Moschee befinden. Hohe, von vielen Berührungen blank gewetzte Holzsäulen stützen einen großen Raum, die Deckenbalken sind alle farbig verziert in rot, weiß und schwarz, eine Wand trägt rote und grüne Muster. Zu unserer Verwunderung hat diese Moschee zwei reich verzierte Gebietsnischen.
So eine Pracht scheint offensichtlich dem Verfall preisgegeben zu sein. Was kann man bloß tun, um so einen Kulturschatz zu erhalten?
Kaum können wir uns von diesem Anblick trennen, werden aber mit einem fast schüchtern geäußerten " jallah" von unserem Guide an den Rückweg erinnert.
Prall gefüllt mit Erlebnissen stapfen wir müde hinter ihm her. Auch er freut sich über die ein oder andere von uns erbetene Pause. Endlich zeigen sich die ersten Häuser vom Dorf Ighir Ouriz, hinter uns liegen 14 km und 900 Höhenmeter.
Barbara & Andreas
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Liebe Barbara,
lieber Andreas,
ich glaube nicht, dass irgend jemand zuvor diese akribische Arbeit auf sich genommen hat um vergessene und bislang der breiten Öffentlichkeit unbekannte Dinge und Wissen allgemein zugänglich zu machen.
Diese Arbeit ist mit Gold nicht aufzuwiegen!
Eure Karten machen Marokko dadurch für eine Vielzahl an Reisenden noch interessanter, bzw. wieder interessant.
Ich hoffe, dass dies auch einmal durch offizielle marokkanische Stellen gebührend honoriert wird!
Ich hoffe auch, dass es Euch irgend wann einmal in "meine" Region, also östlich von Errachidia verschlägt, die touristisch weitgehend unerschlossen ist aber auch eine Menge zu bieten hat, was wir gemeinsam erkunden könnten.
.
Mit besten Grüßen aus Errachidia,
Thomas
In Marokko ist alles möglich nur nichts schnell.
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Danke Thomas,
das hast du sehr schön geschrieben. Es freut uns, dass du ein treuer Leser bist.
Naürlich werden wir auch noch deine Region erfassen und freuen uns dann auf kundige Unterstützung von dir.
Und wir hoffen natürlich auch, dass der ein oder andere Reisende mit diesen Informationen Lust bekommt, mehr als nur einen Tag an einem Ort zu bleiben.
Immer wieder treffen wir Touristen "auf der Flucht" - heute hier, morgen dort, bald kenn ich Marokko! Dabei hat das Land doch so unendlich viel mehr zu bieten!
(27.10.2022, 10:00)Thomas Friedrich schrieb: Liebe Barbara,
lieber Andreas,
ich glaube nicht, dass irgendjemand zuvor diese akribische Arbeit auf sich genommen hat um vergessene und bislang der breiten öffentlichkeit unbekannte Dinge und Wissen allgemein zugänglich zu machen.
Diese Arbeit ist mit Gold nicht aufzuwiegen!
Eure Karten machen Marokko dadurch für eine Vielzahl an Reisenden noch interessanter, bzw. wieder interessant.
Ich hoffe, dass dies auch einmal durch offizielle marokkanische Stellen gebührend honoriert wird!
Ich hoffe auch, dass es Euch irgend wann einmal in "meine" Region, also östlich von Errachidia verschlägt, die touristisch weitgehend unerschlossen ist aber auch eine Menge zu bieten hat, was wir gemeinsam erkunden könnten.
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Barbara & Andreas
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Zweimal Tirnmatmat & Dreimal Taguenza
Bereits 2017 starteten wir den Versuch - motiviert durch die Beschreibung in einem Reiseführer - um die bei Tirnmatmat beschriebenen Gravuren zu suchen.
Von der P 1925 bogen wir auf eine Piste Richtung Tirnmatmat ab, folgten ihr nach der Karte aufwärts, ärgerten uns, da ein eine betonierten Piste in ein Dorf abbog, die wir links liegen lassen mussten. Wir quälten uns auf steiniger Piste Richtung Dorf, stellten das Auto irgendwann entnervt ab und wanderten zu Fuß weiter. Im Ort war niemand zusehen, den wir um Hilfe bitten konnten.Irgendwann erkannten wir, dass wir im falschen Ort gelandet waren, liefen nun zielstrebig in den Nachbarort, um dort zu suchen. Wieder waren wir erfolglos, brachen die Suche ab.
Viel später bei der Recherche für das Kartenblatt K 14 entwirrt sich der Knoten. Sowohl Google wie auch OSM siedeln den Ort an einer anderen, ca. 5 km entfernten Stelle an! Erschwerend verwenden sie verschiedene Ortsnamen. Da gibt es Thiremtmat, Tiyrmtmat und Tirnmatmat. Erst eine Beschreibung aus 2001, die uns in die Hände fällt, löst das Rätsel endgültig. Hier ist der Flussname erwähnt und man soll ca. 600 m flussabwärts suchen.
Fünf Jahre später steuern wir den richtigen Ort an, "dürfen" die Betonpiste benutzen und parken unweit des Flussbettes. Nach knapp 900 m flussabwärts jubeln wir über den ersten Fund. Rinder, sehr schön geritzt, weitere folgen. Eine gepunzte Figur entdecken wir auch. So einfach kann sich die Suche gestalten, wenn man an der richtigen Stelle unterwegs ist.
In Taguenza, einem weiteren Ort im Ammelntal soll es auch Gravuren geben. Angeblich von den Einwohnern zerstört, weil sie keine Touristen dort sehen möchten. Das wollen wir aber erst glauben, wenn wir es selber gesehen haben. Auf der Durchfahrt halten wir in einem Lebensmittelladen an der Straße, um uns gleich Hilfe zu holen. Ein Kunde, der dort sitzt, beschreibt uns den Weg durch das Flussbett sehr eindeutig. Wir machen den Fehler, ihn nicht einfach mitzunehmen, fahren allein los. Am Ortsende finden wir das Flussbett, steigen ratlos darin herum, um uns nur Geröll. Gravuren kennen wir nur in gewachsenem Gestein.
Deshalb fragen wir in einem nahegelegenen Haus drei Frauen um Rat. Die Jüngste ist bereit, uns zu führen, wir warten kurz, bis sie sich umgezogen hat. Zielstrebig geleitet sie uns ins Flussbett und fragt dann, in welche Richtung wir wandern möchten. Offensichtlich hat sie unser Anliegen nicht verstanden. Enttäuscht geben wir auf, hier hilft selbst unsere eigene Spürnase nicht mehr weiter.
Zwei Tage später besuchen wir eine Unterkunft im Ammelntal, sprechen die Besitzerin auf die Gravuren an. Ja, da sei sie auch schon dagewesen, hätte sich von Dorfbewohnern zu den schönen Gravuren führen lassen. Wir sollten direkt in Taguenza jemanden um Hilfe bitten.
Also wieder in den Ort, vor einem Hoftor schaufelt ein Arbeiter Erde, wir sprechen ihn an, er holt seinen Chef. Hilfsbereit führt auch er uns ins Flussbett und erklärt uns unten den Weg in den Nachbarort. Immerhin können wir ihm verdeutlichen, dass wir keinen Wanderweg, sondern Gravuren suchen. Er zückt sein Telefon, erreicht jemanden, der sich offenbar auskennt, aber momentan in Tafraoute unterwegs ist. Wir verabreden uns erneut, wollen um 17 Uhr wiederkommen. Einen kleinen Obulus als Dankeschön lehnt unser Helfer entschieden ab, im Gegenteil kommt er - während wir vor seiner Tür wenden mit einem Geschenk für uns zurück: jeder erhält zwei kleine Messingbecher. Verblüfft fahren wir ab, besorgen umgehend eine Platte Kekse, die wir ihm nachmittags überreichen wollen.
Pünktlich sind wir erneut vor Ort, unser Helfer erscheint am Tor, strahlend nimmt er die Kekse entgegen und telefoniert mit dem Guide, der kurze Zeit später eintrifft. Zügig eilt dieser vor uns her, verharrt an einigen Stellen, um den bequemsten Weg durch das Geröll im Flussbett zu suchen. Noch immer können wir uns kaum vorstellen, tatsächlich Gravuren zu finden, durchqueren aber tapfer das Flussbett, bis wir am Rand tatsächlich Felsen entdecken, auf denen wunderschöne Tiergravuren deutlich erkennbar sind.
Wir haben Zeit, in aller Ruhe zu staunen, zu fotografieren, bis wir wieder den Rückweg antreten. Der fällt diesmal etwas bequemer aus, wir folgen einem Pfad am Rand des Flusses. Plötzlich bleibt der Guide stehen, breitet schützend die Arme aus. Vor uns im Sand liegt eine Schlange. Erst lässt er uns Fotos schießen, dann erst wirft er einen Stein, um die Schlange zum Rückzug zu bewegen. Die mag sich aber gar nicht mehr bewegen, ist bereits tot. Erleichtert steigt der Guide darüber, wirft aber dennoch einen prüfenden Blick zurück - man kann ja nie wissen...
Unser Helfer wartet bereits am Tor, staunt, als er die Bilder sieht, was es in seiner Umgebung zu entdecken gibt... Dann verabschieden wir uns und sind im Nachhinein froh, dieser erst so hoffnungslos erscheinenden Suche drei Besuche gewidmet zu haben.
Barbara & Andreas
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Oukas und Assif Smouguen - unterwegs auf Spurensuche
Sagenumwoben und viel gepriesen stehen die Gravuren von Oukas schon lange auf unserer Wunschliste. Mit dem Probedruck unserer n ächsten Karte K14, die wir auch als App f ür unser Navi dabeihaben, finden wir Pisten, die uns bisher verborgen waren.
So starten wir auf der bekannten P 1927, fahren durch Aït Mansour und biegen in Afellah Ighir rechts Richtung Inzerbi ab. Nach einigen Kilometern zweigt eine nach Oukas ausgeschilderte Piste links ab, in die wir einbiegen. Naja, der Zustand der Piste ist nicht unbedingt für einen normalen PKW geeignet, deshalb entscheiden wir uns, zu Fuß weiterzugehen. Bis zur ersten Fundstelle der Gravuren zeigt das Navi eine Entfernung von gut 4 km an, in glühender Sonne stapfen wir mutig durch das Flussbett und beglückwünschen uns, das Auto abgestellt zu haben. Zwar ist eine Piste erkennbar, aber hier wäre ein 4x4 unerlässlich.
Gl ücklicherweise entdecken wir die Gravuren, finden auch ein Schattenpl ätzchen, um uns etwas auszuruhen. Sch öne Gravuren - es sind haupts ächlich Rinder und Vogelstrau ße ziehen sich an mehreren Felsplatten entlang.
Weitere 3 km entfernt soll die nächste Fundstelle sein, wir schultern die Rucksäcke, wandern los, das Navi führt uns zuverlässig auf der Holperpiste weiter, bis wir plötzlich verblüfft stehen bleiben. Sie mündet in eine überbreite, glatte "Rennpiste", die das Flussbett des Tamanart etwa zwei Kilometer begleitet, bis uns das Navi die zweite Oukas Fundstelle auf der anderen Flussseite anzeigt. Wir queren ihn und finden an einem kleinen Nebenfluss einige Felsüberhänge. Unter einem soll es Felsmalereien gegeben haben, bis sie verschwanden, als Hirten regelmäßig Feuer unter den Felsen entzündeten. Die Gravuren entdecken wir an mehreren Stellen über den natürlichen Höhlen, auch hier wieder verschiedene Rinder und Vogelstrauße. Unsere anstrengende Wanderung hat sich tatsächlich gelohnt, ohne Navi wären wir sicher längst nicht so weit gekommen, hätten entnervt aufgegeben.
Während wir uns auf den Rückweg begeben, rätseln wir über die breite Piste, wir vermuten, dass sie etwas nördlich in Afellah Ighir auf den Asphalt stößt. Hätten wir uns die anstrengende Wanderung verkürzen können?
Zwei Tage sp äter finden wir selbst die Antwort... Von der R 107 f ührt uns der heutige Ausflug auf einer asphaltierten Stra ße Richtung Aoukerda, durch die Schlucht des Assif Smougen. Dass diese Stra ße mittlerweile asphaltiert ist, erfahren wir durch Zufall in Tafraoute, auf unserem Navi ist sie noch als Piste verzeichnet. Das Tal ist atemberaubend, unglaublich, welcher Einsatz hier betrieben wurde, um das tief im Tal liegende Dorf Aoukerda bequem an die R 107 anzubinden. Wir stromern durch das Dorf, scheu, aber neugierig von einigen Kindern be äugt, finden einen Felsdurchbruch zur anderen Flussseite, entdecken hoch auf einem Felssporn Ruinenreste eines Speichers und begeben uns dann wieder auf den R ückweg.
Direkt nach Tafraoute zurück? Ist uns zu langweilig! Eine weitere asphaltierte Straße etwas nördlich unseres Abzweiges lockt uns nach Agoujgal. Hier endet der Asphalt, aber die häusliche Recherche zahlt sich Mal wieder aus. Auf der App erkennen wir eine breite Piste, die kurz hinter dem Dorf vorbeiführt, bis zu ihr schaffen wir es auch über weniger gute Verbindungen. Dann zwischen wir auf der autobahnähnlichen Piste zu einem stillgelegten Kupfer-Bergwerk, von da aus durchfahren wir eine Hochebene.
Im flirrenden Sonnenlicht erkennen wir ringsum Bergketten und genießen es, völlig allein unterwegs zu sein. Bei kurzen Stopps empfängt uns eine unbeschreibliche Stille. Nach reichlich 10 km schwenkt die Piste in ein Flussbett ab. Jetzt ist Schluss mit der Geschwindigkeit, wir müssen dem Zufluss zum Tamanart folgen.
An einigen Stellen zweifeln wir, ob unser Auto diesem steinigen Untergrund gewachsen ist. Aufgeben will ich aber nicht, zu groß ist die Neugierde, ob uns der Weg tatsächlich auf die vor zwei Tagen entdeckte breite Piste im Tal führt.
Tatsächlich stoßen wir, kaum haben wir den Tamanart erreicht, auf die nächste Rennpiste. Sie führt direkt und hindernisfrei nordöstlich von Afellah Ighir auf Asphalt.
Was f ür eine gro ßartige Querverbindung von der R 107 nach A ït Mansour, die wir ohne unsere Navi-App niemals gewagt h ätten, zu fahren!
Barbara & Andreas
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