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Taragalte-Festival - M’hamid
Gern nehmen wir einen Umweg von 700 km in Kauf, als wir registrieren, dass in Mhamid El Gizlane das Taragalte-Festival stattfindet. Haben wir doch unsere Erlebnisse vom Nomadenfestival 2018 als sehr angenehm in Erinnerung. Eingeladen sind wir als Würdigung unserer Arbeit dankenswerter Weise im Hotel Chez le Pascha und genießen in der großzügigen Anlage herrliche Ruhetage nach nächtlichen Konzertvergnügen.
Abends trudeln wir im Ort ein, um etwas zu essen und dann Musik zu genießen. Etwas ratlos fahren wir durch ein fast ausgestorbenes Mhamid, leere Straßen, Geschäfte geschlossen. Wir überlegen tatsächlich, ob wir uns im Termin getäuscht haben, wenden, um im Hotel Abendbrot zu essen. Da hält neben uns ein Auto, der Fahrer fragt, ob wir ein Quartier suchen. Das verneinen wir, fragen ihn aber gleich nach dem Ort, an dem das Festival stattfindet. Er beschreibt einen Platz außerhalb von Mhamid. Beruhigt suchen wir ein kleines Restaurant auf, fahren dann der Beschreibung des hilfsbereiten Mannes nach. Immer noch etwas unsicher laden wir den ersten sympathisch aussehenden Tramper ins Auto, der uns den Weg weist. Zuerst geht es noch auf Asphalt über den Fluss und durch das nächste Dorf. Plötzlich zeigt er nach rechts auf eine Sandpiste, gut gewässert und somit auch für einen normalen PKW befahrbar, rechts und links gesäumt von Säulen mit der Beschriftung: Taragalte-Festival. Reichlich 2 km heizen und holpern wir sie entlang, das Gewimmel nimmt zu, bis wir auf einer großen Fläche das Auto abstellen. Wir gehen nicht durch das hell erleuchtete Eingangsportal, sondern folgen den Strömen der Marokkaner über Sanddünen. Und da liegt die Bühne vor uns, tanzende Marokkaner stehen davor, genießen die Musik. Nachdem wir uns in der Dunkelheit einigermaßen orientiert haben, suchen wir uns einen Platz auf einer Düne. Eine unbeschreibliche Kulisse um uns herum. Das Festgelände liegt mitten in der Wüste, eine platt geschobene Fläche umgeben von verschieden hohen Sanddünen. Und darüber wölbt sich der unfassbare Sternenhimmel, so intensiv, wie er immer beschrieben wird.
Eigentlich wissen wir kaum, wo wir hinschauen sollen. Auf der Bühne wechseln sich verschiedene Gruppen ab, mit technisch bedingten langen Umbauphasen. Um uns herum Gruppen von Frauen mit Kindern, teilweise Säuglingen, Nomaden mit grandios gewickelten Turbanen, hier und da rauchende Marokkaner. Die teilweise aufsteigenden Gerüche deuten nicht immer auf reinen Tabakgenuß hin... Das erklärt auch die an manchen Stellen eskalierenden Auseinandersetzungen, von Ordnungskräften schnell wieder in Schach gehalten.
Bis Mitternacht genießen wir, dann treibt uns die kühle Nacht heim. Bei tagsüber 35°C friert man nachts schnell, wenn das Thermometer auf 15°C absinkt. Der Sand, den man am Tag nur mit Schuhen betreten kann, will man sich nicht die Fußsohlen verbrennen, kühlt ohne Sonneneinstrahlung extrem aus.
Am nächsten Vormittag besuchen wir das Festgelände im Hellen und sind noch begeisterter von der Landschaft. Sanddünen, so weit das Auge reicht, dazwischen einige Reste von überlebenden Sträuchern, sonst kein Baum, kein Haus, einfach NICHTS!
Abends essen wir im Hotel, bevor wir mit etwas angemessener Bekleidung erneut starten. Der Abendhimmel sieht so phantastisch aus, rosa leuchten die Wolken, bevor der orangefarbene Himmel langsam in die Dunkelheit übergeht. Spontan beschließen wir, dieses Spektakel am Sonntag vor Ort zu genießen, da am Rande des Festgeländes auch Verpflegung angeboten wird.
Pünktlich zum Sonnenuntergang sind wir da und finden in einem Zelt ein Plätzchen, an dem wir Sandwich und Cola bei Kerzenschein essen, beobachten von unserem Platz die Himmelsfärbung. Nebenan sorgt eine Ahwach-Gruppe für Unterhaltung, bis gegen 21 Uhr der Stromausfall, der die gesamte Bühne in Dunkelheit getaucht hatte, behoben war. Als erstes tritt eine Gruppe aus dem Sudan auf, begleitet von mystischen Tänzen, eine Augenweide. Danach bezaubert eine Marokkanerin, begleitet von einem Gitarristen mit sehr gefühlvollen Liedern. Phasenweise tut sie mit regelrecht leid, da von Marokkanern lautstark gegengesteuert wird. Vermutlich fehlt ihnen die Dynamik, ich dagegen bekomme fast Gänsehaut bei ihren Songs - im Sand liegend mit Blick zum Sternenhimmel. Erwartungsgemäß beginnt die Masse zu toben, als die nächste Gruppe die Bühne betritt, mit dem Gitarristen der hier so beliebten Band Tinariwen Elwan. Bis weit nach Mitternacht lauschen und beobachten wir, dann treibt uns die Müdigkeit ins Bett.
Immer wieder stellen wir fest, dass Konzerte in Marokko weitaus vielschichtiger, entspannter und deutlich erlebnisreicher verlaufen, als wir es von Deutschland gewöhnt sind. Und das liegt nicht nur an der Kulisse, sondern auch an den Zuhörern, die mit viel weniger zufrieden sind, denen Musik und Gemeinschaft wichtiger ist, als Konsum.
Wer es einrichten kann, in seinen Marokko-Aufenthalt einen Festivalbesuch einzubauen, sollte sich so ein kulturelles Ereignis nicht entgehen lassen, vielleicht sogar - wie wir - einen Umweg dafür einplanen.
Barbara & Andreas
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Liebeserklärung an Tafraoute
Mit einem zweiwöchigen Aufenthalt in Tafraoute brach im Sommer 2009 unsere Marokko-Leidenschaft aus. Damals "residierten" wir im Hotel Les Amandiers, dem ältesten Hotel am Ort im Stil der Vierziger bis Fünfziger Jahre. Zum Genießen schön, wenn auch mittlerweile etwas in die Jahre gekommen. Diese Zeit haben wir gut gefüllt mit zahlreichen Ausflügen und Wanderungen in der näheren Umgebung.
Heute sind wir mobiler, weil wir selbst mit Auto unterwegs sind, ziehen unsere Kreise größer. Aber allein die fußläufige Umgebung von Tafraoute mit der einmaligen Kullerfelsenlandschaft motiviert zu ausgedehnten Wanderungen. Was lassen sich mit etwas Phantasie für Figuren in den Felsen erkennen. Und offensichtlich sind bei vielen Formationen sämtliche physikalische Eigenschaften außer Kraft gesetzt, sonst wären zahlreiche Steine schon längst talwärts gepoltert. Dazwischen huschen Atlashörnchen und Eidechsen herum.
Mittlerweile gibt es in und um Tafraoute drei sehenswerte Museen. Das liebevoll eingerichtete Museum Maison Berbère Traditionnelle befindet sich in Tazekka. Alltags- und Gebrauchsgegenstände der Imazighen sind hier gesammelt und werden vom Inhaber sehr anschaulich erklärt. Neu in Tafraoute ist das Museum de la Résistance, das Montag bis Freitag geöffnet hat. Wir haben es noch nicht besucht, es liegt auf dem Weg zum Hotel Les Amandiers. Im Ammelntal ist das Maison traditionelle gleichzeitig Museum und Unterkunft.
Das Plateau mit den von Jean Verame colorierten Felsen ist zu jeder Tageszeit sehenswert, egal, ob man auf der Piste von Aday Richtung Aguerd Oudad fährt oder sie von Tafraoute über Tazekka wandernd erobert. An einem ruhigen Abend kann es sogar passieren, dass die ein oder andere Gazelle zwischen den bunten Felsen vorbeihuscht.
Den späten Nachmittag verbringt man am besten auf einer Terrasse mit Blick Richtung Ammelntal. Dann zeigt sich der "Tête de Lion" im Massiv des Djebel Lkhst, ein imposantes Bild. Und wenig später färbt die untergehende Sonne diese Felsen rosarot, ein Anblick, der sich tief ins Gedächtnis einprägt.
Ausflüge in die Ait Mansour Schlucht, in die beeindruckende Landschaft der Mine von Akka, zu den Gravuren von Oukas, in das tief eingeschnittene Bett des Oued Smouguen oder zu zahlreichen Speicherburgen sorgen je nach individuellen Interessen für Abwechslung. Danach meldet sich schnell das Bedürfnis, einen weiteren Tag in den verschiedenen Cafés von Tafraoute zu verbringen, die Menschen bei ihren täglichen Besorgungen zu beobachten, oder selbst in den kleinen Läden völlig unbehelligt bummeln zu gehen.
Wir waren einmal wieder zwei Wochen dort, haben viel Neues entdeckt und sind ungern weiter gefahren - nur das Wissen, beim nächsten Marokko-Aufenthalt Tafraoute wieder Zeit zu gönnen, ließ uns Abschied nehmen.
Barbara & Andreas
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Flucht vor der Hitze
Von Tafraoute fahren wir weiter nach Guelmim, dort lebt jetzt Udo mit seiner Partnerin. Kennengelernt hatten wir ihn, als er die Villa Boujouf in der Oase Tighmert leitete.
Dass es in Guelmim heiß wird, haben wir gewusst, trotzdem schnappen wir nach Luft, als wir bei 37°C aus dem Auto steigen. Im Haus bei Udo lässt es sich gut aushalten, wir klönen nachmittags und auch noch lange nach dem gemeinsamen Abendessen. Wenig kühlt es sich nachts ab, von erholsamem Schlaf kann keine Rede sein.
Trotzdem brechen wir am späten Vormittag zu viert auf, wollen der Villa Boujouf einen Besuch abstatten.
Mohammed, der gute Geist des Hauses arbeitet noch immer dort und freut sich ehrlich über das Wiedersehen mit Udo. Sofort serviert er uns Kaffe und wir genießen das angenehme Raumklima in einem typischen Lehmbau. Nicht umsonst heißt es: im Sommer sind diese Räume angenehm kühl, im Winter halten sie die Kälte ab.
Unsere Neugier treibt uns trotz der unbarmherzigen Hitze zu einem Spaziergang durch die Oase. Vor einigen Jahren haben hier zwei Brände hintereinander gewütet.
Wir hatten uns den Anblick schlimmer vorgestellt. Klar, die Stämme der Palmen sind schwarz, sonst wirkt aber alles sehr aufgeräumt, stellenweise ist es lichter geworden.
Müde schleppen wir uns im Schatten der Lehmmauern herum, entscheiden uns aber bald zur Rückkehr.
Einen Zwischenstopp legen wir in Guelmim ein, wollen für den Abend eine Flasche Weißwein besorgen. Das wird zum bleibenden Erlebnis. Als wir vor dem einzigen Laden stehen, in dem es in Guelmim Alkohol zu kaufen gibt, schließen die beiden Inhaber ihr Geschäft nach der Mittagspause gerade auf, springen dann über den Verkaufstresen in ihren Bereich. Mit uns betritt ein Marokkaner den Laden, wird in Windeseile bedient. Gerade wollen wir unseren Wunsch äußern, da stürmen weitere Marokkaner den Laden, schreien alle gleichzeitig ihre Wünsche heraus, schieben, drängeln. Wir stehen ratlos am Rande, beobachten, wie Bündel von großen Geldscheinen über den Tresen wandern, blickdichte Tüten mit Schnapsflaschen und Bierdosen gefüllt werden. Nun versucht auch Udo, sich am Geschrei zu beteiligen. Mit einem Lächeln und Schulterzucken in seine Richtung bedienen die wieselflinken Jungs dennoch zuerst alle Marokkaner. Ob sie wohl Ärger befürchten, wenn es nicht schnell genug geht? Langsam leert sich der Laden und wir sind an der Reihe...
Noch beim abendlichen Genuss des gut gekühlten Weines müssen wir über diesen Einkauf lachen.
Unser Entschluss steht fest, vorerst nicht weiter Richtung Süden zu fahren, sondern ein paar Erholungstage in Sidi Ifni einzulegen.
Nach dem Frühstück steigen wir bei 38°C ins Auto, um 60 km weiter westlich bei angenehmen 28°C in Sidi Ifni auszusteigen. Die Welt ist wieder in Ordnung, wir tanken Kraft beim Bummeln über die Strandpromenade, genießen im Schatten einen Kaffee.
Mein Highlight ist nach langer Zeit ein wunderbarer Lauf am Strand. Es ist Ebbe, barfuß laufe ich auf nassem Sand, donnernd brechen sich die Wellen, immer wieder fliegen Schwärme aufgescheuchter Möwen über mich hinweg. Zufrieden tauche ich anschließend gleich mit meinen Laufsachen in die Wellen - eine herrliche Abkühlung.
Nach dem Duschen lassen wir uns einen Teller frisch gegrillten Fisch schmecken.
Aber wir können es nicht lassen, fahren am nächsten Tag entspannt die Küste entlang bis zur Mündung des Oued Noun, beobachten ein paar Flamingos. Der asphaltierten Straße folgen wir weiter, bis uns ein Hinweisschild zum legendären Fort Bou Jerif ins Landesinnere lockt.
Einstmals der Treffpunkt für alle Abenteuerlustigen, die Richtung Mauretanien reisen wollten. Hier wurden Informationen getauscht, Fahrgruppen bildeten sich, es gab nach Jahrgängen sortierte Bücher, in denen jeder Reisende etwas seiner Meinung nach Wissenswertes für andere Interessenten eintragen konnte.
Heute schläft Fort Bou Jerif fast bedeutungslos einen Dornröschenschlaf. Der Asphalt endet 4 km vor dem Ziel, die letzten Pistenkilometer lassen noch etwas vom damaligen Fahr-Abenteuer erahnen, sind aber auch ohne Allradauto zu bewältigen.
Freundliche 41°C empfangen uns, die Anlage wirkt gepflegt, aber verwaist.
Wir sind die einzigen Gäste und flüchten nach einer Cola schnell wieder ins Auto, um reumütig nach Sidi Ifni zurückzukehren.
Barbara & Andreas
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Hunger
In Tamanart haben wir vor, uns einige Gravuren anzusehen, von denen uns Alain Rodrigue, Fachmann für die marokkanische Felskunst, schöne Fotos einschließlich Koordinaten geschickt hat. Vorher wollen wir uns stärken, suchen ein Café auf.
"Avez-vous quelque chose à manger?"(Haben Sie etwas zu essen?), frage ich, bevor wir uns hinsetzen. Mit einem "non" schüttelt der Wirt bedauernd den Kopf.
Ich erspähe eine Palette Eier auf seinem Tresen, präzisiere meine Frage:" Omelette?" Begeistert nickt er. Ich bestelle: "Deux omelettes s'il vous plait" (Zwei Omelettes bitte.). Ein ratloser Blick in meine Richtung. Gut, dann eben genauer, ich zeige auf Andreas, sage: Omelette, zeige auf mich, wiederhole: Omelette. Sofort macht er sich an die Arbeit, kurze Zeit später stehen ein Korb Brot und zwei kleine Pfannen mit duftenden Omeletts vor uns.
Unser Wunsch nach jus d'orange (Orangensaft) treibt ihn in den neben seinem Café liegenden Raum. Hier warten offensichtlich Einige auf den nächsten Bus. Er wiederholt unseren Getränkewunsch, bekommt wohl eine zufriedenstellende Übersetzung und wir erhalten frisch gepressten Orangensaft, zahlen zum Schluss eine bescheidene Rechnung von 22 DH (ca. 2,20€) für Essen und Trinken!
So gestärkt suchen wir an einem Zufluss des Tamanart die Gravuren und finden eine wunderschöne Galerie prächtiger Bilder von Rindern in allen Größen, entdecken selbst beim dritten Hinschauen wieder neue Stellen.
So macht die Suche einfach nur Spaß.
Barbara & Andreas
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Herrlich,
Es ist Immer wieder ein Genuss, Eure Texte zu lesen.
Vielen Dank. Ich freue mich schon auf den nächsten.
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Ich schließe mich
da gerne an. Herrlich! Ihr habt wieder einen akuten Heimweh-Anfall ausgelöst….,
Ich kann die Atmosphäre dort förmlich riechen…
Und zum Vordrängeln im „hanut“:
Kenne ich auch, nicht nur bei Alkohol.
Mein deutscher Dickkopf zwingt mich dann dazu, mich nicht rausdrängen zu lassen.
Ich bestehe auf meiner „Tour“ und sage das dann recht laut…
Den entstandenen Überraschungsmoment -eine ausländische Frau mischt sich ein!- nutze ich sofort aus und rufe meine Bestellung laut aus.
Und schieben & drücken kann ich auch.
Weiterhin gute Reise Inshallah,
Gruß,
Maria
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Jugendherberge Amtoudi
Aus alter Verbundenheit besuchen wir nach unseren Erfrischungstagen in Sidi Ifni die Oase Amtoudi und ebenso aus alter Verbundenheit melden wir uns im "L'Ombre d'Arganiers" an. Bei unserem ersten Aufenthalt in Amtoudi wurde es noch von George, einem Franzosen geleitet, Abdou war sein treuer Helfer. Vor fünf Jahren erfuhren wir, dass George sich ein neues Domizil aufgebaut hat und Abdou jetzt mit Momo, einem jungen und engagierten Marokkaner das Haus weiter führt. Momo sprühte vor Ideen, biss sich aber an Abdous eingefahrenen Stil die Zähne aus, verschwand kurze Zeit darauf wieder. Heute ist Abdou Alleinherrscher.
Er empfängt uns freundlich, fragt, ob ich angerufen habe. Dann kommt sein Hinweis: das Zimmer ist da hinten! Gut, dass wir uns auskennen...
Das ganze Haus ist sauber und gepflegt, die Zimmer enthalten außer Betten und zwei Sitzpolstern keine weiteren Möbel. Getränkewünsche der Gäste? - es wird getrunken was da ist! Kein Begrüßungstee, man empfindet kaum herzliche Gastlichkeit.
Wir breiten das Kartenblatt K15: Amtoudi • Fam El Hisn • Ifrane • Taghjijt auf dem Tisch aus, um uns für den nächsten Tag einen Ausflug zusammenzustellen. Am Nachbartisch sitzen zwei weitere Paare und das Essen ist fertig. Nun müssen wir unsere Vorbereitung abbrechen, alles wegräumen, Abdou möchte genau auf unserem Tisch decken. Es gibt das, was er kocht, lediglich die Wahl der Fleischsorte ist zu treffen. Wir bitten bei der Vorsuppe um Gewürze, die werden kurzerhand den Gästen am Nachbartisch abgenommen.
Nach dem Abendessen räumt Abdou den Tisch ab, löscht in der Küche das Licht und setzt sich wartend in eine dunkle Ecke. Beim Gang in unser Zimmer werde ich gefragt, ob ich jetzt schlafen gehe (es ist 20.30 Uhr). Als ich verneine, zeigt er uns etwas unwillig, wo im Hof die Lichtschalter sind mit dem Hinweis: der Letzte macht das Licht aus! Dann verschwindet Abdou durch das Hoftor, schließt es von außen ab. Keiner der sieben Gäste hat noch die Chance, etwas aus den vor dem Hoftor parkenden Autos zu holen...
Am nächsten Abend - wir sind mittlerweile die einzigen Gäste, wünschen wir uns Harira, eine typische und eigentlich gängige Suppe in Marokko. Als Antwort hören wir: Suppe gibt es erst ab sechs Personen...
Es wird eine traumhaft ruhige Nacht, lediglich vom Gebell einiger rivalisierender Hunde und dem nächtlichen (oder eher frühmorgendlichen?) Ruf des Muezzin unterbrochen. Die Umgebung ist herrlich, die Straße endet in Amtoudi, kein Verkehr stört, man kann direkt von der Unterkunft zahlreiche Ziele erwandern. Auch die vielen in der Umgebung asphaltierten Straßen eröffnen ganz neue Ziele, die plötzlich einfach erreichbar sind.
Agadir Meherz
Nur eben das Gefühl, als Gast willkommen zu sein, fehlt in dieser Unterkunft leider. Und nach unseren Erfahrungen stimmt das Preis-Leistungsverhältnis überhaupt nicht mehr. Für 550 DH haben wir in anderen Häusern eine Übernachtung einschließlich Halbpension mit anderem Standard erlebt.
Wir verabschieden uns mit dem Wissen, hier nicht mehr als Gast aufzutauchen.
Barbara & Andreas
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Aufenthalt in Akka
Bereits auf unserer Fahrt nach Mhamid El Gizlane legen wir einen kurzen Zwischenstopp in Icht ein, um uns das nächste Quartier zu sichern. Da uns das Borj Biramane zu preisintensiv ist, hatten wir bereits einige Jahre zuvor in der nahe gelegenen Auberge Amerdoul übernachtet. Wir fahren sie an, klopfen und erklären unser Anliegen. Noureddine öffnet, zeigt uns das Haus noch einmal. Und obwohl die Unterkunft seit zwei Jahren geschlossen ist, möchte er uns gern aufnehmen. Ausgerüstet mit seiner Telefonnummer, damit wir den genauen Anreisetag mitteilen können, fahren wir weiter.
Leider stellt sich, als es aktuell für uns wird, die genannte Nummer als falsch heraus, wir rufen noch die alte Nummer der Auberge an und erfahren dort zu unserem Bedauern, dass man keine Konzession mehr hat, uns nicht mehr beherbergen kann. Nun wird Akka zu unserem Ausweichquartier.
Vor 30 Jahren fragten wir damals in einem Café nach einer Unterkunft, wurden fast ausgelacht, bis sich ein Einheimischer unserer erbarmte und uns auf seinem Grundstück übernachten ließ.
Heute verfügt Akka über eine Unterkunft, wir melden uns telefonisch an - etwas kompliziert, da mein Gesprächspartner offensichtlich weniger französisch versteht, als ich. Trotzdem werden wir bereits bei unserer Ankunft am Auto herzlich empfangen. Eine einfache Herberge, sauber, wir bekommen in der 2. Etage ein Zimmer, Waschbecken auf dem Flur, Toilette und ein Wasserschlauch (=Dusche) in einem Raum daneben. Das Essen ist vorzüglich, der Besitzer ist gelernter Koch und serviert uns jeden Abend ein fantastisches Menü. Gern setzt er sich zu uns, isst mit uns und mit Zeichensprache haben wir dabei immer viel zu lachen. Nur mit seinem Esstempo können wir nicht mithalten, sind oft noch bei der Vorspeise, da lehnt er sich bereits mit einem zufriedenen "hamdullah" gesättigt zurück. Nach dem wunderbar zelebrierten Tee zum Abschluss ziehen wir uns vor der Nachtruhe auf die Dachterrasse zurück.
Der Blick von hier auf die Dorfstraße bietet immer wieder interessante Erlebnisse. Jeden Abend nach Einbruch der Dunkelheit bezieht ein Popcorn-Verkäufer mit seinem kleinen Wagen an einer Mauer seinen Platz. Schnell ist er umlagert von zahlreichen Männern, die dort mit einem Beutel Popcorn in der Hand den Abend verplaudern. Gelegentlich holt sich auch ein Kind seine Nascherei. Eine nette Alternative zu dem in Deutschland üblichen Kneipenbesuch!
In Akka ist vieles anders. So entdecken wir in Ait Rahal abends Markttreiben. Auf unsere Nachfrage erfahren wir, dass der Wochenmarkt in den Dörfern rund um die Oase rotiert. Aus Bequemlichkeitsgründen findet er in einem Ort vormittags, im nächsten Douar am späten Nachmittag statt. So werden alle Dörfer bedient und die Händler haben kurze Anfahrtswege.
Auch die zwei Messsysteme -eine Kombination von Sonnenuhr und Tanast- zur gerechten Verteilung der Wasserzufuhr der Gärten von Agadir Ouzrou verwundert uns. Aus Tadakoust kennen wir eine Sonnenuhr, in Tata ist eine Tanast im Einsatz und in Ait Kine wird mit einem Messstab gearbeitet. Noch nie zuvor haben wir zwei Methoden an einem Ort erlebt!
Den restaurierten Moscheeturm in Agadir Amghar kennen wir bereits aus vergangenen Besuchen, auch das Dorf Agadir Ouzrou haben wir bereits ausgiebig erkundet. Deshalb lassen wir diese Ziele jetzt aus, gehen lieber auf Gravurensuche. In dieser Gegend ist die Felskunst sehr weit verbreitet und es macht Spaß, in herrlicher Umgebung auf "Bilderschau" zu gehen. Was wir aber an einem Flussbett zwischen Ait Ouabelli und Tadakoust entdecken, raubt uns den Atem vor Begeisterung.
Sicher ist nahezu jeder Gravurenfund eine tolle Entdeckung, sofern sie nicht von Nachahmungskünstlern der Neuzeit überkritzelt wurden. Man findet Rinder, vermutlich oft aus den Herden der damaligen Hirten. Toll sind auch Tiere, die einstmals in dieser Region gelebt haben, heute aber dort lange ausgestorben sind: Giraffen, Elefanten, Nashörner, Vogelstrauße in verschiedener Zahl.
Heute aber entdecken wir eine richtige Bildergeschichte, die uns lange fesselt. Ein Jäger steht vor zwei herannahenden Löwen, die offensichtlich eine Herde Vogelstrauße im Visier haben. Unterhalb stehen zwei weitere Personen, die ihn vielleicht bei der Löwenjagd unterstützen sollen. Alain Rodrigue, der Kenner marokkanischer Felskunst bestätigt unseren Deutungsversuch, lässt aber offen, dass ebenso eine ganz andere Erklärung dahinter stehen kann. Das ist wahre Kunst, die jeder Betrachter nach seinem Gefühl auf sich wirken lassen kann.
Auf jeden Fall verdient es Akka, aus seinem Dornröschenschlaf geweckt zu werden. Liebhaber von Felsgravuren kommen in Akkas Umgebung ohne lange Anfahrtswege voll auf ihre Kosten und die Unterkunft "Amand" kann man guten Gewissens weiter empfehlen.
Barbara & Andreas
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Tanast in Taourirt?
Im Wassermuseum in Marrakech fotografieren wir das Bild einer Tanast - "Wasseruhr", die es in Taourirt, in der Oase Akka geben soll. Will es der Zufall, wir machen einige Tage Station in Akka, suchen am Nachmittag das nahe gelegene Dorf Taourirt auf.
Bewaffnet mit dem Foto auf unserem Tablet steuern wir auf einige ältere Männer zu, zeigen es ihnen. Sie beugen sich interessiert darüber und diskutieren. Wir lassen den Begriff Tanast fallen, da schütteln sie ratlos den Kopf. Neugierig beäugt von einer großen Kinderschar warten wir, während ein Ladenbesitzer offensichtlich einen Wissenden herbeitelefoniert. Ich bekomme mit, wie er zu den Kindern sagt: hier scheint es ja interessanter für euch zu sein, als vor dem Fernseher zu sitzen! Verlegenes Kichern der Kleinen....
In weißer Djellabah nähert sich jemand, wirft einen Blick auf das Foto, zeigt auf das an der anderen Seite der Oase liegende Dorf und bekräftigt: in Agadir Ouzrou ist die Aufnahme entstanden, er kennt sich aus. Nun versuchen wir ihm klar zu machen, dass die Bewohner in Agadir Ouzrou mit einer Sonnenuhr zur Bemessung der Bewässerungszeiten gearbeitet haben. Zwei verschiedene Systeme in einem Dorf können wir uns nicht vorstellen. Er bleibt bei seiner Meinung, wir fahren ergebnislos ab.
Mehdi, ein junger, engagierter und historisch sehr interessierter Marokkaner, der uns gern in der Unterkunft besucht, hört von unserem vergeblichen Versuch, möchte am nächsten Tag mit uns auf Suche gehen. Gemeinsam steuern wir wieder Taourirt an, einige Männer schmunzeln bei unserem erneuten Auftauchen. Nach kurzer Diskussion bestätigt Mehdi die uns am Vortag gegebene Auskunft, telefoniert mit dem Amghar (Ortsvorsteher) von Agadir Ouzrou, der uns helfen will. Wir werden bei unserer Ankunft bereits erwartet, nach der landesüblich ausgedehnten Begrüßung begeben wir uns zum restaurierten Eingangsportal des alten Dorfes. Neidisch beobachte ich, wie eine knappe Handbewegung des Amghars in Richtung einiger neugierig herumstrolchender Kinder reicht, damit diese sich verziehen. Wie sehr wünschen auch wir uns manchmal solchen Respekt...
Ein älterer Mann mit zwei Kupferschalen in der Hand nähert sich - es ist der Verantwortliche der Tanast, der extra gekommen ist, um sie uns vorzuführen. Sorgsam positioniert er die größere der beiden Schalen im Eingangsportal auf einer gemauerten Sitzbank, während der Amghar wie von Zauberhand einen Kanister mit Wasser organisiert. Das Wasser wird in die Schale gefüllt, der Mann gibt ein Zeichen, dass sie ausreichend gefüllt sei. Vorsichtig setzt er nun die kleinere Kupferschale (in der Größe einer Suppenschale) auf das Wasser. Diese Schale - Tanast genannt - hat unten ein kleines Loch, füllt sich also allmählich mit Wasser. In diesem Fall dauert es zehn Minuten ( es gibt auch Tanast, die 30, 45 oder 60 Minuten brauchen), dann geht sie klappernd unter, das Signal für den Wasserwärter die Wasserzufuhr zu den einzelnen Oasenparzellen zu verändern.
Mit verschmitztem Lächeln erhalten wir noch eine weitere Information. Da die Kupferschalen auf Temperatur reagieren, braucht die Tanast im Sommer 10 Minuten, im Winter dagegen 12 Minuten, bis sie untergeht. Wollte man allerdings eine Familie "ärgern", ihr die zustehende Wasserzufuhr verknappen, erhitzte man in der kühleren Jahreszeit eine Tanast gern einmal...
Noch immer hatte sich unsere Frage aber nicht geklärt, warum ein Dorf mit zwei Messsystem arbeitet.
Logische Antwort: die Tanast würde bei bewölktem Himmel und in der Nacht eingesetzt. In der ehemals reichen Oasenwirtschaft war es also notwendig, rund um die Uhr alle Gärten mit der festgelegten Wassermenge zu versorgen. Eigentlich schade, dass diesen Job heute die Wasserpumpen übernommen haben, die in unseren Augen ganz sicher keinen Ersatz für die bis ins Detail ausgeklügelte Zeitmessung einer Tanast sind. Denn dass die Zeit exakt war, konnten wir bei dem Verantwortlichen der Tanast beobachten. Zur Kontrolle schaute er nämlich abwechselnd auf sein Smartphone und seine Digitaluhr. Zufrieden registrierte er, dass die Schale punktgenau unterging!
Der Gemeinschaftscharakter ist natürlich nicht durch eine Uhr ersetzbar, denn der Ort der Tanast ist immer ein Platz gewesen, an dem sich die Männer gern zum Unterhalten trafen. Und das Klappern der Tanast war selbst bei intensiven Gesprächen nicht zu überhören.
Nach dieser Vorführung wird mit dem Wasser aus der größeren Schale sorgsam eine Anpflanzung gewässert, dann packt der Verantwortliche sein Material zusammen, ziert sich etwas, als wir ihm zum Dank einen Schein in die Tasche seiner Djellabah schieben und geht seiner Wege.
Der Amghar lädt uns noch zu einem Rundgang durch das teilweise restaurierte Dorf ein. Dankbar nehmen wir an, waren zwar schon vier Jahre zuvor allein durchgestromert, allerdings ohne zusätzliche Erklärungen zu bekommen. Diese Runde war informativ für uns, wir genießen es jedesmal, wenn Einheimische vertraut mit der Vergangenheit ihrer Heimat sind und ihr Wissen an uns weitergeben.
Barbara & Andreas
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Danke für die technisch interessanten Ausführungen. Ich habe die Bewässerungsverteilung 2011 erstmals in Skoura kennengelernt und habe mich immer gefragt, wie man vor der Zeit genauer Uhren für eine gerechte Verteilung gesorgt hat. Gab es denn auch so etwas wie Sanduhren?
Grüße vom Niederrhein
Michael Hausmann
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(15.11.2022, 15:21)Varaderorist schrieb: Danke für die technisch interessanten Ausführungen. Ich habe die Bewässerungsverteilung 2011 erstmals in Skoura kennengelernt und habe mich immer gefragt, wie man vor der Zeit genauer Uhren für eine gerechte Verteilung gesorgt hat. Gab es denn auch so etwas wie Sanduhren?
Wir kennen tatsächlich nur die drei genannten Messsysteme, eine Sanduhr ist uns nicht bekannt. Aber vielleicht hat irgendjemand etwas Derartiges entdeckt? Dann interessiert es uns natürlich auch!
Barbara & Andreas
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(15.11.2022, 15:43)marokko erfahren schrieb: Aber vielleicht hat irgendjemand etwas Derartiges entdeckt? Dann interessiert es uns natürlich auch!
Hallo,
ich habe vor nicht allzu langer Zeit in einer Reportage über solche Wasseruhren gesehen. Das selbe Prinzip wurde bereits in Griechenland und zu zeiten des Römischen Reiches genutzt um die Redezeiten vor Gericht oder dem Parlament zu beschränken und jedem die selbe Redezeit zuzugestehen.
MfG
Marco Wensauer
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Besuch bei Ali Faiq
Brahim, ein guter Freund von uns ist extra aus Rabat in seinen Heimatort Biougra angereist, um ein paar Tage mit uns zu verbringen. Klar, dass wir dafür in Biougra gern Station machen.
Gemeinsam besuchen wir in der Nähe von Aït Milk den Musiker Ali Faiq, mit dem Brahim bekannt ist. Alis Familie lebt in Agadir, damit seine Kinder bequem zur Schule gehen können, ihm selber ist die Stadt aber zu unruhig. Daher hat er sich in seinem Geburtshaus auf dem Land einen kreativen Rückzugsort gesucht. Mit viel Liebe zum Detail hat er bereits ein Haus in traditioneller Lehmbauweise restauriert.
Eine große Bühne empfängt Besucher beim Betreten des Hauses, hier soll Künstlern ein Podium gegeben warden. Weiterhin sind ein halboffener Salon, ein Raum für Gäste und ein kleines "Museum", in dem er Musikinstrumente sammelt, bereits fertig. Nebenan liegen Küche, Bad und weitere Räume. Je nach vorhandenem Geld wird weiter gebaut. Auch für die Gestaltung der Gartenanlage hat Ali neben den bereits vorhandenen Obst- und Olivenbäumen und Kräutern weitere Pläne im Kopf. Eine Spielecke für Kinder schwebt ihm vor, ein Platz, um draußen zu musizieren und eine Sommerküche sollen noch entstehen.
Nachdem er uns in seiner Anlage alles gezeigt hat, lassen wir uns im Salon nieder, es wird Tee serviert und wir unterhalten uns. Wie schön, dass Brahim als Übersetzer an unserer Seite ist. So erfahren wir, welche Probleme lokale, aber dennoch sehr bekannte Musiker haben, um mit ihrem Einsatz ihren Lebensunterhalt angemessen finanzieren zu können.
Brahim Oubaha (links), Ali Faiq (Mitte), Barbara
Auch die für Besucher kostenfreie Teilnahme an Festivals wird thematisiert, ein sicher sehr zweischneidiges Thema. Auf der einen Seite für jeden Musiker eine attraktive Plattform, um bekannter zu werden, auf der anderen Seite sind Zuhörer oft nur da, weil ein Ereignis stattfindet, ohne sich direkt für die Musik zu interessieren.
Trotz aller Probleme - Alis warme, braune Augen leuchten bei Gesprächen über Musik.
Leidenschaftlich engagiert er sich auch in sozialen Projekten mit dem Ziel, andere für die althergebrachte Musiktradition der Imazighen zu sensibilisieren. Mit den Kindern seines Dorfes musiziert er, geht in Schulen, um seine eigene Begeisterung weiterzutragen und ist glücklich, wenn er spürt, dass seine Arbeit bei einigen Kindern Wurzeln schlägt.
Sehr liegt ihm das Flüchtlingsthema seiner Nachbargemeinde Belfaa am Herzen. Um den illegal dort lebenden Heimatlosen aus Sénégal, Côte d’Ivoire, Mali und Guinea eine Möglichkeit zu bieten, ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen, sich anderen auf einem non-verbalen Weg zu öffnen, bietet er gemeinsames Musizieren an. Regelmäßig trifft er sich mit Interessierten, stellt teilweise die Instrumente, oder lässt sich von mitgebrachten Trommeln faszinieren. Bei gemeinsamen Übungsnachmittagen vergisst sicher der ein oder andere für kurze Zeit beim Musizieren seine Sorgen.
Aktuell lädt Ali zum öffentlichen Vorspiel am 20.11.2022 in Belfaa ein, um der Bevölkerung eine andere Seite der wenig geliebten Einwanderer zu präsentieren.
So vergeht der Nachmittag bei anregenden Gesprächen wie im Flug. Als es bereits beginnt zu dämmern, tischt Ali noch eine Pfanne mit Omelett auf, legt frisches Brot dazu.
Und als ich ihm zum Schluss noch meine stets mitgeführte Schachtel mit Katzenfutter für seine zugelaufene kleine Katze überlasse, strahlen seine Augen, der Katze scheint die Mahlzeit zu munden. Voller neuer Eindrücke fahren wir im Dunklen den nicht ganz einfachen Weg nach Biougra zurück.
Wie viele Schrecksekunden wären uns erspart geblieben, wenn jeder Verkehrsteilnehmer eine vernünftige Beleuchtung an seinem Fahrzeug hätte...
Mehr zu Ali als Musiker hat der Chefredakteur des Tima-Magazins Brahim Obaha hier veröffentlicht:
marokko.com/kultur/kunst/ali-faiq-und-die-kenntnisreiche-musik-der-ways
Barbara & Andreas
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Agadir Inoummar
Im Jahr 2015 haben wir Agadir Inoummar in der Nähe von Biougra das erste Mal besucht, waren schwer begeistert von Lage, Größe und Zustand sowie dem freundlichen Amin (Wächter) Mohammed Marco.
Drei Jahre später zog es uns erneut dort hin, begleitet von Youssef und Mahfoud, die beide im Bereich Tourismus arbeiten. Für sie war das "fast vor der Haustür" liegende Ziel völliges Neuland.
Sie ließen sich von unserer Begeisterung anstecken, mussten sich immer wieder alles ansehen und führten lange Gespräche mit Marco. Gemeinsam haben wir zu der Zeit einen Flyer entwickelt, in dem diese und weitere Ausflugsziele für Tagestouren aus Agadir beschrieben sind. Wir hatten die Vision, Pauschaltouristen in Agadir für Ausflüge in die nähere Umgebung zu begeistern.
2019 erreichte uns die Nachricht, Amin Mohammed Marco sei gestorben. Aus der Ferne klang der Weiterbestand der einst so leidenschaftlichen Führungen durch den Speicher wenig positiv. Daher fassten wir den Entschluss, Inoummar mit Marco in Erinnerung zu behalten, dort nicht mehr aufzutauchen.
Aber in Marokko kommt immer alles anders.... Brahim, der zwar aus Biougra stammt, kennt Inoummar nicht, wir haben Zeit. Was liegt näher, als mit ihm dort hin zu fahren? Schnell war noch ein interessierter Freund von Brahim eingeladen.
Brahim und Yassine wundern sich, mit welcher Selbstverständlichkeit wir uns auf kleinen Straßen auskennen. Und wir jubeln über wunderbar asphaltierte Straßen, die wir noch als üble Holperpiste in Erinnerung haben. Selbst am Abzweig zum Dorf steht jetzt ein gut sichtbares Hinweisschild zum Speicher.
Die Überraschungen nehmen aber kein Ende. Vom Dorf führt ein schmaler Trampelpfad bergab zum Speicher, heute ist dieser Pfad ausgebaut, leicht zu finden und gut begehbar. Als wir bergab stapfen, hören hinter uns Hufgetrappel, eine in traditionelle Kleidung gehüllte Frau überholt uns lächelnd, bietet uns einen Platz auf dem Esel an. Wir lehnen höflich ab, um das arme Tier nicht über alle Maßen zu beanspruchen.
Die Frau stellt sich als Witwe des verstorbenen Amins vor, sie sei jetzt zuständig für Speicherbesichtigungen. Zügig trappelt der Esel bergab und als wir unten ankommen, öffnet die Frau als Hausherrin von innen einladend die erste Eingangspforte.
Gespannt treten wir ein, bekommen bereits im Eingangsbereich einige dort aufgereihte Geräte erklärt. Am meisten beeindruckt mich der Katzenlöffel. Es handelt sich um eine hölzerne Schöpfkelle, mit der für die Katze des Amins die ihr zustehende Futterration bemessen wurde. Schließlich hatte sie die wichtige Aufgabe, Speicherzellen, in denen Getreide lagerte, mäusfrei zu halten.
Für das Öffnen der zweiten Eingangspforte zieht die Frau den traditionellen Holzschlüssel aus ihrem Gewand. Kichernd beobachtet sie, wie Andreas sich abmüht, die Tür damit aufzuschließen. Unter ihren geübten Händen sieht das soo einfach aus...
Während wir durch die Gänge des mit 295 Kammer großen Speichers stromern, zieht sie sich zurück, um Tee vorzubereiten. Dann umrunden wir das Gebäude, laufen immer an der umfassenden Außenmauer entlang. An jeder Ecke befindet sich ein Wachturm, zwischen Außenmauer und Speicher gab es Schmuckwerkstätten, einst von Juden betrieben und eine Schmiede.
Nun erwartet die Frau uns in ihrer Loge, der Tee ist fertig. Lange unterhält sich Brahim mit ihr und es macht einfach nur Freude, die Gesichter der beiden zu beobachten. Ganz besonders lebhaft wird die Frau, als das Thema Hochzeit zur Sprache kommt, wie uns Brahim später im Auto übersetzt. Spitzbübisch lachend bietet sie Brahim und Yassine den Speicher als Ort für ihre Hochzeitsfeiern an...
Bevor uns die einbrechende Dämmerung an den Rückweg erinnert, zeigt uns die Frau noch ihr unten im Flusstal liegendes Haus, bietet uns dort ein Nachtquartier an und lässt uns erst ziehen, nachdem wir ihr versprechen, das nächste Mal ganz bestimmt zum Essen in ihr Haus zu kommen - inschallah.
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Sidi R'bat
In Massa verabschieden wir uns von unseren Freunden Gudrun und Thomas, die uns zwei Tage sehr angenehm bei sich aufgenommen und bewirtet haben. Die Neugierde treibt uns auf dem Weg nach Agadir zu einem Abstecher nach Sidi R'bat. Ein Jahr haben wir in dem Dorf gelebt, verbinden viele Erinnerungen mit unserer ehemaligen Wahlheimat auf Zeit. Das Auto parken wir direkt oberhalb des Strandes, überholen dabei ein Paar, das offensichtlich das gleiche Ziel hat. Während wir uns noch am Auto unterhalten, bleiben die beiden stehen, sprechen uns spontan an: "Wir haben gehört, dass wir eine gemeinsame Sprache sprechen..."
Zu viert schlendern wir barfuß zum Strand, es ist Ebbe, blauer Himmel, perfektes Wetter für einen Spaziergang. Etwas verwundert registrieren wir, dass der Oued Massa nahezu versiegt ist, angeblich nur noch unterirdisch ins Meer fließt. Als wir 2017/18 dort lebten, musste ich mich bei Strandläufen immer nach den Gezeiten richten, bei Flut war der Massa nur schwimmend zu durchqueren.
Bei intensiven Gesprächen registrieren wir plötzlich, dass wir bereits Sidi Ouassay erreicht haben und kehren um. Etwas betroffen macht uns das Wissen, dass an diesem Strand einige Tage vorher ein Flüchtlingsboot gestrandet ist, die Bootsinsassen hofften, spanischen Boden bereits erreicht zu haben...
Da das Schweizer Ehepaar das gleiche Haus gemietet hat, wie wir damals, nehmen wir eine Einladung zum Tee gern an. Was werden für Erinnerungen wach, als wir im Innenhof stehen, einen Blick in die Küche werfen, um dann gemeinsam im Salon Tee zu trinken. Erlebnisse werden ausgetauscht, die beiden kennen auch den Musiker Ali Faiq, den wir mit Brahim einige Tage zuvor besuchten. Und als wir schon fast im Auto sitzen, kommt Abdoul um die Ecke. Er wohnt nebenan, hat uns damals bei manch einer kleinen Notsituation geholfen, oder kam einfach nur auf einen Tee vorbei. Er freut sich ehrlich, auch er bietet uns Tee an, versteht aber, dass unser Bedarf bereits gestillt ist. Wie klein die Welt doch ist, stellen wir in Marokko immer wieder fest!
Erstmalig wagen wir eine Fahrt oberhalb des Strandes durch die Dünen zum nächstgelegenen Dorf Douira, an dessen Rand mittlerweile eine Meerwasserentsalzungsanlage entstanden ist. Ein riesiger Komplex steht hier, sieht sehr technisch aus. Auf unsere Bitte um eine Besichtigung werden wir freundlich, aber bestimmt abgewiesen, müssten uns erst eine Konzession in Agadir besorgen. Wo, das ist uns jedoch leider verborgen geblieben...
Barbara & Andreas
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MDK Agadir
Marokkanisch Deutsches Kulturinstitut verbirgt sich hinter dieser Abkürzung. Dabei handelt es sich um einen Verein um Abdallah Nait Oumghar und Freunde mit dem Schwerpunkt der sprachlichen Kommunikation und des kulturellen Austausches, um einen Beitrag zu deutsch-marokkanischen Beziehungen zu leisten. Neben der Vermittlung der deutschen Sprache werden Jugendliche bei Fragen zum Studium oder einer Ausbildung beraten. Außerdem organisiert der Verein Vorträge, Kulturabende und Kulturreisen durch Marokko.
Kennengelernt haben wir Abdallah, den Gründer des Vereins auf eine Empfehlung von Brahim. Wir benötigten für ein Treffen mit zwei Tourismusverantwortlichen der Region Chtouka Aït Baha einen Übersetzer, da man an einer Zusammenarbeit mit marokko-erfahren interessiert ist. Diese Aufgabe hat Abdallah sehr gewissenhaft und zuverlässig übernommen. Mit gemeinsamen Ideen im Gepäck sind wir auseinander gegangen und hoffen auf positive Nachrichten, nachdem sich alle Verantwortlichen in Aït Baha über die gemeinsam entwickelten Pläne auseinandergesetzt haben.
Als Dankeschön für seinen selbstlosen Einsatz bieten wir Abdallah an, vor seinen Schülern einen kleinen Vortrag in deutscher Sprache zum Thema: "Wie die Deutschen Marokko erleben" zu halten. Sofort ist er Feuer und Flamme und nennt uns einen Termin, an dem er einen B2-Kurs (Fortgeschrittene) unterrichtet.
Zielsicher zeigt Abdallah auf unserem Navi den Punkt, wo wir seine Schule finden werden. Bei der Anfahrt stellt es sich heraus, dass er bislang der erste uns bekannte Marokkaner ist, der uns punktgenau auf einer Karte leiten konnte!
Als wir Abdallah beim Eintreffen in seinen Räumen dafür die Bestnote 1 geben, strahlt er. In perfektem deutsch empfängt uns Halima, seine Assistentin und führt uns in den Unterrichtsraum - sieben Augenpaare schauen uns erwartungsvoll an. Ein Schüler springt hilfsbereit auf, als er merkt, wie wir uns mühen, für unseren Stick mit Fotos den richtigen Eingang bei dem an der Wand befestigten Monitor zu finden.
Für uns ein ungewohntes Gefühl, Marokkanern Bilder ihres Heimatlandes zu zeigen. Aber alle schauen interessiert zu, in den Gesichtern ist zu lesen, dass sie verstehen, worüber ich erzähle.
Irgendwann unterbreche ich, um mich nach ihren Beweggründen zum Erlernen der deutschen Sprache zu erkundigen. Alle Teilnehmer - ich schätze sie auf Anfang zwanzig - haben sich offensichtlich auf diese Frage vorbereitet. Viele streben ein Studium in Deutschland an, finden die deutsche Sprache und die Kultur interessant, möchten ihren Horizont erweitern, um später in Marokko bessere Berufschancen zu haben.
Erfreulicherweise äußerte niemand nur den Wunsch, in Deutschland viel Geld verdienen zu wollen.
Bei einigen Fotos fragen wir die Schüler, ob sie wissen, was darauf zu erkennen ist. Leicht verlegen äußern sie Vermutungen, hören sich dann aber interessiert Erklärungen zu Khettaras und einer Wasseruhr (Tanast) an.
Anschließend stellen sie uns noch viele Fragen zu unserer Marokko-Leidenschaft, freuen sich über durchweg positive Berichte, um sich anschließend zum Gruppenfoto aufzustellen.
Nach einer sehr herzlichen Verabschiedung begeben wir uns auf den Heimweg mit dem Gefühl, einen sehr schönen und für beide Seiten informativen Vormittag verbracht zu haben.
Barbara & Andreas
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Die Unterschiede machen uns reich...
... unter diesem Motto steht das am 12. November in Agadir stattfindende Musikfestival für Toleranz.
Aus der Gondel der Seilbahn, die mittlerweile nach Agadir Oufella hochführt, sehen wir die Bühne neben der Marina, der Soundcheck ist selbst von oben nicht zu überhören. Klar, dass wir da hinwollen.
Mahfoud, mit dem wir uns gelegentlich auch noch treffen möchten, hört von unserem Plan, taucht am frühen Abend spontan in unserer Unterkunft auf.
Er hat zwei blaue Bändchen dabei, die er uns überreicht, mit den Worten, dass wir damit Zugang zu einem abgesperrten Bereich in Bühnennähe erhalten. Wir sind gerührt über das unerwartete Geschenk, bedanken uns und verabreden uns für den nächsten Abend, da er selber keine Zeit hat, uns zum Konzert zu begleiten.
Auf dem Weg Richtung Strand legen wir noch eine Essenspause ein, Konzerte starten ja immer erst spät! Es wird spürbar lebhafter, je mehr wir uns der Promenade nähern. Wir lassen uns treiben, genießen den Anblick des Publikums. Promenade und Strand sind frei für jedermann, dann nähern wir uns dem Einlass für "Bändchenträger", hier wird es ruhiger. Auf einer Treppe Richtung Strand bleiben wir stehen, haben einen guten Überblick, auch wenn Ordnungskräfte immer wieder versuchen, diese menschenfrei zu halten. Irgendwann geben sie auf, mit dem Ergebnis, dass viele hier einen erhöhten Sitzplatz finden.
Wir merken schnell, dass uns die Musikrichtung weniger zusagt, es sind europäische Gruppen, die Lautstärke für unsere Ohren gnadenlos übersteuert. Aber die Masse ist begeistert, tanzt mit. Das Geschehen am Rande fesselt uns mehr, ein derartig gemischtes Publikum ist schon allein sehenswert.
Da sitzen verschleierte Frauen gruppenweise zusammen, stopfen Leckereien in sich hinein, schwatzen miteinander. Man gewinnt den Eindruck, sie sind einfach anwesend, weil etwas los ist, was, das ist ihnen herzlich egal. Kinder, auch Babys sind mannigfach dabei, wie wohl ihre Ohren mit der Lautstärke umgehen werden?
Junge Mädchen, die sich richtig Mühe mit ihrem Outfit gegeben haben, schlendern aufmerksamkeitsheischend durch die Menschenmenge, einige ältere Herren in traditioneller Djellabah wirken dazwischen etwas verloren. An den Strand werden stapelweise Plastikstühle geschleppt für die, die weder im Sand sitzen möchten, noch eigene Sitzmöbel mitführen.
Ungeniert spielen die Jungs dazwischen Fußball.
Wenn die Scheinwerfer der Bühne über den Strand leuchten, kann man erkennen, wie viele Menschen sich dort niedergelassen haben, während das Auf- und Abflanieren auf der Promenade kein Ende nimmt. Fliegende Händler mit Waren aller Art schlängeln sich durch die Menschenmenge, hoffen auf einträgliche Geschäfte. Vor einem Restaurant zeigt eine Artistengruppe ihre Künste.
Irgendwann ist unsere Aufnahmekapazität erreicht, wir begeben uns auf den Heimweg. Im Bett resümieren wir, dass der Abend uns einen deutlich größeren Augen- als Ohrenschmaus geboten hat.
Im Sinne der Toleranz soll es uns recht sein!
Barbara & Andreas
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Auf den Spuren von Atlantis?
Den Untergang der legendären und sagenumwobenen Stadt Atlantis datiert Platon auf 10000 Jahre v. Chr.
Der deutsche Softwareentwickler und Atlantis-Forscher Michael Hübner hat sich an der Suche der versunkenen Stadt beteiligt. Extra dafür schrieb er ein Programm, in das er alle verfügbaren Daten über Atlantis eingab, die anschließende Detailanalyse führte ihn nach Marokko:
"Die Souss-Massa-Ebene als Platons Insel Atlantis war als statistisch hochsigifikant einzustufen..."
Immer wieder bereiste er deshalb den Landstrich, um dort Beweise seiner Theorie zu finden.
Die von Hübner entdeckten Funde bezeugen, dass es sich im Massatal "um einen alten und sehr intensiv genutzten Kulturraum von außerordentlicher Größe handeln muss."
Und auf Spurensuche gehen auch wir, ob nun Atlantis oder nicht ist für uns nicht weltentscheidend. Nachweislich ist die gesamte Gegend von Cap Ghir bis in den Bereich zwischen Atlasgebirge und Anti Atlas (Souss Massa Ebene) bereits in der Steinzeit besiedelt gewesen.
Wir sind keine Wissenschaftler, lassen uns einfach nach der Lektüre der spannenden Informationen von Michael Hübner treiben.
Wir beginnen an der P 1016 zwischen Massa und Oulad Noumer. Rechts und links der Straße entdeckt der genaue Beobachter Steinhügel, wir steuern sie an und finden kreisförmige Siedlungsreste. Teilweise lassen sich auch gelegte Steine erkennen. Hübner vermutet hier Tholoi (Rundbauten).
Ein bisschen Ehrfurcht macht sich doch breit, wenn man von Hügel zu Hügel wandert und über jeden Fund staunt. Wie mag das Leben damals wohl an diesen Stellen ausgesehen haben?
Als nächstes interessiert uns ein Hügel zwischen den Dörfern Massa und Ifentar. Dort oben finden wir die von Hübner beschriebenen zahlreichen kleinen Erdwälle, teils laufen sie parallel, teils sternförmig über den Hügel. Darauf können wir uns keinen Reim machen, glauben aber an vergangene Siedlungsreste. Die Funde, die wir am Boden machen, deuten daraufhin.
Am Abend legen wir die gesammelten Exemplare Elhassane, einem befreundeten Geologen der Universität Ibn Zhor aus Agadir vor. Mit Kennermine sortiert er, trennt zwischen "alt und neu", tatsächlich ist es uns offenbar gelungen, neben einigen bearbeiteten Steinwerkzeugen auch ein paar antike Tonscherben zu finden.
Faustkeil (oben links) und Steinwerkzeuge aus der Souss-Massa-Ebene
Am nächsten Tag steuern wir Kap Ghir an, eine weitere von Hübner benannte Stelle. Platon beschrieb in dieser Region Felsen in den Farben schwarz, rot und weiß. Diese beschriebenen Farben fand Hübner an der Küste.
Wir steuern eine große halbkreisförmige Bucht mit sieben parallelen Höhlen an, zwei ähnliche kleinere Buchten schließen sich an, die Farbbeschreibung passt. Ob diese Höhlen natürlichen Ursprungs sind, oder in den Fels gearbeitet wurden, ist bis heute nicht nachgewiesen. Auch steht nicht eindeutig fest, ob die Höhlen möglicherweise einst als Hafen dienten, oder ob diese auffälligen Buchten von See aus gut erkennbar waren, den Seeleuten als Navigationshilfe dienten.
Hier darf jeder Betrachter seiner Fantasie freien Lauf lassen!
Michael Hübner hat noch andere Orte in der weiteren Umgebung entdeckt, die möglicherweise im Zusammenhang mit Atlantis stehn könnten.
Leider ist er mittlerweile verstorben, seine hochinteressanten Forschungen ruhen und bislang hat sich noch kein Nachfolger gefunden, der an die schon gesammelten Erfahrungen anknüpft um weiter zu forschen.
Barbara & Andreas
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Musik verbindet
20. November, Rathaus Belfaa - der Tag, an dem Ali Faiq mit den Musikern aus Senegal, Mali, Guinea und Côte d'Ivoire vor Publikum auftreten möchte. Über die Hintergründe dieses Konzerts wurde bereits hier im Forum berichtet.
Der Saal ist geschmückt mit zahlreichen Scherenschnitten, die den Umriss Afrikas darstellen. Wir sind mit Abdul aus Agadir auch vor Ort, müssen aber leider erfahren, dass Ali krank ist und einen Vertreter eingesetzt hat.
Der Saal ist voll und auf der Bühne "geht die Post ab"... Unglaublich, mit welcher Energie getrommelt, getanzt und gesungen wird. Ganz andere Rhythmen und Bewegungen, als wir es von den Marokkanern kennen. Viele der Zuschauer sind Schwarzafrikaner, man merkt an ihrer Begeisterung und Lautstärke, wie sehr die Klänge ihrer Heimat sie mitreißen.
Nach gut 30 Minuten ist ihre Vorstellung beendet. Sichtlich schüchtern kommen die Musiker der Aufforderung des Veranstalters nach, sich am Bühnenrand aufzustellen, um ihren Namen und ihr Herkunftsland zu nennen. Danach huschen sie von der Bühne, mit ihnen verlassen ihre Fans den Raum.
Auf der Bühne wird umgebaut, verzweifelt versucht ein Techniker, alle Mikrofone richtig anzuschließen. Aber Marokkaner haben Geduld, alle warten reichlich 10 Minuten, bis der Techniker fertig ist.
Hätte es in Deutschland nicht schon längst empörte Pfiffe gegeben?
Dann betreten sechs Marokkaner die Bühne, es ist deutlich zu spüren, dass die heimatlichen Klänge ihrer Landsleute beim Publikum auf mehr Begeisterung stoßen. Es wird mitgesungen und geklatscht, bis auch hier nach gut 30 Minuten die Darsteller ihre Vorstellung sichtlich erschöpft beenden.
Im Saal geht das Licht an und brav begeben sich alle auf den Heimweg. Keine Rufe nach Zugabe. Abdul erklärt uns auf der Heimfahrt, dass das letzte dargebotene Stück mehrfach wiederholt wurde, wir verstehen, dass die Zugabe damit schon inbegriffen war.
Ein ereignisreicher Abend, der für marokkanische Verhältnisse ungewohnt pünktlich und zeitig begann und erstaunlich früh endete.
Uns hat es gefallen.
Barbara & Andreas
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