30.04.2021, 10:59
(25.04.2021, 11:13)suesse51 schrieb: Hier eine Einschätzung der Situation in Marokko bzw. El Jadida aus meiner Sicht.Liebe Elvira,
Offizielle Kurven findet man auf der Homepage „fr.le360.ma“. M.E. relativieren die verschiedenen interaktiven Kurven das panikfördernde Bild in der Öffentlichkeit.
@Gabi
die ersten 4 Fragen kann ich mit „Nein“ beantworten.
Es wird nicht eine bestimmte Maske vorgeschrieben. Ca. die Hälfte der Menschen in der Öffentlichkeit und in den lokalen Läden tragen Masken. Im Marjane und Carrefour sorgt Aufsichtspersonal für den korrekten Sitz der Masken.
Die groß angekündigte Impfaktion ist zum Erliegen gekommen, auch die vollmundig angekündigte Rückkehr zur Normalität ab Juni d. J. wir nicht mehr kommuniziert. Statt dessen Unwissen der „Experten“ über die Einschätzung des Infektionsgeschehens, gebetsmühlenartige Aufforderungen zur Einhaltung der AHA-Regeln. Die hier nicht durchgehend befolgt werden.
Strände sind nicht überfüllt, normale Belegung mit den üblichen jugendlichen Fußballspielern.
Für großen Unmut sorgt die Ausgangssperre ab 20 Uhr, auch das Verbot des „Tarawih“ in den Moscheen. Ebenso die komplette Schließung der Cafés sorgt für Unverständnis.
Gerade zur Zeit des Ramadan trug es zur besonderen Stimmung bei, nach dem Fastenbrechen ins Café zu gehen.
Die Ausgangssperre wird nicht konsequent eingehalten, aber auch nicht konsequent durchgesetzt. Nach 20 Uhr, wenn alle satt sind, nimmt man das gewohnte abendliche Leben wieder auf. Besuche bei Familien und Freunden ohne Beschränkung der Personenzahl. Auf dem Bolzplatz in der Nähe unserer Wohnung wird bis nach Mitternacht gespielt.
Insbesondere fragen sich viele: ist das Virus nur nachts ab 20 Uhr aktiv?
Meiner Meinung nach sind die Menschen vorrangig damit beschäftigt, sich um den Lebensunterhalt zu kümmern als um eine Virusgefahr. Gerade zur Zeit wird man auf Schritt und Tritt angebettelt. Man bedenke, wieviele Familien an dem Verdienst der Kellner und Cafebesitzer hängen! Überall sprießen winzige Verkaufsstellen und mobile Händler aus dem Boden. Man hat den Eindruck, diese hätten sich vervielfältigt gegenüber Vor-Ramadan-Zeiten.
Auch in meiner angeheirateten Familie ist die wachsende Armut zu spüren. Das erfordert finanzielle Hilfe für betagte Eltern und Kleinhändler.
Für uns „privilegierte“ fühlt sich das Leben hier entspannter an. In Läden keine Begrenzung der Personenzahl.
Wie es in Marrakesch und anderen Städten aussieht, kann ich nicht sagen. Fotos und Videos zeigen, dass Menschen reisen. Das Reisen ist in der Hinsicht unsicherer, dass immer mal wieder Orte offizielle Zutrittserlaubnis erfordern.
Bitte guckt euch die o.g. Kurven an!
Elvira
danke für Deinen Bericht, der doch einiges aussagt. Die Kurven werde ich mir gleich auch noch ansehen: Sind sie denn besser oder schlechter als "unsere"? Wir haben hier in Deutschland ja trotz vieler Corona-Toten keine Übersterblichkeit und trotz massivsten Lockdowns bringt der auch keine Besserstellung gegenüber Ländern, die weder Lockdown hatten noch Masken und schon gar keine Ausgangssperren oder Schulschliessungen. Dafür werden hier die Insolvenzen demnächst reinhageln und massenweise Opfer fordern, die es zuvor garantiert nicht gegeben hat. Für einen Marokkaner muss es doch grässlich aussehen, wie sich ein blühendes, reiches Land wie Deutschland in ein Sanatorium für Bessergestellte verwandelt hat, die ihrerseits vor lauter Angst allen anderen die Lebendigkeit austreiben möchten. Nicht wissend, dass sie es auch erwischen wird: Häuschen Zwangshypothek, Vermögen auf der hohen Kante von der Inflation zerfressen, Versicherungen massenweise pleite. Und keine Familienbindung nirgendwo.
Was bei uns jetzt auffällt:
Die dienstbaren Berufe wie Lebensmittelmitarbeiter, Pfleger, Krankenschwestern und Lieferservice's haben vollständig das Vertrauen in die Regierung und die Maßnahmen verloren, da kann man hierzulande in dieser Schicht von 100 % Maßnahmenkritikern ausgehen, die man unter anderem daran erkennt, dass sie innerhalb ihrer eigenen Räume keine Masken tragen, keinen Abstand halten, sich lautstark auslassen, wenn sie einen Gleichgesinnten wie mich erkennen, zusammenlaufen und schlimmer und profunder über die Massnahmen herziehen (deren Widersprüchlichkeit) als es je in einem Querdenker-Blog unter Hinzuziehung wissenschaftlicher Erkenntnisse möglich wäre.
Krass obrigkeitshörig und auch sinnloseste Anordnungen bedingungslos einhaltend (und andere damit schikanierend) ist der akademische Mittelbau, gehobene Beamtencharaktere, allesamt im Homeoffice und von festen Einkommen gepampert geniessen sie auch Homeschooling und ihren Göttergatten in Griffweite und fauchen diejenigen an, die ihnen dann die Pizza etwas zu nahe vor die Türe legen (mein Enkel liefert diese supergeilen veganen Buddha-Bowls aus und kann ein Lied davon singen).
Und seit den letzten unübersichtlichen Verschärfungen in Bayern, kümmert sich hier praktisch niemand mehr um irgendetwas (außer man gehört zu der o.a. Schicht): Während der Ausgangssperre ist der mittlere Ring stetig befahren, man geht in aller Seelenruhe nach Hause, hat seine Erklärungen parat (ja, ich habe einen triftigen Grund) und würde eine Strafe als das hinnehmenm, was einem in einer Großstadt eben passieren kann: Jemand fährt einem über den Fuss, man muss operiert werden, Mist, aber nicht zu vermeiden und kommt nur ganz selten vor.
So verhält sich auch die Polizei: Waren sie noch während der Weihnachten-Ausgangssperren ständig im Schritttempo unterwegs, um wirklich jeden aufzugabeln, fahren sie zwar auch noch im Schritttempo um 23:00 Uhr neben einem her, parken dann aber in der Parkbucht, steigen aus, lassen einen höflich vorbei und gehen in ihre Polizeistation. Im Schlachthofviertel sitzen sie jetzt im Halbkries zu 200 oder 250 Personen um exakt die Kneipe herum, die sie auch sonst aufgesucht hätten, sie haben sogar Gläser in der Hand und trinken Sekt, aber niemand löst die Versammlungen auf. Gestern haben sie angekündigt, auch dieses Oktoberfest ausfallen zu lassen: So what - es wird dann halt nichts mehr für die Armen und Obachlosen ausgegeben und München wird einen Reinverlust von 624 Mio. EUR in Folge hinnehmen müssen, was Renten destabiliert, vor allem aber das Gesundheitssystem.
Daran hängt halb Polen, Tschechien und Studenten (am Verdienst des Oktoberfestes) und die Snobs der gehobenen Mittelschicht jubeln dennoch über die ausbleibende Kotz- und Pinkelorgie, die man froh ist, dass sie ausfällt. Es wird ein böses Erwachsen geben.
Ich selbst sammle mit anderen Ehrenamtlichen Lebensmittel ein und verteile sie an Altersarme und Alleinerziehende - jeden Tag: Jetzt auch an diejenigen, die nichts mehr haben, weil sie in Kurzarbeit sind und damit kaum noch die Mieten bezahlen können in einer Großstadt. Ja, wir spüren den Druck auch und das ist ja erst der Anfang, denn noch fliesst das Geld in Strömen, was aber nicht mehr lange anhalten wird.
Ich freue mich sehr, wenn Du weiter über Marokko berichtest, wie es tatsächlich ist. Der link, den Halima online gestellt hat, ist nicht mehr abrufbar. LG Gabi