20.07.2021, 14:10
(20.07.2021, 13:07)Erol-Nadori schrieb: Hallo allerseits,
Zitat:Denn das Christentum hat sich geändert.
Für immer mehr Menschen wird die Religion weniger wichtig und man hat andere Prioritäten.
Lieber Thomas, du bestätigst doch selber, dass du von Menschen sprichst, die willentlich ihrer Religion den Rücken gekehrt haben. Wie können diese Menschen als Beweis für die angeblich vorhandene Kritikfähigkeit unter Christen fungieren? Denn das ist wahrlich keine Kunst. Zeig mir doch Christen, die mit Leib und Seele Christen sind und fundamentale Inhalte ihrer Religion kritisieren.
Zitat:Gibt es denn Dinge die Du kritisch am Islam siehst (ggf. welche?) oder ist alles daran super toll?
Auch wenn es nicht in deinen Kosmos passt, was dein gutes Recht ist, dennoch: ein Mensch, der aus tiefstem Herzen daran glaubt, dass der Koran die letzte Offenbarung Gottes an die Menschheit ist und ebenso die Traditionen des Propheten Mohamed, so ein Jemand hat keinerlei Verlangen danach, Inhalte, die seine Religion betreffen, zu kritisieren. Und wenn du mich so fragst: ja, ich finde alles an meiner Religion, auf authentischem Wissen basierend ausgelegt, super toll.
Zitat:Hallo,
ich finde deine Darstellung sehr interessant. Das in Marokko und jetzt bin ich mal äusserst Grosszügig 80% Prozent der Marokkaner sind nur Muslime sind weil es so in ihren Papieren steht. Alleine die Tatsachen vom Opferfest letzten Jahres und auch dieses Jahres was die Ausführung des Festes betrifft, ist nur so am Rande nicht konform mit dem Islam. Interessiert das irgendjemanden? Kritisieren darf man das natürlich auch nicht!
Lieber Marco, du machst einen eklatanten Fehler, indem du den Islam anhand des Verhaltens der Muslime in Marokko bewertest. In Marokko herrscht islamisch gesehen große Unwissenheit, was, wenn man die Analphabetenrate gerade in dörflichen Gegenden betrachtet, nicht verwundert. Sehr viele Praktiken in Marokko unter dem Deckmantel des Islam sind in Wirklichkeit unvereinbar mit der Religion (bspw. das Anbeten von Schreinen und Heiligen und alles in die Richtung). In Marokko herrscht zu 90% ein Traditionsislam, der von Generation zu Generation weitergegeben wird, aber nur sehr wenig mit der Ursprungsreligion zu tun hat. Daher steht die Handlung der Muslime nicht sinnbildlich für die Inhalte des Islams. Immerhin bemisst du ein Auto ja auch nicht am Fahrer, oder?
Zitat:Schubladendenken?
Das sehe ich nicht, schon gar nicht bei @Thomas F.
Er hat mMn hier mit die meiste Erfahrung in Marokko und weiß, wovon er schreibt.
Liebe Bulbulla, du bestreitest Schubladendenken, öffnest im Anschluss an deinen Absatz aber eine Schublade nach der anderen. Zuerst einmal möchte ich Thomas niemals seine Erfahrungswerte bzgl. Marokko absprechen, jene, die er sich (wie ich rauslese) langjährig angeeignet hat und die er großzügig mit hilfsbedürftigen Usern teilt. Er weiß wie das Land funktioniert, weiß an welchen Orten es welche Probleme zu klären gibt und kann mit Sicherheit auch die Mentalität der Menschen einschätzen. Dafür erstmal Danke! Was er aber, meiner Meinung nach, nicht kann, ist die Bevölkerung samt Handlungsmuster im religiösen Kontext bewerten. Dazu fehlt ihm, genau so wie auch Marco und dir, das religiöse Hintergrundwissen. So, nun zu deinen Anmerkungen:
Zitat:- - Die Erziehung ist autoritär, es wird nicht auf eigenes Denken, sondern Auswendiglernen Wert gelegt. Einer gibt den Ton an, die Masse folgt blind.
Bei Nichtbeachtung Haue ( im schlimmsten Falle), s. Koranschulen
- - Kein Infragestellen, dies gelänge nur durch Bildung. Ich habe NIEMALS Lesende gesehen - außer den Koran. In den Häusern, die ich kenne, gibt es keine Bücher - außer einem.
- - Starre Tradition:
Man MUSS sich KONFORM verhalten, vor allem Frauen.
Wege, man tanzt aus der Reihe = Schande! Die Leute reden (worst case!!), die Familie hat einen schlechten Ruf..
- - Man hat keine innovativen Ideen, alles soll so bleiben!
- - Angst vor der Eigenständigkeit ( Angstmachen ist bei der Erziehung sehr beliebt)
Du machst leider den selben Fehler wie Marco weiter oben. Du nimmst die Fehltritte der Menschen, die sich dem Islam zuschreiben und beziehst diese Fehler auf die Religion. An keiner Stelle lehrt der Islam uns, mit unseren Liebsten nicht Sanftmütig umzugehen. Im Gegenteil, er ermutigt die Muslime zu Güte und spornt dazu an der Familie gegenüber das beste Ziel zu verfolgen. Noch schlimmer finde ich deine Schubladenbehauptung, es wäre ein islamischer Inhalt (das sage ich weil deine Absatzüberschrift "Kritik am Islam" lautet) seine Kinder bei nicht Einhaltung vom Auswendiglernen zu schlagen. Würdest du das bitte anhand von islamkonformen Quellen belegen? Die Quellen die ich kenne, sprechen davon, dass der Prophet Mohamed niemals seine Hand erhob, weder vor einem seiner Kinder, noch vor seinen Ehefrauen.
Was das Infragestellen angeht, so lese dir doch bitte kurz meinen, an Thomas gerichteten, Absatz durch, ich würde mich sonst nur wiederholen. Auch hier scheinst du leider erneut an die falschen Muslime geraten zu sein, jene die anscheinend nicht in der Lage dazu sind ihre Religion gebührend zu repräsentieren. Der Islam ruft zu Bildung auf, und ja, sogar zu weltlicher Bildung. Nicht umsonst kommen die mitunter bahnbrechendsten Erfindungen und Neuerungen aus der islamischen Welt. Wissen, wofür sie beneidet wurden. Darüberhinaus kenne ich sehr viele Muslime mit akademischen Graden bei denen sich die Bücherregale aufgund der Fülle an Büchern in der Mitte durchbiegen. Auch hier fordere ich dich dazu auf, anhand von islamisch konformen Quellen, aufzuzeigen, dass der Islam zu Bildungsscheuklappen aufruft. Bitte keine Geschichten aus dem Nachbardorf!
Du kritisierst traditionskonformes Verhalten seitens der weiblichen Bevölkerung in Marokko. Schon mal daran gedacht, dass die ein oder andere Frau sich gerne islamkonform verhält weil es für sie die richtige Art und Weise ist? Jene, die es unter Zwang und ohne jegliche Überzeugung praktizieren, vor lauter Angst die Nachbarin könnte was schlechtes über sie denken, soll sich doch bitte von ihren Zwängen befreien und zu ihrem Mindset stehen. Auch hier bitte Belege, dass der Islam lehrt, sich entgegen der eigenen Grundsätze vor anderen zu verstellen. Auch hier bitte ich drum Nachbarschaftsgeschichten bei Seite zu lassen.
Angst vor Eigenständigkeit? Woran machst du das fest? Ich persönlich versuche meine Kinder so frei und eigenständig wie möglich zu erziehen. Dennoch ist die Liebe zur Religion elementarer Bestandteil in unseren 4 Wänden. Ob sie das später für sich und wiederum ihre Kindern genau so wollen, bleibt ihnen überlassen.
Abschließend hast du mit deinem Beitrag, meinem Empfinden nach, das Schubladendenken leider nur bestätigt. Du sammelst kritikwürdige, unislamische Fehltritte seitens deines direkten Umfeldes in Marokko und schreibst sie dem Islam zu. Auch wenn ich weiß, dass du es nicht böse meinst, so hast du dazu kein Recht, außer du lieferst stichhaltige Belege, welche auf eine definitive islamische Praktik schließen lassen. Diesen bist du aber leider schuldig geblieben.
Zitat:Falls wir je nach Nador kommen, essen wir gerne einen leckeren Burger bei dir!
Sehr gerne, du und deine Familie sind zu jeder Zeit herzlichst willkommen.
Zitat:Ich hoffe, dass Du mit Deiner Kritik an manchen Dingen (aber trotzdem lieben wir Marokko!) nicht in ein Wespennest gestoßen hast!
Nein Thomas, ganz und gar nicht! Genau so wie ich respektvollen Umgang mit meinen Beiträgen erwarte, so respektvoll versuche ich mit euren Beiträgen umzugehen, auch wenn ich nicht dazu verpflichtet bin die Dinge genau so zu sehen. Aber das beruht natürlich auf Gegenseitigeit.
Ich wünsche euch einen schönen Tag
MfG
Hallo Erol-Nadori,
danke für deinen Beitrag, sehr interessant.
Ich glaube, unsere Beiträge sollten evtl. in einen extra Thread verschoben werden! Ich kann das nicht.
Nun, ich kann dir nur so viel antworten:
Die authentischen islamischen Quellen kenne ich nicht. Das habe ich auch nie behauptet!
Wir sind nicht an der „Al Azha“, sondern im tiefen Süden.
Was ich kenne, ist das Leben in meiner Familie, „Dorfgeschichten“ / Nachbarschaftsgeschichten nennst du sie. Die Schule des Lebens!
Ja, und da läuft es genau so, wie ich schrieb.
Natürlich weiß ich, dass es islamische Gelehrte gibt und intellektuelle Menschen! Ich kenne den Auftrag „Iqra!
Ich schrieb auch bewusst immer: „In den Häusern, die ich kenne.“
Und dort landeten z. B. von mir in der örtlichen Maktaba ausgesuchte Bücher für die Kinder IMMER beim Papier zum Feuer anmachen. Vorher wurden sie zerrissen.
Nun, die Menschen kennen es nicht anders.
Nenne es „Schubladendenken“,
ich nenne es „Realität“.
Zur Rolle der Frau dort:
Sie haben KEINE Wahlmöglichkeiten. DAS ist es, was mir leid tut. Wir haben kluge Mädels dort.
Übrigens: Die „Dorfleute“ sind genau die, die ich liebe!
Ich schrieb schon öfter, dass ich gerne Kontakte zu intellektuellen Kreisen in Marokko hätte, vllt. klappt das mal, wenn ich später länger dort lebe?
Und da gäbe es dann sicher folgendes Problem:
Ich wäre gar nicht frei, mich dort mit denen zu treffen, könnte nicht einfach in mein Auto steigen und z. B. in ein Café zur Diskussionsrunde gehen. Es dürfte KEIN einziger Mann in der Runde sein und selbst den Frauen würde mein Mann evtl. nicht trauen.
Mein Mann würde garantiert Einspruch erheben.
Was sagst du nun?
Ist das „Schublade“ oder islamisch?
Bin gespannt auf deine Auslegung. Authentische Quellen nützen mir da nichts.
Unsere Leute würden sie vermutlich nicht lesen.
Wobei ich dir zustimme, ist die Bedeutung von Religion bei der Erziehung. Wir wurden ebenfalls religiös erzogen und ich habe das genau so gemacht.
Aber da du das ansprichst:
Wie würdet ihr euch verhalten, sollten sich eure Kinder später vom Islam abwenden?
Denn ihn verlassen können sie gar nicht.
Welch ernste Gedanken am Aid.
Gruß,
bulbulla