Marokko-Erfahren erneut auf Entdeckungsreise in Marokko
(15.09.2024, 08:38)Otto Droege schrieb:  Diese von Hand abgeteuften Schächte, Befahrung mit primitiven Seilwinden (siehe Bild) mögen für den Touristen neu und "romantisch" sein, dem Fachmann dreht sich der Magen um, denn kein Besucher fragt, wieviele Tote/Verletzte dieses Verfahren (Bergbau des 16. Jhdts) jählich bringt.

Hallo, 
deine Kritik ist verständlich, dennoch sollte es aus marokkanischer Sicht gesehen werden. Ein Menschenleben hat hier keinen besonderen Wert, was zählt ist das Leben nach dem Tod. Persönlich habe ich eher den Eindruck das nicht wenige den schnellen Tod suchen und wollen letztendlich. So viele können nicht sterben das es eine Auswirkung hätte auf die Bevölkerung und wenn dann wollte das Gott so. Vor 15 Jahren konnten die Brunnen noch von der Hand gegraben werden in Marrakech, so bis auf 30 Meter ging das noch, so gut wie jede Woche ist dabei einer umgekommen. Der Tote wurde aus dem Schacht geholt und es wurde weitergeschaufelt. Wenn das hier Landesüblich ist, dann ist es doch soweit in Ordnung, ich habe das mittlerweile akzeptiert.
MfG

Marco Wensauer
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(16.09.2024, 14:52)Marc99 schrieb:
(15.09.2024, 08:38)Otto Droege schrieb:  Diese von Hand abgeteuften Schächte, Befahrung mit primitiven Seilwinden (siehe Bild) mögen für den Touristen neu und "romantisch" sein, dem Fachmann dreht sich der Magen um, denn kein Besucher fragt, wieviele Tote/Verletzte dieses Verfahren (Bergbau des 16. Jhdts) jählich bringt.

Hallo, 
deine Kritik ist verständlich, dennoch sollte es aus marokkanischer Sicht gesehen werden. Ein Menschenleben hat hier keinen besonderen Wert, was zählt ist das Leben nach dem Tod. Persönlich habe ich eher den Eindruck das nicht wenige den schnellen Tod suchen und wollen letztendlich. So viele können nicht sterben das es eine Auswirkung hätte auf die Bevölkerung und wenn dann wollte das Gott so.
Soso! Schönes, frömmelndes Gelaber. Offensichtlich suchen viele Marokkaner nicht den "schnellen Tod", sondern wandern aus. Stimmte Deine "marokkanische Sicht", dann sollte man diese "Sicht" schleunigst den europäischen Einwanderungsbehörden mitteilen, damit diese keine Visas mehr ausstellen. In Marokko wird deren Wunsch schneller und besser erfüllt.
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(16.09.2024, 16:58)Otto Droege schrieb:
(16.09.2024, 14:52)Marc99 schrieb:
(15.09.2024, 08:38)Otto Droege schrieb:  
Hallo Otto Droege & Marc99,

wir freuen uns immer über Beiträge, die einen Zusammenhang mit unseren Texten haben.
Sicher ist euch nicht entgangen, dass wir unsere Freude über die Erlebnisse mit den offenen und freundlichen Menschen hier teilen möchten.
Diese Verhaltensweise kennen wir aus Deutschland nicht.

Ihr seid hier in der Rubrik Tourismus und Reisen. Sucht ihr euch bitte für weitere Diskussionen eurer Themen eine andere, passende Rubrik?
Dankeschön!

   
Barbara & Andreas
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marokko-erfahren ist eine unabhängige europaweite Privatinitiative zur Förderung von Beschäftigung und Kulturerhalt.
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Unterwegs

In Taliouine wurde es uns zu heiß, glücklicherweise haben wir dieses Jahr auch Orte auf unserer Liste, in denen wir der großen Hitze entkommen können und nicht so schwitzen müssen, wie im letzten Jahr.

So begeben wir uns von Taliouine an den Südhang des Hohen Atlas nach Tisseldeï. Dort haben wir vor zwei Jahren eine tolle Zeit mit Mohammed, dem Inhaber vom Dar Zara verlebt. Oft hat er uns auf Ausflügen begleitet und immer gab es viel zu lachen. Leider ist er gerade in Marrakesch, dort arbeitet seine Frau. Aber Mohammeds Schwester empfängt uns. Wir vertrödeln einen Tag mit Ausschlafen, lesen und arbeiten unsere Erlebnisse der vergangenen Tage auf. Das tut gut.

Am nächsten Tag schrauben wir uns auf dem mittlerweile gut ausgebauten Tizi-n-Tichka auf die Passhöhe, auf der anderen Seite wieder abwärts. Unterwegs kommt uns ein Kleinbus nach dem anderen entgegen, alle gut besetzt mit Touristen. Diese "dürfen" an vorgegebenen Stellen einen Foto-Stopp einlegen, die entsprechenden Parkplätze sind bereits voll, weitere Touristenbusse stehen am Straßenrand in Warteposition. Bei den sich drängenden Menschenmassen sind wir froh, einfach weiterfahren zu können. Massentourismus ist so gar nicht unser Ding...

In Demnate tanken wir das Auto noch einmal voll und beschließen, etwas zu essen. Der Ort macht keinen sympathischen Eindruck, ziemlich verdreckt, wir finden so recht keinen Platz zum Essen. Leicht verzweifelt folgen wir einer TUI- Reisegruppe, die offenbar zum Lunch geführt wird. Fast erleichtert erfahren wir, dass sie nur auf vorangemeldete Gäste eingerichtet sind und verlassen diesen wenig gastfreundlichen Ort und begeben uns auf erneute Suche. Zufällig entdecken wir ein einfaches, kleines Restaurant, in dem zahlreiche Marokkaner essen. Hier sind wir richtig. Eine Karte gibt es natürlich nicht, aber ich erspähe, dass es Suppe gibt, genau das macht uns restlos zufrieden. Wir bestellen zweimal marokkanischen Salat, zwei Teller köstlich gewürzter Suppe aus weißen Bohnen und zwei Cola. Gut gesättigt bitten wir um die Rechnung und zahlen gemeinsam 56 DH (ca. 5 €). ...

Dann fahren wir in die Berge, haben reichlich 80 km bis ins Aït Bougumez Tal vor uns. Eigentlich kein Problem. Eigentlich.... aber das, was uns jetzt an Straßen erwartet, verdient den Namen nicht mehr. Asphalt ist Mangelware, Schlagloch reiht sich an Schlagloch. Zu den schon katastrophalen Straßenverhältnissen kommt noch erschwerend hinzu, dass es vor zwei Wochen unwetterartige Regenfälle gegeben hat. Flussquerungen werden zum Abenteuer, getrocknete Schlammmassen verdecken vielerorts die vorhandenen Asphaltreste. Im Schritttempo quälen wir uns vorwärts. Nach einer schieren Unendlichkeit erreichen wir das Aït Bougumez Tal, das Tal der glücklichen Menschen. Wir sind einfach nur glücklich, dem Ziel so nahe zu sein.

Andreas hat mehrere Zufahrten zu unserer gebuchten Unterkunft im Navi eingespeichert. Die ersten beiden verwerfen wir gleich, für uns nicht fahrbar. Die dritte müssen wir versuchen, stellen aber vorsichtshalber am Rand einiger Häusern das Auto ab, um die letzten 500 m erstmal abzulaufen. Zwischen Apfelbäumen, alle prall voller reifer Früchte wird der Weg immer schmaler, wir überqueren einen kleinen Steg über einen Wasserlauf, vermuten in dem idyllisch am Hang gelegenen Haus unsere Unterkunft. Beim Näherkommen erkennen wir, dass wir richtig sind - aber wie soll unser Gepäck dorthin gelangen?

Der Empfang ist herzlich, man hat uns bereits erwartet und der Begrüßungstee steht schnell auf der Terrasse. Dann erklärt Mohammed uns den Weg, den wir mit dem Auto - langsam!, wie er immer wieder betont, das Haus von der anderen Seite anfahren können. Mir gefällt es gar nicht, die Kiste nochmal besteigen zu müssen. Und tatsächlich, eine der von uns vorab verworfen Zufahrten müssen wir nehmen, ein Schild an der Straße hätte sicher Wunder gewirkt... aber wir sind halt in Marokko, da fügt sich manches anders.
Erleichtert holen wir die Taschen aus dem Auto und als wir geduscht haben, erwartet uns bereits ein leckeres Abendbrot. Logisch, dass der Abend für uns nicht mehr lang wird, schnell sinken wir in einen tiefen Schlaf. 250 km mit dem Auto können sehr anstrengend in Marokko sein, auch wenn es wenig Verkehr gibt!

   
Barbara & Andreas
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Abenteuer: tanken

Die letzte Tankstelle liegt 80 km von unserem derzeitigen Aufenthaltsort Agouti entfernt. Einige Fahrten haben wir bereits im Ait Bougumez Tal unternommenen und bevor wir weiter Richtung Bou Thaghrar über einen ca. 3000 m hohen Pass fahren, würden wir unserem Auto gern noch etwas Futter gönnen.

Da spielt uns der Zufall in die Hände. Auf unserem Weg zum Souk in Tabant riecht es nach Benzin, als wir an einer großen Garage vorbeikommen. Schnell registrieren wir, dass es sich wohl um die Tankmöglichkeit des Ortes handeln muss. Zuerst genießen wir das Markttreiben in Tabant, staunen über die feilgeboten Waren und beobachten die Einkäufer. Offensichtlich haben es hier alle eilig - das kennt man sonst in Marokko so gar nicht...

Wieder am Auto angekommen, fahren wir an der "Tankstelle" vor. Ein Mercedesfahrer lädt gerade mehrere gefüllte Kanister in sein Auto. Wir fragen, ob es Benzin für uns gibt. Nun werden unsere fehlenden Sprachkenntnisse zum Hindernis. Denn man fragt uns, ob wir Gasoil (Diesel) oder Essence (Benzin) benötigen. Ratlos zucken wir mit den Schultern. Beherzt steckt der Tankwart seinen Finger in die Tanköffnung, schnuppert daran. Auch der Mercedesfahrer macht diesen Test. Noch sind sich beide nicht ganz einig, wir warten leicht verunsichert ab. Dann werden wir nach den Autopapieren gefragt - und endlich löst sich die Unsicherheit, als ich in der "Carte grise" (entspricht unserem Fahrzeugschein) Essence lese.

Auf die Frage des Tankwarts, wie viel wir brauchen, machen wir die Zündung an und bitten ihn, einen Blick auf die Tankanzeige zu werfen. Schnell sind wir uns einig, dass es wohl etwa 10 l sein müssen, die dem Auto fehlen. Geschäftig läuft er in seine Garage, schleppt kurz darauf einen Plastikschlauch mit Trichter und einen ausrangierten 5 l Wasserkanister, gefüllt mit Benzin herbei. Ohne einen Tropfen zu vergießen, füllt er den Tank und holt einen zweiten Kanister. Als auch der Inhalt im Tank verschwunden ist, sind wir zufrieden, die Tankanzeige zeigt wieder fast voll. Beim Bezahlen muss ich nur 30 DH (knapp 3 €) mehr bezahlen, als an einer offiziellen Tankstelle.

Mal wieder ein Erlebnis, das wir nicht missen möchten. Außerdem können wir nun unsere Fahrt ganz entspannt fortsetzen, denn auch von Bou Thaghrar ist die nächste offizielle Tankstelle nicht gleich "um die Ecke"!

   

Das ist zwar nicht die Tankstelle in Tabant, aber auch solche Tankmöglichkeiten gibt es...
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Der unbeschreibliche Duft der Rosen

   

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Eingebaut in Toundoute

Unterwegs auf Suche nach einem alten Salzbergwerk biegen wir einige Kilometer hinter Toundoute auf eine Piste ab. Trotz des vorangegangenen Regens ist sie gut befahrbar. Im nächsten Dorf, ca. 2 km vor unserem Ziel wird die Fahrt aber jäh gebremst. Eine Rinne ist auf unserer linken Fahrspur ausgehoben, die Erde beansprucht beinahe den Rest. Also suchen wir uns unter den kritischen Blicken eines herbeigeeilten Arbeiters vor der Baustelle einen Parkplatz. Vorsichtshalber frage ich beim Aussteigen, ob das Auto so steht, dass die Arbeiten nicht behindert werden. Er nickt es ab, wendet sich wieder seinen Aufgaben zu.

Wir schultern den Rucksack, wandern los und passieren auf unserem Weg eine Schule, die tatsächlich nur zu Fuß erreichbar ist, steigen dahinter weiter aufwärts. Auf dem Hügel sehen wir bereits die Reste der alten Bergarbeitersiedlung und sind mitten im ehemaligen Abbaugebiet. Vorsichtig spähen wir in einige Löcher, können aber nicht tief genug hineinsehen. Einige Stollen sind - vermutlich aus Sicherheitsgründen - zugemauert. Die ganze Umgebung wirkt zerklüftet, durchgewühlt, überall sind Schächte. Davor glänzt es verdächtig in der Sonne. Das ist eindeutig Salz, wie ich beim vorsichtigen Lecken an einem Stück feststelle. In den kunstvollsten Varianten durch den Regen ausgespült, bilden sich an der Oberfläche interessant gezackte Salzstrukturen.

   

In einem Seitental entdecken wir am Ende eine große Öffnung und klettern vorsichtig abwärts. Ein offensichtlich in den Felsen gesprengter Stollen führt in eine große Halle. Ein Stück tasten wir uns vorwärts, um aber mehr entdecken zu können, wäre eine helle Lampe erforderlich. Beeindruckt über die einst überaus schwierige und sicher nicht ungefährliche Arbeit wandern wir wieder Richtung Auto, mit einem Salzbrocken als Erinnerung in der Hand.

   

Noch auf dem Weg zum Auto beschließen wir, uns erst außerhalb des Dorfes einen Picknickplatz zu suchen, um nicht zu viele Kinder um uns herum zu versammeln ... Doch an Hunger ist nicht mehr zu denken, als wir das Auto erreichen. Die fleißigen Männer haben an der Rinne weiter gearbeitet. Neben unserem Auto ist die Rinne gewachsen, der Aushub türmt sich bis an die Reifen. Weder vor- noch rückwärts kann das Auto bewegt werden. Zwei  Männer arbeiten mit Schaufeln in der Rinne, bedecken die verlegte Wasserleitung mit Erde. Der Baggerfahrer nähert sich mit seinem Fahrzeug, lächelt uns aus dem geöffneten Fenster freundlich zu und meint, er sei in fünf Minuten fertig.
Wir setzen uns an einem Haus auf die Stufen und beobachten regelrecht fasziniert, wie millimetergenau so ein Schaufellader arbeiten kann. In einer Hand die Zigarette, bedient der Fahrer lässig seine Maschine und schiebt den Aushub zurück in die Rinne. Gelegentlich arbeitet er so zügig, dass die Jungs in der Rinne hektisch zurückweichen, um nicht selber unter die Erdmassen zu geraten.

   

Und tatsächlich, knapp 10 Minuten nach unserer Ankunft stellt der Fahrer seinen Schaufellader an der Seite ab, steigt aus und winkt uns zu, wir könnten jetzt vorbeifahren. Als wir an ihm vorbeirollen, reichen wir aus dem Autofenster als kleines Dankeschön eine Schachtel Zigaretten heraus, die er freundlich lächelnd entgegennimmt. Vermutlich wäre in Deutschland unser Auto längst abgeschleppt worden oder wir hätten mindestens bis zum nächsten Morgen warten müssen...
Barbara & Andreas
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