Marokko-Erfahren erneut auf Entdeckungsreise in Marokko
(15.09.2024, 08:38)Otto Droege schrieb:  Diese von Hand abgeteuften Schächte, Befahrung mit primitiven Seilwinden (siehe Bild) mögen für den Touristen neu und "romantisch" sein, dem Fachmann dreht sich der Magen um, denn kein Besucher fragt, wieviele Tote/Verletzte dieses Verfahren (Bergbau des 16. Jhdts) jählich bringt.

Hallo, 
deine Kritik ist verständlich, dennoch sollte es aus marokkanischer Sicht gesehen werden. Ein Menschenleben hat hier keinen besonderen Wert, was zählt ist das Leben nach dem Tod. Persönlich habe ich eher den Eindruck das nicht wenige den schnellen Tod suchen und wollen letztendlich. So viele können nicht sterben das es eine Auswirkung hätte auf die Bevölkerung und wenn dann wollte das Gott so. Vor 15 Jahren konnten die Brunnen noch von der Hand gegraben werden in Marrakech, so bis auf 30 Meter ging das noch, so gut wie jede Woche ist dabei einer umgekommen. Der Tote wurde aus dem Schacht geholt und es wurde weitergeschaufelt. Wenn das hier Landesüblich ist, dann ist es doch soweit in Ordnung, ich habe das mittlerweile akzeptiert.
MfG

Marco Wensauer
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(16.09.2024, 14:52)Marc99 schrieb:
(15.09.2024, 08:38)Otto Droege schrieb:  Diese von Hand abgeteuften Schächte, Befahrung mit primitiven Seilwinden (siehe Bild) mögen für den Touristen neu und "romantisch" sein, dem Fachmann dreht sich der Magen um, denn kein Besucher fragt, wieviele Tote/Verletzte dieses Verfahren (Bergbau des 16. Jhdts) jählich bringt.

Hallo, 
deine Kritik ist verständlich, dennoch sollte es aus marokkanischer Sicht gesehen werden. Ein Menschenleben hat hier keinen besonderen Wert, was zählt ist das Leben nach dem Tod. Persönlich habe ich eher den Eindruck das nicht wenige den schnellen Tod suchen und wollen letztendlich. So viele können nicht sterben das es eine Auswirkung hätte auf die Bevölkerung und wenn dann wollte das Gott so.
Soso! Schönes, frömmelndes Gelaber. Offensichtlich suchen viele Marokkaner nicht den "schnellen Tod", sondern wandern aus. Stimmte Deine "marokkanische Sicht", dann sollte man diese "Sicht" schleunigst den europäischen Einwanderungsbehörden mitteilen, damit diese keine Visas mehr ausstellen. In Marokko wird deren Wunsch schneller und besser erfüllt.
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(16.09.2024, 16:58)Otto Droege schrieb:
(16.09.2024, 14:52)Marc99 schrieb:
(15.09.2024, 08:38)Otto Droege schrieb:  
Hallo Otto Droege & Marc99,

wir freuen uns immer über Beiträge, die einen Zusammenhang mit unseren Texten haben.
Sicher ist euch nicht entgangen, dass wir unsere Freude über die Erlebnisse mit den offenen und freundlichen Menschen hier teilen möchten.
Diese Verhaltensweise kennen wir aus Deutschland nicht.

Ihr seid hier in der Rubrik Tourismus und Reisen. Sucht ihr euch bitte für weitere Diskussionen eurer Themen eine andere, passende Rubrik?
Dankeschön!

   
Barbara & Andreas
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Unterwegs

In Taliouine wurde es uns zu heiß, glücklicherweise haben wir dieses Jahr auch Orte auf unserer Liste, in denen wir der großen Hitze entkommen können und nicht so schwitzen müssen, wie im letzten Jahr.

So begeben wir uns von Taliouine an den Südhang des Hohen Atlas nach Tisseldeï. Dort haben wir vor zwei Jahren eine tolle Zeit mit Mohammed, dem Inhaber vom Dar Zara verlebt. Oft hat er uns auf Ausflügen begleitet und immer gab es viel zu lachen. Leider ist er gerade in Marrakesch, dort arbeitet seine Frau. Aber Mohammeds Schwester empfängt uns. Wir vertrödeln einen Tag mit Ausschlafen, lesen und arbeiten unsere Erlebnisse der vergangenen Tage auf. Das tut gut.

Am nächsten Tag schrauben wir uns auf dem mittlerweile gut ausgebauten Tizi-n-Tichka auf die Passhöhe, auf der anderen Seite wieder abwärts. Unterwegs kommt uns ein Kleinbus nach dem anderen entgegen, alle gut besetzt mit Touristen. Diese "dürfen" an vorgegebenen Stellen einen Foto-Stopp einlegen, die entsprechenden Parkplätze sind bereits voll, weitere Touristenbusse stehen am Straßenrand in Warteposition. Bei den sich drängenden Menschenmassen sind wir froh, einfach weiterfahren zu können. Massentourismus ist so gar nicht unser Ding...

In Demnate tanken wir das Auto noch einmal voll und beschließen, etwas zu essen. Der Ort macht keinen sympathischen Eindruck, ziemlich verdreckt, wir finden so recht keinen Platz zum Essen. Leicht verzweifelt folgen wir einer TUI- Reisegruppe, die offenbar zum Lunch geführt wird. Fast erleichtert erfahren wir, dass sie nur auf vorangemeldete Gäste eingerichtet sind und verlassen diesen wenig gastfreundlichen Ort und begeben uns auf erneute Suche. Zufällig entdecken wir ein einfaches, kleines Restaurant, in dem zahlreiche Marokkaner essen. Hier sind wir richtig. Eine Karte gibt es natürlich nicht, aber ich erspähe, dass es Suppe gibt, genau das macht uns restlos zufrieden. Wir bestellen zweimal marokkanischen Salat, zwei Teller köstlich gewürzter Suppe aus weißen Bohnen und zwei Cola. Gut gesättigt bitten wir um die Rechnung und zahlen gemeinsam 56 DH (ca. 5 €). ...

Dann fahren wir in die Berge, haben reichlich 80 km bis ins Aït Bougumez Tal vor uns. Eigentlich kein Problem. Eigentlich.... aber das, was uns jetzt an Straßen erwartet, verdient den Namen nicht mehr. Asphalt ist Mangelware, Schlagloch reiht sich an Schlagloch. Zu den schon katastrophalen Straßenverhältnissen kommt noch erschwerend hinzu, dass es vor zwei Wochen unwetterartige Regenfälle gegeben hat. Flussquerungen werden zum Abenteuer, getrocknete Schlammmassen verdecken vielerorts die vorhandenen Asphaltreste. Im Schritttempo quälen wir uns vorwärts. Nach einer schieren Unendlichkeit erreichen wir das Aït Bougumez Tal, das Tal der glücklichen Menschen. Wir sind einfach nur glücklich, dem Ziel so nahe zu sein.

Andreas hat mehrere Zufahrten zu unserer gebuchten Unterkunft im Navi eingespeichert. Die ersten beiden verwerfen wir gleich, für uns nicht fahrbar. Die dritte müssen wir versuchen, stellen aber vorsichtshalber am Rand einiger Häusern das Auto ab, um die letzten 500 m erstmal abzulaufen. Zwischen Apfelbäumen, alle prall voller reifer Früchte wird der Weg immer schmaler, wir überqueren einen kleinen Steg über einen Wasserlauf, vermuten in dem idyllisch am Hang gelegenen Haus unsere Unterkunft. Beim Näherkommen erkennen wir, dass wir richtig sind - aber wie soll unser Gepäck dorthin gelangen?

Der Empfang ist herzlich, man hat uns bereits erwartet und der Begrüßungstee steht schnell auf der Terrasse. Dann erklärt Mohammed uns den Weg, den wir mit dem Auto - langsam!, wie er immer wieder betont, das Haus von der anderen Seite anfahren können. Mir gefällt es gar nicht, die Kiste nochmal besteigen zu müssen. Und tatsächlich, eine der von uns vorab verworfen Zufahrten müssen wir nehmen, ein Schild an der Straße hätte sicher Wunder gewirkt... aber wir sind halt in Marokko, da fügt sich manches anders.
Erleichtert holen wir die Taschen aus dem Auto und als wir geduscht haben, erwartet uns bereits ein leckeres Abendbrot. Logisch, dass der Abend für uns nicht mehr lang wird, schnell sinken wir in einen tiefen Schlaf. 250 km mit dem Auto können sehr anstrengend in Marokko sein, auch wenn es wenig Verkehr gibt!

   
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Abenteuer: tanken

Die letzte Tankstelle liegt 80 km von unserem derzeitigen Aufenthaltsort Agouti entfernt. Einige Fahrten haben wir bereits im Ait Bougumez Tal unternommenen und bevor wir weiter Richtung Bou Thaghrar über einen ca. 3000 m hohen Pass fahren, würden wir unserem Auto gern noch etwas Futter gönnen.

Da spielt uns der Zufall in die Hände. Auf unserem Weg zum Souk in Tabant riecht es nach Benzin, als wir an einer großen Garage vorbeikommen. Schnell registrieren wir, dass es sich wohl um die Tankmöglichkeit des Ortes handeln muss. Zuerst genießen wir das Markttreiben in Tabant, staunen über die feilgeboten Waren und beobachten die Einkäufer. Offensichtlich haben es hier alle eilig - das kennt man sonst in Marokko so gar nicht...

Wieder am Auto angekommen, fahren wir an der "Tankstelle" vor. Ein Mercedesfahrer lädt gerade mehrere gefüllte Kanister in sein Auto. Wir fragen, ob es Benzin für uns gibt. Nun werden unsere fehlenden Sprachkenntnisse zum Hindernis. Denn man fragt uns, ob wir Gasoil (Diesel) oder Essence (Benzin) benötigen. Ratlos zucken wir mit den Schultern. Beherzt steckt der Tankwart seinen Finger in die Tanköffnung, schnuppert daran. Auch der Mercedesfahrer macht diesen Test. Noch sind sich beide nicht ganz einig, wir warten leicht verunsichert ab. Dann werden wir nach den Autopapieren gefragt - und endlich löst sich die Unsicherheit, als ich in der "Carte grise" (entspricht unserem Fahrzeugschein) Essence lese.

Auf die Frage des Tankwarts, wie viel wir brauchen, machen wir die Zündung an und bitten ihn, einen Blick auf die Tankanzeige zu werfen. Schnell sind wir uns einig, dass es wohl etwa 10 l sein müssen, die dem Auto fehlen. Geschäftig läuft er in seine Garage, schleppt kurz darauf einen Plastikschlauch mit Trichter und einen ausrangierten 5 l Wasserkanister, gefüllt mit Benzin herbei. Ohne einen Tropfen zu vergießen, füllt er den Tank und holt einen zweiten Kanister. Als auch der Inhalt im Tank verschwunden ist, sind wir zufrieden, die Tankanzeige zeigt wieder fast voll. Beim Bezahlen muss ich nur 30 DH (knapp 3 €) mehr bezahlen, als an einer offiziellen Tankstelle.

Mal wieder ein Erlebnis, das wir nicht missen möchten. Außerdem können wir nun unsere Fahrt ganz entspannt fortsetzen, denn auch von Bou Thaghrar ist die nächste offizielle Tankstelle nicht gleich "um die Ecke"!

   

Das ist zwar nicht die Tankstelle in Tabant, aber auch solche Tankmöglichkeiten gibt es...
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Der unbeschreibliche Duft der Rosen

   

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Eingebaut in Toundoute

Unterwegs auf Suche nach einem alten Salzbergwerk biegen wir einige Kilometer hinter Toundoute auf eine Piste ab. Trotz des vorangegangenen Regens ist sie gut befahrbar. Im nächsten Dorf, ca. 2 km vor unserem Ziel wird die Fahrt aber jäh gebremst. Eine Rinne ist auf unserer linken Fahrspur ausgehoben, die Erde beansprucht beinahe den Rest. Also suchen wir uns unter den kritischen Blicken eines herbeigeeilten Arbeiters vor der Baustelle einen Parkplatz. Vorsichtshalber frage ich beim Aussteigen, ob das Auto so steht, dass die Arbeiten nicht behindert werden. Er nickt es ab, wendet sich wieder seinen Aufgaben zu.

Wir schultern den Rucksack, wandern los und passieren auf unserem Weg eine Schule, die tatsächlich nur zu Fuß erreichbar ist, steigen dahinter weiter aufwärts. Auf dem Hügel sehen wir bereits die Reste der alten Bergarbeitersiedlung und sind mitten im ehemaligen Abbaugebiet. Vorsichtig spähen wir in einige Löcher, können aber nicht tief genug hineinsehen. Einige Stollen sind - vermutlich aus Sicherheitsgründen - zugemauert. Die ganze Umgebung wirkt zerklüftet, durchgewühlt, überall sind Schächte. Davor glänzt es verdächtig in der Sonne. Das ist eindeutig Salz, wie ich beim vorsichtigen Lecken an einem Stück feststelle. In den kunstvollsten Varianten durch den Regen ausgespült, bilden sich an der Oberfläche interessant gezackte Salzstrukturen.

   

In einem Seitental entdecken wir am Ende eine große Öffnung und klettern vorsichtig abwärts. Ein offensichtlich in den Felsen gesprengter Stollen führt in eine große Halle. Ein Stück tasten wir uns vorwärts, um aber mehr entdecken zu können, wäre eine helle Lampe erforderlich. Beeindruckt über die einst überaus schwierige und sicher nicht ungefährliche Arbeit wandern wir wieder Richtung Auto, mit einem Salzbrocken als Erinnerung in der Hand.

   

Noch auf dem Weg zum Auto beschließen wir, uns erst außerhalb des Dorfes einen Picknickplatz zu suchen, um nicht zu viele Kinder um uns herum zu versammeln ... Doch an Hunger ist nicht mehr zu denken, als wir das Auto erreichen. Die fleißigen Männer haben an der Rinne weiter gearbeitet. Neben unserem Auto ist die Rinne gewachsen, der Aushub türmt sich bis an die Reifen. Weder vor- noch rückwärts kann das Auto bewegt werden. Zwei  Männer arbeiten mit Schaufeln in der Rinne, bedecken die verlegte Wasserleitung mit Erde. Der Baggerfahrer nähert sich mit seinem Fahrzeug, lächelt uns aus dem geöffneten Fenster freundlich zu und meint, er sei in fünf Minuten fertig.
Wir setzen uns an einem Haus auf die Stufen und beobachten regelrecht fasziniert, wie millimetergenau so ein Schaufellader arbeiten kann. In einer Hand die Zigarette, bedient der Fahrer lässig seine Maschine und schiebt den Aushub zurück in die Rinne. Gelegentlich arbeitet er so zügig, dass die Jungs in der Rinne hektisch zurückweichen, um nicht selber unter die Erdmassen zu geraten.

   

Und tatsächlich, knapp 10 Minuten nach unserer Ankunft stellt der Fahrer seinen Schaufellader an der Seite ab, steigt aus und winkt uns zu, wir könnten jetzt vorbeifahren. Als wir an ihm vorbeirollen, reichen wir aus dem Autofenster als kleines Dankeschön eine Schachtel Zigaretten heraus, die er freundlich lächelnd entgegennimmt. Vermutlich wäre in Deutschland unser Auto längst abgeschleppt worden oder wir hätten mindestens bis zum nächsten Morgen warten müssen...
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Begegnungen Teil 1

Freundlich sind die Menschen im Anti-Atlas, diese Erfahrung machen wir immer wieder. Von Taliouine führt unsere Route heute über Agadir Melloul weit in die Berge. Hier muss es noch in abgelegenen Dörfern Speicher geben, die wir aufspüren wollen.

 Igharmane ist so ein Dorf, dafür stellen wir das Auto knapp 2 km vor dem Ort ab, denn manchmal ist eine wenig ansprechende Piste Anlass für eine schöne Wanderung. Im Dorf angekommen, finden wir auf dem Dorfplatz direkt neben dem Speicher einen "mobilen" Shop, ein Händler hat seine Waren rund um sein Auto ausgebreitet. Eine Frau begutachtet mit prüfendem Blick die Auslage, wenden sich aber gleich uns zu, als wir auftauchen. Unser Verhalten muss wohl so eindeutig sein, dass sie uns gleich fragt: "Agadir?" Und ohne eine Antwort abzuwarten, schickt sie einen Jungen zum Nachbarhaus. 

Kurze Zeit später erscheint ein Mann mit einem überdimensional großen Schlüssel in der Hand. Gemeinsam mit einem weiteren Dorfbewohner versuchen sie die Tür zu öffnen, die wohl lange nicht mehr benutzt worden ist. Knarrend gibt sie schließlich nach und wir gehen gebückt durch die niedrige Eingangspforte in den Innenhof. Scheu bleiben einige Kinder an der Tür stehen, wissen wohl nicht so recht, wie sie sich zu verhalten haben.

   

Wir sehen uns um, zählen die Kammern. Plötzlich wird mir ein Handy hingehalten, jemand möchte mich sprechen ... Es ist ein Dorfbewohner, der in Taliouine arbeitet, seine Freude über unseren Besuch äußert und uns Hilfe jeglicher Art anbietet.  Ich bedanke mich sehr für das Angebot, erkläre ihm aber, dass wir ausreichend Verpflegung im Rucksack dabeihaben und die Dorfbewohner unseren Wunsch der Speicherbesichtigung bereits verstanden haben, dann gebe ich das Telefon zurück. Die Einladung zum Tee lehnen wir bedauernd ab, wir haben noch ein paar Punkte vor uns, die wir ansehen möchten und es ist bereits Nachmittag.

Als wir nach dem Speicher im Nachbarort fragen, wollen uns beide Männer gleich hinbegleiten. Da er sich bereits auf die Entfernung als Ruine präsentiert, was uns auch bestätigt wird, verzichten wir auf den Gang dorthin. Zum Abschluss erfahren wir noch, dass das Dorf Igharmane eine Assoziation gegründet hat, um ihren Speicher zu erhalten, dass die Arbeiten aber wegen fehlender Arbeitskräfte nicht umgesetzt werden können. Wir verabschieden uns von den hilfsbereiten Dorfbewohnern mit einer kleinen Unterstützung für ihre Assoziation und wollen gehen. Vor der Tür des Schlüssel-Verantwortlichen werden wir zum Warten aufgefordert. Er verschwindet und drückt uns kurze Zeit später als Abschiedsgeschenk eine Tüte frisch geernteter Mandeln in die Hand. Wir sind gerührt.

Auf dem Weg zum Auto hören wir laute Pfiffe, beziehen sie aber nicht auf uns. Erst, als wir den lauten Ruf "Monsieur" hören, drehen wir uns um. Ein weiterer Mann eilt hinter uns her, holt uns außer Atem ein. Er bittet uns, die Telefonnummer von Hakim, mit dem wir aus dem Speicher telefoniert haben, zu notieren. Das machen wir gern. Dann zieht er eine Tüte mit Safran aus der Tasche, die er uns als Geschenk überreicht. Die Freude über unseren Besuch muss wirklich groß gewesen sein.

Abends rufen wir Hakim an, der einen Schreibwarenladen in Taliouine führt. Es ist nicht ganz einfach, mit wenigen Sprachkenntnissen telefonisch zueinander zu finden, aber es gelingt. Wir verbringen einen sehr netten Abend bei leckerem Safrantee in seinem Geschäft, gelegentlich unterbrochen von Kunden - meist Kindern. Sie brauchen Stifte, einen Radiergummi und einen(!) Luftballon. All ihre Wünsche werden freundlich von Hakim erfüllt, bevor wir unser Gespräch fortsetzen. Beim Verabschieden bietet er uns nochmals an, dass wir ihn jederzeit anrufen können, wenn wir Hilfe brauchen oder ein Problem haben. Wieder einmal taucht die Frage auf, ob es so viel uneingeschränkte Hilfsbereitschaft auch in Deutschland gibt?
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Begegnungen Teil 2

Offensichtlich beschert uns unsere Leidenschaft, Speicher zu suchen immer wieder nette Begegnungen. 
Westlich von Agadir Melloul ist die Gegend touristisch sehr wenig erschlossen. Wir erkennen es daran, dass sich Kinder regelrecht scheu uns gegenüber verhalten. Sonst werden wir schnell umringt, begrüßt und oft auch angebettelt. Hier sind wir verblüfft darüber, dass sie sich eher zurückziehen, uns verstohlen beobachten und maximal leise miteinander flüstern. Angenehmes Neuland für uns.
 
So durchstreifen wir auch ganz unbehelligt einen alten Dorfkern, in dessen Mitte Andreas einen Speicher ausfindig gemacht hat. Wir steigen eine steinige Dorfgasse hinab, vor einer massiven Holztür steht eine alte Frau und löst die Maiskolben aus ihren frisch geernteten Stängeln. Freundlich schaut sie uns an und nickt bekräftigend auf unsere Frage, ob wir vor dem Agadir stehen. Wir bedeuten ihr, dass wir gern hineinsehen würden. Bereitwillig ramscht sie ihre Ernte beiseite, öffnet vorsichtig die Tür und scheucht erst einmal einige Hühner zur Seite.

Wir folgen ihr und stehen tatsächlich im Speicher, den sie ganz offensichtlich selber nutzt. In einer Kammer wohnt sie, der Innenhof dient ihren zwei Schafen und den Hühnern als Unterkunft. Lachend deutet sie auf die beiden Schafe, die - es wirkt wie eine verlegene Geste - ihre Köpfe zusammenstecken und sich in eine Ecke zurück gezogen haben. Mit einem herzlichen Dankeschön und einer Geldspende verabschieden wir uns. Lange noch schaut sie fast verblüfft auf das Geld in ihrer Hand...

   
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Ghartoum

Ein kleines Dorf im Anti-Atlas interessiert uns, dort soll es Gravuren geben. Kurz entschlossen fahren wir in die Richtung, laufen aber die letzten drei Kilometer lieber zu Fuß, da die Piste einen wenig befahrenen Eindruck macht...

Herrliche Wanderung, als das Dorf in Sichtweite kommt, überholt uns ein LKW. Also doch keine so unbefahrene Strecke! Schnell erkennen wir, dass auch dieses Dorf einen Speicher hat. Wir umrunden ihn einmal und stellen fest, dass der Eingang verschlossen ist. Also gilt es, jemanden mit dem entsprechenden Schlüssel aufzutreiben. Da kommt es uns gelegen, dass auf dem Dorfplatz rege Geschäftigkeit herrscht, etwa 10 bunt gekleidete Frauen sitzen beieinander, putzen und schneiden Gemüse, im Hintergrund dampfen mehrere Couscous-Töpfe auf dem Feuer. Weitere Frauen schaffen Brennmaterial herbei.

Wir werden neugierig-freundlich begrüßt. Auf unsere Frage "Agadir?" verbunden mit der entsprechenden Geste des Aufschließens erhebt sich eine Frau. Sie bedeutet uns, wir möchten warten. Eine weitere stellt sich neben uns, erzählt viel und wir können nur "Taschelhit" (Berberdialekt der Region) verstehen. Kinder kommen herbeigelaufen, einige junge Männer schlappen heran. Im Nu sind wir von reichlich 20 Menschen umringt, aber niemand spricht oder versteht Französisch.

Irgendwann nähert sich fast schüchtern ein junger Mann, spricht uns auf Französisch an und stellt sich als Lehrer des Dorfes vor. Wir einigen uns auf eine Mischung aus Englisch und französisch, da er von beiden Sprachen etwas versteht. Ich rufe zur besseren Verständigung Hakim in Taliouine an, der uns jederzeit Hilfe angeboten hat und schildere ihm die Situation. Dann reiche ich das Telefon an Mohamed weiter und die beiden Männer reden miteinander. Als ich das Telefon zurückbekomme, weiß Mohamed, dass wir den Speicher von innen ansehen möchten und außerdem die Gravuren im Ort suchen.

Nun dauert es nicht mehr lange und ein Mann mit Schlüssel taucht auf, wir betreten den Speicher, der hier einst vermutlich zu einer Kombination aus Wohnungen und Speicher umgebaut wurde. Anders können wir uns die drei(!) Eingänge in das Gebäude und die teilweise recht großen Räume nicht erklären.
Als wir uns genug umgesehen, werden wir vom Schlüsselinhaber zum Tee eingeladen. Wenn es bloß dabei bleiben würde... Mit Mohamed werden wir in den Salon gebeten, nehmen auf einem Teppich Platz und lehnen uns an gemütliche Kissen. Es ist angenehm kühl im Raum. Immer wieder verblüfft es uns, wie die Marokkaner in Windeseile in der Lage sind, völlig unerwartete Gäste zu bewirten. Neben Tee kommt ein großer Teller mit Datteln und Mandeln auf den Tisch. Kurze Zeit später bringt ein Junge einen Korb mit dampfend heißen, frischen Fladenbroten, stellt selbst gemachte Butter und Olivenöl dazu und verlässt den Raum wieder. Auf einem weiteren Tisch steht bereits eine Tajine...

Wir genießen das Fladenbrot und den Tee dazu. Als wir uns erheben wollen, wird die Tajine auf den Tisch gestellt, der Junge kommt mit einem Becken zum Hände waschen herein und wir werden erneut zum Essen aufgefordert. Es schmeckt! Als wir wirklich nicht mehr können, gibt Mohamed das Zeichen zum Aufbruch, wir bedanken und verabschieden uns.

   

Nun müssen wir ihn zu seiner Schule begleiten, eine große Schar seiner Schüler wartet bereits vor der Tür und wir wandern gemeinsam flussabwärts. Zu unserer großen Verblüffung unterhalten sich die Kinder im Flüsterton. Das ist neu für uns und liegt sicher an der Anwesenheit des Lehrers! Unterwegs erzählt uns Mohamed, dass er in der Assoziation des Dorfes insgesamt 55 Kinder verschiedener Altersstufen unterrichtet, die altersgemäß gestaffelt zum Unterricht kommen. Die winzige Schule besteht aus einem einzigen Raum, maximal 16 Kinder haben an den 8 Bänken Platz. Immer zwei Kinder müssen sich ein Arbeitsheft teilen, da die finanziellen Mittel der Assoziation für mehr nicht reichen. 

   

Wie wir später von Hakim erfahren, ist eine Assoziation die Alternative für staatliche Schulen in abgelegenen Dörfern. Der Staat unterstützt den Lehrer geringfügig, die Assoziation erhält einmal pro Jahr Geld und die Eltern bekommen - wie überall im Land pro Jahr und Kind 200 DH für Verbrauchsmaterial wie Hefte und Stifte. Inspektoren kontrollieren in Abständen, ob der Unterricht auch tatsächlich stattfindet.

Im Anschluss an die Schulbesichtigung führt uns Mohamed weiter flussabwärts, um uns die Gravuren zu zeigen. Stolz laufen die Buben voraus, setzen sich auf einige große Steine und weisen auf die Gravuren. Ehrfurchtsvoll nehmen sie zur Kenntnis, dass diese vor mehreren tausend Jahren entstanden sind. Leider hält sie das nicht davon ab, daneben ihre eigenen Bilder in den Stein zu ritzen. Uns fehlen leider die Sprachkenntnisse, um zu verdeutlichen, dass die Gravuren zu schützen sind.

Bei der Rückkehr ins Dorf erklärt uns Mohamed, die fleißigen Frauen auf dem Dorfplatz erwarten uns zum Couscous-Essen. Fast entsetzt schauen wir ihn an, bedanken uns sehr für die Einladung, sind aber leider nicht in der Lage, NOCH mehr zu essen... Tief beeindruckt von der Offenheit und Gastfreundschaft verabschieden wir uns, übergeben Mohamed noch eine finanzielle Unterstützung für sein engagiertes Projekt und erfahren, dass wir die ersten Touristen waren, die Ghartoum jemals besucht haben. Hoffentlich ändert sich das eines Tages, das sehenswerte Dorf in der herrlichen Umgebung hat es wirklich verdient.
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Liebe Barbara,
lieber Andreas,

es freut mich zu sehen, dass Ihr weiterhin nahezu ununterbrochen verborgene Schätze aushebt und sie der Öffentlichkeit zugänglich macht.

Ich hoffe sehr, dass sich diese Arbeit für Euch und viele andere Menschen gebührend lohnen wird!





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Mit besten Grüßen aus Errachidia,

Thomas



In Marokko ist alles möglich nur nichts schnell.
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(11.11.2024, 11:16)Thomas Friedrich schrieb: Liebe Barbara,
lieber Andreas,

es freut mich zu sehen, dass Ihr weiterhin nahezu ununterbrochen verborgene Schätze aushebt und sie der Öffentlichkeit zugänglich macht.
Ich hoffe sehr, dass sich diese Arbeit für Euch und viele andere Menschen gebührend lohnen wird!.

Vielen Dank, Thomas!
Finanziell lohnt sich das für uns nicht.

Wir freuen uns, den einen oder anderen in Europa mit unseren Reiseführer-Landkarten dazu anzuregen, Marokko selbst zu erfahren.
Wir hoffen, damit etwas zum Kulturerhalt und zur Beschäftigung in dieser Region beitragen zu können.

   
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Akka IST anders!

Vor einem Jahr haben wir diese Erfahrung bereits gemacht, schließen nahtlos daran an.

Unsere Ankunft von Taliouine kommend nach 220 km über teils regenbedingt katastrophale Straßenverhältnisse verläuft langsam, aber gut. Zufrieden erreichen wir Akka, sind einfach nur müde.

Während wir in der Unterkunft "Complexe touristique" ein Abendessen nach Wunsch serviert bekommen, treffen einige Männer ein, lassen sich am Nachbartisch nieder. Nach einer Weile kommt einer von ihnen zu uns herüber, es ist Omar, der Präsident der Region, den wir schon vom letzten Jahr kennen. Die Freude ist groß, an zeitiges Schlafengehen ist natürlich nicht mehr zu denken...

Wir kommen auf unseren ersten Besuch 1991 in Akka zu sprechen und zeigen ihm den Namen unseres damaligen Gastgebers. Ja, bestätigt Omar uns, Mouloud lebt in der Nähe und kommt regelmäßig zum Kaffeetrinken her.

Und tatsächlich, als wir am nächsten Morgen zum Frühstück gehen, sitzt dort jemand, der uns anstrahlt. Es ist Mouloud, der sich wirklich noch an uns erinnert, sogar einen Zettel aus der Tasche zieht, auf dem er sich damals unsere Namen notiert hat! Die Wiedersehensfreude ist auf beiden Seiten groß.

1991 buchten wir eine Pauschalreise nach Agadir, schnell fiel uns dort die Decke auf den Kopf, so dass wir ein Auto mieteten um das Land zu erkunden. Aus heutiger Sicht völlig blauäugig fuhren wir in einem R4 ohne Ersatzbenzin, ohne Wasser und mit einer Marokkokarte, Maßstab 1:1.000000 drauflos, landeten in Akka und fragten in einem Café nach einem Hotel. Unverständnis und Lachen war die Reaktion auf unsere Frage, wir erhielten die ernüchternde Antwort: hier gibt es kein Hotel! Es war Mouloud, der unsere Not erkannte und uns einlud, bei ihm zu übernachten. Dankbar nahmen wir das Angebot an, er fuhr mit seinem Fahrrad voraus, uns im Schlepptau. An seinem Haus in Oum El Laaleg angekommen, parkte Mouloud sein Fahrrad, stieg zu uns ins Auto und zeigte uns unsere ersten Felsgravuren, führte uns anschließend zu seinen Gärten und wir konnten in einem plätschernden Wasserlauf baden. Die Nacht, in der wir es vorzogen, im Hof unter dem Sternenhimmel zu verbringen, statt in seinem Haus, haben wir nie vergessen.

Heute hat Mouloud den ganzen Tag Zeit für uns, wir erzählen viel, später bitten wir ihn, uns noch einmal sein Haus im ca.5 km von Akka entfernten Oum El Laaleg zu zeigen. Er wohnt heute nicht mehr dort, lebt mit seiner Frau und den 5 Kindern in Tizounine. Deshalb, so erklärt er uns, ist das Haus mittlerweile recht verfallen. Aber seine jüngste Schwester, verheiratet mit einem Mann aus Laâyouene hat sich in dem alten Haus ein Zimmer zurechtgemacht. Gerade ist sie zu Besuch, um mit Freundinnen das Moussem in Akka zu genießen. Sie lädt zum Tee ein, wir passen mit Mühe zu viert in den kleinen Raum. Dann zeigt uns Mouloud noch unsere ehemalige Badestelle, leider hat sich alles so verändert, dass wir nichts mehr wiedererkennen.

   

Unsere ehemalige Badestelle, damals gab es das Becken noch nicht, die Palmen waren alle grün...

Weiter geht es zu einer Bekannten, wir bekommen Couscous im Garten serviert. Dann werden wir gebeten, einen Transport zu fahren. Zwei prall gefüllte Säcke wandern in den Kofferraum, Andreas muss fahren, Mouloud ist Beifahrer und ich finde auf der Rückbank neben zwei voluminösen Frauen und einem Kind gerade noch ein Eckchen Platz. Irgendwo im Dorf werden die Säcke ausgeladen, weiter geht es nach Akka. Da aufgrund der Festivitäten viel Polizei unterwegs ist und unser Auto hoffnungslos überfüllt ist, steigen Andreas und Mouloud an unserer Unterkunft aus, ich fahre die Damen bis ins Zentrum von Akka, sie möchten den Souk besuchen.

   

Wieder an der Unterkunft angekommen, ist nicht nur Mouloud müde, auch wir sehnen uns nach Ruhe. Vorher aber bittet Mouloud uns noch, ihn in seinen 20 km entfernten Wohnort Tizounine zu bringen. Dort besichtigen wir gemeinsam ein sehr schönes altes Wohnhaus des ehemaligen Caïd Belaïd al Mrabti Nouhi, erbaut 1886. Dann verabschieden wir uns vor seiner Haustür und erhalten eine Einladung zum Couscous-Essen für den nächsten Abend.

Pünktlich um 17 Uhr fahren wir bei Mouloud vor, haben als Gastgeschenk eine Platte Kekse und zwei Flaschen Cola dabei, beides kommt gut an. Moulouds Frau, die leider kein französisch spricht, sitzt neben mir, steht plötzlich auf und kommt mit einem großen weißen Schal, den ihre Tochter mit bunten Symbolen bestickt hat, zurück. Sie schlingt ihn mir um den Kopf, tritt prüfend zurück und nickt dann zufrieden. Mouloud übersetzt, es sei ein Geschenk für mich. Als ich dann noch einen sehr schönen Silberring an den Finger gesteckt bekomme, sind wir restlos platt über diese Gastfreundschaft. Nachdem wir uns alle am leckeren Couscous satt gegessen haben, bittet Mouloud uns, seinen Sohn zum Moussem nach Akka mitzunehmen. Der Bitte kommen wir gern nach, tauschen noch Adressen aus und verabschieden uns voneinander. 33 Jahre wird es hoffentlich nicht wieder dauern, bis zum nächsten Wiedersehen....

Eins haben wir in Akka schnell gelernt: keine Pläne zu schmieden - weder für die nächsten Stunden, geschweige denn für den nächsten Tag. Es kommt immer anders, als man denkt...
Barbara & Andreas
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Ganz herzlichen Dank euch beiden für diesen wieder so schönen Bericht. Ich war beim Lesen live mit dabei.
Du musst nicht immer alles glauben was du denkst.
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Servus Ihr Lieben, 

Alles schön und hübsch erklärt mit all diese Erfahrungen,waw.. .Meine Frage ist, wo führt das ganze hin?

Ich finde es ist eine super Idee, etwas den Leuten über das schönes Land Marokko mitzuteilen.

Bon continuation und zur Zeit sonnige Grüße aus Marrakesch. 

Mehr über das Land unter:

https://www.facebook.com/marokkoentdecke...tid=ZbWKwL
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Geologie zum Anfassen

Von Hassane Beraaouz, dem Geologie-Professor aus Agadir haben wir vor einiger Zeit einen Tipp erhalten, dass sich direkt an der N 9 von Agdz kommend ca. 20 km vor Ouarzazate eine geologische Sehenswürdigkeit befindet. Unsere heutige Strecke von Zagora über Agdz bis Ouarzazate ist nicht besonders lang, deshalb beschließen wir, das Ziel von Hassane anzusteuern.

Bevor wir aussteigen, schauen wir uns erst einmal die Fotos an, die er uns geschickt hat. Der Name "Stromatolith" sagt uns herzlich wenig, auch die Fotos klären unsere Unwissenheit nicht auf. Dazu lesen wir in Hassanes Begleittext, dass es sich um fossile Algen handelt, deren Alter ca. 560 Millionen Jahre beträgt.

   

Na, dann wollen wir die mal suchen! Und tatsächlich müssen wir gar nicht weit laufen, finden ungewöhnliche Steinformationen und Gesteinsschichten in einigen Blöcken neben der Straße, die offenbar beim Bau achtlos beiseitegeschoben wurden. Während wir noch suchend umherlaufen, hören wir ein leises Klopfen, dem wir nachgehen. In einem kleinen Flussbett beugen sich mehrere Personen über einen großen Stein. Neugierig steigen wir zu ihnen herab und werden freundlich begrüßt. Der offensichtliche Chef der Gruppe spricht uns auf Englisch an und erklärt, dass er mit einem weiteren Professor und drei Studenten aus Marrakesch auf einer Exkursion zu den Fundstellen der Stromatolithen unterwegs ist. Freudig nicken wir, als der Begriff fällt.

Von da an nimmt uns Nasrrddine unter seine Fittiche, wir dürfen ihn begleiten. Ausführlich erklärt er uns, dass Stromatolithen zu den "Erfindern" der Photosynthese gehören und vor langer Zeit hier in einem ehemaligen See eines erloschenen Vulkankegels existierten. Unter fachkundiger Anleitung erkennen wir die erstarrte Lava, die Stellen im Gestein wo Lava im Wasser erlosch und auch Plätze, an denen die Stromatolithen anfangs klein waren, weil sie wenig Zugang zum Sonnenlicht hatten. Wie einfach das alles ist, wenn es uns Laien vor Ort gut erklärt wird. Da schärft sich der Blick geradezu!

Groß ist Nasrrddins Freude, als er hört, wer uns diese Stelle vermittelt hat. Ja, Hassane Beraaouz ist ein Freund von ihm und hat sich intensiv mit den Stromatolithen beschäftigt.  Als wir wieder zu den anderen stoßen, sind sie bereits mit ihren weiteren Untersuchungen fertig. Einige Fragen werden noch geklärt, unterschiedliche Sichtweisen besprochen und dann geht es "jallah" wieder zum Auto. Bevor die Geologen noch einen weiteren Fundort ansteuern, werden noch Erinnerungsfotos geschossen und Visitenkarten ausgetauscht. Tief beeindruckt über dieses unerwartet schöne Erlebnis rollen wir Richtung Ouarzazate. Unser Fazit: das kann einem eigentlich nur in Marokko passieren!

   
Barbara & Andreas
marokko-erfahren.de
marokko-erfahren ist eine unabhängige europaweite Privatinitiative zur Förderung von Beschäftigung und Kulturerhalt.
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(11.11.2024, 21:14)marokko erfahren schrieb: Wir freuen uns, den einen oder anderen in Europa mit unseren Reiseführer-Landkarten dazu anzuregen, Marokko selbst zu erfahren.
Wir hoffen, damit etwas zum Kulturerhalt und zur Beschäftigung in dieser Region beitragen zu können.

Die ‚Anregung zum Kauf’ hat zumindest bei uns schon mal funktioniert … wir wollen auf der nächsten Tour u.a. die Gegend um Akka durchfahren und ein paar Felszeichungen suchen. Da soll uns die Karte helfen … und auf Eurer Webseite sind ja schon jede Menge Informationen
cu

Uwe

... mach(t) die längsten Reisen zuerst ...
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(19.11.2024, 18:07)Uwe-K schrieb: Die ‚Anregung zum Kauf’ hat zumindest bei uns schon mal funktioniert … wir wollen auf der nächsten Tour u.a. die Gegend um Akka durchfahren und ein paar Felszeichungen suchen. Da soll uns die Karte helfen … und auf Eurer Webseite sind ja schon jede Menge Informationen

Prima!

Wir haben bis vergangene Woche in der touristisch nach unserer Meinung absolut unterberwerteten Gegend um Akka 8 Tage mit täglichen Wanderungen verbracht. Immer voller Überraschungen.
Wir wünschen euch genauso viel Freude!

Schreibt gern von euren Touren!

   
Barbara & Andreas
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Nie ist man allein...

Unterwegs auf einer neu entdeckten Asphaltstraße in der Nähe von Agadir Melloul. Der Kaffee unserer letzten Pause drückt und wir sind schon lange allein gefahren. Plötzlich ist der Asphalt zu Ende, ein Baufahrzeug arbeitet an der Piste, der Fahrer winkt uns vorbei. Noch sieht die Piste sehr gut aus, neugierig fahren wir weiter. Als wir aus seinem Sichtfeld sind, beschließen wir dem Druck nachzugeben und halten an. Wir sind kaum ausgestiegen, als sich ein Auto nähert. Also noch etwas warten...

Das Auto hält an, wir winken freundlich und vermuten, die Insassen wollten sich nur vergewissern, dass bei uns alles okay ist. Falsche Vermutung! Der Fahrer, seine Frau, ein Kind und ein Hund steigen aus, packen Werkzeug aus, die Frau kramt im Auto. Dann kommt sie zu uns, drückt uns frische Mandarinen in die Hand und der Mann erklärt, dass sie in der Nähe einen Garten haben, in dem sie arbeiten wollen. Fast nebenbei berichtet er, dass diese Piste Richtung Taliouine führt. Auf die Frage, ob das mit unserem Auto möglich sei, nickt er bekräftigend und verschwindet mit Frau, Kind und Hund. Wir warten noch eine Weile, bevor wir uns in die Büsche verziehen...

   

... wie gut, dass wir die Information über die Fahrtrichtung bereits mündlich erhalten haben...

Mutig versuchen wir, diesen uns völlig unbekannten Weg zu wagen - 14 km Piste liegen vor uns, bevor wir wieder auf Asphalt treffen werden - getreu dem Motto: wenn gar nichts mehr geht, müssen wir eben umdrehen. Durch eine herrliche unberührte Bergwelt rollen wir, einige Flussquerungen werden zur Herausforderung, zwingen aber nicht zum Umdrehen. Nach reichlich 8 km stoßen wir auf ein Bauschild: Fertigstellung in 16 Monaten, nur ein Beginn der Arbeiten ist nicht vermerkt.

Von da an wird die Piste schmaler, schwieriger zu fahren, aber wir haben uns festgebissen, wollen es schaffen. Irgendwann sehen wir Menschen auf den Feldern arbeiten, Esel warten geduldig daneben. Das Gefühl, dass jemand in der Nähe ist, der im Extremfall helfen könnte, beruhigt...

Dann kommt ein Dorf in Sicht, kurz davor ist nichts mehr von Piste zu sehen, wir fahren in einem steinigen Flussbett. Fahrspuren sind noch zu erahnen, einige Frauen queren sie, tragen das Futter für ihre Tiere in großen Bündeln auf dem Rücken. Da uns niemand fassungslos anschaut, mühen wir uns tapfer weiter. Im Dorf führt die Piste aus dem Flussbett heraus, das war fast zu viel für unser Auto. Nun liegen noch 5 km vor uns, die wir schaffen werden?

Langsam werden wir müde, holpern trotzdem unbeirrt weiter - über eine Stunde sind wir nun schon im Schritttempo unterwegs. Andreas macht mir Mut, auf der gegenüberliegenden Flussseite ist bereits der Asphalt zu sehen. Wir folgen der Piste, die parallel am Fluss entlangführt, als uns plötzlich mehrere Autos entgegenkommen. Die ersten seit fast 14 km! Gern fahre ich an die Seite, lasse sie vorbei. Als ich losfahren will, schiebt sich ein weiteres Auto durch das Flussbett, auf das ich auch warte. Gespannt beobachten wir die zuerst vergeblichen Versuche des Fahrers, die Piste zu erreichen. Sollten wir jetzt so kurz vor dem Ziel scheitern? Sein Beifahrer steigt aus, gibt die Richtung vor und dann holpert der Wagen auf die Piste. Wir starten langsam und zum Glück geht es hinab ins Flussbett deutlich leichter, wir durchqueren es und erreichen den Asphalt. 
Sicher werden wir nächstes Jahr noch einmal hier unterwegs sein, voller Spannung, welchen Fortschritt der Straßenbau genommen hat.
 
Barbara & Andreas
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Rundgang mit Begleitung

Von der Straße zwischen Assaki Richtung Igherm durchqueren wir ein Flussbett, um auf eine kleine Asphaltstraße zu gelangen, die uns reizt. Schade, sie endet bald darauf in einem Dorf, aber dahinter entdecken wir eine Ruine am Hang. Wir haben Zeit für einen Spaziergang. 

Das Auto stellen wir unserer Meinung nach sicher mitten im Dorf ab. Aber ein Mann nähert sich, bietet uns seine Garage als besonders sicheren Parkplatz an und möchte uns gleich zum Tee einladen. Wir lehnen dankend ab, deuten auf die Ruine und suchen uns einen Weg in diese Richtung. Unser Begleiter aber lässt sich so leicht nicht abschütteln, stellt sich als Hassan vor und verwickelt mich in ein Gespräch. So langsam dämmert uns, dass wir wohl nicht allein wandern können...

   

Es ist aber unterhaltsam mit Hassan, er erklärt viel, zeigt uns seine Gärten und kennt tatsächlich einen relativ bequemen Weg zu der Ruine. Dort erfahren wir, dass es sich keineswegs um ein Agadir handelt, wie von uns vermutet, sondern um eine verfallene Kasbah, in der einst mehrere Familien lebten. Heute ist sie leer, verfallen, wir können eigentlich nur noch den Blick vom Hang in die Umgebung genießen.

Einfach zurücklaufen ist aber in Hassans Begleitung nicht möglich. Zuerst führt er uns zu einem Wasserbecken, das von einer Quelle weit oben in den Bergen gespeist wird. Von diesem Becken wird das ganze Dorf mit Wasser versorgt, weiterhin viele Gärten. Dann laufen wir einen anderen Weg Richtung Dorf. 

Immer wieder schüttelt Hassan den Kopf, wie sich der Weg durch den Regen verändert hat. Offensichtlich ist er schon längere Zeit nicht mehr hier gewesen. Er erklärt uns, dass er in Marrakesch lebt und dort Webrahmen für die Teppichherstellung konstruiert. Irgendwann stehen wir vor einem Brunnenhaus, das er umständlich aufschließt und stolz auf eine alte Pumpe englischer Bauart zeigt. Auch sie war vermutlich lange nicht mehr in Aktion.

Im Ort müssen wir ihn zu seinem Haus begleiten, das er uns ausführlich zeigt. Lächelnd folgen uns seine Frau, die alte Mutter und einige Katzen. Meine Begeisterung dafür animiert ihn, eine kleine tiefschwarze zu schnappen, um sie mir als Geschenk mitzugeben. Glücklicherweise wehrt sich das kleine Geschöpf aber so intensiv, dass er sie lieber wieder laufen lässt. Dann plündert er noch das liebevoll angelegte Blumenbeet im offenen Innenhof, um mir einen Blumenstrauß zu überreichen. Beim Verabschieden am Auto fällt mir glücklicherweise ein, dass wir noch einen Sack voll Salz aus einer Saline bei Essaouira dabeihaben. Schnell ist ein Beutel gefüllt, über den Hassan sich ehrlich freut. Dann "dürfen" wir weiterfahren, er versteht, dass wir noch einen weiten Weg vor uns haben...
Barbara & Andreas
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