27.01.2023, 09:15
(26.01.2023, 18:28)Otto Droege schrieb:(26.01.2023, 17:13)Varaderorist schrieb: Hallo Otto,Hallo Michael,
ich vermisse bei Dir ein wenig das "Verstehen-Wollen" von anderen Weltvorstellungen oder historisch gewachsenen Gegebenheiten, die auf etwas Anderem als den mitteleuropäischen aktuellen Denkweisen beruhen.
Für mich gehört zumindestens ein Nachdenken darüber, wo andere Sichtweisen herkommen, zur Toleranz dazu. Ich muss es ja nicht genau so sehen. Verstehen heißt ja nicht, sich automatisch mit etwas Gemein machen.
Aber auf Basis von "......das ich nicht laut lache!" oder ".....das ist mittelalterliches Affentheater" ist für mich ein ernst zu nehmender Austausch leider unmöglich. Ich bin deshalb raus.
ich verstehe und akzeptiere sehr wohl andere Weltvorstellungen und Denkweisen, solange sie sich auf Gegebenheiten innerhalb eines Landes beziehen. Nur, wenn ein Konflikt wie dieser die internationale Ebene erreicht (hier bis zur UNO), dann helfen die lokalen Weltvorstellungen und Denkweisen nicht weiter. Da kommen dann die internationalen Regelungen ins Spiel, an die sich alle dann (theoretisch) zu halten haben.
Stell Dir nur einmal vor, Du wärest als UNO-Beamter mit der Westsaharafrage konfrontiert, und ein marokkanischer Minister würde argumentieren "der Stammesführer der Reguibat hat auf den König seinen Treueid geleistet". Damit kannst Du nichts anfangen und musst ihm das auch sagen. Diese Spielregeln gelten nun einmal nicht im internationalen Bereich.
Hallo Otto,
gerade da sehe ich das Problem mit der Sichtweise.
Soweit ich das verstehe, müßte Marokko das eigentlich als innermarokkanischen Vorgang ansehen, da ja im Sinne vom Amelunxens Argumentation von einem wie auch immer gearteten "Groß-Marokko" ausgegangen werden müsste.
Insofern wäre ein Abgeben der diesbezüglichen Kompetenzen an die UNO lediglich ein von internationalen Abhängigkeiten getriebenes Scheinhandeln.
Unter diesrer Prämisse lässt sich vieles, was Marokko derzeit in Bezug auf die Westsahara tut, besser verstehen.
Auch ich bin ein Verfechter des "Selbstbestimmungsrechts der Völker". Es ist aber auch immer die Frage, wie weit und unter welchem Zeitbezug man dieses fasst.
Sehr anschaulich sieht man das ja bei des Situation der Kurden. Wenn man es wirklich ernst nimmt, müsste dies zu einem kurdischen Nationalstaat unter Abtretung von Teilgebieten der Türkei, Syriens, des Iraks und des Irans führen. Realpolotisch völlig illusorisch.
Genauso kann man es doch auch bei den Sahauris sehen. Weder Algerien, Mauretanien noch Marokko würden , im Falle eines Komplett-Referendums, Teile Ihrer Staatsgebiete abtreten.
Und inwieweit ein Rumpf-Staat "Westsahara" überlebensfähig wäre, sei mal dahingestellt.
Zudem: Wie teilt sich denn die derzeitige Bevölkerung der Westsahara (einschließlich der Sahauris in den Lagern in Mauretanien und Algerien) auf. Die Zuzugspolitik des Staates Marokko von Marokkanern in die Westsahara führt ja allmählich zu einer Art potentieller Patt-Situation in einem durchzuführenden Referendum.
Und was wäre ein Worst-Case-Szenario, am Ende? Ein nächster militärische Konfliktherd, als wenn es nicht schon genug gäbe?
Grüße vom Niederrhein
Michael Hausmann
Michael Hausmann