17.04.2020, 02:52
Zahlen um Covid-19: Was Verdopplungszeit oder Reproduktionsrate bedeuten
Die Verdopplungsrate
Trotz der dünnen Datenlage müssen für die Entscheidungsträger schon jetzt Trends gezeichnet werden. Das geschah bislang unter anderem mit der sogenannten Verdopplungszeit. Sie soll aussagen, wie viele Tage es dauert, bis sich die Zahl der nachweislich Infizierten verdoppelt hat. Die Berechnung scheint einfach, die Bedeutung der Zahl simpel – je höher, desto besser.
Verdopplugsrate durch Maßnahmen verfälscht.
Doch mathematisch gibt es Probleme: „Die Verdopplungszeit wird unter der Annahme berechnet, dass die Anzahl der bekannten Infektionen exponentiell wächst“, sagt Moritz Kaßmann, Experte für Angewandte Analysis an der Universität Bielefeld. Doch die Zahl der registrierten Infizierten wächst nicht mehr exponentiell. Das liegt auch an den bestehenden Einschränkungen im öffentlichen Leben. Damit verliert die Zahl ihre Aussagekraft: „Man kann deswegen keineswegs auf die Zukunft schließen, wie es der Sinn der Verdopplungszeit eigentlich ist“, sagt Kaßmann.
Die Reproduktionsrate.
Sie sagt aus, wie viele Menschen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt. Je niedriger der Wert, desto besser.
Sinkt die Reproduktionszahl unter 1, geht mit der Zeit auch die Zahl der Erkrankten zurück und die Epidemie läuft nach und nach aus. Steigt die Reproduktionszahl allerdings über 1, steckt ein Infizierter im Schnitt mehr als einen anderen Menschen an. Die Zahl der Neuinfektionen könnte so rasch wieder zunehmen. Bei einem Wert von 1,5 ginge der Trend erneut zu einem exponentiellen Ausbreiten.
Die Berechnung der Reproduktionsrate ist komplex. Wissenschaftler können verschiedene Modelle wählen und müssen Parameter schätzen. „Mit verschiedenen Methoden kommt man zu verschiedenen Ergebnissen“, sagt Moritz Kaßmann.
Grob vereinfachend dargestellt, berechnen die Wissenschaftler des Robert-Koch-Instituts (RKI) die Reproduktionszahl, indem sie annehmen, dass eine Ansteckung im Durchschnitt nach vier Tagen erfolgt. Auf dieser These aufbauend, vergleichen sie die gemeldeten Neuinfektionen eines Tages mit den Neuinfektionen vor vier Tagen. Durch den fortlaufenden Vergleich lassen sich Trends absehen.
Wissenschaftler empfiehlt Zahl der Neuinfektionen für öffentliche Kommunikation
Der Mathematiker Moritz Kaßmann, Experte für Angewandte Analysis an der Universität Bielefeld, empfiehlt deshalb für die Kommunikation über die Entwicklung der Corona-Fallzahlen ganz simpel die Zahl der täglichen Neuinfektionen. Der Wert sagt aus, wie viele Menschen täglich neu als Infizierte registriert wurden. Sinkt die Zahl über mehrere Tage, kann das als positiver Trend verstanden werden.
Um Schwankungen von einzelnen Tagen oder vom Wochenende auszugleichen, wird in der Regel der Mittelwert von mehreren vergangenen Tagen berechnet. Doch egal welche Zahl man wählt, eins muss klar sein: Die Vorhersagen können immer nur so gut sein wie die Zahlen, aus denen sie berechnet wurden.
Quellen:
Stuttgarter Nachrichten/dpa - 13.04.2020 - 11:47 Uhr
https://www.stuttgarter-nachrichten.de/i...02a79.html
ZDF Nachrichten, Marcel Burkhardt - 16.04.2020 21:03 Uhr
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/c...e-100.html
Die Verdopplungsrate
Trotz der dünnen Datenlage müssen für die Entscheidungsträger schon jetzt Trends gezeichnet werden. Das geschah bislang unter anderem mit der sogenannten Verdopplungszeit. Sie soll aussagen, wie viele Tage es dauert, bis sich die Zahl der nachweislich Infizierten verdoppelt hat. Die Berechnung scheint einfach, die Bedeutung der Zahl simpel – je höher, desto besser.
Verdopplugsrate durch Maßnahmen verfälscht.
Doch mathematisch gibt es Probleme: „Die Verdopplungszeit wird unter der Annahme berechnet, dass die Anzahl der bekannten Infektionen exponentiell wächst“, sagt Moritz Kaßmann, Experte für Angewandte Analysis an der Universität Bielefeld. Doch die Zahl der registrierten Infizierten wächst nicht mehr exponentiell. Das liegt auch an den bestehenden Einschränkungen im öffentlichen Leben. Damit verliert die Zahl ihre Aussagekraft: „Man kann deswegen keineswegs auf die Zukunft schließen, wie es der Sinn der Verdopplungszeit eigentlich ist“, sagt Kaßmann.
Die Reproduktionsrate.
Sie sagt aus, wie viele Menschen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt. Je niedriger der Wert, desto besser.
Sinkt die Reproduktionszahl unter 1, geht mit der Zeit auch die Zahl der Erkrankten zurück und die Epidemie läuft nach und nach aus. Steigt die Reproduktionszahl allerdings über 1, steckt ein Infizierter im Schnitt mehr als einen anderen Menschen an. Die Zahl der Neuinfektionen könnte so rasch wieder zunehmen. Bei einem Wert von 1,5 ginge der Trend erneut zu einem exponentiellen Ausbreiten.
Die Berechnung der Reproduktionsrate ist komplex. Wissenschaftler können verschiedene Modelle wählen und müssen Parameter schätzen. „Mit verschiedenen Methoden kommt man zu verschiedenen Ergebnissen“, sagt Moritz Kaßmann.
Grob vereinfachend dargestellt, berechnen die Wissenschaftler des Robert-Koch-Instituts (RKI) die Reproduktionszahl, indem sie annehmen, dass eine Ansteckung im Durchschnitt nach vier Tagen erfolgt. Auf dieser These aufbauend, vergleichen sie die gemeldeten Neuinfektionen eines Tages mit den Neuinfektionen vor vier Tagen. Durch den fortlaufenden Vergleich lassen sich Trends absehen.
Wissenschaftler empfiehlt Zahl der Neuinfektionen für öffentliche Kommunikation
Der Mathematiker Moritz Kaßmann, Experte für Angewandte Analysis an der Universität Bielefeld, empfiehlt deshalb für die Kommunikation über die Entwicklung der Corona-Fallzahlen ganz simpel die Zahl der täglichen Neuinfektionen. Der Wert sagt aus, wie viele Menschen täglich neu als Infizierte registriert wurden. Sinkt die Zahl über mehrere Tage, kann das als positiver Trend verstanden werden.
Um Schwankungen von einzelnen Tagen oder vom Wochenende auszugleichen, wird in der Regel der Mittelwert von mehreren vergangenen Tagen berechnet. Doch egal welche Zahl man wählt, eins muss klar sein: Die Vorhersagen können immer nur so gut sein wie die Zahlen, aus denen sie berechnet wurden.
Quellen:
Stuttgarter Nachrichten/dpa - 13.04.2020 - 11:47 Uhr
https://www.stuttgarter-nachrichten.de/i...02a79.html
ZDF Nachrichten, Marcel Burkhardt - 16.04.2020 21:03 Uhr
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/c...e-100.html