01.08.2021, 14:56
Da ich im Ausbildungssektor arbeite, weiß ich wie wichtig eine gute Ausbildung für den Staat aber auch für die Perspektive der Menschen ist.
In Deutschland fällt es seit einigen Jahren sehr schwer gute Auszubildende zu bekommen. Die meisten versuchen irgendwie das Abitur zu schaffen, um Irgendwas zu studieren, ... eine klassische Ausbildung anzufangen scheint zu unattraktiv. Obwohl unser System viele extrem gute Weiter-Fortbildungsmöglichkeiten bietet. Parallel versucht die Wirtschaft mal wieder Einfluss auf die IHK Ausbildung zu nehmen, in dem sie Berufe schafft, die ohne Abschlussprüfung zu erreichen sind, fordert leichtere Anschlussprüfungen, damit ja viele bestehen und fördert damit aber gleichzeitig das Thema "Fachkräftemangel"... und auch Ausbildungsberufe abschafft (z.B. Schlosser). Wenn man sich dann die Liste der "willkommenen Fachkräfte in Deutschland" ansieht, versteht man als Ausbilder die Welt nicht mehr.
Junge Marokkaner*innen hätten gerade hier oft eine reelle Möglichkeit nach Deutschland zu kommen, WENN sie eine Ausbildung HÄTTEN... dabei meine ich nicht diejenigen mit Studiengängen (siehe Link Maghribi)
Wenn ich in Marokko leben würde, wäre ich als junge Frau bestrebt ein Studium zu machen (in der Hoffnung, dass das meine Eltern auch fördern)... als junger Mann würde ich es ebenfalls nicht anders machen wollen, da das Thema "Arbeit" ohne Schulanschluss/Abitur in eine Tagelöhner Arbeit endet und ich in den meisten fällen noch nicht mal die Chance auf einen Arbeitsvertrag hätte. Viele Arbeitgeber (so die Erfahrung aus meinem Umfeld) zahlen schlecht, unpünktlich, lassen einen buckeln und zahlen am Ende der Einsatzzeit oft nicht korrekt/komplett den gesamten geleisteten Lohn aus... gerade aktuell wieder passiert... es sind noch 300 Euro offen obwohl jeden Tag die Arbeit gemacht wurde... 10 Euro am Tag für harte körperliche Arbeit, ohne Schutzkleidung (für Schweißarbeiten z.B.)...
Ich weiß, es gibt auch viele gute Arbeitgeber, die sich schwer tun, zuverlässige, ausdauerne, gute Mitarbeiter zu finden. Aber ich möchte einmal die Sicht eines jungen Menschen darstellen, der Arbeit sucht (nicht in Marrakesch oder Casablanca... sondern Tinghir)... er braucht Perspektiven, er braucht Anreiz, er muss den Sinn in seinem Tun erkennen und auch Motivation finden... das ist im Übrigen überall so, nicht nur in Marokko.
Wenn das Elternhaus zwar Werte vermittelt, wie "Anstrengung lohnt sich", "Nichtstun ist haram"... aber es dir dann schwer gemacht wird gute Arbeit zu finden, und das Gefühl zu bekommen ausgenutzt zu werden, würde ich auch irgendwann nur halb soviel geben, wie ich könnte... und resignieren.
Wäre es nicht sinnvoll in Marokko (u.a. auch in Spanien) auch ein Ausbildungssystem aufzubauen, das standartisiert Fachwissen UND betriebliche Praxis vermittelt und junge Menschen in Arbeit bringt...
Auch meine Erfahrungen mit den angebotenen Deutschkursen war sehr demotivierend... a) 3 Wochen Kurs, dann ist der Lehrer mit dem Kursgeld abgehauen - die Schule hat nur 1/3 des Kursgeldes zurückgegeben (ein Schelm, wer System dahinter erkennt)... b) zwei Wochen Kurs, dann hat die Lehrerin die Stadt gewechselt - Geld gab's zwar zurück aber das hilft ja auch nicht weiter, wenn man lernen WILL c)+d) waren ähnlich wie b) nur dass es einmal noch Ärger mit der Schule gab, weil die nur die Hälfte des angezahlten Betrags zurückgeben wollte - aber ich hatte ein paar "Deutsche Tugenden" aufgefahren die dann zogen... egal... Das Ziel: Deutsch zu lernen war einfach nicht möglich. Und das ist nur eins von 4 Beispielen zum Thema: Weiterbildung NUR mit notwendiger Schulbildung. Es ist für mich unverständlich, dass hier nicht mehr von bildungspolitischer Seite gemacht wird oder sehe ich das zu einseitig/falsch? Auch wenn Marokko die Schulbildung kostenneutral anbietet, warum gibt es dann soviele, die nicht studieren? - weil es eben trotzdem Geld kostet...
Mich reizt es seit einem Jahr in Marokko dort etwas zu tun.... es gibt so viele Regionen die arm sind und Bildung "Luxus" ist und der älteste Sohn die Schule abbricht, weil er für die Familie Geld verdienen geht...
Auch diese "älteren Söhne" könnte man noch weiterbilden (IT-Kenntnisse, Digitale Entwicklung, div. Sprachen...) wenn es verlässliche Institute gäbe... oder?
In Deutschland fällt es seit einigen Jahren sehr schwer gute Auszubildende zu bekommen. Die meisten versuchen irgendwie das Abitur zu schaffen, um Irgendwas zu studieren, ... eine klassische Ausbildung anzufangen scheint zu unattraktiv. Obwohl unser System viele extrem gute Weiter-Fortbildungsmöglichkeiten bietet. Parallel versucht die Wirtschaft mal wieder Einfluss auf die IHK Ausbildung zu nehmen, in dem sie Berufe schafft, die ohne Abschlussprüfung zu erreichen sind, fordert leichtere Anschlussprüfungen, damit ja viele bestehen und fördert damit aber gleichzeitig das Thema "Fachkräftemangel"... und auch Ausbildungsberufe abschafft (z.B. Schlosser). Wenn man sich dann die Liste der "willkommenen Fachkräfte in Deutschland" ansieht, versteht man als Ausbilder die Welt nicht mehr.
Junge Marokkaner*innen hätten gerade hier oft eine reelle Möglichkeit nach Deutschland zu kommen, WENN sie eine Ausbildung HÄTTEN... dabei meine ich nicht diejenigen mit Studiengängen (siehe Link Maghribi)
Wenn ich in Marokko leben würde, wäre ich als junge Frau bestrebt ein Studium zu machen (in der Hoffnung, dass das meine Eltern auch fördern)... als junger Mann würde ich es ebenfalls nicht anders machen wollen, da das Thema "Arbeit" ohne Schulanschluss/Abitur in eine Tagelöhner Arbeit endet und ich in den meisten fällen noch nicht mal die Chance auf einen Arbeitsvertrag hätte. Viele Arbeitgeber (so die Erfahrung aus meinem Umfeld) zahlen schlecht, unpünktlich, lassen einen buckeln und zahlen am Ende der Einsatzzeit oft nicht korrekt/komplett den gesamten geleisteten Lohn aus... gerade aktuell wieder passiert... es sind noch 300 Euro offen obwohl jeden Tag die Arbeit gemacht wurde... 10 Euro am Tag für harte körperliche Arbeit, ohne Schutzkleidung (für Schweißarbeiten z.B.)...
Ich weiß, es gibt auch viele gute Arbeitgeber, die sich schwer tun, zuverlässige, ausdauerne, gute Mitarbeiter zu finden. Aber ich möchte einmal die Sicht eines jungen Menschen darstellen, der Arbeit sucht (nicht in Marrakesch oder Casablanca... sondern Tinghir)... er braucht Perspektiven, er braucht Anreiz, er muss den Sinn in seinem Tun erkennen und auch Motivation finden... das ist im Übrigen überall so, nicht nur in Marokko.
Wenn das Elternhaus zwar Werte vermittelt, wie "Anstrengung lohnt sich", "Nichtstun ist haram"... aber es dir dann schwer gemacht wird gute Arbeit zu finden, und das Gefühl zu bekommen ausgenutzt zu werden, würde ich auch irgendwann nur halb soviel geben, wie ich könnte... und resignieren.
Wäre es nicht sinnvoll in Marokko (u.a. auch in Spanien) auch ein Ausbildungssystem aufzubauen, das standartisiert Fachwissen UND betriebliche Praxis vermittelt und junge Menschen in Arbeit bringt...
Auch meine Erfahrungen mit den angebotenen Deutschkursen war sehr demotivierend... a) 3 Wochen Kurs, dann ist der Lehrer mit dem Kursgeld abgehauen - die Schule hat nur 1/3 des Kursgeldes zurückgegeben (ein Schelm, wer System dahinter erkennt)... b) zwei Wochen Kurs, dann hat die Lehrerin die Stadt gewechselt - Geld gab's zwar zurück aber das hilft ja auch nicht weiter, wenn man lernen WILL c)+d) waren ähnlich wie b) nur dass es einmal noch Ärger mit der Schule gab, weil die nur die Hälfte des angezahlten Betrags zurückgeben wollte - aber ich hatte ein paar "Deutsche Tugenden" aufgefahren die dann zogen... egal... Das Ziel: Deutsch zu lernen war einfach nicht möglich. Und das ist nur eins von 4 Beispielen zum Thema: Weiterbildung NUR mit notwendiger Schulbildung. Es ist für mich unverständlich, dass hier nicht mehr von bildungspolitischer Seite gemacht wird oder sehe ich das zu einseitig/falsch? Auch wenn Marokko die Schulbildung kostenneutral anbietet, warum gibt es dann soviele, die nicht studieren? - weil es eben trotzdem Geld kostet...
Mich reizt es seit einem Jahr in Marokko dort etwas zu tun.... es gibt so viele Regionen die arm sind und Bildung "Luxus" ist und der älteste Sohn die Schule abbricht, weil er für die Familie Geld verdienen geht...
Auch diese "älteren Söhne" könnte man noch weiterbilden (IT-Kenntnisse, Digitale Entwicklung, div. Sprachen...) wenn es verlässliche Institute gäbe... oder?