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Die Frage der regionalen Disparitäten wird derzeit noch schärfer gestellt, insbesondere da Marokko die Regionalisierung zu einem wesentlichen Hebel für seine Zukunft-Strategie auserkoren hat.
Die Tatsache, dass der Wirtschafts-, Sozial- und Umweltrat in Zusammenarbeit mit der Weltbank einen Runden Tisch zum Thema "Regionale Entwicklung und territoriale Ungleichheiten" veranstaltete, ist ein Beweis für die Fortsetzung der Bemühungen um ein besseres Verständnis dieses Problems, das sich auf die wirtschaftliche Dynamik auswirkt.
Es ist eine Tatsache, dass zwischen den zwölf Regionen Marokkos erhebliche Unterschiede bestehen. Diese Unterschiede betreffen das demografische Wachstum, die sozialen Sektoren und die wirtschaftliche Dynamik.
Die Entwicklung dieser Unterschiede wird hauptsächlich von drei Faktoren bestimmt: Urbanisierung, Migration und Standort wirtschaftlicher Aktivitäten.
Tatsächlich gibt es entlang der Atlantikküste eine starke demografische und wirtschaftliche Konzentration sowie eine Kluft zwischen den Regionen des Zentrums und der Peripherie einerseits und zwischen den stark urbanisierten Regionen und den Agrarregionen andererseits.
In diesem Sinne stellen wir fest, dass die Hafenstädte bzw. Orte in der Nähe der Küsten die attraktivsten und daher bevölkerungsreichsten sind. Casablanca ist beispielsweise viermal so dicht besiedelt als Rabat und fünf- bis sechsmal so dicht besiedelt als Fes oder Marrakesch, wobei die letztgenannten Städte die als die bevölkerungsreichsten in Zentralmarokko gelten.
Die Bevölkerung verlässt einkommensschwache Gebiete, um in sich Orten mit höherem Einkommen niederzulassen. Gleiches gilt für Orte mit besserer Infrastruktur (Straßen, Wasser, Strom, Krankenhäuser, Schulen, …). …
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Regionale Disparitäten, gleich ob wirtschaftlich oder sozial, gab/gibt es überall und zu allen Zeiten. Man denke nur an das Ruhrgebiet: früher eine "blühende" Gegend dank Kohle und Stahl, und heute....?
Die Ursachen für Disparitäten können sehr vielfältig sein und somit auch ihre Bekämpfungsmethoden. Ob eine Regionalisierung dabei unbedingt hilfreich ist, müsste intensiv geprüft werden. Aus meiner Sicht haben die marokkanischen Disparitäten folgende Ursachen:
- eine Industrialisierung des Landes 1.0 hat kaum stattgefunden, und wenn, dann ausschließlich mit "staatlichen" Geldern, siehe OCP. Marokkanische Kapitalgeber habe selten in eine Industrie investiert, sondern fast ausschließlich in Immobilien und Tourismus. Warum?
- Der Staat hat seine infrastruturellen Aufgaben (also Verkehr, Strom, Wasser, Ausbildung, medizinische Versorgung, uvam) über Jahrzehnte auf wenige Regionen beschränkt (hier die Atlantikküste von Tanger bis Jadida). Der große, übrige Rest lief unter" le Maroc non productif") und wurde links liegen gelassen. Was da heute nachgeholt wird ist ein Tropfen auf den heißen Stein.
- die ausufernde Bürokratie: in Marokko (35 Mio Einwohner) hat 4 Mio Beschäftigte im öffentlichen Dienst, D bei 83 Mio Einwohner 2 Mio. Die Folgen: Entscheidungen fallen, wenn überhaupt, sehr, sehr langsam. Nur die Korruption beschleunigt. Das ist jedoch für langfristige Investoren nicht attraktiv.
- Wieviele Milliarden Dirhams werden jährlich in nutzlose Sanddünen gesteckt, die dringend woanders gebraucht werden?
Befürchtungsweise wird ein Regionalisierung da nicht weiterhelfen.
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Guten Morgen,
was sind „nutzlose Sanddünen“?
Ich möchte später mehr schreiben.
Gruß,
bulbulla
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(09.02.2020, 10:06)bulbulla schrieb: Guten Morgen,
was sind „nutzlose Sanddünen“?
Ich möchte später mehr schreiben.
Gruß,
bulbulla Auch einen schönen guten Morgen,
die kennt jeder erfahrene Marokkaner: die ehem. span. Sahara.
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Hallo,
bist du ein erfahrener Marokkaner???
Ich weiß leider zu wenig über Ökonomie, Verwaltung & Politik meines Lieblingslandes,
um hier fundiert mitdiskutieren zu können.
Aber ich sehe, welch große Veränderungen in die Wege geleitet werden.
Ich finde das spannend und sehr positiv.
Zu gerne würde ich persönlich mithelfen!
Und mein Herz gehört diesen „ Sanddünen“.
Ich habe dort meine Heimat im wahrsten Wortsinne gefunden, al hamdulillah.
Die Menschen haben ein großes, ehrliches Herz!
Ich habe viel lernen können dort.
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Hallo zusammen,
Zitat:nutzlose Sanddünen ...
Die Westsahara wird als Teil des eigenen Territoriums und somit als Teil der eigenen Identität verstanden. Insofern wird akzeptiert, dass man auch hier investiert, siehe zum besseren Verständnis diesen Artikel
Dass viele Milliarden an vielen Stellen Marokkos fehlen, wird auch keiner widersprechen!
Zitat:die ausufernde Bürokratie ...
Das empfindet die Mehrheit in Marokkaner auch so! Die Bemühungen, dies zu ändern, bringt bisher nur wenig Erfolge. ...
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@bubula
Es gibt in Deutschland einige gute Hilfsorganisationen, die von Marokkanern geleitet werden, da kannst du dich gerne persönlich und/oder finanziell beteiligen.
Thema Bürokratie: Man sollte nebenbei auch beachten, dass das circa 4 Millionen Menschen sind, die dadurch den Lebensunterhalt für ihre Familien bestreiten. So lange die Arbeitslosigkeit in anderen Bereichen hoch ist, ist das immer ein zweischneidiges Messer.
_______
Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende Gesinnung sein, sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.
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(09.02.2020, 11:09)bulbulla schrieb: Hallo,
bist du ein erfahrener Marokkaner???
Die Menschen haben ein großes, ehrliches Herz!
Ich habe viel lernen können dort. Nein, ein 100%er "Teutone", aber ein erfahrener Marokkokenner. Ich kenne beruflich das Land seit 1972 und habe dort 6 Jahre gelebt und in einem für Marokko wichtigen Wirtschaftszweig, nämlich Rohstoffe, gearbeitet.
@Maghribi,
"Die Westsahara wird als Teil des eigenen Territoriums und somit als Teil der eigenen Identität verstanden."
Soso, aber erst seit 1975 und dem "berühmt-berüchtigten marche verte". Vorher hat kaum ein Hund für die Westsahara gebellt. Nun gut, man mag ja gerne die Westsahara als "Identitätsstiftend" betrachten, nur müssen dann diese Marokkaner damit leben, dass große Teile ihres Ursprungslandes verlottern und nicht pausenlos rumjammern.
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@ whatshername:
Ich danke dir für deinen Hinweis.
Da ich nicht weiß, wie ich meine Antwort DIREKT unter deinen Post setzen kann, schreibe ich sie hier.
Die von dir genannte Hilfe leisten wir.......mehr oder weniger direkt, du verstehst.
Eigentlich wollte ich das nicht explizit schreiben, das ist nicht nötig.
Mit „mithelfen“ schwebt mir immer noch ein Traum vor, mich mal in einer dortigen Initiative (Frauenkoop o. Ä. ) einzubringen.
Adressen habe ich. Muss allerdings noch besser derija lernen !
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@ Otto Droege:
Meine Einstellung zu den „Sanddünen“ ist ja jetzt bekannt.
Ich freue mich schon jetzt auf sie!
Zu dem „verlottern“ bzw. „pausenlos rumjammern“ (Zitat):
Ich habe wie schon gesagt zu wenig Fachkenntnisse.
Eine Diskussion mit dir /Ihnen stelle ich mir recht interessant vor.
„Rumjammern“ allerdings höre ich eher hier in unserem „goldenen“ Westen.
Mir scheint das - mit Verlaub- eher eine deutsche Attitude.
In den „Dünen“ habe ich Lebensfreude kennen gelernt.
Zu den 4 Mio. Beschäftigten in den Behörden dort:
Das sind ja auch dringend benötigte Arbeitsplätze.
Und hierzulande wird oft wegrationalisiert, was zur Überlastung der verbleibenden Mitarbeiter führt.
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Hallo @bulbulla,
"regionale Disparitäten" sind nun einmal vornehmlich ein wirtschaftlich-politisch-soziales Thema. Also sollte versucht werden, die Ursachen hierfür zu finden um ggfls. Abhilfe zu schaffen. Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst mindern zwar momentan, aber sehr begrenzt die Arbeitslosigkeit, sind aber langfristig höchst bedenklich, weil sie:
- keinerlei Beitrag zur einer Wertschöpfung leisten (die ja dem Staat via Steuern Geld einbringt)
- den Staat längerfristig viel Geld kosten (Renten, Krankenversicherungen, uvam)
- die Bevölkerung dazu verführen können einen "Staatsposten" anzustreben (was derzeit noch hoch im Kurs steht).
Dieses Thema wird in Marokko derzeit deswegen auch heiß diskutiert. Zu Recht!
Auch Marokko kann, wie alle Staaten der Welt sein eingenommenes Geld nur einmal ausgeben. Was weg ist, ist weg! Es stellt sich folglich die Frage, wohin und wann diese Mittel fließen. Da kommt nun zunehmend das Thema "Westsahara" aufs Tablett. Die Bewohner des "Maroc non productif" stellen immer häufiger und lauter die Forderung an den Staat, genauso wie die Westsahara behandelt zu werden. Das kann der Staat Marokko sich keinesfalls leisten. Unternimmt er das, ist er sofort bankrott. Folglich muss langsam diese Sonderbehandlung der Westsaharaprovinzen beendet werden. Sie gelten nunmehr seit 45 Jahren, es reicht! Immer weniger Bürger "Urmarokkos" sind noch bereit diese "Identitätskosten" mitzutragen.
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Es wäre schon mal interessant, ein paar Fotos aus der geförderten Westsahara zu zeigen, falls jemand kürzlich dort war. Dieses Gebiet scheint relativ gut entwickelt zu sein.
Bei meinem letzten Marokkoaufenthalt war ich an der Grenze zur WS.
Die Anrainer leben davon, dass sie billig in der WS einkaufen und es teuer im Inland weiterverkaufen. Also muss es innerhalb der WS hohe Subventionierungen geben.
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(09.02.2020, 19:51)whatshername61 schrieb: Es wäre schon mal interessant, ein paar Fotos aus der geförderten Westsahara zu zeigen, falls jemand kürzlich dort war. Dieses Gebiet scheint relativ gut entwickelt zu sein.
Bei meinem letzten Marokkoaufenthalt war ich an der Grenze zur WS.
Die Anrainer leben davon, dass sie billig in der WS einkaufen und es teuer im Inland weiterverkaufen. Also muss es innerhalb der WS hohe Subventionierungen geben. Gut entwickelt? Kein Wunder:
https://www.jeuneafrique.com/mag/661057/...-en-avant/
Klartext: 53% der staatlichen Fördermittel fließen in die WS. In Zahlen: 43 Milliarden Dirham. Mit 47% darf sich der Rest Marokkos "vergnügen".
Schmuggelei gibt es weltweit. Die Verhätnisse in der WS verführen dazu. Alle dort verkauften Waren, gleich ob Lebensmittel, Treibstoffe, Rauchwaren werden subventioniert und kosten ca 50% im Vergleich zu Nordmarokko. Das führt z.B. dazu, dass es in den Nachbargebieten kaum mehr offizielle Tankstellen gibt. Dafür stehen an den Ausfallstraßen häufig gut sichtbare Plastikkanister. Jeder Fahrer weiß mittlerweile, dass es da wesentlich kostengünstigeren Treibstoff gibt (manchmal wird er auch mit minderwertiger Ware reingelegt, sein Risiko). Ne Stange Marlboro in Goulmime? 350 Dh? Der nächste vorbeikommende Zigarettenverkäufer überlässt sie dir für 150 Dh.
Es geht hier doch nicht um die Marokkanität der WS, sondern um die seit Jahrzehnten andauernde Ungleichbehandlung, die mittlerweile die Nordmarokkaner auf die Palme treibt. Als Ausländer beteilige ich mich nicht an derartigen Gesprächen, sondern höre nur zu.
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(09.02.2020, 09:32)Otto Droege schrieb: ...
- Wieviele Milliarden Dirhams werden jährlich in nutzlose Sanddünen gesteckt, die dringend woanders gebraucht werden?
... (09.02.2020, 16:35)Otto Droege schrieb: ...
Da kommt nun zunehmend das Thema "Westsahara" aufs Tablett. Die Bewohner des "Maroc non productif" stellen immer häufiger und lauter die Forderung an den Staat, genauso wie die Westsahara behandelt zu werden. Das kann der Staat Marokko sich keinesfalls leisten. Unternimmt er das, ist er sofort bankrott. Folglich muss langsam diese Sonderbehandlung der Westsaharaprovinzen beendet werden. Sie gelten nunmehr seit 45 Jahren, es reicht! Immer weniger Bürger "Urmarokkos" sind noch bereit diese "Identitätskosten" mitzutragen.
Ich weiß es nicht, ob es eine Sonderbehandlung der Westsahara gibt, das muss ich zugeben.
Wenn es aber so ist, dann soll man aber mal fragen, warum macht es der Staat so?
- Aus purer Menschenfreundlichkeit? Wahrscheinlich nicht!
- Weil die Leute so lieb und freundlich sind? Wahrscheinlich auch nicht!
- Weil die Leute dort sonst genau so arm wären wie anderswo? Sicher auch nicht!
- Weil der Staat zu viel Geld hat und es irgendwie verpulvern muss? Bestimmt nicht!
Was ist es dann, dass …
… Milliarden Dirhams jährlich in nutzlose Sanddünen gesteckt werden, die dringend woanders gebraucht werden? Wie du sagst.
Die Antwort ist ganz einfach:
Wirtschaftliches Interesse! Der Staat holt aus den "nutzlosen Sanddünen" mehr Geld heraus, als er hineinsteckt.
Westsahara hat die weltweit größten Phosphate-Lager, die fischreichsten Meeresküsten, auch Öl- und Gasvorkommen, die Agrikultur ist im Aufbau, und es gibt riesige Windparks und Solaranlagen in der Sahara. (Sagt das Internet). Das ist ein riesiges wirtschaftliches Potential.
Und damit Marokko diese Ressourcen verwerten kann, müssen die Menschen dort ruhig sein.
Keine Widerstände, keine Proteste, keine Aufstände, keine Anschläge, kein Krieg, denn sonst geht dort nichts mehr, sonst ist dort nichts mehr zu holen!
Eine Möglichkeit, um die Menschen dort ruhigzustellen, ist, sie am Reichtum ihres Landes etwas teilhaben zu lassen und ihnen so viel zum Leben zu geben, dass sie es sich gut überlegen, ob sie das bisherige "gute Leben" aufs Spiel setzen sollen gegen etwas, von dem sie nicht wissen, was es sein wird.
Wenn die Bewohner von wirtschaftlich unterentwickelten Regionen an den Staat die Forderung stellen, dass sie jetzt anstatt der Westsahara bedacht werden sollten, damit es ihnen genau so gut geht, dann sollen sie zuerst einmal verstehen lernen:
In der Westsahara wird nicht das Geld verpulvert, sondern das ist eine Geldmaschine, wo mehr Geld herauskommt als man hineinsteckt.
Und mit diesem erzielten Überschuss werden dann bedürftige Regionen gefördert.
Wenn in bedürftigen Regionen der erwünschte "Geldsegen ausbleibt", dann hat das einen anderen Grund. Entweder produzieren alle "Geldmaschinen-Regionen" nicht genügend Geld für alle bedürftigen Regionen oder es versickert auf anderen Wegen. Als Ausweg, um der Benachteiligung zu entgehen, können die Bewohner der armen Regionen auch in das angebliche Schlaraffenland Westsahara ziehen, wenn wie dort vermutet "Milch und Honig fließen", das wäre dann die bessere Alternative als die Slums der Großstädte von Casablanca und Tanger.
Marokko hat eben noch viele Probleme, die nicht so einfach zu lösen sind. Es geht eben nur in kleinen Schritten aufwärts.
Wunder kann man sich wünschen, aber nicht bestellen!
LG. Gero
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Hallo Gero,
ich danke dir für deinen klugen Beitrag.
Das ist GENAU DAS, was ich auch denke - und sehe. Leider besitze ich keine profunden Kenntnisse, also diskutiere ich nicht mit.
Übrigens:
In „Milch und Honig“ habe ich dort noch niemanden leben sehen. Ich komme ein bisschen rum, höre, was die Menschen erzählen.
Und die o. g. Preisunterschiede konnte ich auch noch nicht feststellen, so weit ich persönlich das vgl. kann.
Werde aber dieses Jahr mal darauf schauen.
Einen schönen Sonntag, auch @ all!
bulbulla
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"Westsahara hat die weltweit größten Phosphate-Lager, die fischreichsten Meeresküsten, auch Öl- und Gasvorkommen, die Agrikultur ist im Aufbau, und es gibt riesige Windparks und Solaranlagen in der Sahara. (Sagt das Internet). Das ist ein riesiges wirtschaftliches Potential."
Tja, und wenn das alles nur Wunschvorstellungen sind (die man seit Jahrzehnten permanent zu hören bekommt)?
- die einzig fördernde Phosphatmine in der WS ist Bou Craa (schon seit spanischen Zeiten). 50% des Gewinns fließen nach Spanien (gemäß "Contrato Tripartito"). Die Lagerstätte ist zwar groß, sie produziert z.Zt. ca 14% des marokkanischen Phosphats, wird technisch auf dem Laufenden gehalten. Das wars dann schon. Die OCP legt ihre derzeitigen Lagerstättenerforschungen in die Region südlich von Youssoufia, also in Richtung Chichaoua, Region M´kesch, wo große Phosphatlagerstätten gemutet wurden.
- Öl- und Gasvorkommen? In Marokko? In der WS? Da bekommt der Lagerstättenfachmann seit geraumer Zeit nur mehr Lachanfälle. "Alle Jahre wieder..." wird das geboten, das Resultat ist und bleibt: NULL
- Fischreiche Meeresküste? Wie lange noch? Liest man entsprechende Fachartikel (ich verstehe davon nicht viel), lässt der Fischreichtum in der kühlen Meeresströmung um Nordafrika gewaltig nach, dank Klimawandel.
- Agrikultur? Wenn die letzten großen Grundwasserreserven dort aufgebraucht sind, ist Schluss mit der Agrikultur. Dann werden auch Entsalzungsanlagen nicht viel weiterhelfen.
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Zur präziseren Darstellung der Phosphatlage in der WS:
https://www.jeuneafrique.com/mag/649289/...ccidental/
Daraus:
"..Mohammed Chehtane, martèle le message : « Nous réinvestissons tout sur place. Aucun des bénéfices, quand il y en a, ne remonte dans les caisses d’OCP. » À vrai dire, les bénéfices sont rares. Bien que d’excellente qualité (plus forte teneur en P2O5 parmi les sites d’OCP), la roche coûte ici 2,5 fois plus cher à extraire qu’à Khouribga."
Übersetzt:
Mohamed Chehtane (der GF von Bou Craa):" Wir reinvestieren alles vor Ort. Kein Gewinn, wenn es den gibt, fließt in die Kassen der OCP. Die Wahrheit: Gewinne sind selten. Trotz bester Qualität (stärkster P2O5-Gehalt unter den OCP Lagerstätten), ist der Abbau der Erze 2,5 mal teurer als in Khouribga."
Fachleuten ist diese Tatsache bekannt.
Soviel zu dem "riesigen wirtschaftlichen Potential" in der Region.
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In einer gemeinsamen Erklärung haben 18 Bürgermeister aus der norditalienischen Region Piemont ihre Unterstützung für die marokkanische Autonomie-Initiative für die Sahara zum Ausdruck gebracht, die 2007 von Marokko vor den Vereinten Nationen vorgestellt wurde.
Italienische Beamte haben in diesem Sinne "den Prozess der fortgeschrittenen Regionalisierung begrüßt, der eine neue, dynamischere Politik der territorialen Verwaltung vorsieht". Die Bürgermeister haben ihre Verpflichtung zur Unterstützung des Prozesses zum Ausdruck gebracht und hinzugefügt, dass der Autonomie-Plan Marokkos "eine zentrale Position" einnimmt.
Die 18 Vertreter der italienischen Gemeinden drückten auch ihre Anerkennung für die positive Entwicklung in Marokko aus und verwiesen auf Demokratie, Menschenrechte, wirtschaftlichen Fortschritt, die Stärkung der Rolle der Frau und den interkulturellen Dialog.
Die marokkanische Diaspora in Italien spielt eine aktive Rolle in der lokalen und regionalen Wirtschaftsentwicklung, fügt die Erklärung der 18 Bürgermeister hinzu. Darüber hinaus erfolgt dies einige Wochen nach einem Treffen zwischen den Bürgermeistern und den Vertretern der marokkanischen Botschaft in Italien im Januar 2020. Es ist auch Teil der strategischen Partnerschaft zwischen Marokko und Italien, die am 1. November 2019 in Rabat unterzeichnet wurde.
Die Initiative bietet der Sahara das Recht, autonom zu sein und ein eigenes Parlament und einen eigenen Präsidenten zu haben, während sie unter marokkanischer Souveränität bleibt. Der Plan ist derzeit einer der stärksten Vorschläge zur Lösung des Konflikts. Eine große Anzahl von Ländern bekräftigt ihre Unterstützung für die marokkanische Initiative.
leseco.ma
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(16.02.2020, 14:30)Otto Droege schrieb: ...
- die einzig fördernde Phosphatmine in der WS ist Bou Craa (schon seit spanischen Zeiten). 50% des Gewinns fließen nach Spanien (gemäß "Contrato Tripartito").
...
50% des Gewinns fließen nach Spanien?
Ich glaube du bist nicht auf dem Laufenden.
1962 wurde das Unternehmen Empresa Nacional Minera del Sáhara SA (ENMINSA) gegründet, das die Phosphatvorkommen von Bou Craa auf bis zu 2000 Millionen Tonnen innerhalb einer Fläche von 1200 Quadratkilometern schätzte. Für die gesamte Region wurde die fünffache Menge geschätzt.
Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Bou_Craa#cite_ref-1
Die Grundsatzerklärung zwischen Spanien, Marokko und Mauretanien über die Westsahara, dem sogenannten "Madrider Abkommen" (Acuerdo tripartito de Madrid) vom 14.Nov.1975, beinhaltete eine geheime wirtschaftliche Rahmenvereinbarung zur Übertragung von 65% des Unternehmens zum 1. Januar 1976 an Marokko . Nach Angaben des spanischen Instituto Nacional de Industria (INI) wurden 65% der Anteile an das Office Chérifien de Phosphates (OCP) verkauft. Als Gegenleistung bekam Spanien dafür 20 Jahre lang Fischereirechte für 800 Schiffe.
Siehe: https://es.wikipedia.org/wiki/Acuerdo_Tr..._de_Madrid
Zwischen 1979 und 1986 wurde die Tätigkeit des Unternehmens aufgrund der Angriffe der Polisario-Front unterbrochen.
Im Jahr 1996 nahm die INI (später TENEO und später die State Industrial Participation Society SEPI) nicht an einer Kapitalerhöhung teil, sodass die spanische Beteiligung am Unternehmen von 35% auf 12% fiel.
Im Dezember 2002 genehmigte die außerordentliche Hauptversammlung der Gesellschaft die Herabsetzung des Grundkapitals auf Null und eine anschließende Verlängerung. Die SEPI übte das Bezugsrecht der Verlängerung nicht aus und verlor daher die seit 1976 bestehende spanische Beteiligung.
Siehe: https://es.wikipedia.org/wiki/Fos_Bucraa
Also zur Klarstellung:
Seit Ende 2002 hat Spanien keinen Anteil mehr an der Phosphatmine in Bou Craa und damit fließen keine Gewinne mehr nach Spanien.
Alles bleibt in Marokko.
(16.02.2020, 14:30)Otto Droege schrieb: ...
- Öl- und Gasvorkommen? In Marokko? In der WS? Da bekommt der Lagerstättenfachmann seit geraumer Zeit nur mehr Lachanfälle. "Alle Jahre wieder..." wird das geboten, das Resultat ist und bleibt: NULL
...
Ich vertraue da mehr den Aussagen der Geologen, und die Regierung von Marokko sieht das wahrscheinlich auch so.
Terrestrische Ressourcenpotentiale der Republik Westsahara
Dipl.Geogr. Christoph M. Brenneisen, 1985
http://www.angelfire.com/biz/cmbrenneise...matta.html
…
Westsahara verfügt über bedeutende Erzlagerstätten. So gibt es beachtliche Vorkommen an hochqualitativen Eisenerzen, Stahlveredlern, Uran und Kupfer. Die Existenz von Edelmetallvorkommen (Gold und Silber) und Manganlagerstätten ist wahrscheinlich. Die immensen Ressourcen der Phosphatlagerstätten ermöglichen Exporte von mehreren Millionen Jahrestonnen.
Auch Erdöl, Ölschiefer, Erdgas und Kohle sind in der Westsahara in bedeutenden Dimensionen vorhanden.
…
Bohraktivitäten im "offshore Bereich" (Lagerstätten im Meer) sowie im Raum des Beckens von El Aaiun und in Tarafaya …
Dort wurden 1981 rund zwei Milliarden Tonnen Ölschiefer und Bitumen entdeckt, die eine Ausbeute von etwa 80 Litern Öl pro Tonne ermöglichen. Damit garantiert allein diese Lagerstätte eine Reserve von rund 1 Milliarde Barrel Rohöl, dessen Inwertsetzung jedoch wegen des höheren technischen Aufwandes erst bei einem Rohölpreis von 40 Dollar pro Barrel lohnt.
…
Trotz des Mangels an konkretem Zahlenmaterial ist es offensichtlich, dass Westsahara über ein hohes Potential an Kohlenwasserstoffen verfügt, dessen Inwertsetzung jedoch stark von der politischen Lage und von der Entwicklung des Weltmarktpreises abzuhängen scheint.
(16.02.2020, 14:30)Otto Droege schrieb: ...
- Fischreiche Meeresküste? Wie lange noch? Liest man entsprechende Fachartikel (ich verstehe davon nicht viel), lässt der Fischreichtum in der kühlen Meeresströmung um Nordafrika gewaltig nach, dank Klimawandel.
...
Aber noch ist es nicht so weit!
Marokko und die Europäische Union haben am 14.Jan.2019 das Fischereiabkommen neu in Brüssel unterzeichnet.
https://www.maroczone.de/forums/index.ph...hara-r152/
…
In der Vereinbarung werden die Fanggebiete und Zugangsbedingungen für EU-Schiffe festgelegt, entscheidend aber ist, dass Marokko von der EU neu 52,2 Millionen Euro (bisher 42 Millionen Euro) jährlich dafür erhalten soll, dass 128 Schiffe (bisher 126) aus europäischen Ländern in den Gewässern Marokkos fischen dürfen.
…
Die Gewässer der Westsahara zählen zu den fischreichsten der Erde. Laut einem Bericht des marokkanischen Wirtschafts-, Sozial- und Umweltrates (Cese) aus dem Jahr 2013 arbeiten 74.000 Menschen in der Fischerei, was ungefähr einem Drittel aller Beschäftigten in diesem Gebiet entspricht. 17 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Westsahara setzt sich aus der Fischerei zusammen, schätzungsweise 78 Prozent des gesamten marokkanischen Fischfangs kommt aus diesen Gewässern.
(16.02.2020, 14:30)Otto Droege schrieb: ...
- Agrikultur? Wenn die letzten großen Grundwasserreserven dort aufgebraucht sind, ist Schluss mit der Agrikultur. Dann werden auch Entsalzungsanlagen nicht viel weiterhelfen.
...
Noch ist es nicht soweit.
Weiterhin werden Tomaten in die EU exportiert, und die Liefermengen steigen. Kann auch im Internet nachgelesen werden.
(16.02.2020, 18:41)Otto Droege schrieb: Zur präziseren Darstellung der Phosphatlage in der WS:
https://www.jeuneafrique.com/mag/649289/...ccidental/
Daraus:
"..Mohammed Chehtane, martèle le message : « Nous réinvestissons tout sur place. Aucun des bénéfices, quand il y en a, ne remonte dans les caisses d’OCP. » À vrai dire, les bénéfices sont rares. Bien que d’excellente qualité (plus forte teneur en P2O5 parmi les sites d’OCP), la roche coûte ici 2,5 fois plus cher à extraire qu’à Khouribga."
Übersetzt:
Mohamed Chehtane (der GF von Bou Craa):" Wir reinvestieren alles vor Ort. Kein Gewinn, wenn es den gibt, fließt in die Kassen der OCP. Die Wahrheit: Gewinne sind selten. Trotz bester Qualität (stärkster P2O5-Gehalt unter den OCP Lagerstätten), ist der Abbau der Erze 2,5 mal teurer als in Khouribga."
Fachleuten ist diese Tatsache bekannt.
Soviel zu dem "riesigen wirtschaftlichen Potential" in der Region.
Re-investieren heißt, den erzielten Gewinn wieder in das Unternehmen stecken.
Also haben sie Geld verdient, sonst könnten sie es nicht re-investieren.
Man steckt das Geld aber nicht in ein Unternehmen, um das Geld zu verpulvern, sondern um die Produktion zu verbessern, damit man daraufhin mehr Gewinn erzielen kann.
Ein Unternehmer der re-investiert weiß, dass er durch diese Maßnahme noch mehr Gewinn erzielen kann.
Wenn er keinen Erfolg erwarten würde, würde er es nicht machen. Er ist ein Insider, er weiß was er macht.
So etwas ist ein positiver Wirtschaftsindikator.
Wenn der Abbau 2,5 Mal so teuer ist als bei einer anderen Lagerstätte, dann kann das verschieden Ursachen haben.
Vielleicht haben sie in den letzten Jahren nicht investiert und den Gewinn entnommen, und jetzt müssen die veralteten Anlagen erneuert werden.
Durch Modernisierung und Verbesserung der Technik kann man immer Kosten senken und den Gewinn steigern.
So, und nun werde ich nochmals für alle verständlich erläutern, warum die Region ein riesiges wirtschaftliches Potential hat.
Ohne Phosphor kann der Mensch nicht leben!
Doch schon bald droht der lebenswichtige Rohstoff knapp zu werden – und er lässt sich durch nichts ersetzen.
Siehe: https://www.welt.de/dieweltbewegen/artic...hheit.html
…
Phosphor ist eine wichtige Grundlage allen irdischen Lebens.
Ohne Phosphor funktioniert kein einziger biologischer Organismus, keine Zelle, keine Pflanze, kein Tier.
Ohne Phosphor droht einer schnell wachsenden Welt von heute mit schon mehr als sechs Milliarden Menschen eine dramatische Nahrungsmittelkrise.
Denn Phosphor ist ein Hauptbestandteil der Düngemittel.
…
Die Vorräte würden theoretisch etwa 100 Jahre reichen, wenn man beim heutigen Verbrauch bliebe.
Doch Phosphatdünger dürfte schon schneller, in rund 20 Jahren, knapp werden.
…
Mit der wachsenden Weltbevölkerung und dem steigenden Nahrungsbedarf wird die Nachfrage nach Phosphor steigen.
…
Bis vor wenigen Jahren war die Nachfrage nach Phosphor immer geringer als das Angebot. Im Januar 2007 drehte sich dann zum ersten Mal diese Situation um. Als Folge stiegen die Preise bis Ende des Jahres 2008 auf das Sechsfache. Sie fielen zwar wieder leicht nach einem Ausbau der Minen, sind aber inzwischen sogar doppelt so hoch wie Ende 2008.
…
Die Dramatik wird noch dadurch verschärft, dass die weltweiten Phosphatreserven sehr ungleich verteilt sind. Vier Länder besitzen rund 80 Prozent aller Vorkommen. Es sind Marokko und die Westsahara, China und, etwa gleich, Südafrika und Jordanien. Und derzeit teilen sich fünf Länder, China, USA, Marokko, Russland und Tunesien, rund drei Viertel der Förderung von Phosphatgestein.
Europa ist zu 90 Prozent abhängig von Importen aus diesen Ländern.
In Australien, der Nummer sieben bei der Produktion von Weizen auf der Welt, ist der Mangel an Phosphor im Boden bereits eklatant.
Auch in allen afrikanischen Ländern südlich der Sahara ist das Gedeihen der Nutzpflanzen stark durch den Phosphormangel gefährdet.
Für viele Länder berührt es die nationale Sicherheit, wenn eine kleine Gruppe von Ländern die Restbestände zahlreicher wertvoller, lebenswichtiger Ressourcen kontrolliert.
So, damit dürfte nun endlich klar sein, warum Marokko viel in diese Region investiert:
Weil sie strategisch und wirtschaftlich wichtige ist für die Gegenwart und die Zukunft.
LG. Gero
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Vielen Dank, gero,
für deine Beiträge! Das gibt viel positives Gefühl, vor allem einem „nicht fachkundigen“ Menschen wie mir. Mein Herz liegt ja im Süden .
Und das, was du sagst, deckt sich mit dem von mir dort Gehörten.
Übrigens habe ich die o.g. „Bohraktivitäten“ schon mit eigenen Augen gesehen.
Allerdings mache ich dort keine Fotos!
Gruß,
bulbulla
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