Hallo, Gast
Sie müssen sich registrieren bevor Sie auf unserer Seite Beiträge schreiben können.

Benutzername
  

Passwort
  





Durchsuche Foren

(Erweiterte Suche)

Foren-Statistiken
» Mitglieder: 1.212
» Neuestes Mitglied: trustedmed
» Foren-Themen: 1.100
» Foren-Beiträge: 10.508

Komplettstatistiken

Aktive Themen
Reisen mit Kumpel
Forum: Touristik und Reisen
Letzter Beitrag: Thomas Friedrich
27.04.2024, 06:36
» Antworten: 1
» Ansichten: 398
Reisen in Marokko mit mar...
Forum: Touristik und Reisen
Letzter Beitrag: bulbulla
25.04.2024, 09:41
» Antworten: 7
» Ansichten: 1.151
Ruhestand in Essaouira un...
Forum: Leben in Marokko
Letzter Beitrag: Picasso
24.04.2024, 06:39
» Antworten: 5
» Ansichten: 1.628
Marokkokarten: Vergessene...
Forum: Touristik und Reisen
Letzter Beitrag: marokko erfahren
22.04.2024, 14:44
» Antworten: 28
» Ansichten: 50.425
Gorch Fock
Forum: Andere Themen
Letzter Beitrag: Starrax
18.04.2024, 20:03
» Antworten: 0
» Ansichten: 249
Rückreise nach Deutschlan...
Forum: Touristik und Reisen
Letzter Beitrag: Thomas Friedrich
17.04.2024, 08:21
» Antworten: 2
» Ansichten: 478
PV-Anlage/Balkonkraftwerk
Forum: Leben in Marokko
Letzter Beitrag: smara
16.04.2024, 23:44
» Antworten: 5
» Ansichten: 589
Sahara: Aktuelle Informat...
Forum: Berichte und Nachrichten aus Marokko
Letzter Beitrag: tseidemann
16.04.2024, 11:46
» Antworten: 386
» Ansichten: 104.920
Saughalterung für TomTom ...
Forum: Anzeigen und Gesuche
Letzter Beitrag: Marc99
15.04.2024, 14:38
» Antworten: 2
» Ansichten: 667
Flughafen Tanger
Forum: Touristik und Reisen
Letzter Beitrag: Ja41
05.04.2024, 14:03
» Antworten: 9
» Ansichten: 1.257
Gewisse Marokkanische Sac...
Forum: Anzeigen und Gesuche
Letzter Beitrag: Thomas Friedrich
03.04.2024, 07:37
» Antworten: 1
» Ansichten: 502
Suche Werkstatt für schwe...
Forum: Anzeigen und Gesuche
Letzter Beitrag: EuclidPfer
25.03.2024, 20:38
» Antworten: 13
» Ansichten: 2.108
Erdbeben der Stärke 7 in ...
Forum: Berichte und Nachrichten aus Marokko
Letzter Beitrag: Maghribi
25.03.2024, 13:12
» Antworten: 58
» Ansichten: 18.240
Hochzeit Marokko - Legali...
Forum: Partnerschaften
Letzter Beitrag: aelx
24.03.2024, 10:14
» Antworten: 10
» Ansichten: 27.507
Riad Sidi Magdoul, Essaou...
Forum: Touristik und Reisen
Letzter Beitrag: Ja41
23.03.2024, 11:15
» Antworten: 2
» Ansichten: 643
Freunde kennenlernen (Fra...
Forum: Lebens-Art
Letzter Beitrag: Mudli
22.03.2024, 11:58
» Antworten: 0
» Ansichten: 931
Deutsches Ehefähigkeitsze...
Forum: Partnerschaften
Letzter Beitrag: aelx
19.03.2024, 10:11
» Antworten: 14
» Ansichten: 26.995
Wasserversorgung Marokko
Forum: Berichte und Nachrichten aus Marokko
Letzter Beitrag: Marc99
18.03.2024, 20:35
» Antworten: 126
» Ansichten: 48.595
Marokko schickt Hilfsgüte...
Forum: Berichte und Nachrichten aus Marokko
Letzter Beitrag: Mike
16.03.2024, 23:08
» Antworten: 0
» Ansichten: 627
Flug von Tanger nach Sevi...
Forum: Touristik und Reisen
Letzter Beitrag: latinoo
15.03.2024, 15:51
» Antworten: 1
» Ansichten: 615
Deutsche Bäckerei in Maro...
Forum: Leben in Marokko
Letzter Beitrag: Marc99
15.03.2024, 11:26
» Antworten: 23
» Ansichten: 2.780
Wohnung kaufen in Marokko
Forum: Leben in Marokko
Letzter Beitrag: Marc99
13.03.2024, 13:50
» Antworten: 22
» Ansichten: 6.062
Ramadan in Zeiten der Kri...
Forum: Lebens-Art
Letzter Beitrag: Fouad
11.03.2024, 21:30
» Antworten: 0
» Ansichten: 821
Ramadan - ein Kind erzähl...
Forum: Lebens-Art
Letzter Beitrag: Maghribi
11.03.2024, 17:44
» Antworten: 6
» Ansichten: 14.118
lost & found/verlorener G...
Forum: Touristik und Reisen
Letzter Beitrag: Thomas Friedrich
06.03.2024, 10:09
» Antworten: 3
» Ansichten: 674
Crit'Air-Vignette für Fra...
Forum: Touristik und Reisen
Letzter Beitrag: bulbulla
29.02.2024, 07:25
» Antworten: 12
» Ansichten: 1.705
Fischsuppe in Agadir
Forum: Touristik und Reisen
Letzter Beitrag: latinoo
27.02.2024, 00:31
» Antworten: 0
» Ansichten: 557
Austausch deutsche Kranke...
Forum: Anzeigen und Gesuche
Letzter Beitrag: Kers
25.02.2024, 00:06
» Antworten: 0
» Ansichten: 1.803
Gültigkeitsdauer Pass bei...
Forum: Touristik und Reisen
Letzter Beitrag: Varaderorist
19.02.2024, 19:52
» Antworten: 6
» Ansichten: 1.128
Heiraten als Student in M...
Forum: Partnerschaften
Letzter Beitrag: Marc99
14.02.2024, 10:06
» Antworten: 4
» Ansichten: 1.028
Benötigte Unterlagen für ...
Forum: Partnerschaften
Letzter Beitrag: Marc99
13.02.2024, 05:39
» Antworten: 15
» Ansichten: 1.980
Anreise nach Marokko ohne...
Forum: Touristik und Reisen
Letzter Beitrag: Luke_Perry777
12.02.2024, 20:56
» Antworten: 4
» Ansichten: 1.045
KFZ-Versicherung in Marok...
Forum: Touristik und Reisen
Letzter Beitrag: Marc99
09.02.2024, 12:02
» Antworten: 65
» Ansichten: 36.021
Beantragung Ehefähigkeits...
Forum: Partnerschaften
Letzter Beitrag: theomarrakchi
08.02.2024, 17:16
» Antworten: 4
» Ansichten: 848
Firmengründung und Firmen...
Forum: Andere Themen
Letzter Beitrag: Thomas Friedrich
07.02.2024, 13:43
» Antworten: 7
» Ansichten: 799
Wie Musik die Seele heile...
Forum: Lebens-Art
Letzter Beitrag: Expat71
06.02.2024, 16:54
» Antworten: 6
» Ansichten: 14.147
Erbfall - Nachlassauflösu...
Forum: Leben in Marokko
Letzter Beitrag: Marc99
06.02.2024, 13:51
» Antworten: 2
» Ansichten: 665
Gutschein für geführte WO...
Forum: Anzeigen und Gesuche
Letzter Beitrag: AzurePulse23
05.02.2024, 15:05
» Antworten: 4
» Ansichten: 3.135
Wäre es erlaubt sich in d...
Forum: Partnerschaften
Letzter Beitrag: Expat71
04.02.2024, 19:06
» Antworten: 15
» Ansichten: 7.517
Erfahrungen austauschen u...
Forum: Leben in Marokko
Letzter Beitrag: Expat71
02.02.2024, 20:20
» Antworten: 11
» Ansichten: 2.398
Geldautomat
Forum: Touristik und Reisen
Letzter Beitrag: Jack49
02.02.2024, 18:18
» Antworten: 13
» Ansichten: 1.836
Alte Dirham-Scheine
Forum: Touristik und Reisen
Letzter Beitrag: worldbiking
01.02.2024, 12:31
» Antworten: 3
» Ansichten: 750
Butangas im Wohnmobil im ...
Forum: Andere Themen
Letzter Beitrag: Marc99
30.01.2024, 13:53
» Antworten: 6
» Ansichten: 1.385
Beerdigung für Christen i...
Forum: Andere Themen
Letzter Beitrag: bulbulla
29.01.2024, 12:15
» Antworten: 5
» Ansichten: 1.509
Überwachungskameras in Kl...
Forum: Andere Themen
Letzter Beitrag: AzurePulse23
27.01.2024, 22:29
» Antworten: 3
» Ansichten: 857
Kaktusfeige
Forum: Andere Themen
Letzter Beitrag: AzurePulse23
27.01.2024, 22:24
» Antworten: 3
» Ansichten: 849
Haemodialyse Station in S...
Forum: Touristik und Reisen
Letzter Beitrag: Starrax
27.01.2024, 10:29
» Antworten: 1
» Ansichten: 665
Familizusammenführung aus...
Forum: Partnerschaften
Letzter Beitrag: Yassine
25.01.2024, 09:58
» Antworten: 0
» Ansichten: 747
Personenfürsorge für ein ...
Forum: Partnerschaften
Letzter Beitrag: Alice90
23.01.2024, 13:56
» Antworten: 0
» Ansichten: 660
Frage zu angemessener Ent...
Forum: Leben in Marokko
Letzter Beitrag: Marc99
22.01.2024, 19:13
» Antworten: 6
» Ansichten: 2.127

 
Video Schöner Werbefilm für Touristik in Marokko
Geschrieben von: Frederique - 05.06.2018, 22:53 - Forum: Lebens-Art - Keine Antworten


https://www.youtube.com/watch?v=KlCjsznJ27Q

Drucke diesen Beitrag

Video Spaziergabg durch Fes
Geschrieben von: Frederique - 05.06.2018, 22:50 - Forum: Lebens-Art - Keine Antworten

Drucke diesen Beitrag

Video Die Orient-Okzident Karawane
Geschrieben von: Frederique - 05.06.2018, 22:48 - Forum: Lebens-Art - Keine Antworten


Die Kunstkarawane https://www.youtube.com/watch?v=fuf8jnTDjHc
Ein Projekt des Deutsch-Marokkanischen Freundeskreises e.V. 1990er Jahre!

Drucke diesen Beitrag

Information Der Islam, die Moderne und der Westen
Geschrieben von: Marokkoforum - 05.06.2018, 22:14 - Forum: Lebens-Art - Keine Antworten

Der Islam, monotheistische Religion par excellence, ist seit Jahrhunderten in verschiedenen Regionen der Welt zu Hause und wird von den verschiedenartigsten Gesellschaften gelebt, für die er das lebendige Erbe der Gemeinschaft bleibt, die sich unbeirrbar einem einzigen, über allem stehenden Gott hingibt.

So umfasst die islamische Welt verschiedene Völker und Staaten; arabische und nicht-arabische, weiße, schwarze und asiatische, die vor Gott alle gleich sind. Sie übertreffen einander nur in der Kraft ihres Glaubens und der Sorgfalt, die sie bei der Einhaltung der religiösen Vorschriften, wie sie vom Koran gelehrt werden, anwenden. Dieser ist das Hauptgebäude und die erste Quelle der Religion, obwohl er nicht ausschließlich alle Fragen beantwortet, die sich den Muslimen stellen. Wenn ein Zitat im Text unvollständig ist, erklärt die Sunna, die die Worte und Taten der Propheten enthält, was vorausgesetzt wird oder Anlass zu Missverständnissen geben kann. Sie legt fest, was allgemein gilt und wird dabei von einer wunderbaren Interpretationsbemühung (Ijtihad) unterstützt, die ebenfalls strengen Regeln und genauen Kriterien unterworfen ist; ohne diese Bemühung wären die muslimischen Gesellschaften tatsächlich vollkommen unbeweglich geworden und seit langem zu einem isolierten Dasein und zur fortschreitenden Sklerose verdammt.


Der Prophet des Islam, Sidna Mohamed, hat in diesem Bereich das grandiose Werk einer inspirierten Botschaft vollendet. Sein Leben ist ein perfektes Beispiel an Demut, Großzügigkeit, Opferbereitschaft und Toleranz, kurz, ein Mann, dessen Leben mit allen Qualitäten ausgestattet war, mit denen Gott in seiner Allmacht einen seiner Erwählten nur ausstatten konnte.


Im XIX. und XX. Jahrhundert haben die Muslime außerordentliche Anstrengungen in verschiedenen Bewegungen in dem Versuch unternommen, die muslimische Gesellschaft und ihre Denkweise zu erneuern, zu modernisieren, anzupassen und in die Zwänge des modernen Lebens zu integrieren, um sie soweit wie möglich mit den Anforderungen einer in steter Bewegung, in ununterbrochenem Wechsel befindlichen Welt in Gleichklang zu bringen.


Die muslimische Gesellschaft sieht sich auch heute noch erheblichen Herausforderungen gegenüber; auf der einen Seite der Moderne mit dem wissenschaftlichen Fortschritt und dem Siegeszug der Technologie, auf der anderen Seite der Krise der moralischen Werte, des Glaubens und der geistigen Grundlagen.


Die Angriffe der Moderne waren der Anfang eines tiefen Umschwungs, sie haben Lebensweisen aufgezwungen, die bis dahin unbekannt waren. Die alte Ordnung wurde stark in die Enge getrieben und gestört, sowohl in materieller Hinsicht als auch im Bereich der Kultur und der Religion selbst.


Die Moderne, die durch ihren Bezug zur unwiederbringlichen Vergangenheit mit ihren Traditionen, Bräuchen, Mentalitäten, Haltungen und eigenen Visionen bestimmt wird, und gleichzeitig durch ihren Bezug zur Zukunft, mit der sich Fortschritt, Wissenschaft, Technologie und alle Formen der Öffnung und der Veränderung verbinden, verlangt, neue Denkweisen anzuwenden, um von der heutigen Kultur und Wissenschaft effektiv profitieren zu können.
Es geht um die Frage, wie eine schöpferische Umwandlung in der Beständigkeit herbeigeführt werden und die islamische Denkart mit neuen Impulsen versehen werden kann, indem sie für die positiven Kenntnisse von heute geöffnet wird, von denen sie nicht weiter getrennt leben sollte, und dies durch eine Interpretationsanstrengung, die immer schon ein bereicherndes Umfeld für die islamische Kultur und Wissenschaft gewesen ist.


Die religiöse Öffnung ist ihrer Natur nach delikat und schwierig. Da die Religion mit ihren Dogmen, ihrem Ritual und ihrer Eschatologie ein organisiertes Ganzes ist, kann nichts davon aufgegeben werden, ohne sich der Gefahr auszusetzen, sie zu entstellen oder eine neue Religion zu schaffen.
Das religiöse Denken gehorcht nicht derselben Logik wie das wissenschaftliche Denken, es erscheint denjenigen, die es nicht ausüben, manchmal konfus, fremd, primitiv und widersprüchlich.


Die Muslime versuchen, den Islam mit der modernen Welt zu versöhnen und den aggressiven Säkularismus zu vermeiden, von dem die westliche Welt geprägt ist, und gleichzeitig, ihre kollektive Identität zu bewahren, die die Verwurzelung, Kontinuität und Authentizität ihrer Existenz bedeutet.
Sie fürchten die wissenschaftliche und materielle Erneuerung nicht, weisen aber einige der damit einhergehenden destabilisierenden Folgen für die Kultur und das allgemeine Denken zurück. Sie können die Vorstellung nicht akzeptieren, dass die Moderne im Widerspruch zur Religion stehe, und dass der Westen erst nach Zurückweisung aller althergebrachten und vor allen Dingen religiösen Sicherheiten erfolgreich geworden sei. Man entgegnet darauf, dass die westliche Zivilisation immerhin Produkt der griechischen Philosophie, des römischen Rechts und der dort überwiegend vorherrschenden christlichen Religion sei.


Jegliche Erneuerung wird akzeptiert, wenn sie nicht die Grundlagen der Glaubenssätze und des Glaubens in Frage stellt; die damit einhergehenden Veränderungen, die nicht auf den sicheren Grundlagen der Religion beruhen, werden zurückgewiesen. Man wirft den Muslimen den Gewinn neuer Kräfte im religiösen Leben vor, die missbräuchliche Rückkehr des Heiligen ins tägliche Leben, in gewisser Weise die Eingliederung des Übernatürlichen in die Immanenz. Der Islam wird dabei als globale Ordnung angesehen, die folglich alle zeitlichen und geistlichen Aspekte des Lebens angehe. Die Muslime versuchten also, in einer von der überhandnehmenden Technologie geregelten Welt mit Haltungen zu leben, die von einer Ethik geleitet seien, die sich traditionellen Gesellschaften offenbart habe, die auf den (rückständigen!), von der Religion gelehrten Werten gegründet seien.


Es ist bekannt, dass die Begegnung des Islams mit dem Westen seit langem unter verschiedenen kulturellen, spirituellen, wirtschaftlichen, friedlichen und konfliktträchtigen Aspekten stattfindet.


Die Welt des Islams ist der westlichen Philosophie zum ersten Mal bereits im Mittelalter begegnet; die großen muslimischen Denker haben die griechische Gedankenwelt übersetzt und übernommen, sie günstig aufgenommen und an den Gebrauch im Islam angepasst. Insofern haben sie der Sehnsucht der islamischen Gesellschaft nach Erneuerung und ihrer Tendenz, sich in Richtung des Universellen weiterzuentwickeln, entsprochen. Folglich sehen wir, dass der Islam im allgemeinen, gestern wie heute, sich in keiner Weise als Bewahrer, erstarrt und auf sich selbst zurückgezogen, versteht. Die Muslime unternehmen vielmehr größte Anstrengungen, um das islamische Recht neu zu aktualisieren, zu interpretieren und zu ordnen, ohne den ihm zugrundeliegenden Geist und seine Philosophie zu ändern. Die Moderne ist nämlich nicht gleichzusetzen mit Schlaffheit, Kulturlosigkeit und bedingungslosem Einreihen in ausländische Modelle, in eine importierte kulturelle und religiöse Identität.


Auf der anderen Seite stellen wir leider fest, dass die Beziehungen des Islams zum Westen heute manchmal Zeichen einer gewaltsamen Konfrontation tragen. Der Islam kann nach Ansicht einiger nur gegen die Moderne eingestellt sein, integristisch, fundamentalistisch und ablehnend gegenüber dem wissenschaftlichen Denken - solange die Muslime nicht akzeptierten, das westliche Modell, das ein vollendetes und in seiner kulturellen und zivilisatorischen Perfektion einzigartiges Beispiel darstelle, vollkommen zu übernehmen.


Vielleicht ist der Islam in ihren Augen sogar schuldig, ein anderes Gesellschaftsmodell konstruieren und vorschlagen zu wollen, das in Konkurrenz zu dem im Westen bekannten steht.


Die Muslime, die die materielle Moderne von der intellektuellen und vor allen Dingen religiösen Moderne unterscheiden wollen, die im Sinne einer Versöhnung ihrer Religion, ihrer Kultur und ihrer Gedankenwelt mit dem modernen Leben arbeiten, beklagen sich über eine allgemeine Aggression, die sie in allen geistigen, politischen, sozialen, wirtschaftlichen und sonstigen Bereichen erfahren. Und deshalb wird der Islam für einige zum Refugium in ihrem Kampf um Bewahrung ihrer Identität im Allgemeinen, und der islamischen Identität im besonderen.


Einige Gruppen, die man als islamisch bezeichnet (obwohl ihre gewaltsamen Handlungen den Prinzipien des Islam widersprechen und von der Gesamtheit der muslimischen Länder abgelehnt werden), haben in westlichen Kreisen die Furcht vor dem Islam geweckt und damit die Angst vor der kommunistischen Gefahr ersetzt, die den Westen immer schon beunruhigt hat. Einige Theoretiker haben sogar begonnen, von der islamischen Gefahr zu sprechen, die allerdings durch nichts gerechtfertigt ist.


Aber worauf verweist der Islam in der heutigen Denkweise? Die Antworten können nur zahlreich und unterschiedlich je nach Interessenlage und Vielfalt der Gesichtspunkte sein: auf die arabischen oder die nichtarabischen Staaten, in denen der Islam Staatsreligion ist? Auf die politischen Regime, die sie unterstützen? Auf die Geschichte, die für viele von einer Religion, die gleichzeitig nah und fern ist, "blockiert" ist? Auf die muslimischen Bevölkerungen in der Emigration? Schließlich auf diese relativ verbreitete Vorstellung von einer besitzergreifenden und gefährlichen Religion?


Diese unvernünftige Sichtweise verdeckt die Wirklichkeit des Islams und seine historischen, kulturellen und philosophischen Dimensionen durch eine zu enge Interpretation, die in ihm nur ein kulturelles System sieht, eine Gesamtheit von Glaubensrichtungen und erstarrten Glaubensausübungen, die stereotype soziale Verhaltensweisen hervorruft und von den Gläubigen auch gelebt wird, und die eine Aggressivität aufweist, die man unter Kontrolle halten muss.


Es erscheint uns gefährlich, den Islam in dieser Art und Weise aufzufassen. Man kann die Einzelnen nicht nur auf die Dimension ihrer Gemeinschaft reduzieren, sie zur alleinigen Identifikation mit der Dimension des Glaubens zwingen, ohne sie auf den Weg des Integrismus zu zwingen, der ein Weg der Verweigerungen und des Ausschlusses ist. Diese Darstellung des Islams kann sich in zwei Richtungen entwickeln: entweder verschärft sie die Wahnvorstellungen immer mehr, vervielfacht die Ausschließungsformen, drängt zur Verteidigung, zum Rückzug, oder aber sie ist Anlass, die Universalität der Grundwerte des Islams zu revidieren oder zu prüfen, zum Beispiel das zentrale Konzept der Laizität. Dies würde den Muslimen auch Gelegenheit geben, die Möglichkeiten der Einwirkung auf ihre Religion zur Anpassung in einer fremden Umgebung zu erproben.


Beachten wir in diesem Zusammenhang die im Westen hinsichtlich der Kenntnis des Islams bestehende Kluft zwischen den beiden existierenden Gesellschaften, zum einen der wissenschaftlichen, ohne wirklichen Einfluss ausgestatteten Minderheit, und zum anderen der bürgerlichen Mehrheit, die die meiste Zeit fremden Einflüssen im Bereich der wissenschaftlichen Forschung ausgesetzt ist. Der für den Islam reservierte Platz in den Unterrichtsplänen an Schulen ist weit davon entfernt, Antworten auf die von ihm in den 80iger und 90iger Jahren aufgeworfenen Fragen zu geben, sowohl bei den aus der Emigration hervorgegangenen Jugendlichen als auch bei der gebildeten Bevölkerung europäischer Herkunft.


Um zu dem von Anthropologen, Soziologen, Politologen, Orientalisten und anderen auf wissenschaftlicher Ebene Gesagten zurückzukommen, so stellen wir fest, dass sie lange Gefangene ihrer eigenen analytischen Kategorien waren und die eigentlichen aktuellen Probleme des europäischen Islams ihnen zu einem Zeitpunkt entglitten sind, in dem der Konsens auf der Welt auf dem Respekt der Minderheiten und dem Kampf gegen die Ausgrenzung zu beruhen scheint.


Man kann diesbezüglich leider nicht umhin festzustellen, dass das Gespräch über Orientalistik das ein für den Westen bestimmtes Gespräch des Westens über den Osten ist, manchmal von einigen muslimischen Intellektuellen wie eine Angriffshandlung verloren wird. Sie sind sehr besorgt darüber, selbst Studienobjekt zu sein. Der Westen liest den Osten, interpretiert seine Vergangenheit, führt über ihn und sein Vaterland Forschungen durch und fällt Urteile über seine Kultur, seine Zivilisation und seine Religion unter Zuhilfenahme von Forschungsmethoden und -instrumenten, die der Denkweise des Ostens und des Islams fremd sind.


Deshalb fühlen sich die Intellektuellen bei diesen Studien nicht wohl. Sie haben den Eindruck, als ob diese Studien beabsichtigten, sie ihrer Geschichte, ihrer Kultur, ihrer Illusionen und ihrer Vorstellungswelt zu berauben; kurz, ein unterdrückerischer Umgang mit Worten, der vergewaltigt und das Objekt seiner Studien verletzt.


So macht sich ein Geist des Misstrauens, der Polemik und des Unverständnisses breit; die gesamten westlichen Ausführungen über den Islam und die islamische Welt wecken Misstrauen und rufen Widersprüche und herbe Kritik hervor. Konstruktive Kritik darf nicht nur die Schwächen sehen und sich bemühen, alle Unzulänglichkeiten in ihren Einzelheiten aufzuzeigen, als ob sie alles wären. Dieser Zustand findet seinen Höhepunkt in dem Anstieg der Integrismen und ihren besonders gewalttätigen Wortbeiträgen.


Gleichzeitig wirft man dem Westen vor, sich im Verlauf der Geschichte als Ursprung jeglicher kulturellen, philosophischen und wissenschaftlichen Aktivität zu sehen, indem betont wird, dass die heutige Zivilisation lediglich die Fortsetzung des griechischen Wunders sei, unter Verleugnung jeglichen anderen Einflusses.


Die anderen Zivilisationen, der Islam zum Beispiel, haben in ihren Augen nichts als ein zweitrangiges Werk vollendet, das das Stadium der Übermittlung, Übersetzung und Interpretation des griechischen Vaterlandes nicht überwunden habe.
Hinzukommen einige Glaubensrichtungen, die zugelassen worden waren, wie tatsächlich wissenschaftlich begründete Theorien im XIX. Jahrhundert, die die Überlegenheit der arischen Rasse und ihre wunderbaren Fähigkeiten unter gleichzeitiger Hervorhebung der Unfähigkeiten der anderen Ethnien, mit der semitischen Rasse an der Spitze.


Es bleibt trotz allem festzuhalten, dass die Orientalistik ein Wissensgebiet und eine Methode ist, die von den Gesellschaftswissenschaften abstammen, bei denen sich die Wahl der Methode im Allgemeinen nicht von Ideologie freisprechen kann. Der Forscher mag das Gegenteil glauben, aber es ist die Wirklichkeit. Er fühlt sich nicht betroffen; er analysiert von außen und kann folglich das fremde System, das er studiert, nicht tiefgehend erfassen.


Man muss trotz allem anerkennen, dass diese Ideen, diese fremdenfeindlichen Theorien - die natürlich nicht so beschaffen waren, dass sie den Nichtwestlichen gefielen, später von der europäischen Wissenschaft selbst widerlegt worden sind. Der Westen hat sie dementiert und sich von ihnen nach den rassistischen Verwüstungen und den Kriegsbränden losgesagt, unter denen er selbst am meisten in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts gelitten hat.


Man muss heute befürchten, dass die wissenschaftliche Forschung wegen der Herrschaft der Medien ihre Anforderungen, was Ehrlichkeit und Strenge angeht, zugunsten des Imperativs der Information und der sofortigen Kommunikation opfert. Man muss auch befürchten, dass die Wissenschaft dieselben Themen aufgreift, von denen in den Medien die Rede ist, obwohl die Prinzipien und Analysemethoden in beiden Fällen unterschiedlich sind.
Was in den Medien gesagt wird, ist sicherlich das Meistgelesene, -gehörte, -angeschaute und auf jeden Fall das im kulturellen Raum physisch Präsenteste, und folglich auch geistig in den Köpfen Vorhandene - bis zu dem Punkt, dass die Quasi-Hegemonie der Medien über die anderen Ausführungen eine furchtbare Tatsache ist, die gefürchtetste bei der Verbreitung der Gedanken, der Bilder und der Information. Das in den Medien Gesagte ist, von einigen Ausnahmen abgesehen, im Allgemeinen für den Islam ungünstig, von dem einen eher negativen Bild vermittelt wird.

Die Präsenz des Islams in Europa erfordert, dass man folgendem Rechnung trägt:

  • einerseits seiner Ansässigkeit, die heute eine unumgehbare Wirklichkeit darstellt, seiner Suche nach Legitimation, einer ebenfalls oft erhobenen Forderung, deren Anerkennung durch die Gastländer nichts als eine seitens der Gesellschaft besser kontrollierte Organisation und Handhabung seiner Bedürfnisse und seiner sozialen, kulturellen und konfessionellen Probleme bedeuten kann. Dies ist für diese Länder eine gute Gelegenheit, sich selbst besser zu verstehen und gleichzeitig das Andersartige besser kennenzulernen,
  • andererseits seiner geographischen Verteilung und der ethnischen und nationalen Heterogenität der muslimischen Bevölkerung in Europa. Es kann keine Eingliederung ohne eine besondere rechtliche Anpassung geben, ohne nationale Gesetzgebungen, die dem Islam erlauben - und das ist für ihn eine Chance - seine Anpassungskraft und seine Entwicklungsfähigkeit zu erproben.

    Von dieser doppelten, unvermeidlichen und definitiv vorhandenen Herausforderung, der Anerkennung des Islam durch Europa und der Fähigkeit des Islams, sich im europäischen Kontext anzupassen, hängt die Zukunft der Beziehungen zwischen beiden ab.

    Welche Vorschläge kann man heute machen, damit diese Herausforderung nicht bei dem einen oder anderen extremste, weil verzweifelte Reaktionen hervorruft?


Es wäre einfach erforderlich, dass die einen wie die anderen mit demselben Einsatz und demselben Willen die notwendigen Anstrengungen darauf ausrichteten, den anderen "ein wenig näher anzuschauen", das heißt, ein wenig eingehender, um ihn besser zu verstehen und durch das Verstehen bereit zu sein, ihn zu akzeptieren und folglich zu respektieren.


Die ganze Zukunft der Begegnung, der zufälligen oder gewollten Interaktion verschiedener Elemente hängt von der vorhandenen oder fehlenden Bereitschaft dieser Elemente ab, anstelle unabhängiger Splittergruppen einen einzigen vielgestaltigen Block zu bilden. In dem speziellen uns interessierenden Fall ist die Bereitschaft zum Verständnis, zur Annäherung, zum Dialog nicht natürlicherweise gegeben, sondern sie resultiert wohl aus der Erziehung und Bildung des Bürgers. Es ist die Bildung im weitesten Sinne, die den Bürger formt, die ihn darauf vorbereitet, sich den Schwierigkeiten des Lebens zu stellen, die Probleme zu lösen, mit den Konflikten gegenüber einem anderen Bürger oder einer Gruppe von Bürgern umzugehen. Durch sie lernt er gleichzeitig mit der Sinnhaftigkeit auch Dialogformen, Verhandlungsführung und Konsensbildung.


Das Bedürfnis nach Erklärung, die Forderung nach Wissenserwerb, die der Islam heutzutage im Westen zum Ausdruck bringt, sowohl von Seiten der aus der Emigration hervorgegangenen Jugendlichen als auch der Bevölkerung westlicher Herkunft, stehen außer Verhältnis zu dem Platz, der dem Islam in den Unterrichtsplänen eingeräumt wird.


Die Bildung stellt den ersten und wichtigsten Sozialisations- und angemessenen Gesprächsort in diesem Bereich dar. Die Schule, die Familie, die Straße und das dortige Geschehen, die Vereinigungen, die Medien, alle nehmen darüber hinaus an der Wissensvermittlung teil, nämlich, das Kind durch zu weiterzugebende Informationen zu erziehen; der Erwachsene nimmt teil, indem er ihm dabei hilft, mit den anderen "zusammenzuleben", sich nicht in seinen Gedanken einzuschließen und sich nicht hinter seinem Glauben zu verschanzen. Es wird also notwendig, die Überlegungen auf dieser Ebene anzustellen und verstärkt zu handeln, um zu vermeiden, dass sich Vorurteile einnisten, dass sich Tendenzen der Überlegenheit und der Dominierung entwickeln, damit nicht "im Kopf" Gedanken und "im Herzen" Gefühle entstehen, die beide zur Intoleranz und zur Ausgrenzung führen.
Die Moderne Bildung muss bei den Bürgern die Motivation hervorrufen, mit anderen Kontakten auf lange Sicht und in einem Raum zu knüpfen, der mit den Grenzen des Planeten verschmilzt. Eines Planeten, auf dem die Grenzen immer weniger geschlossen sind, und wo die Völkerbewegungen schon kulturelle und biologische Mischungen geschaffen haben und politisch vereinte Gesellschaften entstanden sind, selbst wenn sie sprachlich und kulturell heterogen sind.


Nun, wie kann man sich die Zukunft vorstellen?
  • Geht es um Anpassung?
Oder Akzeptieren der Tatsache, dass beide Seiten sich heutzutage in einer Konfliktsituation befinden, in der der Islam fortfährt, seine Legitimität zu fordern, für seine spezifischen Rechte zu kämpfen.
  • Geht es um Integration?
Diese setzt mittelfristig ein Nachlassen der ursprünglichen gesellschaftlichen Bindungen zugunsten eines immer stärkeren nationalen Zugehörigkeitsgefühls voraus.
  • Geht es um Assimilation?
Ein solcher Integrationsprozess würde ganze Generationen Jugendlicher muslimischer Abstammung dazu verleiten, die dominierenden Schemata und kulturellen Verhaltensmuster anzunehmen und jedes Zugehörigkeitsgefühl zur Gesellschaft der Eltern zu verlieren, der man keine irgendwie geartete Rechenschaft schulden würde.

Man kann leicht nachvollziehen, dass die in Europa lebenden Muslime eher versuchen, sich in die Gesellschaft der Gastländer einzugliedern, in der Überzeugung, dass ein solcher Prozess eine doppelte Vorgehensweise mit sich bringt: ihre eigene und die ihrer Gastländer. Der Gemeinschaft der Muslime obliegt es, sich für ihre Anerkennung mit legalen Mitteln auszustatten sowie mit zulässigen demokratischen Strukturen für ihre Beziehungen zu anderen, insgesamt eine Politik der Eingliederung zu verfolgen, die der Zukunft gewidmet ist, indem sie sich auf die Vergangenheit stützt.


Die Beziehungen zwischen den Muslimen und den Europäern dürfen sich nicht auf einen Konflikt zwischen den Vorschriften des Islams und den Gesetzen des Gastlandes reduzieren. Im Gegenteil, sie müssen als Beziehungen zwischen Gemeinschaften von Menschen angesehen werden, die miteinander so umgehen, wie sie wirklich sind, und nicht so, wie die einen für die anderen zu sein scheinen. Dabei darf man nicht aus dem Auge verlieren, daß die Muslime Monotheisten sind, deren Religion Toleranz, Großzügigkeit und Respekt lehrt vor dem Anderen, so wie Gott ihn in seiner Weisheit erschaffen hat.

Da die muslimische Welt auf der Suche nach einem Regelstatut für die von ihr erlebten Veränderungen ist und Umwälzungen unterliegt, die sie in den Griff zu bekommen versucht, bleiben folgende hauptsächliche Fragen:
  • Wie soll der Erhalt der dem Islam eigenen Werte gesichert werden, die die Hauptantriebskraft der Religion darstellen?
  • Wie soll der Erhalt der islamischen Kultur in der Vorstellungswelt, der Kreativität und der Sprache gesichert werden?
  • Wie soll eine neue Gesellschaft des Wissens und der Kommunikation geschaffen werden?
  • Wie kann man mit den verschiedenen Zivilisationen und Geisteshaltungen im Frieden, in der Toleranz und im wechselseitigen Respekt leben?
  • Wie kann die Moderne gelebt werden, ohne die eigenen geistigen Werte zu verlieren?
  • Wie kann schließlich und vor allem aus dem Islam ein neuer gedanklicher Entwurf in der heutigen, im permanenten Wandel befindlichen Welt werden?
Die Zukunft des modernisierten Islams im Westen, seine gewünschte Eingliederung hängen gleichzeitig ab von:
  • Der muslimischen Gemeinschaft und ihrer Anpassungsfähigkeit bei ihrer Strukturierung und Institutionalisierung in einem fremden Umfeld sowie ihrer Fähigkeit, auf Darstellungen einzuwirken, die von ihr heute ein negatives Bild abgeben.
  • Von der Fähigkeit der Gesellschaften der Gastländer, die Verschiedenheit der Muslime anzunehmen, indem ihre entsprechenden Werte und ihre Gesetze im Sinne einer größeren Toleranz und zugunsten einer Anerkennung, einer Annahme des anderen und eines notwendigen Zusammenlebens korrigiert werden.
Die Zukunft des Islams zeichnet sich schon in dieser doppelten Herausforderung ab, die sicherlich für die einen wie auch für die anderen die größte Lektion der Zeitgeschichte sein wird, die noch einmal dem Frieden und der Toleranz den Vorzug gegeben haben wird - durch einen konstruktiven, kreativen Dialog zum Wohl der gesamten Menschheit.

Prof. Dr. Dr. Abdelwahab Tazi Saoud, Rektor der Universität Karaouiyine a.D.
Verfasst in den letzen Jahren des vergangenen Jahrhunderts


Alle Rechte vorbehalten
Der vorliegende Text ist ein Auszug aus der DMF-Edition des Deutsch-Marokkanischen Freundeskreises e.V.
Vervielfältigungen sind nur mit ausdrücklicher Genehmigung von www.marokko.com  möglich.

Drucke diesen Beitrag

Lightbulb Das Geschenk des Sultans
Geschrieben von: Marokkoforum - 05.06.2018, 22:05 - Forum: Lebens-Art - Keine Antworten

Es war einmal, vielleicht aber auch nicht - ein Sultan in Marrakesch, Ahmed der Goldene, dessen Ruhm weit über die Grenzen des scherifischen Kaiserreichs hinaus reichte. Unermesslich waren sein Reichtum und seine Machtfülle. Man nannte ihn „Ahmed den Goldenen“, weil seine königliche Schatulle, wie man sich auf allen Märkten des Landes hinter vorgehaltener Hand erzählte, bis zum Rand mit Gold gefüllt war. Sein Glanz und Ruf war weit über die Landesgrenzen hinaus gedrungen, und alle fürstlichen Herrscher in den Nachbarländern, aber auch die im fernen Orient, suchten seine Freundschaft. Pausenlos trafen Botschafter mit Grußbotschaften am Hof von Marrakesch ein. Bei dieser Gelegenheit überreichten die adligen Gesandten dem Sultan wertvolle Geschenke ihrer Herrscher, auf dass sich der Ruhm von Ahmed dem Goldenen weiterhin mehre.

Im alten Sudan lebte ein König, der als Zeichen seiner Unterwerfung dem Sultan von Marrakesch einen riesigen Elefantenbullen zum Geschenk machte. Unser Sultan, Ahmed der Goldene, war über das ungewöhnliche Geschenk hocherfreut und übergab den Dickhäuter einem sesshaft gewordenen Beduinenstamm, der seine Zelte für immer in der Nähe von Marrakesch aufgeschlagen hatte. Die Treue und Ergebenheit des Nomadenstammes zum Sultan war im ganzen Land bekannt. Er ließ den Stammeschef, einen hoch angesehenen Scheich, zu sich rufen: „Unser Freund, der König des Sudans, hat uns einen herrlichen Elefanten zum Geschenk gemacht. Wir haben großes Vertrauen zu dir und deinen Stammesbrüdern. Aus diesem Grunde haben wir nach reiflicher Überlegung beschlossen, dir das kostbare Tier anzuvertrauen.“


Der dem Sultan treu ergebene Stammesführer erging sich in unaufhörliche Danksagungen und Segenswünsche für die königliche Gunst, küsste die Hand des Monarchen und zog sich in ehrerbietiger Haltung zurück. Der Scheich befahl dem Elefantenführer, das Tier bis zum Gebiet seines Stammes zu begleiten und bat ihn, in seine Dienste zu treten.


Die Nomaden aber lebten in verschiedenen Dörfern, die über das ganze Stammesgebiet verstreut hinter hohen Dünen lagen. Die kargen Erträge, die sie aus der Landwirtschaft und der Viehzucht erwirtschafteten, waren bescheiden. Sie konnten nur mit Mühe ihre Kinder satt bekommen.
Trotz der Bürde, die die Pflege des scherifischen Elefanten ihnen auflastete, kamen sie gerade so über die Runden. Für den Elefanten und seinen sudanesischen Betreuer musste jedes Stammesmitglied ein paar Rial berappen, zumal es sich als notwendig erwies, ein Stück Weideland einzuzäunen. Erschwerend kam hinzu, dass niemand wusste, woher die Beduinen die finanziellen Mittel für den Bau einer Elefantenhütte und für den Lohn des Elefantenführers nehmen sollten. Jeden Tag wurde eine Familie beauftragt, für die täglichen Mahlzeiten des Elefantenführers zu sorgen. Für das Futter des Elefanten, der einen enormen Appetit an den Tag legte, musste jedes Stammesmitglied noch vor dem Morgengebet auf die Weide ziehen und mit der Sichel Gras und Buschwerk mähen. Zum Transport des Futters musste der Stamm darüber hinaus ein Maultier anschaffen.


Und so blieb es nicht aus, dass auf den Weideflächen in der ganzen Region bald kein Grashalm mehr spross. Erste Nomadenfamilien sahen sich gezwungen, ihre Sesshaftigkeit wieder gegen das unstete Umherwandern, wie die Beduinen des Stammes es in früheren Zeiten gewohnt waren, einzutauschen. Und so entfernten sie sich von ihren Hütten, um Futter für den unersättlichen Elefanten aufzutreiben. Bald waren auch die letzten, weit entfernt liegenden Weiden abgerast, und jetzt blieb ihnen nichts weiter übrig, als dem grauen Ungeheuer ihre Getreidefelder zu überlassen, die sie mühsam der Steppe abgerungen hatten. Mit Tränen in den vom Sand geröteten Augen sahen sie zu, wie sich ihre Felder in Wüste verwandelten. Stumm litten sie. Doch bald gelang es ihnen nicht mehr, ihre Kinder zu ernähren.


Not und Elend machten sich breit, und die Felder färbten sich von einem Tag zum anderen löwenfellgelb. Die Ziegen und Kühe gaben kaum noch Milch. Die Frauen konnten keine Butter mehr herstellen und die irdenen Krüge für die berühmte Nomadenbutter, die bei den Bewohnern von Marrakesch besonders im Fastenmonat Ramadan zur Zubereitung der Harira-Suppe begehrt ist, füllten sich mit Treibsand. Die Arbeit auf den Feldern war zum Erliegen gekommen, da nichts mehr gedieh, und der Hunger hielt Einzug bei dem Beduinenstamm. Schließlich empörten sich die Stammesfürsten und äußerten öffentlich ihren Missmut. Sie begaben sich zu ihrem Scheich und klagten ihm ihr Leid. Dem Scheich war ihre Not nicht entgangen. Er schlug den Notablen vor, eine Abordnung zum Sultan zu entsenden, um Seine Majestät zu bitten, den Elefanten in die Obhut eines anderen Stammes zu geben. Die Weisesten der Weisen wurden ausgesucht. Sie sollten dem Sultan ihre Anliegen mit diplomatischem Geschick vortragen und darauf achten, den Sultan auf keinen Fall zu verärgern. Bereits am nächsten Tag reiste die Abordnung in Richtung Marrakesch. Die Mitglieder der Delegation hatten sich herausgeputzt. Sie trugen traditionelle Burnusse aus Schafswolle, himmelblaue Ganduras, wallende, weite, knöchellange Umhänge, weiß leuchtende Turbane und zitronengelbe Babuschen.


Nach einer Tagesreise erreichte die kleine Karawane den Sultan
spalast. Ahmed der Goldene hatte die Beduinen schon von weitem gesehen. Sie wurden vom königlichen Zeremonienmeister empfangen. Dieser führte sie umgehend zum Sultan, der voller Ungeduld wartete.

Um sich gegenseitig Mut zu machen, hatten die Beduinen vereinbart, dem Sultan ihr Ansinnen gemeinsam vorzutragen. Jetzt, da sie vor dem mächtigsten Monarchen des Maghreb standen, verneigten sie sich ehrfurchtsvoll, wie es das Hofzeremoniell vorschreibt, und sprachen im Chor die Grußformel: „Gott möge das Leben unseres Herrschers schützen.“ Die Beduinen ließen sich im Schneidersitz auf dem mit Teppichen ausgelegten Boden nieder, selbstverständlich in respektvoller Entfernung von dem Erlauchtesten aller Erlauchten. Im Angesicht des mächtigen Sultans, der sie wohlwollend anlächelte, erstarrten sie in großer Ergriffenheit. Niemand wagte es, das Wort zu ergreifen.

Um dem peinlichen Schweigen ein Ende zu bereiten, nahm einer von ihnen seinen ganzen Mut zusammen und hob stotternd an: „Ma-ma-ma-jestä-tät, der, der Ele-le-le-fant…“ Weiter kam er nicht. Der Sultan neigte sich vor, und um seine nomadischen Gäste aus ihrer Verwirrung zu befreien, erkundigte er sich nach ihren Familien, und als er sah, dass sie sich immer noch nicht wohl in ihrer Haut fühlten, sagte er vieldeutig lächelnd: „Ihr seid sicherlich gekommen, um mir mitzuteilen, dass der Elefant sich langweilt, schließlich ist er ja ganz allein. Zweifellos braucht er eine Elefantenfrau. Nun gut, dem kann abgeholfen werden. Ich werde den Befehl erteilen, dass sofort Ausschau nach einer Lebensgefährtin für den armen Elefantenmann gehalten wird.“ 


Den Beduinen fuhr der Schreck in die Glieder. Sie starrten den Sultan mit offenen Mündern an. Ahmed der Goldene beruhigte sie und versicherte ihnen, dass sie schon bald eine Elefantenfrau erhalten würden. Er entließ sie gnädig, nicht ohne ihnen vorher für ihre Treue und ihren Eifer gedankt zu haben.

Aus „Märchenhaftes Marokko“ von Mourad Kusserow
http://www.kinzelbach-verlag.de  

Drucke diesen Beitrag

Information Praktische Reiseinformationen
Geschrieben von: Amira - 04.06.2018, 22:16 - Forum: Touristik und Reisen - Antworten (4)

Anreise: Mit dem Flugzeug, der Bahn oder Auto und Schiff. Mehrere Fährlinien verbinden Frankreich (ab Sète), Italien (ab Genua), Gibraltar und Spanien mit Marokko. Von der spanischen Südküste gibt es ganzjährig und mehrmals täglich.

Fähren: von Almería nach Nador bzw. Melilla, von Tarifa und Algeciras nach Tanger sowie von Algeciras nach Ceuta. Die schnellste Überfahrt dauert nur 30 Minuten.
Einreise: Deutsche Staatsbürger, die eine Pauschalreise gebucht haben, können mit Personalausweis und Hotelvoucher nach Marokko einreisen. Individualreisende benötigen nach wie vor einen Reisepass, der – vom Tag der Einreise an gerechnet – noch mind. sechs Monate gültig sein muss. Für Angehörige bestimmter Nationalitäten ist ein Visum erforderlich. Auskunft erteilt das marokkanische Konsulat. Kinder in Begleitung Erwachsener brauchen einen Kinderausweis.


Sprache: In Marokko spricht marokkanisch, französisch, Berberisch (Tamazight) und tlw. andere Dialekte. Marokkanisch ist ein Dialekt und ist eine Mischung aus Arabisch und Französisch. Für Urlauber ist sicher französisch  und englisch die erste Wahl. Durch die lange Protektoratszeit durch Frankreich ist französisch sehr verbreitet und bildet die zweite Amtssprache. In Hotels, Restaurants, aber auch an verschiedenen öffentlichen Urlaubsplätzen kann man sich tlw. mit Englisch gut verständigen. Deutsch ist nicht sehr verbreitet und ist daher eher abhängig von den einheimischen Kontakten zu Deutschland. Durch die offene und freundliche Art der Marokkaner kann man sich wie sonst auch im Rest der Welt mit Händen und Füßen verständigen.


Feiertage: Man unterscheidet weltliche und religiöse Feiertage. Letztere verschieben sich nach dem 354 Tage umfassenden Mondjahr jedes Jahr um zehn oder elf Tage nach vorne, so auch der Fastenmonat Ramadan. Die genauen Termine können Sie beim Fremdenverkehrsamt Marokko erfragen.
Gesetzliche Feiertage

  • 1. Januar (Neujahr)
  • 11. Januar (Unabhängigkeitserklärung)
  • 1. Mai (Tag der Arbeit)
  • 14. August (Oued Eddahab Tag)
  • 20. August (Tag der Revolution des Königs und des Volk)
  • 21. August (Geburtstag von König Mohammed VI)
  • 30. Juli (Tag der Thronbesteigung)
  • 20. August (Jahrestag der Revolution des Königs und des Volkes)
  • 21. August (Fest der Jugend am Geburtstag Seiner Majestät König Mohamed VI)
  • 6. November (Jahrestag des Grünen Marsches)
  • 18. November (Fest der Unabhängigkeit)
  • Islamische Feiertage:
  • Aïd al Fitr (Ende des Ramadan
  • Fatih Mouharram (Islamisches Neujahr)
  • Aïd Al-Mawlid (Geburtstag des Propheten)
  • Aïd Al adha

Geldautomaten: Geldautomaten gibt es in allen größeren Städten. Aufkleber geben an, welche Kredit und Bankkarten benutzt werden können.


Impfungen: Für Marokko sind keine Impfungen vorgeschrieben.


Kreditkarten: Kreditkarten werden weithin akzeptiert. Man sollte sich jedoch vorher vergewissern.


Post: Die marokkanische Post ist zuverlässig. Außerdem stehen private Kuriere wie DHL zur Verfügung.
Briefmarken gibt es in Postämtern und Tabakläden.


Strom: In der Regel 220 V Wechselstrom. Bei Reisen in entlegene Gebiete empfiehlt sich die Mitnahme eines Steckeradapters für Südeuropa.


Taxi: In Marokko gibt es zwei Arten von Taxis: „Petit Taxi“ (kleines Taxi) und „Grand Taxi“ (großes Taxi). Erstere sind wesentlich preiswerter, dürfen aber das Stadtgebiet nicht verlassen. Am Flughafen gibt es nur das „Grand Taxi“.


Telefon: Landes-Vorwahl Marokko: 00212 (Die 0 der Orts-Vorwahl entfällt in Verbindung mit der Landes-Vorwahl 212).


Vorwahlen: Casablanca: 0522, Rabat: 0537, Tanger und Mittelmeerküste: 0539, Marrakesch und Ouarzazate: 0524, Fes: 0535, Agadir: 0528


Währung: Währungseinheit ist der marokkanische Dirham (MAD), unterteilt in 100 Centimes. Banknoten gibt es in den Einheiten 20, 50, 100 und 200, Münzen in den Einheiten 10, 20 und 50 Centimes sowie und 5 Dirham.
11 Dirham entsprechen ungefähr 1 Euro. Die marokkanische Währung darf weder ein- noch ausgeführt werden.


Zeit: In Marokko gilt die Westeuropäische Zeit: im Winter MEZ minus 1 Stunde, im Sommer MEZ minus 2 Std.


Überarbeitung folgt!

Drucke diesen Beitrag

  Das Deutsche und das Marokkanische Familienrecht
Geschrieben von: Roman - 02.06.2018, 21:32 - Forum: Partnerschaften - Keine Antworten

Ausgabe 2006 in deutscher Sprache

Der erstmals im Jahr 1996 herausgebrachten Broschüre, lag das Anliegen zugrunde, den Partnern gemischtnationaler Ehen Einblick in die beiderseitigen Rechtsordnungen zu geben, weil nur dies es bei weltanschaulich so unterschiedlich vorgeprägten Systemen wie in Marokko und Deutschland ermöglicht, einzuschätzen, worauf man sich einlässt, und den Anschauungen des anderen mit Respekt zu begegnen.

Die Welt - das gilt sowohl für deutsches als auch für marokkanisches Recht – hat sich weiterentwickelt. Nach einer in einigen Punkten zu einer Verbesserung der Stellung der Frau führenden Reform im Jahr 1993 hat insbesondere Marokko sein Familienrecht - unter Beibehaltung islamischer Fundierung -moderneren gesellschaftlichen Erfordernissen und Vorstellungen angepasst und dabei vor allem die Rechte der Frauen wie auch von Kindern in wesentlichen Punkten verbessert. Die im offiziellen Bulletin Marokkos verkündete Moudawana ist seit dem Februar 2004 in Kraft und wird seit April 2004 angewendet.

Vorwort Prof. Dr. Abdelouhhab Tazi Saoud

Die Rechtsstellung der Frau in Marokko hat sich seit der Unabhängigkeit unseres Landes grundlegend geändert. Nachdem sie seit Jahrhunderten völlig zurückgezogen im Hause gelebt hatte, um ihre Familie zu versorgen, ihre Kinder zu erziehen und an erster Stelle sich um ihren Mann zu kümmern, hat sie ihre Situation allmählich verbessert und ihre Rechtsstellung in der Gesellschaft verändert.

Von jetzt an ist sie Wählerin, Ärztin, Rechtsanwältin, Richterin, Universitätsprofessorin, Unternehmerin, Ingenieurin, Diplomatin, Abgeordnete, Ministerin, Beamte, Verwaltungschefin und noch mehr... Kurz, sie ist ausnahmslos in allen gesellschaftlichen Bereichen präsent.

Nachdem sie lange Zeit hinter dem Herd verbannt war und vergessen war, erlangt sie ihre soziale und wirtschaftspolitische Würde wieder, die ihr ermöglicht, sich selbst zu verwirklichen und bei dem Aufbau der modernen marokkanischen Gesellschaft mitzuwirken. Die männliche, von Eifersucht geprägte Dominanz, die aus einer engstirnigen Interpretation der Gebote des Islams resultiert, ist im Allgemeinen nur ein Relikt aus alter Zeit.

Die moderne Zeitentwicklung und das Wiederaufleben des Themas, welche sie herausfordert und sogar verlangt, bedenken in reichlichem Maße die geistigen Revolutionen, die das Individuum, die Gesellschaft, die wissenschaftlichen und sozialen Errungenschaften zu Gunsten der neuen Generationen betreffen.

Die neuen Lektüren der Quellen der Charia (Koran, Sunna), die modernen Interpretationsversuche, der Konsens der Glaubensgelehrten (Ulèmas) dürfen künftig nicht mehr ausgeführt werden ohne Berücksichtigung der Zweckbestimmtheiten des islamischen liberalen Gesetzes, das die Gleichheit zwischen den Menschen und den Geschlechtern in dem Respekt vor dem Gesetz und der menschlichen Würde hervorheben.

Die aus einer vergangenen Epoche stammenden Gesetzesvorlagen in dem Bereich der Rechtsprechung, aus einem Gedankengut verbunden mit nicht mehr zeitgemäßen Ansichten und einer veralteten sozialen Lage, dürfen die islamische Gesellschaft in der Zeit der Interkulturalität und der Globalisierung nicht mehr weiter bestimmen.

Die zwingend notwendige Schaffung und das Vorantreiben einer neuen demokratischen Gesellschaft, die den modernen internen und externen Herausforderungen standhält, erfordern eine entscheidende Änderung der Mentalitäten und der Verhaltensweisen.

Die Umgestaltung der „Moudawana“ ist ein nötiger Schritt in Richtung auf die Demokratisierung und die Stabilität des Landes, beginnend mit der Schaffung und der Förderung einer soliden Rechtsstellung der Familie auf den Grundlagen der Demokratie und der rechtlichen und sozialen Gerichtsbarkeit, damit die Frau neben dem Mann an der Gründung und an dem Aufbau der neuen modernen marokkanischen Familie wirksam und gleichberechtigt teilnimmt.

Heutzutage durchlebt die islamische Gesellschaft im allgemeinen und insbesondere in Marokko eine schwierige Zeit der Herausforderungen und Veränderungen, die sie mit Begeisterung erfüllt in der Hoffnung, eine neue Ära der Verantwortung und der Freiheit im Zeichen der modernen Werte und der wohlbringenden Kreativität einleiten zu können.

Aus diesem Grunde hat der marokkanische Gesetzgeber einen historischen Schritt unternommen, der es nicht versäumt, den Kurs auf eine bessere Zukunft zu lenken, in der die Rechte der Frau geschützt, bestätigt und weitgehend respektiert werden.

Leseprobevon der Autorin

Nach deutschem Recht kommt die Ehe durch Eheschließung vor dem Standesbeamten, also nicht durch kirchliche Trauung zustande, und erfolgt in der Weise, dass die Verlobten vor dem Standesbeamten persönlich und bei gleichzeitiger Anwesenheit erklären, die Ehe miteinander eingehen zu wollen (§§ 1310, 1311 Bürgerliches Gesetzbuch = BGB). Zuständig ist im Grundsatz der Standesbeamte, in dessen Bezirk einer der Verlobten seinen Wohnsitz oder seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat (§ 6 II Personenstandsgesetz = PStG).

Die Verlobten haben die beabsichtigte Eheschließung bei dem zuständigen Standesbeamten anzumelden und müssen hierzu ihre Abstammungsurkunden sowie beglaubigte Abschriften des Familienbuchs oder Auszüge aus diesem vorlegen (§§ 4,5 PStG). Ausländer müssen im Grundsatz auch ein Zeugnis ihres Heimatstaates darüber beibringen, dass der Eheschließung nach dem Recht dieses Staates kein Ehehindernis entgegensteht (§ 1309 BGB). Da Marokko ein solches nicht ausstellt, muss Befreiung hiervon beantragt werden (vgl. Kap. 2.1.3.1).

Die Eheschließung ist im Beisein der Ehegatten und, wenn – was freigestellt ist – Zeugen hinzugezogen werden, auch in deren Gegenwart zu beurkunden, und in das Heiratsbuch einzutragen. Die Eintragung ist von den Ehegatten, den Zeugen und dem Standesbeamten zu unterschreiben (§ 9, 11 PStG). Anschließend erstellt der Standesbeamte das Familienbuch (§ 12 PStG), in das später auch alle weiteren die Ehe und Familie betreffenden Personenstands-Veränderungen eingetragen werden.

Eheschließung nach marokkanischem Recht

Nach marokkanischem Recht kommt die Ehe durch einen Vertrag zustande, durch den sich ein Mann und eine Frau zum gemeinsamen und dauernden ehelichen Leben verpflichten (Art. 4, 10 Code du Statut Personnel et des Successions = CSP). Die für eine Eheschließung erforderlichen Erklärungen werden nunmehr in Gegenwart beider Ehepartner in einer Sitzung den zur Entgegennahme zuständigen Adoulen abgegeben. Die Adoulen nehmen ein Feststellungsprotokoll auf (Art. 17 CSP). Bei diesen Adoulen wird auch der Ehevertrag – Angebot und Annahme – mit allen vereinbarten Bedingungen hinterlegt (Art. 13 Abs. 4 CSP).

Die Vertretung bei der Eheschließung ist zwar nach wie vor zulässig, aber an Erschwernisse und eine Ermächtigung durch den Richter gebunden (Art. 17 CSP).So muss der Auftrag (zur Vertretung) – anders als der Ehevertrag (vgl. Kap. 2.1.4.2) – den Betrag und die Fälligkeit der Morgengabe benennen (Art. 17 Nr. 5 CSP).Für Frauen gilt, dass sie sich zwar nicht mehr – wie bisher – durch einen Ehevormund (Wali) bei der Eheschließung vertreten lassen müssen (Art. 25 CSP); Frauen haben jedoch, wenn sie volljährig sind, ohne weitere Voraussetzungen das Optionsrecht, statt die Ehe persönlich abzuschließen, wie es ihnen Art. 25 CSP ermöglicht, sich durch ihren Vater oder einen seiner Verwandten vertreten zu lassen (Art. 24 CSP).

Die für die Eheschließung beizubringenden Dokumente (z.B. Gesundheitszeugnis, Ehefähigkeitszeugnis bei Ausländern, Genehmigung der Mehrehe, der Ehe mit einem zum Islam übergetretenen Verlobten sowie der Eheschließung vor Eintritt der gesetzlichen Volljährigkeit) werden von einem Richter beglaubigt und im Kanzleisekretariat des Familiengerichts der Eheschließung aufbewahrt (Art. 65 CSP). Der Richter ermächtigt die beiden zuständigen Adoulen zu der Beurkundung der Eheschließung. Diese nehmen die Eheschließungserklärungen der Verlobten entgegen und erstellen über den Eheschließungsakt eine Heiratsurkunde, die neben der Ermächtigung des Richters die maßgeblichen Angaben über die Identität der Partner, deren Eheschließungserklärungen, deren Status und Ehefähigkeit sowie die Erteilung erforderlicher Genehmigungen, die zwischen ihnen vereinbarten Bedingungen und ihre Unterschriften sowie diejenige des Vormunds ausweist, sofern es eines solchen bedurfte (Art. 67 CSP). Der Richter erklärt die Urkunde unter Beifügung seiner Siegel für gültig. Das Original erhält die Frau und eine Abschrift der Ehemann. Die Heiratsurkunde begründet den Beweis gültiger Eheschließung (Art. 16 Abs. 1 CSP) und wird in das örtliche Heiratsregister des Familiengerichts aufgenommen. Eine Abschrift geht an die Standesämter der Geburtsorte beider Eheleute. Bei Ausländerbeteiligung wird die Urkundensammlung an den Staatsanwalt bei dem Gericht 1. Instanz in Rabat übermittelt (Art. 69 CSP).

Die Heiratsurkunde weist bestimmte Merkmale aus, wie die Angaben zu den Personalien der Verlobten und eines zu der Eheschließung beauftragten oder wegen Minderjährigkeit eines Verlobten erforderlichen Ehevormundes, die Angebots- und Annahmeerklärung, Betrag und Fälligkeit der Morgengabe, sofern vereinbart, sowie die zum Gegenstand der Vereinbarung gemachten Bedingungen (Art. 67 CSP). Diesen Bedingungen, also dem Ehevertrag, kommt für die Ehe nach wie vor, wie noch ausgeführt wird, große Bedeutung zu.

Die Heiratsurkunde begründet den Beweis gültiger Eheschließung, wobei Parteien, bei denen die Eheschließung aus Gründen höherer Gewalt nicht fristgerecht registriert worden ist, also keine Heiratsurkunde vorgelegt werden kann, nunmehr binnen 5 Jahren seit In-Kraft-Treten des neuen Gesetzes Klage auf Anerkennung ihrer Eheschließung erheben können (Art. 16 CSP). Damit dürfte der – bislang als Nachweis der Eheschließung auch durch deutsche Gerichte berücksichtigten – Praxis der Boden entzogen sein, wonach früher bei Fehlen einer Heiratsurkunde auf den Nachweis eines traditionellen Verfahrens der Hinzuziehung von 12 Lafif-Zeugen und der Beurkundung ihrer Hinzuziehung durch die Adoulen zurückgegriffen wurde.

Die Autorin Gisela Wohlgemuth, 
Richterin am Oberlandesgericht Düsseldorf a.D.

Gisela Wohlgemuth Geboren in Berlin, verheiratet, ab 1965 im richterlichen Dienst, ab 1977 Richterin am Oberlandesgericht Düsseldorf, seit Jahren als Mitglied eines Senates für Familiensachen beim Oberlandesgericht (in 2. Instanz) tätig und in zunehmendem Maße auch mit Problemen der Scheidung gemischt-nationaler Ehen und der Folgeregelungen befasst (Anm. d. Red.: So im Fall einer deutsch-marokkanischen Ehe - siehe Urteile des 5. Familiensenates des OLG Düsseldorf aus 1992 - 5 UF 3/89 und 80/92). Nebenberuflich Mitglied des Deutschen Familiengerichtstages und der Wissenschaftlichen Vereinigung für Familienrecht sowie im standesrechtlichen Bereich der Richter (Richterbund) engagiert.

Kontaktadressen

Botschaft des Königreichs Marokko in Berlin
http://www.maec.gov.ma/berlin 
Niederwallstr. 39, 10117 Berlin

Sie können die Broschüre kostenlos anfordern:
Broschüre Familienrecht

Drucke diesen Beitrag